Dynamo-Trainer Weiße: "Außergewöhnliche Mentalität"

Mit der U 19 von Dynamo Dresden hat sich Trainer Willi Weiße (33) in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga im oberen Tabellendrittel etabliert. Der frühere Torhüter betreut sogar das abwehrstärkste Team der Liga. Im DFB.de-Interview spricht Weiße mit Mitarbeiter Ralf Debat über die positive Entwicklung seines Teams, kurze Wege bei Dynamo und seinen Ex-Klub 1. FC Union Berlin.

DFB.de: Kurz vor der Winterpause mischt Ihre Mannschaft in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga als Tabellenfünfter in der Spitzengruppe mit. Wie sehr überrascht Sie das, Herr Weiße?

Willi Weiße: Ich bin vor allem deshalb positiv überrascht, weil wir einen wahnsinnig bewegten Saisonverlauf hinter uns haben. Immer wieder mussten Spieler mit Corona-Infektionen pausieren. Hinzu kamen auch noch Verletzungsprobleme, sodass wir eigentlich nie auf den kompletten Kader zurückgreifen konnten. Von daher hat die Mannschaft bisher Tolles geleistet.

DFB.de: Durch die noch ausstehende Nachholpartie am heutigen Samstag beim VfL Osnabrück könnte Dynamo im besten Fall sogar auf Platz zwei oder drei überwintern. Ein lohnenswertes Ziel?

Weiße: Zugegeben: Wir hätten sicher nichts dagegen, uns noch ein wenig zu verbessern. Die Tabelle ist aber nicht unser primäres Ziel. Vielmehr geht es um die Weiterentwicklung der einzelnen Spieler und des Teams. Vor diesem Hintergrund bin ich glücklich, dass uns aktuell so viele Jungs zur Verfügung stehen wie während der gesamten Serie nicht. Bis auf drei Langzeitverletzte ist der Kader komplett. Wir freuen uns deshalb sehr auf das Spiel in Osnabrück und wollen eine gute Leistung abrufen. Das steht im Mittelpunkt.

DFB.de: Ambitionierte Klubs wie RB Leipzig, der Hamburger SV oder der VfL Wolfsburg müssen sich aktuell hinter Dynamo Dresden einordnen. Wie stolz macht Sie das?

Weiße: Wir sind grundsätzlich sehr froh darüber, dass wir uns mit solchen Vereinen messen dürfen und sie dann auch noch hinter uns lassen können. Das ist auch ein Beleg für die positive Entwicklung im gesamten Verein. Auch unsere U 17 spielt in der B-Junioren-Bundesliga eine sehr gute Rolle, mehrere Nachwuchsspieler von Dynamo wurden zuletzt bereits in Auswahlmannschaften des DFB berufen. Das ist eine tolle Sache.

DFB.de: Was zeichnet das Team in dieser Saison besonders aus?

Weiße: Ich hatte die schwierige Personallage schon angesprochen. Umso bemerkenswerter ist es, wie die Jungs sämtliche Rückschläge weggesteckt und immer wieder erfolgreich gegen Widerstände angekämpft haben. Das Team bringt eine außergewöhnliche Mentalität und einen ausgeprägten Wettkampfcharakter mit. Dazu sind die Jungs sehr fleißig und arbeiten intensiv daran, sich kontinuierlich zu verbessern.

DFB.de: Auffällig ist, dass es bislang ausschließlich Siege oder Niederlagen gab. Ein Unentschieden fehlt in der Bilanz. Wie erklären Sie sich das?

Weiße: Es liegt auf jeden Fall nicht daran, dass wir immer nur Hopp oder Top spielen, wenn Sie das meinen. (lacht) Ein Grund ist vielleicht, dass wir nur sehr wenige Gegentore bekommen und schon fünfmal zu Null gespielt haben. Das ist zumindest immer eine gute Basis, um den Platz als Sieger zu verlassen.

DFB.de: Mit insgesamt nur sieben Gegentreffern stellt Ihre Mannschaft die beste Abwehr der Liga. Legen Sie als früherer Torhüter besonderen Wert auf die Defensive?

Weiße: Besonderen Wert lege ich darauf eigentlich nicht. Es kommt vielmehr eher aus der Mentalität der Mannschaft heraus, die viel Energie und Leidenschaft investiert, um das eigene Tor zu verteidigen. Nach der ersten Saisonphase, in der uns nur recht wenige Treffer gelungen waren, lag unser Hauptaugenmerk im Training eigentlich eher auf der Offensive. Die defensive Stabilität ist jedoch erhalten geblieben und bildet eine stabile Grundlage für unser bisheriges Abschneiden.

DFB.de: Bei Dynamo ist die U 19 das älteste Nachwuchsteam, die nächste Stufe ist bereits der Profikader. Wie läuft der Austausch mit der Lizenzabteilung um Cheftrainer Alexander Schmidt?

Weiße: Wir haben eine sehr enge Verzahnung zwischen Lizenz- und Nachwuchsbereich. Das liegt unter anderem auch an unserer Infrastruktur. So nutzen wir dasselbe Gebäude, teilweise sind die Büros sogar auf einer Etage. Die Trainingsplätze liegen direkt nebeneinander. Das erleichtert natürlich den nahezu täglichen Austausch enorm.

DFB.de: Hilft es, dass Sie während der Saison 2019/2020 in der 2. Bundesliga zwischenzeitlich auch als Co-Trainer bei den Profis gearbeitet hatten?

Weiße: Dass ich viele Leute aus dem Funktionsteam gut kenne und einige persönliche Verbindungen bestehen, hilft sicherlich. Als entscheidendes Plus sehe ich aber - wie gesagt - die vom Verein geschaffenen Rahmenbedingungen an.

DFB.de: Welchen Spielern trauen Sie den Sprung in den Profifußball zu und worauf kommt es in erster Linie an?

Weiße: Es steckt mit Sicherheit viel Potenzial in unserem Team, zumal wir nur sieben Spieler aus dem älteren Jahrgang im Kader haben. Alle anderen können noch eine weitere Saison für die U 19 spielen und sich entsprechend entwickeln. Einige Jungs durften sich schon im Trainingsbetrieb der Profis zeigen und sind auf einem guten Weg. Grundsätzlich spielt beim Übergang in den Profibereich neben der fußballerischen Qualität vor allem der Kopf eine entscheidende Rolle: Bin ich bereit, an meine Grenzen oder sogar darüber hinaus zu gehen? Bin ich in der Lage, Widerstände zu überwinden? Dazu haben vor allem die Spieler gute Chancen, die über ein oder zwei herausragende Fähigkeiten in bestimmten Bereichen verfügen, also beispielsweise besonders schnell, technisch außergewöhnlich begabt, zweikampf- oder kopfballstark sind.

DFB.de: Sie arbeiten jetzt seit zweieinhalb Jahren für Dynamo Dresden. Wie gefällt es Ihnen im Verein und im Umfeld?

Weiße: Mir gefällt es bei Dynamo vor allem auch deshalb so gut, weil ein so offenes Miteinander herrscht. Ich durfte in dieser Zeit schon sehr viele wichtige Erfahrungen sammeln, habe einiges mitgemacht. Zwischenzeitlich war ich auch schon für den Profikader tätig und bin jetzt genauso froh, wieder im Nachwuchsbereich zu arbeiten.

DFB.de: Zuvor hatten Sie fast neun Jahre als Nachwuchstrainer für den 1. FC Union Berlin gearbeitet, von der U 14 bis zur U 19 fast alle Teams betreut. Die beiden Vereine gelten als besondere Rivalen. Mussten Sie deshalb den einen oder anderen Vorbehalt ausräumen?

Weiße: Gar nicht, ich wurde sofort sehr gut aufgenommen. Bei aller Rivalität muss man ja auch festhalten, dass gerade der 1. FC Union ein gutes Beispiel dafür ist, welche positive Entwicklung mit kontinuierlicher Arbeit möglich ist. Das wird auch in Dresden anerkannt.

DFB.de: Frühere Torhüter sind als Cheftrainer eher eine Ausnahme. Sie begannen Ihre Trainerlaufbahn allerdings schon im Alter von 19 Jahren. Wie kam es dazu?

Weiße: Es hat sich so entwickelt. In den ersten Jahren habe ich parallel zu meiner Trainertätigkeit auch noch selbst gespielt. Dabei habe ich aber gespürt, welche Freude mir der Job als Trainer bereitet, und mich deshalb nach meinem Schritt zum 1. FC Union darauf konzentriert. Damals war ich 22 Jahre, studierte auch noch Sport und Geschichte auf Lehramt. Ich habe aber gemerkt, dass mich die Arbeit als Trainer am meisten ausfüllt.

DFB.de: Schon seit 2016 sind Sie Inhaber der A-Lizenz. Streben Sie die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an?

Weiße: Das kann ich mir für die Zukunft sehr gut vorstellen. Als Trainer geht es schließlich auch um persönliche und inhaltliche Weiterentwicklung.

DFB.de: Was wünschen Sie sich sportlich für das neue Jahr?

Weiße: Vor allem viele gesunde Spieler, denn das ist das Wichtigste. Dazu hoffe ich, dass die positive Entwicklung der Mannschaft anhält und die Arbeit mit dem Team weiterhin so viel Spaß macht.

[mspw]

Mit der U 19 von Dynamo Dresden hat sich Trainer Willi Weiße (33) in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga im oberen Tabellendrittel etabliert. Der frühere Torhüter betreut sogar das abwehrstärkste Team der Liga. Im DFB.de-Interview spricht Weiße mit Mitarbeiter Ralf Debat über die positive Entwicklung seines Teams, kurze Wege bei Dynamo und seinen Ex-Klub 1. FC Union Berlin.

DFB.de: Kurz vor der Winterpause mischt Ihre Mannschaft in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga als Tabellenfünfter in der Spitzengruppe mit. Wie sehr überrascht Sie das, Herr Weiße?

Willi Weiße: Ich bin vor allem deshalb positiv überrascht, weil wir einen wahnsinnig bewegten Saisonverlauf hinter uns haben. Immer wieder mussten Spieler mit Corona-Infektionen pausieren. Hinzu kamen auch noch Verletzungsprobleme, sodass wir eigentlich nie auf den kompletten Kader zurückgreifen konnten. Von daher hat die Mannschaft bisher Tolles geleistet.

DFB.de: Durch die noch ausstehende Nachholpartie am heutigen Samstag beim VfL Osnabrück könnte Dynamo im besten Fall sogar auf Platz zwei oder drei überwintern. Ein lohnenswertes Ziel?

Weiße: Zugegeben: Wir hätten sicher nichts dagegen, uns noch ein wenig zu verbessern. Die Tabelle ist aber nicht unser primäres Ziel. Vielmehr geht es um die Weiterentwicklung der einzelnen Spieler und des Teams. Vor diesem Hintergrund bin ich glücklich, dass uns aktuell so viele Jungs zur Verfügung stehen wie während der gesamten Serie nicht. Bis auf drei Langzeitverletzte ist der Kader komplett. Wir freuen uns deshalb sehr auf das Spiel in Osnabrück und wollen eine gute Leistung abrufen. Das steht im Mittelpunkt.

DFB.de: Ambitionierte Klubs wie RB Leipzig, der Hamburger SV oder der VfL Wolfsburg müssen sich aktuell hinter Dynamo Dresden einordnen. Wie stolz macht Sie das?

Weiße: Wir sind grundsätzlich sehr froh darüber, dass wir uns mit solchen Vereinen messen dürfen und sie dann auch noch hinter uns lassen können. Das ist auch ein Beleg für die positive Entwicklung im gesamten Verein. Auch unsere U 17 spielt in der B-Junioren-Bundesliga eine sehr gute Rolle, mehrere Nachwuchsspieler von Dynamo wurden zuletzt bereits in Auswahlmannschaften des DFB berufen. Das ist eine tolle Sache.

DFB.de: Was zeichnet das Team in dieser Saison besonders aus?

Weiße: Ich hatte die schwierige Personallage schon angesprochen. Umso bemerkenswerter ist es, wie die Jungs sämtliche Rückschläge weggesteckt und immer wieder erfolgreich gegen Widerstände angekämpft haben. Das Team bringt eine außergewöhnliche Mentalität und einen ausgeprägten Wettkampfcharakter mit. Dazu sind die Jungs sehr fleißig und arbeiten intensiv daran, sich kontinuierlich zu verbessern.

DFB.de: Auffällig ist, dass es bislang ausschließlich Siege oder Niederlagen gab. Ein Unentschieden fehlt in der Bilanz. Wie erklären Sie sich das?

Weiße: Es liegt auf jeden Fall nicht daran, dass wir immer nur Hopp oder Top spielen, wenn Sie das meinen. (lacht) Ein Grund ist vielleicht, dass wir nur sehr wenige Gegentore bekommen und schon fünfmal zu Null gespielt haben. Das ist zumindest immer eine gute Basis, um den Platz als Sieger zu verlassen.

DFB.de: Mit insgesamt nur sieben Gegentreffern stellt Ihre Mannschaft die beste Abwehr der Liga. Legen Sie als früherer Torhüter besonderen Wert auf die Defensive?

Weiße: Besonderen Wert lege ich darauf eigentlich nicht. Es kommt vielmehr eher aus der Mentalität der Mannschaft heraus, die viel Energie und Leidenschaft investiert, um das eigene Tor zu verteidigen. Nach der ersten Saisonphase, in der uns nur recht wenige Treffer gelungen waren, lag unser Hauptaugenmerk im Training eigentlich eher auf der Offensive. Die defensive Stabilität ist jedoch erhalten geblieben und bildet eine stabile Grundlage für unser bisheriges Abschneiden.

DFB.de: Bei Dynamo ist die U 19 das älteste Nachwuchsteam, die nächste Stufe ist bereits der Profikader. Wie läuft der Austausch mit der Lizenzabteilung um Cheftrainer Alexander Schmidt?

Weiße: Wir haben eine sehr enge Verzahnung zwischen Lizenz- und Nachwuchsbereich. Das liegt unter anderem auch an unserer Infrastruktur. So nutzen wir dasselbe Gebäude, teilweise sind die Büros sogar auf einer Etage. Die Trainingsplätze liegen direkt nebeneinander. Das erleichtert natürlich den nahezu täglichen Austausch enorm.

DFB.de: Hilft es, dass Sie während der Saison 2019/2020 in der 2. Bundesliga zwischenzeitlich auch als Co-Trainer bei den Profis gearbeitet hatten?

Weiße: Dass ich viele Leute aus dem Funktionsteam gut kenne und einige persönliche Verbindungen bestehen, hilft sicherlich. Als entscheidendes Plus sehe ich aber - wie gesagt - die vom Verein geschaffenen Rahmenbedingungen an.

DFB.de: Welchen Spielern trauen Sie den Sprung in den Profifußball zu und worauf kommt es in erster Linie an?

Weiße: Es steckt mit Sicherheit viel Potenzial in unserem Team, zumal wir nur sieben Spieler aus dem älteren Jahrgang im Kader haben. Alle anderen können noch eine weitere Saison für die U 19 spielen und sich entsprechend entwickeln. Einige Jungs durften sich schon im Trainingsbetrieb der Profis zeigen und sind auf einem guten Weg. Grundsätzlich spielt beim Übergang in den Profibereich neben der fußballerischen Qualität vor allem der Kopf eine entscheidende Rolle: Bin ich bereit, an meine Grenzen oder sogar darüber hinaus zu gehen? Bin ich in der Lage, Widerstände zu überwinden? Dazu haben vor allem die Spieler gute Chancen, die über ein oder zwei herausragende Fähigkeiten in bestimmten Bereichen verfügen, also beispielsweise besonders schnell, technisch außergewöhnlich begabt, zweikampf- oder kopfballstark sind.

DFB.de: Sie arbeiten jetzt seit zweieinhalb Jahren für Dynamo Dresden. Wie gefällt es Ihnen im Verein und im Umfeld?

Weiße: Mir gefällt es bei Dynamo vor allem auch deshalb so gut, weil ein so offenes Miteinander herrscht. Ich durfte in dieser Zeit schon sehr viele wichtige Erfahrungen sammeln, habe einiges mitgemacht. Zwischenzeitlich war ich auch schon für den Profikader tätig und bin jetzt genauso froh, wieder im Nachwuchsbereich zu arbeiten.

DFB.de: Zuvor hatten Sie fast neun Jahre als Nachwuchstrainer für den 1. FC Union Berlin gearbeitet, von der U 14 bis zur U 19 fast alle Teams betreut. Die beiden Vereine gelten als besondere Rivalen. Mussten Sie deshalb den einen oder anderen Vorbehalt ausräumen?

Weiße: Gar nicht, ich wurde sofort sehr gut aufgenommen. Bei aller Rivalität muss man ja auch festhalten, dass gerade der 1. FC Union ein gutes Beispiel dafür ist, welche positive Entwicklung mit kontinuierlicher Arbeit möglich ist. Das wird auch in Dresden anerkannt.

DFB.de: Frühere Torhüter sind als Cheftrainer eher eine Ausnahme. Sie begannen Ihre Trainerlaufbahn allerdings schon im Alter von 19 Jahren. Wie kam es dazu?

Weiße: Es hat sich so entwickelt. In den ersten Jahren habe ich parallel zu meiner Trainertätigkeit auch noch selbst gespielt. Dabei habe ich aber gespürt, welche Freude mir der Job als Trainer bereitet, und mich deshalb nach meinem Schritt zum 1. FC Union darauf konzentriert. Damals war ich 22 Jahre, studierte auch noch Sport und Geschichte auf Lehramt. Ich habe aber gemerkt, dass mich die Arbeit als Trainer am meisten ausfüllt.

DFB.de: Schon seit 2016 sind Sie Inhaber der A-Lizenz. Streben Sie die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an?

Weiße: Das kann ich mir für die Zukunft sehr gut vorstellen. Als Trainer geht es schließlich auch um persönliche und inhaltliche Weiterentwicklung.

DFB.de: Was wünschen Sie sich sportlich für das neue Jahr?

Weiße: Vor allem viele gesunde Spieler, denn das ist das Wichtigste. Dazu hoffe ich, dass die positive Entwicklung der Mannschaft anhält und die Arbeit mit dem Team weiterhin so viel Spaß macht.

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