Duell mit Union: Als St. Pauli noch eine Klasse höher spielte

In diesem Jahr hat es im DFB-Pokal besonders viele Überraschungen gegeben. Auch das Teilnehmerfeld im Viertelfinale, in dem gleich vier Zweitligisten stehen, ist eine Überraschung. Das Fehlen von Traditionsklubs und klassischen Pokalmannschaften hat zur Folge, dass es zu Paarungen kommt, die es im Pokal eher selten gab. Hannover 96 und RB Leipzig treffen sich gar erstmals. Zwei wurden jeweils einmal aufgelegt, eine immerhin fünfmal - inklusive eines Endspiels. DFB.de erzählt ihre (Kurz-) Geschichte.

1994: St. Pauli gewinnt Erstrundenpartie bei Union

In die Partie heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) zwischen Union Berlin und dem FC St. Pauli gehen die Gastgeber als Favorit, immerhin spielen sie eine Klasse höher. Das war vor über 27 Jahren noch umgekehrt. St. Pauli spielte zwar auch 1994 in der 2. Bundesliga, Union jedoch war als Regionalligist drittklassig und hatte den Berliner Verbandspokal gewonnen. Das berechtigte zur Teilnahme an der ersten Hauptrunde, in die die Berliner mit einem kleinen Vorteil gingen: Ihre Saison hatte schon begonnen, während die zweite Liga noch in der Endphase der Vorbereitung steckte.

Pauli-Trainer Uli Maslo experimentierte noch mit der Viererkette und war wütend über eine 1:6-Klatsche gegen Vizemeister 1. FC Kaiserslautern, weshalb er im Pokal wieder mit Libero antrat. Union wurde von Frank Engel betreut, dem langjährigen Juniorenauswahltrainer der DDR. Am 13. August 1994 trafen die Mannschaften in der Wuhlheide aufeinander, nur 4230 Menschen interessierten sich für die Partie. Die schien früh entschieden, der Favorit führte zur Pause durch Treffer von Jens Scharping und Bernd Hollerbach mit 2:0, aber dann kam Eisern Union auf. Der Anschlusstreffer von Goran Markov (60.) sorgte für neue Spannung, und man sah Maslo immer häufiger gestikulierend und rufend am Seitenrand. Selbst nach dem 1:3 von Dariusz Szubert (83.) war der Sack noch nicht zu. "In der zweiten Hälfte zeigte Union das wahre Gesicht", schrieb der kicker. Immerhin kamen die Berliner noch zum 2:3 durch Thoralf Bennert per Foulelfmeter (86.). Dabei waren sie zu diesem Zeitpunkt nach Antoni Jelens Platzverweis (77.) bereits dezimiert. Schiedsrichter Keßler aus Jena zückte zudem sechs Gelbe Karten, eine ging an den späteren Bundesliga-Profi Sergej Barbarez, der noch am Anfang seiner Karriere stand.

St. Pauli musste vier Wochen später im Pokal übrigens wieder nach Berlin, nun zu Tennis Borussia - und wieder gewannen die Kiez-Kicker, dieses Mal 4:3. Erst im Viertelfinale endete die damalige Pokalreise.

KSC schlägt den HSV im Pokalfinale 1956

Im vierten Jahr seiner Austragung führte der Pokal den Hamburger SV und den Karlsruher SC bereits zusammen. Am 5. August 1956, sieben Jahre vor Gründung der Bundesliga, bestritten die beiden Oberligisten das DFB-Pokalfinale. Der KSC war Titelverteidiger und Vizemeister, aber der HSV angesichts der namhafteren Spieler Favorit. Dabei genoss der KSC sogar Heimvorteil, ein echtes Novum der Pokalgeschichte. Der Wildpark war seltsamerweise bei weitem nicht ausverkauft, nur 25.000 füllten die Ränge. Immerhin hatte Bundestrainer Sepp Herberger den Weg ins Stadion gefunden, sein Augenmerk galt neben HSV-Stürmer Uwe Seeler auch dem KSC-Linksaußen Berni Termath. Beide schien das zu motivieren, Seeler traf nach 16 Minuten für den HSV, Termath glich aus (40.) und erzielte das 2:1 (62.). Die Entscheidung durch den Luxemburger Antoine Kohn (86.) entsprang seiner Vorarbeit. Auf Herbergers Anwesenheit angesprochen, zischte er: "Das ist mir wurscht, Hauptsache wir haben den Pokal!" Es sollte der bis heute letzte Titel des KSC sein.

Immerhin war es ein gutes Omen für die künftigen Treffen. Drei von vier Partien gegen den HSV fanden im Wildpark statt, alle gewann der KSC: Am 11. September 1992 in einem reinen Bundesligaduell mit 4:2 nach 1:2-Rückstand, am 31. Oktober 2000 als Zweitligist 1:0 und am 19. August 2012 gar sensationell als Drittligist gegen den da noch amtierenden Bundesliga-Dino mit 4:2. Nur das einzige Gastspiel im Volkspark, wo Mittwoch wieder gespielt wird, ging an den HSV - und wie. Der kommende Meister zerpflückte den KSC im Achtelfinale am 26. Januar 1982 mit 6:1. Horst Hrubesch traf schon in der 1. Minute und ebenso doppelt wie Nationalverteidiger Manfred Kaltz. Noch gilt: In diesem Spiel gewinnt im Pokal stets der Gastgeber.

2004: Freiburg dreht enge Partie gegen Bochum

In der Saison 2004/2005 gingen der VfL Bochum und der SC Freiburg gemeinsam in die 2. Bundesliga. Davon ahnten sie noch nichts, als sie gleich in der zweiten Pokalrunde am 21. September 2004 aufeinander trafen. Schließlich waren beide nach fünf Spieltagen noch ungeschlagen und Tabellennachbarn (7./8.). Den SC coachte Volker Finke, den VfL Kult-Coach Peter Neururer, mit dem Bochum in den UEFA-Pokal eingezogen war.

Besonders reizvoll erschien die Partie den Fans nicht, nur 7500 kamen an einem Dienstagabend ins Breisgau-Stadion. Der VfL ging durch Tommy Bechmann (24.) und Zlatan Misimovic (53., Elfmeter) zweimal in Führung und traf noch zweimal den Pfosten. Der SCF glich durch Sascha Riether (40.) und Joker Regis Dorn in letzter Minute aus. Unmittelbar zuvor hatte Neururer sein Auswechselkontingent erschöpft, in der Verlängerung konnte Bochum nicht mehr nachlegen. "Den Schuh zieh ich mir an", gestand Neururer, denn Freiburg kam mit der zweiten Luft zum Sieg. Auch das 3:2 ging auf Dorns Konto, der Joker stach in der 116. Minute erneut. Neururer stöhnte: "Bis aufs Ergebnis haben wir Großes geleistet. Ich habe noch nie ein Spiel erlebt das wir so dominiert und doch verloren haben." Kollege Volker Finke gestand zwar ein, etwas Glück gehabt zu haben, "aber wir müssen uns auch nicht dafür schämen so ein Spiel umgebogen zu haben."

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In diesem Jahr hat es im DFB-Pokal besonders viele Überraschungen gegeben. Auch das Teilnehmerfeld im Viertelfinale, in dem gleich vier Zweitligisten stehen, ist eine Überraschung. Das Fehlen von Traditionsklubs und klassischen Pokalmannschaften hat zur Folge, dass es zu Paarungen kommt, die es im Pokal eher selten gab. Hannover 96 und RB Leipzig treffen sich gar erstmals. Zwei wurden jeweils einmal aufgelegt, eine immerhin fünfmal - inklusive eines Endspiels. DFB.de erzählt ihre (Kurz-) Geschichte.

1994: St. Pauli gewinnt Erstrundenpartie bei Union

In die Partie heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) zwischen Union Berlin und dem FC St. Pauli gehen die Gastgeber als Favorit, immerhin spielen sie eine Klasse höher. Das war vor über 27 Jahren noch umgekehrt. St. Pauli spielte zwar auch 1994 in der 2. Bundesliga, Union jedoch war als Regionalligist drittklassig und hatte den Berliner Verbandspokal gewonnen. Das berechtigte zur Teilnahme an der ersten Hauptrunde, in die die Berliner mit einem kleinen Vorteil gingen: Ihre Saison hatte schon begonnen, während die zweite Liga noch in der Endphase der Vorbereitung steckte.

Pauli-Trainer Uli Maslo experimentierte noch mit der Viererkette und war wütend über eine 1:6-Klatsche gegen Vizemeister 1. FC Kaiserslautern, weshalb er im Pokal wieder mit Libero antrat. Union wurde von Frank Engel betreut, dem langjährigen Juniorenauswahltrainer der DDR. Am 13. August 1994 trafen die Mannschaften in der Wuhlheide aufeinander, nur 4230 Menschen interessierten sich für die Partie. Die schien früh entschieden, der Favorit führte zur Pause durch Treffer von Jens Scharping und Bernd Hollerbach mit 2:0, aber dann kam Eisern Union auf. Der Anschlusstreffer von Goran Markov (60.) sorgte für neue Spannung, und man sah Maslo immer häufiger gestikulierend und rufend am Seitenrand. Selbst nach dem 1:3 von Dariusz Szubert (83.) war der Sack noch nicht zu. "In der zweiten Hälfte zeigte Union das wahre Gesicht", schrieb der kicker. Immerhin kamen die Berliner noch zum 2:3 durch Thoralf Bennert per Foulelfmeter (86.). Dabei waren sie zu diesem Zeitpunkt nach Antoni Jelens Platzverweis (77.) bereits dezimiert. Schiedsrichter Keßler aus Jena zückte zudem sechs Gelbe Karten, eine ging an den späteren Bundesliga-Profi Sergej Barbarez, der noch am Anfang seiner Karriere stand.

St. Pauli musste vier Wochen später im Pokal übrigens wieder nach Berlin, nun zu Tennis Borussia - und wieder gewannen die Kiez-Kicker, dieses Mal 4:3. Erst im Viertelfinale endete die damalige Pokalreise.

KSC schlägt den HSV im Pokalfinale 1956

Im vierten Jahr seiner Austragung führte der Pokal den Hamburger SV und den Karlsruher SC bereits zusammen. Am 5. August 1956, sieben Jahre vor Gründung der Bundesliga, bestritten die beiden Oberligisten das DFB-Pokalfinale. Der KSC war Titelverteidiger und Vizemeister, aber der HSV angesichts der namhafteren Spieler Favorit. Dabei genoss der KSC sogar Heimvorteil, ein echtes Novum der Pokalgeschichte. Der Wildpark war seltsamerweise bei weitem nicht ausverkauft, nur 25.000 füllten die Ränge. Immerhin hatte Bundestrainer Sepp Herberger den Weg ins Stadion gefunden, sein Augenmerk galt neben HSV-Stürmer Uwe Seeler auch dem KSC-Linksaußen Berni Termath. Beide schien das zu motivieren, Seeler traf nach 16 Minuten für den HSV, Termath glich aus (40.) und erzielte das 2:1 (62.). Die Entscheidung durch den Luxemburger Antoine Kohn (86.) entsprang seiner Vorarbeit. Auf Herbergers Anwesenheit angesprochen, zischte er: "Das ist mir wurscht, Hauptsache wir haben den Pokal!" Es sollte der bis heute letzte Titel des KSC sein.

Immerhin war es ein gutes Omen für die künftigen Treffen. Drei von vier Partien gegen den HSV fanden im Wildpark statt, alle gewann der KSC: Am 11. September 1992 in einem reinen Bundesligaduell mit 4:2 nach 1:2-Rückstand, am 31. Oktober 2000 als Zweitligist 1:0 und am 19. August 2012 gar sensationell als Drittligist gegen den da noch amtierenden Bundesliga-Dino mit 4:2. Nur das einzige Gastspiel im Volkspark, wo Mittwoch wieder gespielt wird, ging an den HSV - und wie. Der kommende Meister zerpflückte den KSC im Achtelfinale am 26. Januar 1982 mit 6:1. Horst Hrubesch traf schon in der 1. Minute und ebenso doppelt wie Nationalverteidiger Manfred Kaltz. Noch gilt: In diesem Spiel gewinnt im Pokal stets der Gastgeber.

2004: Freiburg dreht enge Partie gegen Bochum

In der Saison 2004/2005 gingen der VfL Bochum und der SC Freiburg gemeinsam in die 2. Bundesliga. Davon ahnten sie noch nichts, als sie gleich in der zweiten Pokalrunde am 21. September 2004 aufeinander trafen. Schließlich waren beide nach fünf Spieltagen noch ungeschlagen und Tabellennachbarn (7./8.). Den SC coachte Volker Finke, den VfL Kult-Coach Peter Neururer, mit dem Bochum in den UEFA-Pokal eingezogen war.

Besonders reizvoll erschien die Partie den Fans nicht, nur 7500 kamen an einem Dienstagabend ins Breisgau-Stadion. Der VfL ging durch Tommy Bechmann (24.) und Zlatan Misimovic (53., Elfmeter) zweimal in Führung und traf noch zweimal den Pfosten. Der SCF glich durch Sascha Riether (40.) und Joker Regis Dorn in letzter Minute aus. Unmittelbar zuvor hatte Neururer sein Auswechselkontingent erschöpft, in der Verlängerung konnte Bochum nicht mehr nachlegen. "Den Schuh zieh ich mir an", gestand Neururer, denn Freiburg kam mit der zweiten Luft zum Sieg. Auch das 3:2 ging auf Dorns Konto, der Joker stach in der 116. Minute erneut. Neururer stöhnte: "Bis aufs Ergebnis haben wir Großes geleistet. Ich habe noch nie ein Spiel erlebt das wir so dominiert und doch verloren haben." Kollege Volker Finke gestand zwar ein, etwas Glück gehabt zu haben, "aber wir müssen uns auch nicht dafür schämen so ein Spiel umgebogen zu haben."

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