Duell der Halbfinalspezialisten

Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) treffen sich RB Leipzig und der 1. FC Union Berlin im Halbfinale um den DFB-Pokal. Stammgäste sind sie dort nicht, aber sie stehen nicht zum ersten Mal in der Vorschlussrunde und haben dort überwiegend gute Erfahrungen gesammelt. DFB.de blickt zurück.

Den Verein RB Leipzig gibt es erst seit 2009, seit sechs Jahren spielt er in der Bundesliga. So gesehen ist es sehr beachtlich, dass er zum dritten Mal im Halbfinale des DFB-Pokals steht. Bisher haben die Sachsen eine weiße Weste: wenn sie so weit kamen, kamen sie auch ins Endspiel – das sie dann allerdings verloren. 2019 unter Trainer Ralf Rangnick lösten sie das Finalticket durch ein 3:1 beim Zweitligisten Hamburger SV.

Yussuf Poulsen brachte den Favoriten an jenem April-Dienstag 2019 per  Kopf in Führung (12.), doch Bakary Jatta glich alsbald aus (24.). Sein sehenswerter Schlenzer über den zu weit vor dem Kasten stehenden Petr Gulacsi riss die Fans von den Sitzen, zuvor hatte er dem nachlässigen Kevin Kampl den Ball abgejagt.

Forsberg macht erstes Finale klar

Mit 1:1 ging es in die Kabinen, die Hoffnung der 52.000 im Volkspark auf eine Berlin-Reise stieg. Ein HSV-Spieler machte sie zunichte, Vasilije Janjicic unterlief nach Poulsens Hereingabe ein Eigentor (54.) aus kurzer Distanz und Emil Forsberg (72.) sorgte mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze für die Entscheidung.

Im Endspiel waren die Bayern dann ein Nummer zu groß (0:3). Es war das bis dato letzte mit Zuschauern im Olympiastadion.

Zwei Jahre später, Corona regierte längst, führte Julian Nagelsmann die Roten Bullen nach Berlin. Diesmal war es knapper, bei Werder Bremen benötigten sie eine Verlängerung, um mit 2:1 zu obsiegen. Und es gab auffällige Parallelen zum ersten Halbfinale von RB, was freilich nicht für die Rahmenbedingungen galt. Dieser Sieg wurde in einem leeren Stadion errungen, es war ja die Zeit der Geisterspiele.

Wieder Forsberg, wieder Finale

Auch am 30. April 2021 war RB in Führung gegangen, allerdings erst in der 93. Minute – die reguläre Spielzeit war an Höhepunkten eher arm. Dann vollendete Hee-Che Hwang eine Kombination über sechs Stationen mit links zum 0:1. Doch wie in Hamburg patzte ein Leipziger beim Versuch, zum Keeper zurückzuspielen. Upamecanos Pass geriet zu kurz, Leonardo Bittencourt spritzte dazwischen, umkurvte Gulasci und traf gekonnt aus spitzem Winkel. Doch RB kam zurück und wie in Hamburg war Forsberg der Matchwinner: in der ersten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung drückte er Hwangs Kopfballvorlage artistisch über die Linie und Nagelsmann konnte das Duell der temperamentvollen Jung-Trainer (gegen Florian Kohfeldt) als gewonnen verbuchen.

Im Finale setzten sich die Parallelen zu 2019 fort: diesmal setzte es eine 1:4-Packung, wenn auch gegen Borussia Dortmund.

Heute wird man sehen, ob der Halbfinalbonus Bestand haben wird. Nur international haben sie keinen, aber ein Aus in der Champions League 2020 gegen PSG Paris wertet bei RB niemand als Schande.

Unions Premiere vor 21 Jahren

Union Berlin steht erst zum zweiten Mal im Halbfinale des DFB-Pokals. Die Premiere liegt 21 Jahre zurück. Schon dreieinhalb Monate vor dem Finale stieg am Dienstag, den 6. Februar 2001, das Halbfinale gegen den designierten Bundesligaaufsteiger Borussia Mönchengladbach. Dessen Trainer Hans Meyer erlebte zum zweiten Mal nach dem Reinfall gegen die "Hertha-Bubis", also die zweite Mannschaft von Hertha BSC, eine Halbfinalpleite gegen einen Drittligisten, der Union in jener Saison noch war.

Es zeigte keine Scheu vor dem Zweitligisten mit dem großen Namen, war "kampfstärker, entschlossener, aggressiver" (Kicker) und schon bald in Führung: Bozidar Djurkovic glückte das 1:0 (27.) mit einem Rechtsschuss, das auch den Pausenstand bedeutete.

Die Ansprache von Hans Meyer wirkte offenbar, Borussia drehte auf und war Berlin – also dem Finale – ganz nahe, als Arie van Lent binnen sechs Minuten (61., 67.) die Union-Führung in ein 1:2 umwandelte. Ein Kopfball von Kapitän Steffen Menze (80.), der nach halbjähriger Verletzungspause sein Comeback gab, sorgte jedoch wieder für Gleichstand und Freudenfeste auf den vollbesetzten Rängen (18.100 Zuschauer) in der Alten Försterei. Weil auch in der Verlängerung kein Tor mehr dazu kam, kam es zum Elfmeterschießen, was Union vor jedem Pokalspiel jeweils 30 Minuten geübt hatte. Es sollte sich auszahlen, Torwart Sven Beuckert hielt gleich die ersten Schüsse von van Lent und Max Eberl und legte die Basis für das 4:2.

Fernsehstudium als Schlüssel

Beuckerts TV-Studium machte sich bezahlt, "die Ecke von van Lent habe ich mir bei seinem Schuss in Duisburg gemerkt." Union verwandelte alle Elfmeter, den entscheidenden versenkte Ronny Nikol gegen den berühmten Elfmetertöter Uwe Kamps. Sein Trainer Wassilev freute sich: "Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen: mit dieser Mannschaft in Deutschland im Finale zu stehen." Das endete dann 0:2 gegen den Meister der Herzen, Schalke 04, und war dennoch zweifellos ein Ruhmesblatt in der Vereinsgeschichte.

In der finden sich weitere Erfolgserlebnisse im Pokal, freilich vor allem in dem des anderen Deutschland. Im FDGB-Pokal der DDR zog Union 1968 durch ein 2:1 im Lokalderby gegen Vorwärts Berlin ins Finale ein und holte gegen Carl Zeiss Jena sogar erstmals den Pokal.

Überraschung in Dresden

1986 kam es gegen Dynamo Dresden zu zwei Partien, die dem Modus von Hin- und Rückspielen geschuldet waren. Nach dem Hinspiel sah es schlecht aus, Dynamo gewann in Köpenick mit 2:1. Doch am 6. Mai wendete Union unter Trainer Karl Schäffner das Blatt und zog mit einem furiosen 4:3 dank der Auswärtstorregelung ins Finale ein. Dabei hatte Dynamo bis 25 Minuten vor Schluss 3:1 geführt, Matthias Sammer war unter den Torschützen. Doch die Eisernen glaubten an ihre Chance, schossen binnen zehn Minuten durch Ralph Sträßer, Ralf Probst und Rene Unglaube drei Tore und ließen ungläubige Dresdner zurück. Im Finale gab es dann aber ein böses Erwachen – 1:5 gegen den BFC Dynamo.

Erst 1991 riss Unions Halbfinalserie. Bei der letzten Ausspielung des NOFV-Pokals, der trotz vollzogener Einheit am 3. Oktober 1990 noch ausgespielt wurde, setzte es ein 0:2 in Eisenhüttenstadt. Es ist die einzige von sechs Halbfinalniederlagen, die sich in den Pokalchroniken der Kontrahenten findet. Heute muss eine dazu kommen…

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Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) treffen sich RB Leipzig und der 1. FC Union Berlin im Halbfinale um den DFB-Pokal. Stammgäste sind sie dort nicht, aber sie stehen nicht zum ersten Mal in der Vorschlussrunde und haben dort überwiegend gute Erfahrungen gesammelt. DFB.de blickt zurück.

Den Verein RB Leipzig gibt es erst seit 2009, seit sechs Jahren spielt er in der Bundesliga. So gesehen ist es sehr beachtlich, dass er zum dritten Mal im Halbfinale des DFB-Pokals steht. Bisher haben die Sachsen eine weiße Weste: wenn sie so weit kamen, kamen sie auch ins Endspiel – das sie dann allerdings verloren. 2019 unter Trainer Ralf Rangnick lösten sie das Finalticket durch ein 3:1 beim Zweitligisten Hamburger SV.

Yussuf Poulsen brachte den Favoriten an jenem April-Dienstag 2019 per  Kopf in Führung (12.), doch Bakary Jatta glich alsbald aus (24.). Sein sehenswerter Schlenzer über den zu weit vor dem Kasten stehenden Petr Gulacsi riss die Fans von den Sitzen, zuvor hatte er dem nachlässigen Kevin Kampl den Ball abgejagt.

Forsberg macht erstes Finale klar

Mit 1:1 ging es in die Kabinen, die Hoffnung der 52.000 im Volkspark auf eine Berlin-Reise stieg. Ein HSV-Spieler machte sie zunichte, Vasilije Janjicic unterlief nach Poulsens Hereingabe ein Eigentor (54.) aus kurzer Distanz und Emil Forsberg (72.) sorgte mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze für die Entscheidung.

Im Endspiel waren die Bayern dann ein Nummer zu groß (0:3). Es war das bis dato letzte mit Zuschauern im Olympiastadion.

Zwei Jahre später, Corona regierte längst, führte Julian Nagelsmann die Roten Bullen nach Berlin. Diesmal war es knapper, bei Werder Bremen benötigten sie eine Verlängerung, um mit 2:1 zu obsiegen. Und es gab auffällige Parallelen zum ersten Halbfinale von RB, was freilich nicht für die Rahmenbedingungen galt. Dieser Sieg wurde in einem leeren Stadion errungen, es war ja die Zeit der Geisterspiele.

Wieder Forsberg, wieder Finale

Auch am 30. April 2021 war RB in Führung gegangen, allerdings erst in der 93. Minute – die reguläre Spielzeit war an Höhepunkten eher arm. Dann vollendete Hee-Che Hwang eine Kombination über sechs Stationen mit links zum 0:1. Doch wie in Hamburg patzte ein Leipziger beim Versuch, zum Keeper zurückzuspielen. Upamecanos Pass geriet zu kurz, Leonardo Bittencourt spritzte dazwischen, umkurvte Gulasci und traf gekonnt aus spitzem Winkel. Doch RB kam zurück und wie in Hamburg war Forsberg der Matchwinner: in der ersten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung drückte er Hwangs Kopfballvorlage artistisch über die Linie und Nagelsmann konnte das Duell der temperamentvollen Jung-Trainer (gegen Florian Kohfeldt) als gewonnen verbuchen.

Im Finale setzten sich die Parallelen zu 2019 fort: diesmal setzte es eine 1:4-Packung, wenn auch gegen Borussia Dortmund.

Heute wird man sehen, ob der Halbfinalbonus Bestand haben wird. Nur international haben sie keinen, aber ein Aus in der Champions League 2020 gegen PSG Paris wertet bei RB niemand als Schande.

Unions Premiere vor 21 Jahren

Union Berlin steht erst zum zweiten Mal im Halbfinale des DFB-Pokals. Die Premiere liegt 21 Jahre zurück. Schon dreieinhalb Monate vor dem Finale stieg am Dienstag, den 6. Februar 2001, das Halbfinale gegen den designierten Bundesligaaufsteiger Borussia Mönchengladbach. Dessen Trainer Hans Meyer erlebte zum zweiten Mal nach dem Reinfall gegen die "Hertha-Bubis", also die zweite Mannschaft von Hertha BSC, eine Halbfinalpleite gegen einen Drittligisten, der Union in jener Saison noch war.

Es zeigte keine Scheu vor dem Zweitligisten mit dem großen Namen, war "kampfstärker, entschlossener, aggressiver" (Kicker) und schon bald in Führung: Bozidar Djurkovic glückte das 1:0 (27.) mit einem Rechtsschuss, das auch den Pausenstand bedeutete.

Die Ansprache von Hans Meyer wirkte offenbar, Borussia drehte auf und war Berlin – also dem Finale – ganz nahe, als Arie van Lent binnen sechs Minuten (61., 67.) die Union-Führung in ein 1:2 umwandelte. Ein Kopfball von Kapitän Steffen Menze (80.), der nach halbjähriger Verletzungspause sein Comeback gab, sorgte jedoch wieder für Gleichstand und Freudenfeste auf den vollbesetzten Rängen (18.100 Zuschauer) in der Alten Försterei. Weil auch in der Verlängerung kein Tor mehr dazu kam, kam es zum Elfmeterschießen, was Union vor jedem Pokalspiel jeweils 30 Minuten geübt hatte. Es sollte sich auszahlen, Torwart Sven Beuckert hielt gleich die ersten Schüsse von van Lent und Max Eberl und legte die Basis für das 4:2.

Fernsehstudium als Schlüssel

Beuckerts TV-Studium machte sich bezahlt, "die Ecke von van Lent habe ich mir bei seinem Schuss in Duisburg gemerkt." Union verwandelte alle Elfmeter, den entscheidenden versenkte Ronny Nikol gegen den berühmten Elfmetertöter Uwe Kamps. Sein Trainer Wassilev freute sich: "Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen: mit dieser Mannschaft in Deutschland im Finale zu stehen." Das endete dann 0:2 gegen den Meister der Herzen, Schalke 04, und war dennoch zweifellos ein Ruhmesblatt in der Vereinsgeschichte.

In der finden sich weitere Erfolgserlebnisse im Pokal, freilich vor allem in dem des anderen Deutschland. Im FDGB-Pokal der DDR zog Union 1968 durch ein 2:1 im Lokalderby gegen Vorwärts Berlin ins Finale ein und holte gegen Carl Zeiss Jena sogar erstmals den Pokal.

Überraschung in Dresden

1986 kam es gegen Dynamo Dresden zu zwei Partien, die dem Modus von Hin- und Rückspielen geschuldet waren. Nach dem Hinspiel sah es schlecht aus, Dynamo gewann in Köpenick mit 2:1. Doch am 6. Mai wendete Union unter Trainer Karl Schäffner das Blatt und zog mit einem furiosen 4:3 dank der Auswärtstorregelung ins Finale ein. Dabei hatte Dynamo bis 25 Minuten vor Schluss 3:1 geführt, Matthias Sammer war unter den Torschützen. Doch die Eisernen glaubten an ihre Chance, schossen binnen zehn Minuten durch Ralph Sträßer, Ralf Probst und Rene Unglaube drei Tore und ließen ungläubige Dresdner zurück. Im Finale gab es dann aber ein böses Erwachen – 1:5 gegen den BFC Dynamo.

Erst 1991 riss Unions Halbfinalserie. Bei der letzten Ausspielung des NOFV-Pokals, der trotz vollzogener Einheit am 3. Oktober 1990 noch ausgespielt wurde, setzte es ein 0:2 in Eisenhüttenstadt. Es ist die einzige von sechs Halbfinalniederlagen, die sich in den Pokalchroniken der Kontrahenten findet. Heute muss eine dazu kommen…

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