Dresdner SC: Einst Meister mit Schön, heute in siebter Liga

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: der Dresdner SC. Der Klub des ehemaligen Bundestrainers Helmut Schön war früher das Maß aller Dinge im deutschen Fußball, heute ist er in der siebten Liga abgetaucht.

Auch DSC vom Hochwasser betroffen

Zuletzt standen beim Dresdner SC Aufräumarbeiten an. Mal wieder. Wie schon 2002 war der DSC stark vom Elbe-Hochwasser betroffen. Über zwei Meter hoch stand das Wasser auf dem Gelände. Wenigstens eine Überflutung des Heinz-Steyer-Stadions konnte diesmal dank der in den vergangenen Jahren getroffenen Maßnahmen verhindert werden. Der Verein musste trotzdem in ein Ausweichquartier ziehen. Wie lange wegen der Schäden im Umfeld keine Spiele im Stadion stattfinden, ist offen.

Vor elf Jahren hatte es den Klub ganz schlimm getroffen. Nach dem Auftaktsieg in der Regionalliga musste der DSC wegen der Flut die restlichen Heimspiele der Saison im benachbarten Meißen und später im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion austragen. "Das waren im Grunde 16 Auswärtsspiele", erinnert sich der langjährige Stadionsprecher Roy Helbig.

Er hält die Erinnerungen an die großen Zeiten des Vereins auf der Webseite www.dsc-museum.de wach. Erst im März 2003 feierten die Dresdner den zweiten Heimsieg. Der DSC wurde Letzter und verabschiedete sich in die Oberliga.

Zwei Deutsche Meisterschaften und zwei Pokalsiege

"Der Abstieg wäre allerdings auch ohne die Flut gekommen", meint Helbig. "Der Verein musste sich entschulden und konnte sich keinen konkurrenzfähigen Kader leisten." Die Insolvenz war eine Frage der Zeit, nachdem DSC-Präsident Thomas Dathe zu Dynamo gewechselt war. "Damit sind auch viele Sponsoren gegangen. Die Insolvenz 2004 war der endgültige Genickbruch", sagt Helbig. Nachdem sich die Fußballabteilung 1998 aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Hauptverein herausgelöst hatte, wurde sie 2007 wieder eingegliedert.

Inzwischen spielen die Dresdner in der siebten Liga gegen die SG Motor Cunewalde und den SV Großpostwitz-Kirschau, 200 bis 300 Zuschauer kommen im Schnitt. Schwer vorstellbar, dass früher knapp 80.000 Menschen die Heimspiele des Traditionsklubs besuchten. Doch Nostalgiker wissen: 1943 und 1944 holte sich der DSC die Deutsche Meisterschaft, 1940 und 1941 gewann der Verein den Tschammerpokal, den Vorgänger des DFB-Pokals.

Schön: Erst Meisterspieler, später Trainer der Welt- und Europameister

Der Klub gab während des Zweiten Weltkriegs den Ton im deutschen Vereinsfußball an - sofern Fußball in diesen unruhigen Zeiten stattfinden konnte. Viele Spieler mussten in den Krieg ziehen. Häufig wurden Partien am Grünen Tisch entschieden.

Ihren ersten deutschen Meistertitel holten die Dresdner 1943 durch ein 3:0 gegen den FV Saarbrücken. Ein Jahr später verteidigten sie diesen mit einem klaren 4:0 gegen den LSV Hamburg. Aus Angst vor Bomben war der Endspielort offiziell geheim gehalten worden. Trotzdem kamen rund 76.000 Zuschauer ins Berliner Olympiastadion.

Ein Spieler der damaligen Erfolgsmannschaft feierte später auf internationaler Ebene noch größere Erfolge: Helmut Schön, der Mann mit der Mütze, wurde in seiner 14-jährigen Ära als Bundestrainer 1972 Europa- und 1974 Weltmeister.

Niedergang des DSC nach Kriegsende

Als der Krieg endete, begann der Niedergang des DSC. Der Klub galt, wie zunächst alle deutschen Vereine, als verboten und spielte von 1946 an als SG Friedrichstadt weiter. Doch der bürgerliche Verein war nicht gerne gesehen und verlor 1950 das erste Endspiel um die ostdeutsche Meisterschaft aufgrund offensichtlicher Fehlentscheidungen des Schiedsrichters. "Das Finale wurde verpfiffen und ging als Skandalspiel in die Geschichte ein", erzählt Helbig. Da die Spieler des DSC in der DDR von Kommunisten verfolgt wurden, flüchteten sie aus ihrer Heimatstadt.

Helmut Schön und zehn weitere Mitspieler aus Dresden schlossen sich in West-Berlin Hertha BSC an. Die Dresdner erzielten dort den Großteil der Tore und weckten Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen. Acht wechselten 1952 von Berlin nach Heidelberg, und aus der TSG 1878 Heidelberg wurde der Dresdner Sport-Club Heidelberg. Doch hochklassigen Fußball spielten die Sachsen hier nicht mehr.

Neuanfang nach der Wende

In Dresden versuchten derweil ehemalige DSC-Funktionäre, ihren Verein wieder auf die Beine zu bekommen - vergeblich. Erst Jahrzehnte später, mit der Wiedervereinigung, gelang ein Neuanfang. 1990 benannte sich der SC Einheit Dresden in den Dresdner Sportclub 1898 um.

Der heutige Zweitligist Dynamo Dresden sollte damals auf Wunsch des DSC eingegliedert werden. Doch Dynamo wollte die eigene Tradition nicht aufgeben. Heute trennen die beiden Dresdner Traditionsklubs fünf Ligen.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: der Dresdner SC. Der Klub des ehemaligen Bundestrainers Helmut Schön war früher das Maß aller Dinge im deutschen Fußball, heute ist er in der siebten Liga abgetaucht.

Auch DSC vom Hochwasser betroffen

Zuletzt standen beim Dresdner SC Aufräumarbeiten an. Mal wieder. Wie schon 2002 war der DSC stark vom Elbe-Hochwasser betroffen. Über zwei Meter hoch stand das Wasser auf dem Gelände. Wenigstens eine Überflutung des Heinz-Steyer-Stadions konnte diesmal dank der in den vergangenen Jahren getroffenen Maßnahmen verhindert werden. Der Verein musste trotzdem in ein Ausweichquartier ziehen. Wie lange wegen der Schäden im Umfeld keine Spiele im Stadion stattfinden, ist offen.

Vor elf Jahren hatte es den Klub ganz schlimm getroffen. Nach dem Auftaktsieg in der Regionalliga musste der DSC wegen der Flut die restlichen Heimspiele der Saison im benachbarten Meißen und später im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion austragen. "Das waren im Grunde 16 Auswärtsspiele", erinnert sich der langjährige Stadionsprecher Roy Helbig.

Er hält die Erinnerungen an die großen Zeiten des Vereins auf der Webseite www.dsc-museum.de wach. Erst im März 2003 feierten die Dresdner den zweiten Heimsieg. Der DSC wurde Letzter und verabschiedete sich in die Oberliga.

Zwei Deutsche Meisterschaften und zwei Pokalsiege

"Der Abstieg wäre allerdings auch ohne die Flut gekommen", meint Helbig. "Der Verein musste sich entschulden und konnte sich keinen konkurrenzfähigen Kader leisten." Die Insolvenz war eine Frage der Zeit, nachdem DSC-Präsident Thomas Dathe zu Dynamo gewechselt war. "Damit sind auch viele Sponsoren gegangen. Die Insolvenz 2004 war der endgültige Genickbruch", sagt Helbig. Nachdem sich die Fußballabteilung 1998 aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Hauptverein herausgelöst hatte, wurde sie 2007 wieder eingegliedert.

Inzwischen spielen die Dresdner in der siebten Liga gegen die SG Motor Cunewalde und den SV Großpostwitz-Kirschau, 200 bis 300 Zuschauer kommen im Schnitt. Schwer vorstellbar, dass früher knapp 80.000 Menschen die Heimspiele des Traditionsklubs besuchten. Doch Nostalgiker wissen: 1943 und 1944 holte sich der DSC die Deutsche Meisterschaft, 1940 und 1941 gewann der Verein den Tschammerpokal, den Vorgänger des DFB-Pokals.

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Schön: Erst Meisterspieler, später Trainer der Welt- und Europameister

Der Klub gab während des Zweiten Weltkriegs den Ton im deutschen Vereinsfußball an - sofern Fußball in diesen unruhigen Zeiten stattfinden konnte. Viele Spieler mussten in den Krieg ziehen. Häufig wurden Partien am Grünen Tisch entschieden.

Ihren ersten deutschen Meistertitel holten die Dresdner 1943 durch ein 3:0 gegen den FV Saarbrücken. Ein Jahr später verteidigten sie diesen mit einem klaren 4:0 gegen den LSV Hamburg. Aus Angst vor Bomben war der Endspielort offiziell geheim gehalten worden. Trotzdem kamen rund 76.000 Zuschauer ins Berliner Olympiastadion.

Ein Spieler der damaligen Erfolgsmannschaft feierte später auf internationaler Ebene noch größere Erfolge: Helmut Schön, der Mann mit der Mütze, wurde in seiner 14-jährigen Ära als Bundestrainer 1972 Europa- und 1974 Weltmeister.

Niedergang des DSC nach Kriegsende

Als der Krieg endete, begann der Niedergang des DSC. Der Klub galt, wie zunächst alle deutschen Vereine, als verboten und spielte von 1946 an als SG Friedrichstadt weiter. Doch der bürgerliche Verein war nicht gerne gesehen und verlor 1950 das erste Endspiel um die ostdeutsche Meisterschaft aufgrund offensichtlicher Fehlentscheidungen des Schiedsrichters. "Das Finale wurde verpfiffen und ging als Skandalspiel in die Geschichte ein", erzählt Helbig. Da die Spieler des DSC in der DDR von Kommunisten verfolgt wurden, flüchteten sie aus ihrer Heimatstadt.

Helmut Schön und zehn weitere Mitspieler aus Dresden schlossen sich in West-Berlin Hertha BSC an. Die Dresdner erzielten dort den Großteil der Tore und weckten Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen. Acht wechselten 1952 von Berlin nach Heidelberg, und aus der TSG 1878 Heidelberg wurde der Dresdner Sport-Club Heidelberg. Doch hochklassigen Fußball spielten die Sachsen hier nicht mehr.

Neuanfang nach der Wende

In Dresden versuchten derweil ehemalige DSC-Funktionäre, ihren Verein wieder auf die Beine zu bekommen - vergeblich. Erst Jahrzehnte später, mit der Wiedervereinigung, gelang ein Neuanfang. 1990 benannte sich der SC Einheit Dresden in den Dresdner Sportclub 1898 um.

Der heutige Zweitligist Dynamo Dresden sollte damals auf Wunsch des DSC eingegliedert werden. Doch Dynamo wollte die eigene Tradition nicht aufgeben. Heute trennen die beiden Dresdner Traditionsklubs fünf Ligen.