Dresden-Rückkehrer Kreuzer: "Das kann man sich nicht ausdenken"

Erstes Pflichtspiel nach etwas mehr als sieben Monaten ohne Verein - und gleich als Torschütze in der 3. Liga erfolgreich: Niklas Kreuzer ist zurück bei Dynamo Dresden und traf direkt beim 3:1-Heimsieg gegen Aufsteiger VfB Lübeck. Im DFB.de-Interview spricht der 27 Jahre alte Rechtsverteidiger mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die zurückliegenden Monate und sein Comeback.

DFB.de: Ist Ihnen mit einigen Tagen Abstand inzwischen bewusst, was Ihnen beim Comeback gelungen ist, Herr Kreuzer?

Niklas Kreuzer: Sich nach so langer Zeit ohne Verein gleich so zurückzumelden, kann man sich nicht ausdenken. Die Erleichterung, wieder auf dem Platz zu stehen, war schon groß. Durch das Tor ist noch ein wenig mehr Ballast der zurückliegenden Monate abgefallen. Ich bin sehr dankbar dafür, in einer schwierigen Zeit von vielen Leuten Zuspruch bekommen zu haben. Auch nach dem Spiel haben viele Leute an mich gedacht. Ich musste erst mal mein Handy wieder aufladen, um überhaupt alle Nachrichten lesen zu können. (lacht)

DFB.de: Erst seit Ende Januar sind Sie zurück bei Dynamo. Hatte es sich denn für Sie angedeutet, dass Sie schon so früh zum Einsatz kommen?

Kreuzer: Als der erste Kontakt wieder mit Dynamo zustande kam, sind wir schon von zunächst fünf, sechs Wochen ausgegangen, in denen ich noch an meinem Rückstand arbeiten muss. Fehlendes Mannschaftstraining kann man nicht mit individuellen Läufen kompensieren. Dafür ist die Belastung beim Fußball zu spezifisch. Schon eine Woche nach meiner Verpflichtung beim 1:0-Auswärtserfolg gegen den 1. FC Magdeburg zum Kader zu gehören, hatte mich sehr gefreut. Dann schon im Spiel darauf in der Startelf zu stehen, hat das noch mal übertroffen. Meine Mitspieler haben es mir einfach gemacht, mich schnell wieder zurechtzufinden.

DFB.de: Wie haben Sie das erste Spiel seit etwas mehr als sieben Monaten verkraftet?

Kreuzer: Überraschenderweise sehr gut. Das Trainerteam um Markus Kauczinski hatte mich vor der Partie gefragt, was und wieviel ich mir zutraue. Meine Antwort war, dass ich das erst im Verlauf des Spiels genauer einschätzen kann. 60, 70 Minuten lang habe ich mich sehr gut gefühlt. Danach haben sich erste Anzeichen einer Überbelastung bemerkbar gemacht, weshalb ich auch in der 85. Minute für Justin Löwe ausgewechselt worden bin.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga hatten Sie den Verein zunächst verlassen. Warum sind Sie nicht gleich mit Dynamo Dresden in die 3. Liga gegangen?

Kreuzer: Für beide Seiten hatte sich die Trennung im vergangenen Sommer als richtige Entscheidung angefühlt. Nach vier Spielzeiten in der 2. Bundesliga war es mit 27 Jahren schon mein Anspruch, weiterhin in der Spielklasse zu bleiben. Der Verein wollte sich für die angepeilte Rückkehr in die 2. Bundesliga personell verändern. Auch an mir war der Abstieg nicht spurlos vorbeigegangen. Ich hatte lange Zeit ein Gefühl des Versagens gespürt. Weil wir es nicht geschafft haben, unsere Leistungen konstant abzurufen, hatten wir dem Verein, seinen Mitarbeitenden und den Fans geschadet.

DFB.de: Wie konkret wurde es bei Ihrer Suche nach einem neuen Verein?

Kreuzer: Ich hatte einige vielversprechende Gespräche. Bei drei Vereinen war ich vor Ort. Mir wurde schon das Stadion und die Kabine gezeigt. Auch über erste Vertragsinhalte hatten wir uns schon ausgetauscht. Wir waren also sehr weit. Ob es dann daran gescheitert ist, dass die Entscheidungsträger nicht komplett überzeugt waren oder wegen finanzieller Aspekte, weiß ich nicht. Während meiner Zeit bei Dynamo hatte ich einen anderen Umgang erlebt. Wenn die Verantwortlichen - insbesondere der damalige Sport-Geschäftsführer Ralf Minge - einen Plan kommuniziert hatten, wurde dieser wenig später auch umgesetzt.

DFB.de: Ihr Vater Oliver Kreuzer ist Sportdirektor beim Karlsruher SC. Wäre es denkbar gewesen, ebenfalls zum KSC zu gehen?

Kreuzer: Klares Nein. Das war von keiner Seite aus eine Option. Und das kommt auch in Zukunft für uns nicht in Frage. Der gleiche Nachname in einem Verein sorgt nur dafür, dass man besonders im Fokus steht. Da spielt es dann auch keine wesentliche Rolle, ob der Trainer auf einen setzt. Die Leistungen können da noch so gut sein, sie werden besonders unter die Lupe genommen. Allenfalls, wenn ich auch nach der Winter-Transferphase keinen Verein gefunden hätte, wäre es vielleicht eine Überlegung geworden, mich beim KSC im Mannschaftstraining fit zu halten. Aber das hat sich ja zum Glück erübrigt.

DFB.de: Was haben Sie durch die Vereinslosigkeit besonders gelernt?

Kreuzer: Als Fußballer habe ich mir viele Jahre wenig Gedanken um die Normalität gemacht. Dass die Fußballschuhe zu Trainingsbeginn sauber und die Fußbälle aufgepumpt sind, war lange selbstverständlich. Das weiß ich nun deutlich mehr zu schätzen. Es ist ein Privileg, Profifußballer zu sein und auch in der aktuellen Situation seinem Beruf nachgehen zu dürfen. Das Kabinenleben und den Austausch mit den Mitspielern habe ich sehr vermisst.

DFB.de: Dynamo Dresden ist seit dem 15. Spieltag Tabellenführer. Wie schätzen Sie die Chancen auf die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga ein?

Kreuzer: Die 3. Liga ist sehr ausgeglichen, die individuelle Qualität ist bei unseren Verfolgern FC Ingolstadt 04, FC Hansa Rostock oder TSV 1860 München ebenfalls hoch. Umso höher ist unsere Ausgangssituation mit fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz einzuschätzen. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir weiterhin so konzentriert und fokussiert auftreten, wird es sehr schwer, uns noch abzufangen.

DFB.de: Mittelfeldspieler Yannick Stark steht wegen einer Schulterverletzung vorerst nicht zur Verfügung. Wie schwer wiegt sein Ausfall?

Kreuzer: Yannick ist als erfahrener Spieler und Vizekapitän ein wichtiger Baustein des Teams. Dass er in nächster Zeit wegen einer Schulterverletzung fehlen wird, trifft uns. Zumindest ist es ein gutes Zeichen, dass er voraussichtlich um eine Operation herumkommt. Mit Chris Löwe, Robin Becker und Patrick Weihrauch fallen derzeit weitere Spieler mit Stammplatzambitionen aus. Eine unserer Stärken ist, dass wir das bislang mannschaftlich auffangen konnten. Ich bin zuversichtlich, dass uns das erneut gelingen wird.

DFB.de: Am Samstag steht das sächsische Duell beim FSV Zwickau an. Was wird für Ihre Mannschaft besonders wichtig sein?

Kreuzer: Uns erwartet ein Spiel mit Derbycharakter. Daher müssen wir über eine kämpferische Einstellung und intensiv geführte Zweikämpfe ins Spiel finden. Wenn wir uns in diesen Bereichen behaupten, können wir auch unsere spielerischen Qualitäten einbringen. Gegen den VfB Lübeck ist uns diese Mischung zuletzt schon gut gelungen.

[mspw]

Erstes Pflichtspiel nach etwas mehr als sieben Monaten ohne Verein - und gleich als Torschütze in der 3. Liga erfolgreich: Niklas Kreuzer ist zurück bei Dynamo Dresden und traf direkt beim 3:1-Heimsieg gegen Aufsteiger VfB Lübeck. Im DFB.de-Interview spricht der 27 Jahre alte Rechtsverteidiger mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die zurückliegenden Monate und sein Comeback.

DFB.de: Ist Ihnen mit einigen Tagen Abstand inzwischen bewusst, was Ihnen beim Comeback gelungen ist, Herr Kreuzer?

Niklas Kreuzer: Sich nach so langer Zeit ohne Verein gleich so zurückzumelden, kann man sich nicht ausdenken. Die Erleichterung, wieder auf dem Platz zu stehen, war schon groß. Durch das Tor ist noch ein wenig mehr Ballast der zurückliegenden Monate abgefallen. Ich bin sehr dankbar dafür, in einer schwierigen Zeit von vielen Leuten Zuspruch bekommen zu haben. Auch nach dem Spiel haben viele Leute an mich gedacht. Ich musste erst mal mein Handy wieder aufladen, um überhaupt alle Nachrichten lesen zu können. (lacht)

DFB.de: Erst seit Ende Januar sind Sie zurück bei Dynamo. Hatte es sich denn für Sie angedeutet, dass Sie schon so früh zum Einsatz kommen?

Kreuzer: Als der erste Kontakt wieder mit Dynamo zustande kam, sind wir schon von zunächst fünf, sechs Wochen ausgegangen, in denen ich noch an meinem Rückstand arbeiten muss. Fehlendes Mannschaftstraining kann man nicht mit individuellen Läufen kompensieren. Dafür ist die Belastung beim Fußball zu spezifisch. Schon eine Woche nach meiner Verpflichtung beim 1:0-Auswärtserfolg gegen den 1. FC Magdeburg zum Kader zu gehören, hatte mich sehr gefreut. Dann schon im Spiel darauf in der Startelf zu stehen, hat das noch mal übertroffen. Meine Mitspieler haben es mir einfach gemacht, mich schnell wieder zurechtzufinden.

DFB.de: Wie haben Sie das erste Spiel seit etwas mehr als sieben Monaten verkraftet?

Kreuzer: Überraschenderweise sehr gut. Das Trainerteam um Markus Kauczinski hatte mich vor der Partie gefragt, was und wieviel ich mir zutraue. Meine Antwort war, dass ich das erst im Verlauf des Spiels genauer einschätzen kann. 60, 70 Minuten lang habe ich mich sehr gut gefühlt. Danach haben sich erste Anzeichen einer Überbelastung bemerkbar gemacht, weshalb ich auch in der 85. Minute für Justin Löwe ausgewechselt worden bin.

DFB.de: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga hatten Sie den Verein zunächst verlassen. Warum sind Sie nicht gleich mit Dynamo Dresden in die 3. Liga gegangen?

Kreuzer: Für beide Seiten hatte sich die Trennung im vergangenen Sommer als richtige Entscheidung angefühlt. Nach vier Spielzeiten in der 2. Bundesliga war es mit 27 Jahren schon mein Anspruch, weiterhin in der Spielklasse zu bleiben. Der Verein wollte sich für die angepeilte Rückkehr in die 2. Bundesliga personell verändern. Auch an mir war der Abstieg nicht spurlos vorbeigegangen. Ich hatte lange Zeit ein Gefühl des Versagens gespürt. Weil wir es nicht geschafft haben, unsere Leistungen konstant abzurufen, hatten wir dem Verein, seinen Mitarbeitenden und den Fans geschadet.

DFB.de: Wie konkret wurde es bei Ihrer Suche nach einem neuen Verein?

Kreuzer: Ich hatte einige vielversprechende Gespräche. Bei drei Vereinen war ich vor Ort. Mir wurde schon das Stadion und die Kabine gezeigt. Auch über erste Vertragsinhalte hatten wir uns schon ausgetauscht. Wir waren also sehr weit. Ob es dann daran gescheitert ist, dass die Entscheidungsträger nicht komplett überzeugt waren oder wegen finanzieller Aspekte, weiß ich nicht. Während meiner Zeit bei Dynamo hatte ich einen anderen Umgang erlebt. Wenn die Verantwortlichen - insbesondere der damalige Sport-Geschäftsführer Ralf Minge - einen Plan kommuniziert hatten, wurde dieser wenig später auch umgesetzt.

DFB.de: Ihr Vater Oliver Kreuzer ist Sportdirektor beim Karlsruher SC. Wäre es denkbar gewesen, ebenfalls zum KSC zu gehen?

Kreuzer: Klares Nein. Das war von keiner Seite aus eine Option. Und das kommt auch in Zukunft für uns nicht in Frage. Der gleiche Nachname in einem Verein sorgt nur dafür, dass man besonders im Fokus steht. Da spielt es dann auch keine wesentliche Rolle, ob der Trainer auf einen setzt. Die Leistungen können da noch so gut sein, sie werden besonders unter die Lupe genommen. Allenfalls, wenn ich auch nach der Winter-Transferphase keinen Verein gefunden hätte, wäre es vielleicht eine Überlegung geworden, mich beim KSC im Mannschaftstraining fit zu halten. Aber das hat sich ja zum Glück erübrigt.

DFB.de: Was haben Sie durch die Vereinslosigkeit besonders gelernt?

Kreuzer: Als Fußballer habe ich mir viele Jahre wenig Gedanken um die Normalität gemacht. Dass die Fußballschuhe zu Trainingsbeginn sauber und die Fußbälle aufgepumpt sind, war lange selbstverständlich. Das weiß ich nun deutlich mehr zu schätzen. Es ist ein Privileg, Profifußballer zu sein und auch in der aktuellen Situation seinem Beruf nachgehen zu dürfen. Das Kabinenleben und den Austausch mit den Mitspielern habe ich sehr vermisst.

DFB.de: Dynamo Dresden ist seit dem 15. Spieltag Tabellenführer. Wie schätzen Sie die Chancen auf die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga ein?

Kreuzer: Die 3. Liga ist sehr ausgeglichen, die individuelle Qualität ist bei unseren Verfolgern FC Ingolstadt 04, FC Hansa Rostock oder TSV 1860 München ebenfalls hoch. Umso höher ist unsere Ausgangssituation mit fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz einzuschätzen. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir weiterhin so konzentriert und fokussiert auftreten, wird es sehr schwer, uns noch abzufangen.

DFB.de: Mittelfeldspieler Yannick Stark steht wegen einer Schulterverletzung vorerst nicht zur Verfügung. Wie schwer wiegt sein Ausfall?

Kreuzer: Yannick ist als erfahrener Spieler und Vizekapitän ein wichtiger Baustein des Teams. Dass er in nächster Zeit wegen einer Schulterverletzung fehlen wird, trifft uns. Zumindest ist es ein gutes Zeichen, dass er voraussichtlich um eine Operation herumkommt. Mit Chris Löwe, Robin Becker und Patrick Weihrauch fallen derzeit weitere Spieler mit Stammplatzambitionen aus. Eine unserer Stärken ist, dass wir das bislang mannschaftlich auffangen konnten. Ich bin zuversichtlich, dass uns das erneut gelingen wird.

DFB.de: Am Samstag steht das sächsische Duell beim FSV Zwickau an. Was wird für Ihre Mannschaft besonders wichtig sein?

Kreuzer: Uns erwartet ein Spiel mit Derbycharakter. Daher müssen wir über eine kämpferische Einstellung und intensiv geführte Zweikämpfe ins Spiel finden. Wenn wir uns in diesen Bereichen behaupten, können wir auch unsere spielerischen Qualitäten einbringen. Gegen den VfB Lübeck ist uns diese Mischung zuletzt schon gut gelungen.

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