Drees: "Bei Zweifeln mit dem Pfiff warten"

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 29. Spieltag geht Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent, auf Situationen ein, bei denen verzögerte Pfiffe beziehungsweise verzögerte Abseitsanzeigen erforderlich sind.

DFB.de: Am vergangenen Freitagabend kam es beim Spiel Nürnberg gegen Schalke in der 43. Minute zu einer strittigen Situation. Der Nürnberger Spieler Hanno Behrens erzielte das vermeintliche 1:0, doch Schiedsrichter Dr. Robert Kampka erkannte vor dem Torschuss ein Vergehen durch Behrens und pfiff die Offensivaktion frühzeitig ab. Warum hat der Video-Assistent hier nicht eingegriffen, um dem Schiedsrichter einen On-Field-Review zu empfehlen? Hätte der Treffer nachträglich nicht noch anerkannt werden können, Herr Drees?

Dr. Jochen Drees: Schiedsrichter Dr. Robert Kampka hatte das Spiel wegen eines vermeintlichen Foulspiels des Nürnberger Spielers Behrens durch einen Pfiff unterbrochen, als sich der Ball noch circa einen Meter vor der Torlinie befand. Dieser Pfiff war sowohl im Livebild als auch in der Analyse der Video-Assistenten eindeutig vernehmbar. Dadurch war das Spiel regeltechnisch unterbrochen, so dass für den Video-Assistenten Sven Jablonski keine Möglichkeit mehr bestand, die Situation zu überprüfen beziehungsweise dem Schiedsrichter eine nochmalige Betrachtung am Monitor in der Review-Area zu empfehlen. Wäre der Pfiff erst nach der Torerzielung erfolgt, hätte der Video-Assistent hier eingegriffen, da nach seiner Beurteilung kein Foulspiel vorlag und das Tor dementsprechend korrekt gewesen wäre. In diesem Fall handelte es sich also um eine Fehleinschätzung des Schiedsrichters, die unter Beachtung des IFAB-Protokolls vom Video-Assistenten jedoch nicht mehr überprüfbar war.

DFB.de: Auch am Sonntag beim Spiel Hoffenheim gegen Berlin verhinderte ein verfrühter Pfiff in der 23. Minute eine nachträgliche Überprüfung durch den Video-Assistenten. Wie sollen sich die Unparteiischen in solchen Situationen verhalten?

Drees: Aus diesem Grund wird von den Schiedsrichtern und Schiedsrichter-Assistenten grundsätzlich erwartet, bei Zweifeln mit dem Pfiff beziehungsweise der Abseitsanzeige zu warten, bis der Ball im Tor ist oder die betreffende Situation abgeschlossen ist. Dann hat der Video-Assistent noch die Möglichkeit, die Situation zu überprüfen, und der Schiedsrichter kann gegebenenfalls nach Ansicht der Bilder seine Entscheidung noch ändern.

[ar]

An jedem Bundesliga-Wochenende müssen Situationen blitzschnell erkannt, bewertet und anschließend Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. "Nach dem Spiel ist vor der Diskussion" - nach diesem Motto sind strittige Situationen auch noch nach dem Spieltag oft Thema in Freundeskreisen, unter Kollegen und in den Medien.

In der Rubrik "Ich erklär's mal..." erläutern DFB-Schiedsrichter gegenüber DFB.de ihre Entscheidungen und bringen Klarheit in vermeintlich unklare Spielszenen. Nach dem 29. Spieltag geht Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent, auf Situationen ein, bei denen verzögerte Pfiffe beziehungsweise verzögerte Abseitsanzeigen erforderlich sind.

DFB.de: Am vergangenen Freitagabend kam es beim Spiel Nürnberg gegen Schalke in der 43. Minute zu einer strittigen Situation. Der Nürnberger Spieler Hanno Behrens erzielte das vermeintliche 1:0, doch Schiedsrichter Dr. Robert Kampka erkannte vor dem Torschuss ein Vergehen durch Behrens und pfiff die Offensivaktion frühzeitig ab. Warum hat der Video-Assistent hier nicht eingegriffen, um dem Schiedsrichter einen On-Field-Review zu empfehlen? Hätte der Treffer nachträglich nicht noch anerkannt werden können, Herr Drees?

Dr. Jochen Drees: Schiedsrichter Dr. Robert Kampka hatte das Spiel wegen eines vermeintlichen Foulspiels des Nürnberger Spielers Behrens durch einen Pfiff unterbrochen, als sich der Ball noch circa einen Meter vor der Torlinie befand. Dieser Pfiff war sowohl im Livebild als auch in der Analyse der Video-Assistenten eindeutig vernehmbar. Dadurch war das Spiel regeltechnisch unterbrochen, so dass für den Video-Assistenten Sven Jablonski keine Möglichkeit mehr bestand, die Situation zu überprüfen beziehungsweise dem Schiedsrichter eine nochmalige Betrachtung am Monitor in der Review-Area zu empfehlen. Wäre der Pfiff erst nach der Torerzielung erfolgt, hätte der Video-Assistent hier eingegriffen, da nach seiner Beurteilung kein Foulspiel vorlag und das Tor dementsprechend korrekt gewesen wäre. In diesem Fall handelte es sich also um eine Fehleinschätzung des Schiedsrichters, die unter Beachtung des IFAB-Protokolls vom Video-Assistenten jedoch nicht mehr überprüfbar war.

DFB.de: Auch am Sonntag beim Spiel Hoffenheim gegen Berlin verhinderte ein verfrühter Pfiff in der 23. Minute eine nachträgliche Überprüfung durch den Video-Assistenten. Wie sollen sich die Unparteiischen in solchen Situationen verhalten?

Drees: Aus diesem Grund wird von den Schiedsrichtern und Schiedsrichter-Assistenten grundsätzlich erwartet, bei Zweifeln mit dem Pfiff beziehungsweise der Abseitsanzeige zu warten, bis der Ball im Tor ist oder die betreffende Situation abgeschlossen ist. Dann hat der Video-Assistent noch die Möglichkeit, die Situation zu überprüfen, und der Schiedsrichter kann gegebenenfalls nach Ansicht der Bilder seine Entscheidung noch ändern.