Drees: "Abseitsstellung mit Frage einer Sichtbehinderung bewertet"

Am 15. Spieltag der Bundesliga-Saison 2019/2020 sorgte bei der Begegnung VfL Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach das durch den Wolfsburger Spieler Xaver Schlager erzielte 1:0 für öffentliche Diskussionen zum Thema Video-Assistent, der nach Beschluss der 36 Klubs in der Bundesliga und 2. Bundesliga zum Einsatz kommt. Auf DFB.de bezieht Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent beim DFB, Stellung zur diskutierten Situation.

Dr. Jochen Drees: Da es im Anschluss an das Bundesligaspiel in Wolfsburg zu einigen Diskussionen bezüglich der Torerzielung zum 1:0 in der 13. Minute kam, die in Bezug auf die Arbeit des Video-Assistenten zum Teil inhaltlich falsch beziehungsweise irreführenden sind, möchten wir an dieser Stelle die Abläufe der Situation klarstellen.

DFB.de: Was ist bei der Überprüfung von Toren durch den Video-Assistenten grundsätzlich zu beachten?

Drees: Grundsätzlich überprüft das Video-Assistenten-Team automatisch jede Torerzielung, unabhängig davon, ob der Schiedsrichter eine solche Überprüfung einfordert oder nicht. Dabei stehen die Kontrolle der eigentlichen Torerzielung, mögliche Vergehen der angreifenden Mannschaft sowie potenzielle strafbare Abseitspositionen in der Angriffsphase oder bei der Torerzielung im Vordergrund.

DFB.de: Wurde das 1:0 beim Spiel VfL Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach vom Video-Assistenten überprüft?

Drees: Ja, in der beschriebenen Szene wurde die Torerzielung ebenfalls vom Video-Assistenten-Team überprüft und auch die mögliche Abseitsstellung des Wolfburger Spielers Joao Victor mit der Frage einer Sichtbehinderung ("Line of vision"; Anm. d. Red.) des Gladbacher Torwarts Yann Sommer bewertet.

DFB.de: In den Medien wurde darüber spekuliert, warum die kalibrierte Linie bei dieser Überprüfung nicht zum Einsatz kam.

Drees: Da der Video-Assistent Zweifel an einer den Torwart beeinträchtigenden Sichtbehinderung hatte und die Bewertung des Schiedsrichter-Teams auf dem Platz, die Torerzielung als korrekt anzusehen, als nicht falsch einschätzte, war der Einsatz der verfügbaren kalibrierten Linien, um die genaue Position des Wolfburger Spielers zu ermitteln, nicht notwendig. Diese wären nur dann zum Einsatz gekommen, wenn die einleitende Frage der Sichtbehinderung vom Video-Assistenten bejaht worden wäre.

DFB.de: Wie ordnen Sie die Situation als Projektleiter aus fachlicher Sicht ein?

Drees: Nach unserer fachlichen Analyse der Szene wäre die Sichtbehinderung des Gladbacher Torwarts nach den vorliegenden TV-Bildern eher zu bejahen. Dementsprechend wäre die Empfehlung eines On-Field-Reviews an den Schiedsrichter richtig gewesen, so dass dieser nochmals eine eigene Einschätzung und Bewertung hätte vornehmen können.

[ar]

Am 15. Spieltag der Bundesliga-Saison 2019/2020 sorgte bei der Begegnung VfL Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach das durch den Wolfsburger Spieler Xaver Schlager erzielte 1:0 für öffentliche Diskussionen zum Thema Video-Assistent, der nach Beschluss der 36 Klubs in der Bundesliga und 2. Bundesliga zum Einsatz kommt. Auf DFB.de bezieht Dr. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent beim DFB, Stellung zur diskutierten Situation.

Dr. Jochen Drees: Da es im Anschluss an das Bundesligaspiel in Wolfsburg zu einigen Diskussionen bezüglich der Torerzielung zum 1:0 in der 13. Minute kam, die in Bezug auf die Arbeit des Video-Assistenten zum Teil inhaltlich falsch beziehungsweise irreführenden sind, möchten wir an dieser Stelle die Abläufe der Situation klarstellen.

DFB.de: Was ist bei der Überprüfung von Toren durch den Video-Assistenten grundsätzlich zu beachten?

Drees: Grundsätzlich überprüft das Video-Assistenten-Team automatisch jede Torerzielung, unabhängig davon, ob der Schiedsrichter eine solche Überprüfung einfordert oder nicht. Dabei stehen die Kontrolle der eigentlichen Torerzielung, mögliche Vergehen der angreifenden Mannschaft sowie potenzielle strafbare Abseitspositionen in der Angriffsphase oder bei der Torerzielung im Vordergrund.

DFB.de: Wurde das 1:0 beim Spiel VfL Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach vom Video-Assistenten überprüft?

Drees: Ja, in der beschriebenen Szene wurde die Torerzielung ebenfalls vom Video-Assistenten-Team überprüft und auch die mögliche Abseitsstellung des Wolfburger Spielers Joao Victor mit der Frage einer Sichtbehinderung ("Line of vision"; Anm. d. Red.) des Gladbacher Torwarts Yann Sommer bewertet.

DFB.de: In den Medien wurde darüber spekuliert, warum die kalibrierte Linie bei dieser Überprüfung nicht zum Einsatz kam.

Drees: Da der Video-Assistent Zweifel an einer den Torwart beeinträchtigenden Sichtbehinderung hatte und die Bewertung des Schiedsrichter-Teams auf dem Platz, die Torerzielung als korrekt anzusehen, als nicht falsch einschätzte, war der Einsatz der verfügbaren kalibrierten Linien, um die genaue Position des Wolfburger Spielers zu ermitteln, nicht notwendig. Diese wären nur dann zum Einsatz gekommen, wenn die einleitende Frage der Sichtbehinderung vom Video-Assistenten bejaht worden wäre.

DFB.de: Wie ordnen Sie die Situation als Projektleiter aus fachlicher Sicht ein?

Drees: Nach unserer fachlichen Analyse der Szene wäre die Sichtbehinderung des Gladbacher Torwarts nach den vorliegenden TV-Bildern eher zu bejahen. Dementsprechend wäre die Empfehlung eines On-Field-Reviews an den Schiedsrichter richtig gewesen, so dass dieser nochmals eine eigene Einschätzung und Bewertung hätte vornehmen können.

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