Dr. Tim Meyer: "Nie das Gefühl, dass jemand geschludert hat"

Unter der Leitung von Privatdozent (PD) Dr. Tim Meyer und den US-Amerikanern Shad Forsythe und Craig Friedman absolviert die deutsche Mannschaft von Montag bis Dienstag in Düsseldorf den vierten Leistungstest. Gemeinsam mit acht Mitarbeitern vom Sportmedizinischen Institut der Universität Saarbrücken testet Mannschaftsarzt Tim Meyer die auf 17 in drei Gruppen aufgeteilten Nationalspieler auf ihre Ausdauer- und Sprintfähigkeit. Darüber hinaus überprüfen die Fitnesstrainer aus den USA die Akteure in den Bereichen Beweglichkeit und Kraft/Stabilität. In einem aktuellen Interview spricht Tim Meyer über die Fitnesstests in Düsseldorf.

Frage: Herr Meyer, was sind die Schwerpunkte des vierten Fitnesstests der Nationalspieler in Düsseldorf?

Tim Meyer: Das Programm ist immer das gleiche. Wir versuchen, möglichst stets die gleichen Bedingungen zu schaffen, damit die Werte vergleichbar sind.

Frage: Von Jens Nowotny gibt es aber keine Werte aus den ersten drei Leistungstests. Wie werden Sie seine Ergebnisse bewerten?

Meyer: Unser Institut in Saarbrücken führt seit 1992 solche Tests durch. Wir haben von Nowotny viele Vergleichsdaten, wir haben nur keine Ergebnisse der neueren Tests. Aber es gibt Normwerte und Erwartungen, nach denen man einordnen kann, ob ein Spieler fit genug ist, ein Turnier durchzustehen.

Frage: Das Thema Mehmet Scholl hat sich für diesen Test noch nicht gestellt, weil die Bayern-Spieler absprachegemäß nicht dabei sind. Hätten Sie von ihm auch Vergleichsdaten?

Meyer: Von Scholl haben wir auch Daten. Nur diese sind natürlich noch etwas älter als die von Nowotny.

Frage: Wie wichtig ist neben den Ergebnissen an sich auch die Entwicklungskurve als Index dafür, wie der betreffende Spieler gearbeitet hat?

Meyer: Grundsätzlich erwarte ich nicht, dass sich jeder verbessert hat, das wäre unrealistisch. Wir haben einen ungünstigeren Saison-Zeitpunkt als beispielsweise im Oktober. Außerdem sind bei solchen Daten auch immer die individuellen Hintergründe wie Verletzungsgeschichten zu beachten. Bei manchen müssen wir froh sein, wenn sie ihren Status gehalten haben. Und wenn jemand im Oktober ein Defizit hatte, wäre es schön, wenn er daran gearbeitet hätte.

Frage: Ohne Namen zu nennen: Ist denn zu erkennen, dass die Spieler die individuellen Trainingspläne befolgen und an ihren Defiziten arbeiten?

Meyer: Wie gesagt, es ist normal, dass wir zu unterschiedlichen Saison-Zeitpunkten unterschiedliche Werte erhalten. Aber vom ganz globalen Trend her lässt sich sagen, dass es vom ersten, zum zweiten und dritten Test leicht bergauf ging. Und wenn es Probleme gab, dann waren die durch Verletzungen leicht zu erklären. Ich hatte nie das Gefühl, dass jemand geschludert hat.

Frage: Die ersten Tests seit dem Amtsantritt von Bundestrainer Jürgen Klinsmann wurden vor allem in der Öffentlichkeit kritisch beäugt. Haben Sie das Gefühl, dass der nun vierte Test bei den Spielern und Klubs mehr Anerkennung findet?

Meyer: Insgesamt ist es viel ruhiger geworden um die Tests. Es ist nun mal normal, dass sich die Interessen der Vereine und der Nationalmannschaft nicht immer ohne Meinungsverschiedenheiten vereinen lassen. Da kann ich es manchmal verstehen, dass man nicht alles nur toll findet. Aber inzwischen sind wir auch an einem Zeitpunkt angekommen, dass die WM kurz bevorsteht und alle das gemeinsame Ziel unterstützen.

Frage: Die Spieler aus München und Schalke sind bei den Tests nicht dabei. Werden Sie den Vereinen entsprechende Vorschriften für die vor Ort zu führenden Tests machen, um die Werte zuverlässlich verwenden zu können?

Meyer: Nein, so schulmeisterlich sind wir nicht. Das wäre nicht angemessen. Die Vereine stellen uns ihre Ergebnisse zur Verfügung, und wenn dann auch die Testprotokolle genau beschrieben sind, kann man sie schon relativ präzise in Relation setzen.

Frage: Werden wieder alle Spieler je nach Ergebnis des Tests ein individuelles Programm bis zum Start des Trainingslagers erhalten?

Meyer: Nicht unbedingt. Wenn einer ordentlich in Schuss ist, kann es sein, dass wir ihm das einfach sagen werden. Nur wer Defizite aufweist, wird natürlich Empfehlungen erhalten. [sid]


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Unter der Leitung von Privatdozent (PD) Dr. Tim Meyer und den US-Amerikanern Shad Forsythe und Craig Friedman absolviert die deutsche Mannschaft von Montag bis Dienstag in Düsseldorf den vierten Leistungstest. Gemeinsam mit acht Mitarbeitern vom Sportmedizinischen Institut der Universität Saarbrücken testet Mannschaftsarzt Tim Meyer die auf 17 in drei Gruppen aufgeteilten Nationalspieler auf ihre Ausdauer- und Sprintfähigkeit. Darüber hinaus überprüfen die Fitnesstrainer aus den USA die Akteure in den Bereichen Beweglichkeit und Kraft/Stabilität. In einem aktuellen Interview spricht Tim Meyer über die Fitnesstests in Düsseldorf.



Frage: Herr Meyer, was sind die Schwerpunkte des vierten
Fitnesstests der Nationalspieler in Düsseldorf?



Tim Meyer: Das Programm ist immer das gleiche. Wir versuchen, möglichst stets die gleichen Bedingungen zu schaffen, damit die Werte vergleichbar sind.



Frage: Von Jens Nowotny gibt es aber keine Werte aus den ersten drei Leistungstests. Wie werden Sie seine Ergebnisse bewerten?



Meyer: Unser Institut in Saarbrücken führt seit 1992 solche Tests durch. Wir haben von Nowotny viele Vergleichsdaten, wir haben nur keine Ergebnisse der neueren Tests. Aber es gibt Normwerte und Erwartungen, nach denen man einordnen kann, ob ein Spieler fit genug ist, ein Turnier durchzustehen.



Frage: Das Thema Mehmet Scholl hat sich für diesen Test noch nicht gestellt, weil die Bayern-Spieler absprachegemäß nicht dabei sind. Hätten Sie von ihm auch Vergleichsdaten?



Meyer: Von Scholl haben wir auch Daten. Nur diese sind
natürlich noch etwas älter als die von Nowotny.



Frage: Wie wichtig ist neben den Ergebnissen an sich auch die Entwicklungskurve als Index dafür, wie der betreffende Spieler gearbeitet hat?



Meyer: Grundsätzlich erwarte ich nicht, dass sich jeder
verbessert hat, das wäre unrealistisch. Wir haben einen ungünstigeren Saison-Zeitpunkt als beispielsweise im Oktober.
Außerdem sind bei solchen Daten auch immer die individuellen
Hintergründe wie Verletzungsgeschichten zu beachten. Bei manchen
müssen wir froh sein, wenn sie ihren Status gehalten haben. Und
wenn jemand im Oktober ein Defizit hatte, wäre es schön, wenn er
daran gearbeitet hätte.


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Frage: Ohne Namen zu nennen: Ist denn zu erkennen, dass die Spieler die individuellen Trainingspläne befolgen und an ihren Defiziten arbeiten?



Meyer: Wie gesagt, es ist normal, dass wir zu unterschiedlichen Saison-Zeitpunkten unterschiedliche Werte
erhalten. Aber vom ganz globalen Trend her lässt sich sagen, dass es vom ersten, zum zweiten und dritten Test leicht bergauf ging. Und wenn es Probleme gab, dann waren die durch Verletzungen leicht zu erklären. Ich hatte nie das Gefühl, dass jemand geschludert hat.



Frage: Die ersten Tests seit dem Amtsantritt von Bundestrainer Jürgen Klinsmann wurden vor allem in der Öffentlichkeit kritisch beäugt. Haben Sie das Gefühl, dass der nun vierte Test bei den Spielern und Klubs mehr Anerkennung findet?



Meyer: Insgesamt ist es viel ruhiger geworden um die Tests. Es ist nun mal normal, dass sich die Interessen der Vereine und der Nationalmannschaft nicht immer ohne Meinungsverschiedenheiten vereinen lassen. Da kann ich es manchmal verstehen, dass man nicht alles nur toll findet. Aber inzwischen sind wir auch an einem Zeitpunkt angekommen, dass die WM kurz bevorsteht und alle das gemeinsame Ziel unterstützen.



Frage: Die Spieler aus München und Schalke sind bei den Tests nicht dabei. Werden Sie den Vereinen entsprechende Vorschriften für die vor Ort zu führenden Tests machen, um die Werte zuverlässlich verwenden zu können?



Meyer: Nein, so schulmeisterlich sind wir nicht. Das wäre nicht angemessen. Die Vereine stellen uns ihre Ergebnisse zur Verfügung, und wenn dann auch die Testprotokolle genau beschrieben sind, kann man sie schon relativ präzise in Relation setzen.



Frage: Werden wieder alle Spieler je nach Ergebnis des Tests ein individuelles Programm bis zum Start des Trainingslagers erhalten?



Meyer: Nicht unbedingt. Wenn einer ordentlich in Schuss ist, kann es sein, dass wir ihm das einfach sagen werden. Nur wer Defizite aufweist, wird natürlich Empfehlungen erhalten.