Dr. Theo Zwanziger: "Unser Ziel bleibt die schwarze Null"

Im Organisationskomitee für die FIFA WM 2006 ist Vizepräsident Dr. Theo Zwanziger zuständig für Personal, Recht und Finanzen. Der 58-Jährige, in Personalunion auch Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erläutert im folgenden Interview den Etat für die WM und nennt das Ziel aller Planungen: eine "schwarze Null".

Frage: Mit welchem Etat kalkuliert das WM-Organisationskomitee?

Dr. Theo Zwanziger: Nachdem die FIFA-Exekutive Ende 2003 die WM-Eintrittspreise festgelegt hat, wir seitdem mit sehr konkreten Zahlen operieren können, haben wir die Budgets verabschiedet. Wir rechnen mit Einnahmen von etwa 430 Millionen Euro. Davon kommen 200 Millionen aus dem Kartenverkauf auf Basis einer 90-prozentigen Stadionauslastung. 170 Millionen Euro beträgt der Zuschuss der FIFA. Weitere 60 Millionen erwarten wir als Cash-Leistung von den sechs Nationalen Förderern, von denen vier bisher feststehen. Bestandteil der Verträge mit den Nationalen Förderern sind darüber hinaus auch bedeutende geldwerte Sachleistungen. Wir stellen den gesamten Etat ohne öffentliche Gelder dar, wie der DFB seinerzeit auch die WM-Bewerbung nur aus Eigenmitteln und mit Sponsorgeldern bestritten hat.

Frage: Wie sieht es auf der Ausgabenseite aus?

Dr. Zwanziger: Unser klares Ziel ist die schwarze Null, was bedeutet, dass wir Kosten von etwa 430 Millionen Euro kalkulieren müssen. Derzeit sind im OK 60 hauptamtliche Kräfte beschäftigt. Am Ende werden es 120 bis 150 sein, die Mitarbeiter in den zwölf Außenstellen eingeschlossen. Außerdem müssen wir ein Management für etwa 15.000 freiwillige Helfer aufbauen. Die Personalkosten sind also gewaltig, wie man sie für die Durchführung eines solchen Weltereignisses aber auch einsetzen muss. Die Medieneinrichtungen erfordern Millionen, müssen ebenfalls von uns getragen werden, wie überhaupt die FIFA dem OK per Veranstaltervertrag viele Pflichten auferlegt hat. Die Vorrundenauslosung Anfang Dezember war ein erstes großes Projekt. Es hat etwa drei Millionen Euro gekostet. Unsere Städte beteiligen wir immerhin mit 15 Prozent an den Karteneinnahmen. Ebenfalls eine erhebliche Summe.

Frage: Birgt der Etat Risiken?

Dr. Zwanziger: Zumindest gibt es noch einige große Fragezeichen. Beispielsweise ist es Aufgabe des OK, während des Turniers den Transport der Mannschaften von Spielort zu Spielort nicht nur zu organisieren, sondern auch zu bezahlen. Wir wissen derzeit nicht, ob es gelingt, hier einen Sponsor zu finden. Die Emirates sind als FIFA-Partner die offizielle Fluglinie, sind aber bekanntlich nicht im innerdeutschen Verkehr tätig. Vielleicht gibt es eine Kooperation mit einer deutschen Gesellschaft, vielleicht aber auch nicht. Viele wichtige Dinge, die automatisch wirtschaftliche Auswirkungen haben, müssen sich eben noch entwickeln.

Frage: Was geschieht mit einem eventuellen Überschuss oder- umgekehrt - bei einem Verlust?

Dr. Zwanziger: Sollte es ein Plus geben, käme dieser satzungsgemäß dem DFB zugute, der diese Mittel dann im Rahmen seiner gemeinnützigen Aufgaben einsetzen könnte. Zu beachten sind selbstverständlich alle steuerlichen Bestimmungen. Doch es wäre unseriös, perspektivisch mit WM-Gewinnen zu planen. Da bin ich lieber Realist, und zwar in doppelter Rolle, weil ich auch für die Finanzen des DFB verantwortlich bin. Der DFB wiederum trägt auch das Risiko für einen eventuellen wirtschaftlichen Verlust, denn es gibt auch keine Ausfallbürgschaft, wie sie Bund, Länder und Kommunen oft bei großen Veranstaltungen einsetzen.

Frage: Die Etats von OK und DFB sind streng getrennt?

Dr. Zwanziger: Selbstverständlich! Eine Überlappung gibt es lediglich bei den Kampagnen für Schulen und Vereine. Hier ist der DFB mit etwa drei Millionen Euro in Vorlage getreten. Weitere vier Millionen Euro kommen hinzu als bisheriger Ertrag aus der Sportwette Oddset. Hier existiert ein Staatsvertrag, wonach zwölf Prozent der Mehrumsätze, bezogen auf das Basisjahr 2001, dem DFB für die Durchführung von Kultur- und Jugendprogrammen zur Verfügung gestellt werden. Wohlgemerkt: Dem DFB ausschließlich für gemeinnützige Zwecke, keineswegs dem OK zur Deckung seines Budgets. Wir hoffen auf höhere Oddset-Umsätze, um so die Kampagnen auch komplett finanzieren zu können. Sollte Oddset darüber hinaus Nationaler Förderer werden, wozu ja eine Absichtserklärung vorliegt, würden diese Lizenzgelder dem OK zufließen. Aber ich betone: Dies sind zwei völlig verschiedene Baustellen.

Frage: Wie verhält es sich mit dem Kunst- und Kulturprogramm?

Dr. Zwanziger: Dafür wurde eine völlig eigenständige Kunst- und Kultur GmbH gegründet mit der Führung und der finanziellen Verantwortung der Bundesregierung, die aus dem Verkauf von WM-Sondermünzen 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen wird. Mit diesem Geld ist unter der künstlerischen Beratung von André Heller der WM-Globus entstanden, der auf seinen bisherigen Stationen in Berlin und Frankfurt sehr gut angenommen wurde. Die Kunst und Kultur GmbH wäre auch zuständig für die Durchführung einer speziellen Auftaktveranstaltung am Vorabend des Eröffnungsspiels, wie sie zuletzt öffentlich diskutiert wurde. Ziel der Kulturstiftung ist es, über den Fußball hinaus unser Land in seiner ganzen kulturellen Vielfalt darzustellen. Sicher ein sehr lohnenswertes Ziel und neben den vielen Pflichtaufgaben eine Kür, die dem Gastgeber Deutschland sehr gut zu Gesicht steht.

[mh]


[bild1]Im Organisationskomitee für die FIFA WM 2006 ist Vizepräsident Dr. Theo Zwanziger zuständig für Personal, Recht und Finanzen. Der 58-Jährige, in Personalunion auch Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erläutert im folgenden Interview den Etat für die WM und nennt das Ziel aller Planungen: eine "schwarze Null".



Frage: Mit welchem Etat kalkuliert das WM-Organisationskomitee?



Dr. Theo Zwanziger: Nachdem die FIFA-Exekutive Ende 2003 die WM-Eintrittspreise festgelegt hat, wir seitdem mit sehr konkreten Zahlen operieren können, haben wir die Budgets verabschiedet. Wir rechnen mit Einnahmen von etwa 430 Millionen Euro. Davon kommen 200 Millionen aus dem Kartenverkauf auf Basis einer 90-prozentigen Stadionauslastung. 170 Millionen Euro beträgt der Zuschuss der FIFA. Weitere 60 Millionen erwarten wir als Cash-Leistung von den sechs Nationalen Förderern, von denen vier bisher feststehen. Bestandteil der Verträge mit den Nationalen Förderern sind darüber hinaus auch bedeutende geldwerte Sachleistungen. Wir stellen den gesamten Etat ohne öffentliche Gelder dar, wie der DFB seinerzeit auch die WM-Bewerbung nur aus Eigenmitteln und mit Sponsorgeldern bestritten hat.



Frage: Wie sieht es auf der Ausgabenseite aus?



Dr. Zwanziger: Unser klares Ziel ist die schwarze Null, was bedeutet, dass wir Kosten von etwa 430 Millionen Euro kalkulieren müssen. Derzeit sind im OK 60 hauptamtliche Kräfte beschäftigt. Am Ende werden es 120 bis 150 sein, die Mitarbeiter in den zwölf Außenstellen eingeschlossen. Außerdem müssen wir ein Management für etwa 15.000 freiwillige Helfer aufbauen. Die Personalkosten sind also gewaltig, wie man sie für die Durchführung eines solchen Weltereignisses aber auch einsetzen muss. Die Medieneinrichtungen erfordern Millionen, müssen ebenfalls von uns getragen werden, wie überhaupt die FIFA dem OK per Veranstaltervertrag viele Pflichten auferlegt hat. Die Vorrundenauslosung Anfang Dezember war ein erstes großes Projekt. Es hat etwa drei Millionen Euro gekostet. Unsere Städte beteiligen wir immerhin mit 15 Prozent an den Karteneinnahmen. Ebenfalls eine erhebliche Summe.



Frage: Birgt der Etat Risiken?



Dr. Zwanziger: Zumindest gibt es noch einige große Fragezeichen. Beispielsweise ist es Aufgabe des OK, während des Turniers den Transport der Mannschaften von Spielort zu Spielort nicht nur zu organisieren, sondern auch zu bezahlen. Wir wissen derzeit nicht, ob es gelingt, hier einen Sponsor zu finden. Die Emirates sind als FIFA-Partner die offizielle Fluglinie, sind aber bekanntlich nicht im innerdeutschen Verkehr tätig. Vielleicht gibt es eine Kooperation mit einer deutschen Gesellschaft, vielleicht aber auch nicht. Viele wichtige Dinge, die automatisch wirtschaftliche Auswirkungen haben, müssen sich eben noch entwickeln.



Frage: Was geschieht mit einem eventuellen Überschuss oder- umgekehrt - bei einem Verlust?



Dr. Zwanziger: Sollte es ein Plus geben, käme dieser satzungsgemäß dem DFB zugute, der diese Mittel dann im Rahmen seiner gemeinnützigen Aufgaben einsetzen könnte. Zu beachten sind selbstverständlich alle steuerlichen Bestimmungen. Doch es wäre unseriös, perspektivisch mit WM-Gewinnen zu planen. Da bin ich lieber Realist, und zwar in doppelter Rolle, weil ich auch für die Finanzen des DFB verantwortlich bin. Der DFB wiederum trägt auch das Risiko für einen eventuellen wirtschaftlichen Verlust, denn es gibt auch keine Ausfallbürgschaft, wie sie Bund, Länder und Kommunen oft bei großen Veranstaltungen einsetzen.



Frage: Die Etats von OK und DFB sind streng getrennt?



Dr. Zwanziger: Selbstverständlich! Eine Überlappung gibt es lediglich bei den Kampagnen für Schulen und Vereine. Hier ist der DFB mit etwa drei Millionen Euro in Vorlage getreten. Weitere vier Millionen Euro kommen hinzu als bisheriger Ertrag aus der Sportwette Oddset. Hier existiert ein Staatsvertrag, wonach zwölf Prozent der Mehrumsätze, bezogen auf das Basisjahr 2001, dem DFB für die Durchführung von Kultur- und Jugendprogrammen zur Verfügung gestellt werden. Wohlgemerkt: Dem DFB ausschließlich für gemeinnützige Zwecke, keineswegs dem OK zur Deckung seines Budgets. Wir hoffen auf höhere Oddset-Umsätze, um so die Kampagnen auch komplett finanzieren zu können. Sollte Oddset darüber hinaus Nationaler Förderer werden, wozu ja eine Absichtserklärung vorliegt, würden diese Lizenzgelder dem OK zufließen. Aber ich betone: Dies sind zwei völlig verschiedene Baustellen.



Frage: Wie verhält es sich mit dem Kunst- und Kulturprogramm?



Dr. Zwanziger: Dafür wurde eine völlig eigenständige Kunst- und Kultur GmbH gegründet mit der Führung und der finanziellen Verantwortung der Bundesregierung, die aus dem Verkauf von WM-Sondermünzen 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen wird. Mit diesem Geld ist unter der künstlerischen Beratung von André Heller der WM-Globus entstanden, der auf seinen bisherigen Stationen in Berlin und Frankfurt sehr gut angenommen wurde. Die Kunst und Kultur GmbH wäre auch zuständig für die Durchführung einer speziellen Auftaktveranstaltung am Vorabend des Eröffnungsspiels, wie sie zuletzt öffentlich diskutiert wurde. Ziel der Kulturstiftung ist es, über den Fußball hinaus unser Land in seiner ganzen kulturellen Vielfalt darzustellen. Sicher ein sehr lohnenswertes Ziel und neben den vielen Pflichtaufgaben eine Kür, die dem Gastgeber Deutschland sehr gut zu Gesicht steht.