Dotchev: "Völlig neue Situation für mich"

Vier Spiele, drei Siege: Das ist die Bilanz von Drittliga-Rekordtrainer Pavel Dotchev beim MSV Duisburg. Mit dem früheren Bundesligisten ist der 55 Jahre alte Fußball-Lehrer am heutigen Samstag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) beim FC Viktoria Köln zu Gast, den der Ex-Profi noch bis Ende Januar betreut hatte. Im DFB.de-Interview spricht Pavel Dotchev mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.

DFB.de: Mit dem 1:0 gegen den TSV 1860 München fuhr Ihre Mannschaft drei weitere wichtige Punkte ein und setzten sich ein Stück von der Abstiegszone ab. Was war für den Erfolg gegen den Aufstiegsanwärter entscheidend, Herr Dotchev?

Pavel Dotchev: An erster Stelle unsere Einstellung. Zunächst waren wir ein wenig hektisch, 1860 München gehörte deshalb die Anfangsphase. Im Anschluss kamen wir besser ins Spiel. Die Rote Karte wegen einer Notbremse gegen Dennis Erdmann und der verwandelte Foulelfmeter von Moritz Stoppelkamp haben uns selbstverständlich in die Karten gespielt. Es ist aber nicht zwangsläufig ein Vorteil, in Überzahl zu spielen. Der Gegner wächst dann oft über sich hinaus. Ich hätte mir noch ein zweites Tor von uns gewünscht. Wir haben das aber engagiert gelöst.

DFB.de: Die Fans empfingen den Mannschaftsbus mit einem Hupkonzert und machten sich auch während des Spiels vom Parkplatz aus bemerkbar. Was löst das bei Ihnen aus?

Dotchev: Der Empfang war wieder sehr emotional. Das sorgt für ein sehr schönes und auch schmerzlich vermisstes Gefühl. Ich bin überzeugt: Unter normalen Bedingungen hätten wir durch die Unterstützung unserer Fans mehr Punkte auf dem Konto. Uns vom Auto aus zu unterstützen, ist eine sehr schöne und kreative Idee, um die aktuellen Gegebenheiten zu berücksichtigen.

DFB.de: Unter Ihrer Leitung gewann der MSV drei von vier Begegnungen. Was waren Ihre ersten Maßnahmen?

Dotchev: Die Mannschaft ist nicht fitter als unter meinen Vorgängern. Wir haben nicht alles auf links gedreht. Torsten Lieberknecht und Gino Lettieri haben eine gewisse Grundlage geschaffen. Wenn man eine Mannschaft auf einem Abstiegsplatz übernimmt, geht es zunächst darum, den Spielern wieder den Glauben an ihre Stärken zu schenken. Dafür haben wir viele Einzelgespräche geführt. Indem wir weniger rotiert haben, wollten wir der Mannschaft mehr Sicherheit vermitteln. Um ehrlich zu sein: Jedes Spiel, in dem wir drei Zähler eingefahren haben, hätte vom Spielverlauf auch anders ausgehen können. Gerade diese Arbeitssiege sind aber gut für die Moral und das Selbstvertrauen.

DFB.de: Fällt das 1:4 beim 1. FC Saarbrücken ein wenig aus der Reihe?

Dotchev: Das war eigentlich sogar einer unserer besten Auftritte. Nach dem 1:1 haben wir uns aber etwas zu offensiv verhalten, anstatt das Unentschieden für einen Moment zu halten und die Partie zu beruhigen. Das hat der 1. FC Saarbrücken gnadenlos ausgenutzt. Innerhalb von zwölf Minuten hat sich die Partie komplett überschlagen.

DFB.de: Woran arbeiten Sie als nächstes?

Dotchev: 44 Gegentreffer nach 26 Partien sind noch zu viel und der höchste Wert aller Drittligisten. Ein großer Fokus liegt daher weiterhin darauf, dass wir uns bei der Defensivarbeit stabilisieren. Dazu gehört auch, dass wir mit längeren Ballbesitzphasen den Gegner mehr kontrollieren.

DFB.de: Zwischen Ihrem vorherigen Engagement beim FC Viktoria Köln und dem Amtsantritt beim MSV Duisburg lagen nur sieben Tage. War da überhaupt Zeit, um ein wenig durchzuatmen?

Dotchev: Ganz ehrlich: Nein, nicht wirklich. Ich bin am Sonntag bei Viktoria Köln freigestellt worden. Zu meiner Familie nach Paderborn bin ich am Mittwoch gefahren und schon am Donnerstag kam der Anruf vom MSV. Zeit zum Abschalten hatte ich nicht wirklich. Lange überlegen musste ich aber auch nicht. Es gehört vermutlich auch Mut dazu, so schnell eine neue Aufgabe zu übernehmen - und dann auch noch in einer nicht einfachen Situation. Genau das hat für mich aber auch den Reiz ausgemacht. Wenn wir die aktuelle Lage bewältigen, sehe ich beim MSV viel Potenzial und gute Perspektiven, auf längere Sicht wieder die obere Tabellenregion anzuvisieren.

DFB.de: Nur sieben Wochen nach Ihrem Abschied kommt es nun zum Duell mit der Viktoria. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in die Partie?

Dotchev: Das wird für mich eine völlig neue Situation sein. Bislang war es noch nie der Fall, dass ich innerhalb einer Saison einen anderen Verein übernommen habe und dann auch noch auf meinen vorherigen Klub treffe. Dieses Mal im Sportpark Höhenberg auf der anderen Trainerbank zu sitzen, wird ungewohnt und auch emotional sein. Am Spieltag stehe aber nicht ich im Vordergrund. Für beide Mannschaften geht es um wichtige Punkte im Rennen um den Klassenverbleib.

DFB.de: Sowohl die Viktoria, als auch der MSV waren mit ambitionierteren Zielen in die Spielzeit gestartet. Warum konnten diese nicht erreicht werden?

Dotchev: Beide Vereine hatten mit unglücklichen Umständen zu kämpfen. Bei der Viktoria kam mit Marcel Risse oder auch Maximilian Rossmann viel Qualität dazu. Nachdem sie bei ihren vorherigen Vereinen aber nicht mehr ganz so viel gespielt hatten, war klar, dass es Zeit benötigen würde. Zusätzlich wurden sie dann auch noch durch Corona-Erkrankungen zurückgeworfen. Beim MSV ist unter anderem Moritz Stoppelkamp lange Zeit ausgefallen. Aktuell fehlen mit Vincent Vermeij, Stefan Velkov und nun auch Federico Palacios immer wieder wichtige Spieler. Wenn man als Mannschaft einmal in eine so schwierige Situation geraten ist, ist es vor allem Kopfsache, sie zu bewältigen.

DFB.de: Drücken Sie Ihrem Ex-Verein die Daumen für den Klassenverbleib?

Dotchev: Nach dem Aufeinandertreffen wünsche ich der Viktoria alles Gute. Ich habe viele nette Menschen und auch Freunde in Köln kennengelernt. Klar, ich war nach der Trennung sehr enttäuscht. Das Verhältnis zur Viktoria ist aber noch immer gut. Wir hatten bis zum Schluss einen offenen, ehrlichen, aber auch kritischen Umgang.

DFB.de: Was wird gegen Viktoria Köln den Ausschlag geben?

Dotchev: Wir stellen uns auf einen Gegner ein, der uns bereits früh im Spielaufbau stören will. Es wird daher wichtig sein, dafür Lösungen zu finden und auch unter Druck Ruhe zu bewahren. Mit ihrer hohen individuellen Qualität kann die Viktoria unsere Fehler schnell bestrafen. Ich rechne nicht damit, dass es viele Torchancen geben wird. Wir müssen daher unsere Möglichkeiten gut ausspielen.

[mspw]

Vier Spiele, drei Siege: Das ist die Bilanz von Drittliga-Rekordtrainer Pavel Dotchev beim MSV Duisburg. Mit dem früheren Bundesligisten ist der 55 Jahre alte Fußball-Lehrer am heutigen Samstag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) beim FC Viktoria Köln zu Gast, den der Ex-Profi noch bis Ende Januar betreut hatte. Im DFB.de-Interview spricht Pavel Dotchev mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.

DFB.de: Mit dem 1:0 gegen den TSV 1860 München fuhr Ihre Mannschaft drei weitere wichtige Punkte ein und setzten sich ein Stück von der Abstiegszone ab. Was war für den Erfolg gegen den Aufstiegsanwärter entscheidend, Herr Dotchev?

Pavel Dotchev: An erster Stelle unsere Einstellung. Zunächst waren wir ein wenig hektisch, 1860 München gehörte deshalb die Anfangsphase. Im Anschluss kamen wir besser ins Spiel. Die Rote Karte wegen einer Notbremse gegen Dennis Erdmann und der verwandelte Foulelfmeter von Moritz Stoppelkamp haben uns selbstverständlich in die Karten gespielt. Es ist aber nicht zwangsläufig ein Vorteil, in Überzahl zu spielen. Der Gegner wächst dann oft über sich hinaus. Ich hätte mir noch ein zweites Tor von uns gewünscht. Wir haben das aber engagiert gelöst.

DFB.de: Die Fans empfingen den Mannschaftsbus mit einem Hupkonzert und machten sich auch während des Spiels vom Parkplatz aus bemerkbar. Was löst das bei Ihnen aus?

Dotchev: Der Empfang war wieder sehr emotional. Das sorgt für ein sehr schönes und auch schmerzlich vermisstes Gefühl. Ich bin überzeugt: Unter normalen Bedingungen hätten wir durch die Unterstützung unserer Fans mehr Punkte auf dem Konto. Uns vom Auto aus zu unterstützen, ist eine sehr schöne und kreative Idee, um die aktuellen Gegebenheiten zu berücksichtigen.

DFB.de: Unter Ihrer Leitung gewann der MSV drei von vier Begegnungen. Was waren Ihre ersten Maßnahmen?

Dotchev: Die Mannschaft ist nicht fitter als unter meinen Vorgängern. Wir haben nicht alles auf links gedreht. Torsten Lieberknecht und Gino Lettieri haben eine gewisse Grundlage geschaffen. Wenn man eine Mannschaft auf einem Abstiegsplatz übernimmt, geht es zunächst darum, den Spielern wieder den Glauben an ihre Stärken zu schenken. Dafür haben wir viele Einzelgespräche geführt. Indem wir weniger rotiert haben, wollten wir der Mannschaft mehr Sicherheit vermitteln. Um ehrlich zu sein: Jedes Spiel, in dem wir drei Zähler eingefahren haben, hätte vom Spielverlauf auch anders ausgehen können. Gerade diese Arbeitssiege sind aber gut für die Moral und das Selbstvertrauen.

DFB.de: Fällt das 1:4 beim 1. FC Saarbrücken ein wenig aus der Reihe?

Dotchev: Das war eigentlich sogar einer unserer besten Auftritte. Nach dem 1:1 haben wir uns aber etwas zu offensiv verhalten, anstatt das Unentschieden für einen Moment zu halten und die Partie zu beruhigen. Das hat der 1. FC Saarbrücken gnadenlos ausgenutzt. Innerhalb von zwölf Minuten hat sich die Partie komplett überschlagen.

DFB.de: Woran arbeiten Sie als nächstes?

Dotchev: 44 Gegentreffer nach 26 Partien sind noch zu viel und der höchste Wert aller Drittligisten. Ein großer Fokus liegt daher weiterhin darauf, dass wir uns bei der Defensivarbeit stabilisieren. Dazu gehört auch, dass wir mit längeren Ballbesitzphasen den Gegner mehr kontrollieren.

DFB.de: Zwischen Ihrem vorherigen Engagement beim FC Viktoria Köln und dem Amtsantritt beim MSV Duisburg lagen nur sieben Tage. War da überhaupt Zeit, um ein wenig durchzuatmen?

Dotchev: Ganz ehrlich: Nein, nicht wirklich. Ich bin am Sonntag bei Viktoria Köln freigestellt worden. Zu meiner Familie nach Paderborn bin ich am Mittwoch gefahren und schon am Donnerstag kam der Anruf vom MSV. Zeit zum Abschalten hatte ich nicht wirklich. Lange überlegen musste ich aber auch nicht. Es gehört vermutlich auch Mut dazu, so schnell eine neue Aufgabe zu übernehmen - und dann auch noch in einer nicht einfachen Situation. Genau das hat für mich aber auch den Reiz ausgemacht. Wenn wir die aktuelle Lage bewältigen, sehe ich beim MSV viel Potenzial und gute Perspektiven, auf längere Sicht wieder die obere Tabellenregion anzuvisieren.

DFB.de: Nur sieben Wochen nach Ihrem Abschied kommt es nun zum Duell mit der Viktoria. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in die Partie?

Dotchev: Das wird für mich eine völlig neue Situation sein. Bislang war es noch nie der Fall, dass ich innerhalb einer Saison einen anderen Verein übernommen habe und dann auch noch auf meinen vorherigen Klub treffe. Dieses Mal im Sportpark Höhenberg auf der anderen Trainerbank zu sitzen, wird ungewohnt und auch emotional sein. Am Spieltag stehe aber nicht ich im Vordergrund. Für beide Mannschaften geht es um wichtige Punkte im Rennen um den Klassenverbleib.

DFB.de: Sowohl die Viktoria, als auch der MSV waren mit ambitionierteren Zielen in die Spielzeit gestartet. Warum konnten diese nicht erreicht werden?

Dotchev: Beide Vereine hatten mit unglücklichen Umständen zu kämpfen. Bei der Viktoria kam mit Marcel Risse oder auch Maximilian Rossmann viel Qualität dazu. Nachdem sie bei ihren vorherigen Vereinen aber nicht mehr ganz so viel gespielt hatten, war klar, dass es Zeit benötigen würde. Zusätzlich wurden sie dann auch noch durch Corona-Erkrankungen zurückgeworfen. Beim MSV ist unter anderem Moritz Stoppelkamp lange Zeit ausgefallen. Aktuell fehlen mit Vincent Vermeij, Stefan Velkov und nun auch Federico Palacios immer wieder wichtige Spieler. Wenn man als Mannschaft einmal in eine so schwierige Situation geraten ist, ist es vor allem Kopfsache, sie zu bewältigen.

DFB.de: Drücken Sie Ihrem Ex-Verein die Daumen für den Klassenverbleib?

Dotchev: Nach dem Aufeinandertreffen wünsche ich der Viktoria alles Gute. Ich habe viele nette Menschen und auch Freunde in Köln kennengelernt. Klar, ich war nach der Trennung sehr enttäuscht. Das Verhältnis zur Viktoria ist aber noch immer gut. Wir hatten bis zum Schluss einen offenen, ehrlichen, aber auch kritischen Umgang.

DFB.de: Was wird gegen Viktoria Köln den Ausschlag geben?

Dotchev: Wir stellen uns auf einen Gegner ein, der uns bereits früh im Spielaufbau stören will. Es wird daher wichtig sein, dafür Lösungen zu finden und auch unter Druck Ruhe zu bewahren. Mit ihrer hohen individuellen Qualität kann die Viktoria unsere Fehler schnell bestrafen. Ich rechne nicht damit, dass es viele Torchancen geben wird. Wir müssen daher unsere Möglichkeiten gut ausspielen.

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