Doorsoun und Demann: Ausgeschlafenes Duo

Sie verstehen sich bestens, sind befreundet – nur frühmorgens können sich ihre Wege trennen: Kristin Demann und Sara Doorsoun sind nicht nur das Innenverteidigerinnen-Duo der Frauen-Nationalmannschaft, sondern auch "Roomies": Seit 2015 beziehen sie bei Länderspiel-Maßnahmen ein Zimmer. Während die 25-jährige Demann als Frühaufsteherin hin und wieder aus dem Zimmer schleicht, würde die ein Jahr ältere Doorsoun gerne etwas länger an der Matratze horchen. "Tini will am liebsten schon um 6.30 Uhr zum Frühstück, das mache ich nicht mit", sagt Doorsoun. "Sara steht aber oft mir zuliebe auch auf", erwidert Demann. Ist die Kollegin ein Morgenmuffel? Die Münchnerin lacht. "Kein Morgenmuffel. Aber eine passionierte Langschläferin." Sie gehe ihr in der Früh auch nie auf den Wecker, bestätigt die Wolfsburgerin. "Tini ist immer leise, obwohl ich ihr gleich zu Anfang gesagt habe, dass mich, wenn ich schlafe, so schnell nichts aufweckt. Wegen ihr stehe ich meist einen Ticken früher auf, damit wir zusammen losziehen können." Die beiden harmonieren inzwischen 24 Stunden.

Blindes Verständnis

Auch auf dem Platz finden sie sich wie im Schlaf. Sie haben sich Seite an Seite in der Innenverteidigung einquartiert. In den entscheidenden Spielen baut Horst Hrubesch auf die WG, um die Mitte zu schließen. "Wir ergänzen uns sehr gut", sagt Doorsoun und Demann ergänzt: "Sara ist die Schnellere, ich habe lieber den Ball am Fuß, die Kombination passt." Die Abstimmung hört nicht einmal auf, wenn sich die Zimmertür schließt. Sie besprechen viele Aufgaben bereits in den eigenen vier Wänden: In der Situation gehst du hin, bei der Situation löse ich das. "Das ist sehr von Verlässlichkeit geprägt", so Doorsoun. "Tini neben mir zu haben, gibt mir Sicherheit. Wir haben dadurch, dass wir auf einem Zimmer sind und so viel Zeit miteinander verbringen, ein starkes Gefühl bekommen, dass man sich aufeinander verlassen kann. Das sage ich ihr auch, dass ich gerne neben ihr spiele." Beide wüssten inzwischen exakt, was die Stärken und Schwächen der jeweils anderen sind. Demann sagt, es kommen "immer mehr Automatismen" auf – obwohl sie nur 2012 eine Saison mal im selben Verein gespielt haben, und auch damals nicht richtig. Demann war lange verletzt, am Saisonende zogen beide weiter. Erst 2015 fanden sie wieder zueinander, als sie zusammen das erste Mal zu einem Lehrgang der A-Nationalmannschaft eingeladen wurden. "Gesucht und gefunden", meint Doorsoun.

"Ehrlichkeit ist entscheidend"

Gab es nie Ärger? "Wir hatten noch nicht die Situation, dass eine sagt: 'Boah, du nervst mich jetzt gewaltig'", erzählt Doorsoun. Sogar das Thema Ordnung, ein beliebter Zankapfel in WGs, moderieren die beiden in Harmonie. "Ich bin ordentlich – Kristin ist nicht unordentlich", umschreibt es Doorsoun diplomatisch. Es sei immer so, dass Kolleginnen, die zu Besuch kommen, als Erstes sagen: "Bei euch ist aber aufgeräumt." "Da gehören ja immer zwei dazu", sagt Doorsoun, dann lächelt sie frech. "Meine Appelle fruchten offenbar." Da die Wolfsburgerin Wert auf Ordnung legt, hätte sie gerne bei der Polizei gearbeitet. "Wenn sie die Verbrecher so schnell jagt wie die Gegner auf dem Platz, hätten die ein hartes Leben", sagt Demann, die Psychologie studiert. Wie ist das so, wenn abends auf dem Zimmer geratscht wird – analysiert die Kollegin ihr Gegenüber? Doorsoun lacht. "Nein, sie lässt da nie die Psychologin raushängen. Aber man kann wunderbar mit ihr über alles reden, ich finde das wichtig in einer Freundschaft: Ehrlichkeit ist entscheidend, dass man sich auch mal sagen kann, wenn etwas nicht so gut ist, ohne Angst haben zu müssen, dass die andere beleidigt ist. Und Verlässlichkeit steht bei mir ganz oben." Vertrauen sei ihr wichtig, ergänzt Demann, "dass man über alles reden kann, was man auf dem Herzen hat, und man auf einer Wellenlänge liegt".

Nur Spinnen gefährden die Freundschaft

Das ist bei den beiden der Fall, offensichtlich – nur bei Doorsouns Spinnen-Phobie bröckelt die Freundschaft kurz, so lange, bis die Lage entschärft ist. "Da renne ich im Zimmer rum und kreische: 'Tini, mach' was!' Aber sie schaut mich dann wie ein Auto an: 'Ja, was soll ich jetzt machen?' Sie hilft mir da nicht. Da muss ich jemand anderen holen", erzählt Doorsoun. "Ich denke, sie will da cool verbergen, dass sie Spinnen auch nicht so gern mag. Sie geht da ganz clever vor. Das ist typisch: Tini ist ein sehr ruhiger Mensch, das überträgt sich auch auf ihr Spiel. Sie kann mit Stress sehr gut umgehen und macht ihr Ding. Es ist praktisch unmöglich, sie aus der Ruhe zu bringen. Das merkt man auch auf dem Platz."

Wenn es nach ihnen geht, kann die künftige Trainerin Martina Voss-Tecklenburg schon jetzt für die WG ein Zimmer bei der WM in Frankreich buchen. "Wer spielt, entscheidet der Coach – aber ich bin für die WM bereit", meint Demann. "Ein Zimmer mit Kristin in Frankreich? Ich sitze auf gepackten Koffern – wo soll ich unterschreiben?", sagt Doorsoun mit einem Lachen. Demann und Doorsoun: ein Duo, mit dem zu rechnen sein wird.

[dfb]

Sie verstehen sich bestens, sind befreundet – nur frühmorgens können sich ihre Wege trennen: Kristin Demann und Sara Doorsoun sind nicht nur das Innenverteidigerinnen-Duo der Frauen-Nationalmannschaft, sondern auch "Roomies": Seit 2015 beziehen sie bei Länderspiel-Maßnahmen ein Zimmer. Während die 25-jährige Demann als Frühaufsteherin hin und wieder aus dem Zimmer schleicht, würde die ein Jahr ältere Doorsoun gerne etwas länger an der Matratze horchen. "Tini will am liebsten schon um 6.30 Uhr zum Frühstück, das mache ich nicht mit", sagt Doorsoun. "Sara steht aber oft mir zuliebe auch auf", erwidert Demann. Ist die Kollegin ein Morgenmuffel? Die Münchnerin lacht. "Kein Morgenmuffel. Aber eine passionierte Langschläferin." Sie gehe ihr in der Früh auch nie auf den Wecker, bestätigt die Wolfsburgerin. "Tini ist immer leise, obwohl ich ihr gleich zu Anfang gesagt habe, dass mich, wenn ich schlafe, so schnell nichts aufweckt. Wegen ihr stehe ich meist einen Ticken früher auf, damit wir zusammen losziehen können." Die beiden harmonieren inzwischen 24 Stunden.

Blindes Verständnis

Auch auf dem Platz finden sie sich wie im Schlaf. Sie haben sich Seite an Seite in der Innenverteidigung einquartiert. In den entscheidenden Spielen baut Horst Hrubesch auf die WG, um die Mitte zu schließen. "Wir ergänzen uns sehr gut", sagt Doorsoun und Demann ergänzt: "Sara ist die Schnellere, ich habe lieber den Ball am Fuß, die Kombination passt." Die Abstimmung hört nicht einmal auf, wenn sich die Zimmertür schließt. Sie besprechen viele Aufgaben bereits in den eigenen vier Wänden: In der Situation gehst du hin, bei der Situation löse ich das. "Das ist sehr von Verlässlichkeit geprägt", so Doorsoun. "Tini neben mir zu haben, gibt mir Sicherheit. Wir haben dadurch, dass wir auf einem Zimmer sind und so viel Zeit miteinander verbringen, ein starkes Gefühl bekommen, dass man sich aufeinander verlassen kann. Das sage ich ihr auch, dass ich gerne neben ihr spiele." Beide wüssten inzwischen exakt, was die Stärken und Schwächen der jeweils anderen sind. Demann sagt, es kommen "immer mehr Automatismen" auf – obwohl sie nur 2012 eine Saison mal im selben Verein gespielt haben, und auch damals nicht richtig. Demann war lange verletzt, am Saisonende zogen beide weiter. Erst 2015 fanden sie wieder zueinander, als sie zusammen das erste Mal zu einem Lehrgang der A-Nationalmannschaft eingeladen wurden. "Gesucht und gefunden", meint Doorsoun.

"Ehrlichkeit ist entscheidend"

Gab es nie Ärger? "Wir hatten noch nicht die Situation, dass eine sagt: 'Boah, du nervst mich jetzt gewaltig'", erzählt Doorsoun. Sogar das Thema Ordnung, ein beliebter Zankapfel in WGs, moderieren die beiden in Harmonie. "Ich bin ordentlich – Kristin ist nicht unordentlich", umschreibt es Doorsoun diplomatisch. Es sei immer so, dass Kolleginnen, die zu Besuch kommen, als Erstes sagen: "Bei euch ist aber aufgeräumt." "Da gehören ja immer zwei dazu", sagt Doorsoun, dann lächelt sie frech. "Meine Appelle fruchten offenbar." Da die Wolfsburgerin Wert auf Ordnung legt, hätte sie gerne bei der Polizei gearbeitet. "Wenn sie die Verbrecher so schnell jagt wie die Gegner auf dem Platz, hätten die ein hartes Leben", sagt Demann, die Psychologie studiert. Wie ist das so, wenn abends auf dem Zimmer geratscht wird – analysiert die Kollegin ihr Gegenüber? Doorsoun lacht. "Nein, sie lässt da nie die Psychologin raushängen. Aber man kann wunderbar mit ihr über alles reden, ich finde das wichtig in einer Freundschaft: Ehrlichkeit ist entscheidend, dass man sich auch mal sagen kann, wenn etwas nicht so gut ist, ohne Angst haben zu müssen, dass die andere beleidigt ist. Und Verlässlichkeit steht bei mir ganz oben." Vertrauen sei ihr wichtig, ergänzt Demann, "dass man über alles reden kann, was man auf dem Herzen hat, und man auf einer Wellenlänge liegt".

Nur Spinnen gefährden die Freundschaft

Das ist bei den beiden der Fall, offensichtlich – nur bei Doorsouns Spinnen-Phobie bröckelt die Freundschaft kurz, so lange, bis die Lage entschärft ist. "Da renne ich im Zimmer rum und kreische: 'Tini, mach' was!' Aber sie schaut mich dann wie ein Auto an: 'Ja, was soll ich jetzt machen?' Sie hilft mir da nicht. Da muss ich jemand anderen holen", erzählt Doorsoun. "Ich denke, sie will da cool verbergen, dass sie Spinnen auch nicht so gern mag. Sie geht da ganz clever vor. Das ist typisch: Tini ist ein sehr ruhiger Mensch, das überträgt sich auch auf ihr Spiel. Sie kann mit Stress sehr gut umgehen und macht ihr Ding. Es ist praktisch unmöglich, sie aus der Ruhe zu bringen. Das merkt man auch auf dem Platz."

Wenn es nach ihnen geht, kann die künftige Trainerin Martina Voss-Tecklenburg schon jetzt für die WG ein Zimmer bei der WM in Frankreich buchen. "Wer spielt, entscheidet der Coach – aber ich bin für die WM bereit", meint Demann. "Ein Zimmer mit Kristin in Frankreich? Ich sitze auf gepackten Koffern – wo soll ich unterschreiben?", sagt Doorsoun mit einem Lachen. Demann und Doorsoun: ein Duo, mit dem zu rechnen sein wird.