Dietrich verstärkt DFB-Akademie: "Ein Jahrhundertprojekt"

Nicklas Dietrich wird den Innovationsbereich der DFB-Akademie verstärken. Zudem ist er ab sofort hauptverantwortlich für das Fitnesstraining der Nationalmannschaft. Der 35 Jahre alte Athletikcoach trainierte seit Juni 2015 die Profimannschaft von RB Leipzig. Seit zweieinhalb Jahren gehört er zudem zum Team der Fitnesstrainer der A-Nationalmannschaft. "Nicklas Dietrich ist süchtig nach Erfolg, immer auf der Suche nach dem Quäntchen mehr.", sagt Oliver Bierhoff, DFB-Direktor Nationalmannschaften und Fußball-Entwicklung. "Deshalb passt er perfekt in unser Team der Akademie."

Dietrich soll bestehende Partnerschaften etwa mit dem Max-Planck-Institut, dem Leipziger IAT und der TSG Hoffenheim entwickeln und daran mitwirken, weitere Projekte aufzubauen. Neben seiner neuen Rolle als "Koordinator Physische Leistung" der DFB-Akademie - für das mit einem Gesamtvolumen von maximal 150 Millionen Euro budgetierte Bauprojekt soll im Sommer der Spatenstich folgen - wird Dietrich die Nationalmannschaft weiter als Athletiktrainer bei allen Spielen und Turnieren, so auch bei der WM in Russland, betreuen und gemeinsam mit Kruno Banovcic Ansprechpartner für die U-Mannschaften im Bereich "Fitness und Athletik" sein.

Vor seinem Wechsel zu RB Leipzig war Dietrich von 2013 bis 2015 Leitender Athletiktrainer der Bundesligamannschaft der TSG Hoffenheim, für die er schon ab 2007 unter Vertrag stand, von 2007 bis 2010 zuständig für die U 17 bis U 19, dann bis 2013 als Athletiktrainer der U 19 bis U 23. Im DFB.de-Interview spricht der Fitnesstrainer von RB Leipzig mit Redakteur Thomas Hackbarth über sein Spezialgebiet, die Belastungssteuerung und seine neuen Aufgaben.

DFB.de: Herr Dietrich, ab Sommer stehen Sie nicht mehr als Fitnesscoach bei RB Leipzig im Team. Sie wechseln zur DFB-Akademie. Wie werden dort Ihre Aufgaben ausschauen?

Nicklas Dietrich: Es sind zwei klare Hauptbereiche. Zum einen bleibe ich Trainer im Athletikteam der A-Nationalmannschaft und werde weiterhin intensiv mit allen Spielern, Trainern und Betreuern zusammenarbeiten. Parallel aber - vor allem während der Pausen zwischen den Länderspielen - werde ich Projekte im Entwicklungsprozess unserer DFB-Akademie begleiten. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Kruno Banovcic, für den nun wieder Freiräume in Bezug auf seine Tätigkeit bei den U-Nationalmannschaften Männer und Frauen und an der Hennes-Weisweiler-Akademie entstehen.

DFB.de: Was hat Sie motiviert, jetzt zum DFB zu wechseln?

Dietrich: Die neu entstehende Akademie ist ein Jahrhundertprojekt. Wir planen nicht weniger als das Silicon Valley des deutschen Fußballs. Wir wollen neue Methoden entwickeln, Wissen bündeln, Theorie und Praxis verknüpfen. Es ist ein wahnsinnig spannendes Projekt, auf das ich mich riesig freue. Davon abgesehen, fiel mir die Entscheidung tatsächlich nicht leicht. Für mich ist Leipzig nicht nur mein Zuhause. Ich verbinde auch viele tolle Momente mit der Stadt und RB als Verein. Ich habe hier die Chance bekommen, mich weiterzuentwickeln und den rasanten Aufstieg von der 2. Bundesliga bis in die Champions League mit dem Verein zu gehen. Außerdem hat RB meine Tätigkeit beim Deutschen Fußball-Bund und bei der Mannschaft immer unterstützt. Für diese Erfahrungen und das Entgegenkommen des Vereins werde ich immer dankbar sein.

DFB.de: Trotzdem war das Angebot des DFB der nächste und logische Schritt.

Dietrich: Nach fast zehn Jahren im Fußball-Tagesgeschäft freue ich mich nun auf spannende, wissenschaftliche Projekte. Im Verein kommen solche Forschungsarbeiten oft zu kurz. Daneben werde ich selbstverständlich weiterhin die Arbeit mit den DFB-Spielern genießen. Athletiktrainer der Nationalmannschaft zu sein, ist eine große Ehre.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich besonders, und wovor haben Sie Respekt?

Dietrich: Ich glaube, ich werde mich umstellen müssen. Den täglichen Kontakt mit Spielern, die Verbindungen, die ich mit den RB-Jungs durch die tägliche gemeinsame Zeit aufgebaut habe und die emotionalen Momente, die wir jedes Wochenende zusammen durchlebt haben, werde ich vermissen. Aber es überwiegt die Freude, nun neue Herausforderungen in einem innovativen Team angehen zu können.

DFB.de: Was ist denn aktuell der wichtigste Trend beim Fitnesstraining im Spitzenfußball?

Dietrich: In den vergangenen Jahren haben wir uns schwerpunktmäßig mit der Belastungssteuerung befasst. Dieses Thema wird aufgrund der Beanspruchungen im modernen Fußball auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Vor allem die Vereine sollen von unserer Arbeit profitieren. Wir wollen in gewisser Weise ein Dienstleister sein, der den Vereinen praxisorientiertes Wissen und Informationen liefert. Hierfür werde ich den Kontakt zu den Athletikabteilungen der Vereine intensiv pflegen.

DFB.de: Und wenn Sie in die Kristallkugel schauen: Wo erwarten Sie den nächsten Trend?

Dietrich: In Bezug auf den physischen Bereich, um den ich mich hauptsächlich kümmern werde, kann ich derzeit keine genaue Vorhersage treffen, welche Innovationen es geben wird. Fußball ist multifaktoriell. Es gibt kein alles entscheidendes Element. Daher müssen für sämtliche Teilbereiche der Physis Optimierungsmöglichkeiten - beispielsweise die genauen und richtigen Bewegungsausführungen von Athletikübungen - aufgezeigt werden. Und diese Teilbereiche müssen dann am Ende ein funktionierendes System ergeben.

DFB.de: Spieler heute sind deutlich mehr und schneller unterwegs als etwa noch in den 80er-Jahren. Staunen Sie manchmal über die Entwicklung?

Dietrich: Wir sollten die Athletik im Fußball nicht alleine auf die Komponenten Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer reduzieren. Das ist nicht zeitgemäß und wird dem Fußball nicht gerecht. Das Spiel ist viel intensiver geworden. Die Anzahl der Sprints und Beschleunigungen ist stark gestiegen. Hinzu kommt die zunehmende Spieldichte. Diese Mehrbelastung kann nicht über ein zusätzliches Ausdauer- und Krafttraining ausgeglichen werden. Stattdessen müssen wir die Trainingsumfänge und -intensitäten sowie die physischen und psychischen Regenerationszeiten präzise auf die einzelnen Spieler abstimmen. Wir sind fest davon überzeugt, dass im heutigen Fußball jeder kleinste Reiz geplant werden muss. Athletik und Fußball lassen sich nicht mehr voneinander trennen.

[th]

Nicklas Dietrich wird den Innovationsbereich der DFB-Akademie verstärken. Zudem ist er ab sofort hauptverantwortlich für das Fitnesstraining der Nationalmannschaft. Der 35 Jahre alte Athletikcoach trainierte seit Juni 2015 die Profimannschaft von RB Leipzig. Seit zweieinhalb Jahren gehört er zudem zum Team der Fitnesstrainer der A-Nationalmannschaft. "Nicklas Dietrich ist süchtig nach Erfolg, immer auf der Suche nach dem Quäntchen mehr.", sagt Oliver Bierhoff, DFB-Direktor Nationalmannschaften und Fußball-Entwicklung. "Deshalb passt er perfekt in unser Team der Akademie."

Dietrich soll bestehende Partnerschaften etwa mit dem Max-Planck-Institut, dem Leipziger IAT und der TSG Hoffenheim entwickeln und daran mitwirken, weitere Projekte aufzubauen. Neben seiner neuen Rolle als "Koordinator Physische Leistung" der DFB-Akademie - für das mit einem Gesamtvolumen von maximal 150 Millionen Euro budgetierte Bauprojekt soll im Sommer der Spatenstich folgen - wird Dietrich die Nationalmannschaft weiter als Athletiktrainer bei allen Spielen und Turnieren, so auch bei der WM in Russland, betreuen und gemeinsam mit Kruno Banovcic Ansprechpartner für die U-Mannschaften im Bereich "Fitness und Athletik" sein.

Vor seinem Wechsel zu RB Leipzig war Dietrich von 2013 bis 2015 Leitender Athletiktrainer der Bundesligamannschaft der TSG Hoffenheim, für die er schon ab 2007 unter Vertrag stand, von 2007 bis 2010 zuständig für die U 17 bis U 19, dann bis 2013 als Athletiktrainer der U 19 bis U 23. Im DFB.de-Interview spricht der Fitnesstrainer von RB Leipzig mit Redakteur Thomas Hackbarth über sein Spezialgebiet, die Belastungssteuerung und seine neuen Aufgaben.

DFB.de: Herr Dietrich, ab Sommer stehen Sie nicht mehr als Fitnesscoach bei RB Leipzig im Team. Sie wechseln zur DFB-Akademie. Wie werden dort Ihre Aufgaben ausschauen?

Nicklas Dietrich: Es sind zwei klare Hauptbereiche. Zum einen bleibe ich Trainer im Athletikteam der A-Nationalmannschaft und werde weiterhin intensiv mit allen Spielern, Trainern und Betreuern zusammenarbeiten. Parallel aber - vor allem während der Pausen zwischen den Länderspielen - werde ich Projekte im Entwicklungsprozess unserer DFB-Akademie begleiten. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Kruno Banovcic, für den nun wieder Freiräume in Bezug auf seine Tätigkeit bei den U-Nationalmannschaften Männer und Frauen und an der Hennes-Weisweiler-Akademie entstehen.

DFB.de: Was hat Sie motiviert, jetzt zum DFB zu wechseln?

Dietrich: Die neu entstehende Akademie ist ein Jahrhundertprojekt. Wir planen nicht weniger als das Silicon Valley des deutschen Fußballs. Wir wollen neue Methoden entwickeln, Wissen bündeln, Theorie und Praxis verknüpfen. Es ist ein wahnsinnig spannendes Projekt, auf das ich mich riesig freue. Davon abgesehen, fiel mir die Entscheidung tatsächlich nicht leicht. Für mich ist Leipzig nicht nur mein Zuhause. Ich verbinde auch viele tolle Momente mit der Stadt und RB als Verein. Ich habe hier die Chance bekommen, mich weiterzuentwickeln und den rasanten Aufstieg von der 2. Bundesliga bis in die Champions League mit dem Verein zu gehen. Außerdem hat RB meine Tätigkeit beim Deutschen Fußball-Bund und bei der Mannschaft immer unterstützt. Für diese Erfahrungen und das Entgegenkommen des Vereins werde ich immer dankbar sein.

DFB.de: Trotzdem war das Angebot des DFB der nächste und logische Schritt.

Dietrich: Nach fast zehn Jahren im Fußball-Tagesgeschäft freue ich mich nun auf spannende, wissenschaftliche Projekte. Im Verein kommen solche Forschungsarbeiten oft zu kurz. Daneben werde ich selbstverständlich weiterhin die Arbeit mit den DFB-Spielern genießen. Athletiktrainer der Nationalmannschaft zu sein, ist eine große Ehre.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich besonders, und wovor haben Sie Respekt?

Dietrich: Ich glaube, ich werde mich umstellen müssen. Den täglichen Kontakt mit Spielern, die Verbindungen, die ich mit den RB-Jungs durch die tägliche gemeinsame Zeit aufgebaut habe und die emotionalen Momente, die wir jedes Wochenende zusammen durchlebt haben, werde ich vermissen. Aber es überwiegt die Freude, nun neue Herausforderungen in einem innovativen Team angehen zu können.

DFB.de: Was ist denn aktuell der wichtigste Trend beim Fitnesstraining im Spitzenfußball?

Dietrich: In den vergangenen Jahren haben wir uns schwerpunktmäßig mit der Belastungssteuerung befasst. Dieses Thema wird aufgrund der Beanspruchungen im modernen Fußball auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Vor allem die Vereine sollen von unserer Arbeit profitieren. Wir wollen in gewisser Weise ein Dienstleister sein, der den Vereinen praxisorientiertes Wissen und Informationen liefert. Hierfür werde ich den Kontakt zu den Athletikabteilungen der Vereine intensiv pflegen.

DFB.de: Und wenn Sie in die Kristallkugel schauen: Wo erwarten Sie den nächsten Trend?

Dietrich: In Bezug auf den physischen Bereich, um den ich mich hauptsächlich kümmern werde, kann ich derzeit keine genaue Vorhersage treffen, welche Innovationen es geben wird. Fußball ist multifaktoriell. Es gibt kein alles entscheidendes Element. Daher müssen für sämtliche Teilbereiche der Physis Optimierungsmöglichkeiten - beispielsweise die genauen und richtigen Bewegungsausführungen von Athletikübungen - aufgezeigt werden. Und diese Teilbereiche müssen dann am Ende ein funktionierendes System ergeben.

DFB.de: Spieler heute sind deutlich mehr und schneller unterwegs als etwa noch in den 80er-Jahren. Staunen Sie manchmal über die Entwicklung?

Dietrich: Wir sollten die Athletik im Fußball nicht alleine auf die Komponenten Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer reduzieren. Das ist nicht zeitgemäß und wird dem Fußball nicht gerecht. Das Spiel ist viel intensiver geworden. Die Anzahl der Sprints und Beschleunigungen ist stark gestiegen. Hinzu kommt die zunehmende Spieldichte. Diese Mehrbelastung kann nicht über ein zusätzliches Ausdauer- und Krafttraining ausgeglichen werden. Stattdessen müssen wir die Trainingsumfänge und -intensitäten sowie die physischen und psychischen Regenerationszeiten präzise auf die einzelnen Spieler abstimmen. Wir sind fest davon überzeugt, dass im heutigen Fußball jeder kleinste Reiz geplant werden muss. Athletik und Fußball lassen sich nicht mehr voneinander trennen.

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