Dieter Bernhardt: "Mir macht’s immer noch großen Spaß"

Mit fast 34 Jahren riss die Achillesferse und die Experten urteilten: Das war’s. Von wegen. Ende 1995 kämpfte sich Lothar Matthäus ins Team des FC Bayern München zurück. Als er wieder zur alten Form gefunden hatte, gewann er mit den Bayern 1997 seine fünfte Meisterschaft. 1999 wurde er im Alter von 38 Jahren zum Fußballer des Jahres gewählt. Wenn das vierte Lebensjahrzehnt ausläuft, heißt es nicht automatisch, dass jetzt Schluss mit dem Fußball sein muss. "Charly" Körbel, mit 602 Einsätzen Rekordspieler der Bundesliga, machte das wichtigste Tor seines Lebens mit 34 Jahren – er traf in Hannover, und sorgte dafür, dass seine Eintracht der Bundesliga erhalten blieb. Und Pelé emigrierte nach 18 Jahren beim FC Santos in die USA, unterschrieb bei New York Cosmos und brachte den Fußball "eigenfüßig" auf die Landkarte des Weltfußballs.

In der Spitze, wie in der Breite. Immer mehr weigern sich, an ihrem 40. Geburtstag die Fußballschuhe im Keller zu Grabe zu tragen. Oder am 50. Geburtstag. Und selbst über 60-Jährige steigen eben nicht zwangsweise aufs Rad oder kaufen sich eine Monatskarte fürs Hallenbad.

Die Spannkraft der Haut lässt nach, die Spannung des Fußballs nie. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach in Berlin mit drei Teilnehmern des DFB-Ü 40/ Ü 50-Cup über die Schönheit des Spiels im Alter.

Dieter Bernhardt, Jahrgang 1952, FC Bayern München

DFB.de: Herr Bernhardt, mit 61 Jahren dirigieren Sie das Spiel der Ü 50-Auswahl beim Deutschen Rekordmeister. Wie geht das?

Bernhardt: Ganz gut. Ich hatte nie eine größere Verletzung, für mich ist es immer übergangslos weiter gegangen. Bei den Bayern und in der Amateur-Nationalmannschaft. Wir sind nach Mexiko gereist, nach Israel. Hier bei den Alten Herren des FC Bayern München haben wir viele gute Kicker. Mir macht’s immer noch großen Spaß.

DFB.de: Wann und wo haben Sie mit dem Fußball angefangen?

Bernhardt: Da war ich sieben, beim SC Maibach in Oberbayern. Später wechselte ich nach Fürstenfeldbruck, dann nach München. Es gab eine Zeit, wo der Wechsel zu den Profis möglich gewesen wäre, aber ich hatte Bankkaufmann gelernt. Das ist ein toller Beruf. Also bin ich immer nach der Arbeit direkt ins Training, eine Sache der Disziplin. So bin ich aufgewachsen, Larifari war’s einfach nicht für mich.

DFB.de: Von sieben bis 61, das sind 54 Jahre auf dem Platz.

Bernhardt: Ja, der Fußball hat mein Leben geprägt.

DFB.de: Hatten Sie als junger Fußballer ein Idol?

Bernhardt: Kleine Schritte, das war immer mein Motto. Mein Vorbild war immer der beste Spieler im Team. Zuerst in der Schülermannschaft und dann immer so weiter. Ich habe immer auf der 10er-Position gespielt, vorausschauend, mit Übersicht. Wegen meines technischen Fußballs wurde ich später manchmal mit Franz Beckenbauer verglichen. Als wir vor ein paar Jahren mit den Alten Herren in der Halle kickten, schaute er mal vorbei. Wir spielen immer bis 10, zwei Spiele, aber nur das erste ist richtig wichtig. Franz’ Mannschaft gewann 10:9, er schoss das letzte Tor und lief jubelnd durch die Halle. Der Ehrgeiz lässt nie nach.

DFB.de: Was können Sie besser als früher, sagen wir als junger Kerl mit 40 Jahren?

Bernhardt: Die Kondition habe ich noch, aber die Schnelligkeit lässt nach. Wenn ein 50-Jähriger den Ball an mir vorbeilegt, habe ich keine Chance. Vielleicht könnte ich mit Sprinttraining noch etwas erhalten, aber wenn wir uns mit der Ü 50 einmal in der Woche treffen, spielen wir einfach nur. Alles andere wäre auch verkehrt. Für mich ist der Fußball momentan wieder richtig schön. Das Spiel von uns Ü 50-Kickern ist etwas langsamer geworden, als 10er hast Du mehr Platz im Mittelfeld.

DFB.de: Wird’s bei Euch in der Mannschaft auch mal lauter?

Bernhardt: Wenn einer zuviel dribbelt, gibt’s schon mal ein paar Worte. Wenn man nicht mehr gewinnen will, sollte man aufhören.

DFB.de: Wäre es nicht natürlicher, im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren nur noch aus Spaß Fußball zu spielen? Dieser ausgelebte Leistungsgedanke, auch hier beim Finalturnier des DFB, schwingt da nicht Jugendwahn mit?

Bernhardt: Das sage ich deutlich Nein. Hier in Berlin spielen die besten über 40- und über 50 Jährigen aus ganz Deutschland. Man kennt sich. Und diese Leute hier sind mit dem Leistungsgedanken groß geworden, die leben das. Wir freuen uns das ganze Jahr auf den DFB-Ü 50-Cup, das ist ganz ähnlich zum DFB-Pokalfinale. Wir wollen alle nach Berlin fahren.

Karim Ayed, Jahrgang 1974, VfR Wellensiek

DFB.de: Herr Ayed, ihr Geburtstag am 29. Januar 1974 macht Sie zum jüngsten Turnierteilnehmer hier in Berlin.

Karim Ayed: Und ausgerechnet ich habe mir im ersten Spiel nach sechs Minuten das Knie verdreht. Ich muss jetzt wohl zuschauen. Dabei habe ich mich so drauf gefreut. Vor vier Jahren hatte sich der VfR Wellensiek schon für den DFB-Cup hier in Berlin qualifiziert, damals bin ich zur Unterstützung mitgereist.

DFB.de: Wellensiek ist ein Stadtteil in Bielefeld, der VfR ein kleiner Verein mit 600 Mitgliedern. Warum spielen hier in Berlin nicht die Alten Herren von Arminia Bielefeld?

Ayed: Unglaublich, oder? Aber wir haben die Stadtmeisterschaft gewonnen und uns danach unter 32 Mannschaften bei der Westfalen-Meisterschaft durchgesetzt. Und dann haben wir noch die Westdeutsche Meisterschaft überstanden. Für unseren kleinen Verein ist es eine große Sache, zum zweiten Mal beim DFB-Ü 40-Cup vertreten zu sein.

DFB.de: Sind Sie als gerade Mal 40 Jähriger im Vorteil?

Ayed: Ich erlebe das nicht so. Viele 50 Jährige sind noch wahnsinnig fit.

DFB.de: Wann und wo haben Sie mit dem Fußball angefangen?

Ayed: Ich spiele seit meinem 8. Lebensjahr hier beim VfR Wellensiek. Das ist eine Stärke unserer Truppe, hier bei der Ü 40 sind fast alles ehemalige Landesliga- und Bezirksliga-Spieler aus unserem Verein.

DFB.de: Hatten Sie als junger Fußballer ein Idol?

Ayed: Manni Kaltz. Ich bin HSV-Fan.

DFB.de: Was gibt Ihnen der Fußball heute?

Ayed: Für mich ist der Fußball ein guter Ausgleich zur beruflichen Belastung. Ich bin Privatbanker, das sitzt man viel. Klar geht es auch um Geselligkeit, aber nicht auf Kosten der Leistung. Vor einem Spiel trinkt bei uns keiner ein Bier. Als wir abends in Berlin angekommen sind, ist keiner durch die Stadt gezogen. Kurz nach 23 Uhr waren alle im Bett.

DFB.de: Wäre es nicht natürlicher, im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren nur noch aus Spaß Fußball zu spielen? Dieser ausgelebte Leistungsgedanke, auch hier beim Finalturnier des DFB, schwingt da nicht Jugendwahn mit?

Ayed: Nein, auf keinen Fall. Der Reiz würde verloren gehen, wenn der DFB hier so eine Art Partyturnier für ältere Fußballer veranstalten würde. Gerade die Anspannung und der ehrgeizige Wettbewerb begeistert alle. Und wer einmal beim DFB-Ü 40-Cup mitgespielt hat, der ist für die nächsten Jahre infiziert. Das Stefan Beinlich für die Alten Herren von Hansa Rostock mitspielt, finde ich großartig. Vor mehr als zehn Jahren habe ich mal gegen Marko Rehmer gespielt, der war ja als Nationalspieler 2002 bei der WM dabei. Jetzt gegen Paule Beinlich. Da erzählst Du noch Deinen Kindern von.

DFB.de: Apropos Nationalmannschaft, wie schön war der Sommer?

Ayed: Ich hatte nicht daran geglaubt. Beim Endspiel war ich so aufgeregt, dass ich mein Bier zwei Stunden stehen ließ. Es war einfach überwältigend. Ich meine, viele jüngere Fans hatten doch noch nie einen WM-Titel selbst erlebt. Und dann trifft Mario Götze – Wahnsinn.

Uwe Sudmann, Jahrgang 1964, TSV Lesum-Burgdamm

DFB.de: Herr Sudmann, Sie sind Direktor des Gymnasiums Links der Weser in Bremen und leiten damit eine Eliteschule des Fußballs. Haben Sie mal einen späteren Nationalspieler ausgebildet?

Sudmann: Aaron Hunt war bei uns Schüler. Bei uns gingen auch andere spätere Profis zur Schule, etwa Sebastian Mielitz, Lennart Thy und Niclas Füllkrug.

DFB.de: Die Ü 40-Mannschaft des TSV Lesum-Burgdamm hat sich bereits zum fünften Mal für das Finalturnier in Berlin qualifiziert. Regelmäßig schaltet Lesum die Alten Herren von Werder Bremen in der Qualifikation aus. Toll!

Sudmann: Wir haben eine gute Mannschaft. Ein Grund für unseren Erfolg ist es, dass wir uns als Persönlichkeiten schätzen und einfach gerne zusammen Fußball spielen. Ende des Jahres werde ich 50. Als wir 2008 Deutscher Ü 40-Meister wurden, habe ich noch alle Partien durchgespielt. Jetzt stehen zwei Jüngere vor mir, ich komme nur noch sporadisch rein. Nächstes Jahr werden wir probieren, uns mit der Ü 50 zu qualifizieren, dann spiele ich da mit.

DFB.de: Hatten Sie als junger Fußballer ein Idol?

Sudmann: Uwe Seeler. Ich mag einfach Spieler, die zu ihrem Verein stehen.

DFB.de: Wäre es nicht natürlicher, im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren nur noch aus Spaß Fußball zu spielen? Dieser ausgelebte Leistungsgedanke, auch hier beim Finalturnier des DFB, schwingt da nicht Jugendwahn mit?

Sudmann: Nein, das Prinzip Leistung ist der richtige Ansatz. Der Ehrgeiz geht einfach nicht verloren. Einige von uns haben schon den zweiten Kreuzbandriss hinter sich, und trotzdem geht’s weiter. Gut finde ich, dass es ein Grätschverbot beim DFB-Ü 40 Cup gibt.

DFB.de: Was gibt Ihnen der Fußball heute?

Sudmann: Die Kondition und die Schnelligkeit haben stark nachgelassen, aber der Fußball hält einen fit. Oder sagen wir besser, der körperliche Verfall wird durch den Sport verzögert, das kennen ja alle älteren Menschen.

DFB.de: Was können Sie besser als früher, sagen wir als junger Kerl mit 40 Jahren?

Sudmann: Ich bin gelassener geworden. Und ich weiß heute, wie ich meine Kräfte ökonomischer einsetze. Meine drei Kinder sind mit nach Berlin gekommen, schon zum dritten Mal. Die sagen mir nach dem Spiel immer: "Papi, das schaut noch gut aus."

DFB.de: Und wann ist Schluss?

Sudmann: Mit 60 Jahren noch Fußball zu spielen, wäre schon ambitioniert. Aber eigentlich wollen wir alle hier solange spielen, bis es wirklich nicht mehr geht.

Die Ergebnisse im Überblick:

DFB-Ü 40-Cup

VfR Wellensiek - SV Hermersberg 0:1
DJK Eintracht Datteln - SC Riesa 0:1
Hansa Rostock - SG Hoechst Classique 1:1
Sportfreunde DJK Bühlerzell - TSV Lesum-Burgdamm 0:1
SV Hermersberg - TS Einfeld 0:0
SC Riesa - SG Mittelmosel/Leiwen 1:0
SG Hoechst Classique - VfR Wellensiek 1:0
TSV Lesum-Burgdamm - DJK Eintracht Datteln 3:1
TS Einfeld - Hansa Rostock 0:1
SG Mittelmosel - SF Buehlerzell 0:0
TSV Lesum-Burgdamm - BSG Stahl Riesa 0:2
SV Hermerberg - SG Hoechst Classique 1:1
Sportfreunde Buehlerzell - DFK Eintracht Datteln 0:2
TS Einfeld - VfR Wellensiek 2:0
SG Mittelmost Leiwen - TSV Lesum-Burgdamm 0:0
Hansa Rostock - SV Hermersberg 2:0
Eintracht Datteln - SG Mittelmosel 1:2
VfR Wellensiek - Hansa Rostock 0:2

DFB-Ü 50-Cup

NSF Gropiusstadt - SpG. Neuhausen/Cämmerswalde 0:0
Bayern München - SC Verl 1:0
VfL Simmertal - Hannover 96 0:5
NSF Gropiusstadt - Bayern München 1:4
SC Verl - Hanover 96 1:5
SpG. Neuhausen/Cämmerswalde - VfL Simmertal 3:1
VfL Simmertal - NSF Gropiusstadt 3:5
SpG Neuhausen - SC Verl 1:0
Hannover 96 - FC Bayern Muenchen 1:1

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Mit fast 34 Jahren riss die Achillesferse und die Experten urteilten: Das war’s. Von wegen. Ende 1995 kämpfte sich Lothar Matthäus ins Team des FC Bayern München zurück. Als er wieder zur alten Form gefunden hatte, gewann er mit den Bayern 1997 seine fünfte Meisterschaft. 1999 wurde er im Alter von 38 Jahren zum Fußballer des Jahres gewählt. Wenn das vierte Lebensjahrzehnt ausläuft, heißt es nicht automatisch, dass jetzt Schluss mit dem Fußball sein muss. "Charly" Körbel, mit 602 Einsätzen Rekordspieler der Bundesliga, machte das wichtigste Tor seines Lebens mit 34 Jahren – er traf in Hannover, und sorgte dafür, dass seine Eintracht der Bundesliga erhalten blieb. Und Pelé emigrierte nach 18 Jahren beim FC Santos in die USA, unterschrieb bei New York Cosmos und brachte den Fußball "eigenfüßig" auf die Landkarte des Weltfußballs.

In der Spitze, wie in der Breite. Immer mehr weigern sich, an ihrem 40. Geburtstag die Fußballschuhe im Keller zu Grabe zu tragen. Oder am 50. Geburtstag. Und selbst über 60-Jährige steigen eben nicht zwangsweise aufs Rad oder kaufen sich eine Monatskarte fürs Hallenbad.

Die Spannkraft der Haut lässt nach, die Spannung des Fußballs nie. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach in Berlin mit drei Teilnehmern des DFB-Ü 40/ Ü 50-Cup über die Schönheit des Spiels im Alter.

Dieter Bernhardt, Jahrgang 1952, FC Bayern München

DFB.de: Herr Bernhardt, mit 61 Jahren dirigieren Sie das Spiel der Ü 50-Auswahl beim Deutschen Rekordmeister. Wie geht das?

Bernhardt: Ganz gut. Ich hatte nie eine größere Verletzung, für mich ist es immer übergangslos weiter gegangen. Bei den Bayern und in der Amateur-Nationalmannschaft. Wir sind nach Mexiko gereist, nach Israel. Hier bei den Alten Herren des FC Bayern München haben wir viele gute Kicker. Mir macht’s immer noch großen Spaß.

DFB.de: Wann und wo haben Sie mit dem Fußball angefangen?

Bernhardt: Da war ich sieben, beim SC Maibach in Oberbayern. Später wechselte ich nach Fürstenfeldbruck, dann nach München. Es gab eine Zeit, wo der Wechsel zu den Profis möglich gewesen wäre, aber ich hatte Bankkaufmann gelernt. Das ist ein toller Beruf. Also bin ich immer nach der Arbeit direkt ins Training, eine Sache der Disziplin. So bin ich aufgewachsen, Larifari war’s einfach nicht für mich.

DFB.de: Von sieben bis 61, das sind 54 Jahre auf dem Platz.

Bernhardt: Ja, der Fußball hat mein Leben geprägt.

DFB.de: Hatten Sie als junger Fußballer ein Idol?

Bernhardt: Kleine Schritte, das war immer mein Motto. Mein Vorbild war immer der beste Spieler im Team. Zuerst in der Schülermannschaft und dann immer so weiter. Ich habe immer auf der 10er-Position gespielt, vorausschauend, mit Übersicht. Wegen meines technischen Fußballs wurde ich später manchmal mit Franz Beckenbauer verglichen. Als wir vor ein paar Jahren mit den Alten Herren in der Halle kickten, schaute er mal vorbei. Wir spielen immer bis 10, zwei Spiele, aber nur das erste ist richtig wichtig. Franz’ Mannschaft gewann 10:9, er schoss das letzte Tor und lief jubelnd durch die Halle. Der Ehrgeiz lässt nie nach.

DFB.de: Was können Sie besser als früher, sagen wir als junger Kerl mit 40 Jahren?

Bernhardt: Die Kondition habe ich noch, aber die Schnelligkeit lässt nach. Wenn ein 50-Jähriger den Ball an mir vorbeilegt, habe ich keine Chance. Vielleicht könnte ich mit Sprinttraining noch etwas erhalten, aber wenn wir uns mit der Ü 50 einmal in der Woche treffen, spielen wir einfach nur. Alles andere wäre auch verkehrt. Für mich ist der Fußball momentan wieder richtig schön. Das Spiel von uns Ü 50-Kickern ist etwas langsamer geworden, als 10er hast Du mehr Platz im Mittelfeld.

DFB.de: Wird’s bei Euch in der Mannschaft auch mal lauter?

Bernhardt: Wenn einer zuviel dribbelt, gibt’s schon mal ein paar Worte. Wenn man nicht mehr gewinnen will, sollte man aufhören.

DFB.de: Wäre es nicht natürlicher, im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren nur noch aus Spaß Fußball zu spielen? Dieser ausgelebte Leistungsgedanke, auch hier beim Finalturnier des DFB, schwingt da nicht Jugendwahn mit?

Bernhardt: Das sage ich deutlich Nein. Hier in Berlin spielen die besten über 40- und über 50 Jährigen aus ganz Deutschland. Man kennt sich. Und diese Leute hier sind mit dem Leistungsgedanken groß geworden, die leben das. Wir freuen uns das ganze Jahr auf den DFB-Ü 50-Cup, das ist ganz ähnlich zum DFB-Pokalfinale. Wir wollen alle nach Berlin fahren.

Karim Ayed, Jahrgang 1974, VfR Wellensiek

DFB.de: Herr Ayed, ihr Geburtstag am 29. Januar 1974 macht Sie zum jüngsten Turnierteilnehmer hier in Berlin.

Karim Ayed: Und ausgerechnet ich habe mir im ersten Spiel nach sechs Minuten das Knie verdreht. Ich muss jetzt wohl zuschauen. Dabei habe ich mich so drauf gefreut. Vor vier Jahren hatte sich der VfR Wellensiek schon für den DFB-Cup hier in Berlin qualifiziert, damals bin ich zur Unterstützung mitgereist.

DFB.de: Wellensiek ist ein Stadtteil in Bielefeld, der VfR ein kleiner Verein mit 600 Mitgliedern. Warum spielen hier in Berlin nicht die Alten Herren von Arminia Bielefeld?

Ayed: Unglaublich, oder? Aber wir haben die Stadtmeisterschaft gewonnen und uns danach unter 32 Mannschaften bei der Westfalen-Meisterschaft durchgesetzt. Und dann haben wir noch die Westdeutsche Meisterschaft überstanden. Für unseren kleinen Verein ist es eine große Sache, zum zweiten Mal beim DFB-Ü 40-Cup vertreten zu sein.

DFB.de: Sind Sie als gerade Mal 40 Jähriger im Vorteil?

Ayed: Ich erlebe das nicht so. Viele 50 Jährige sind noch wahnsinnig fit.

DFB.de: Wann und wo haben Sie mit dem Fußball angefangen?

Ayed: Ich spiele seit meinem 8. Lebensjahr hier beim VfR Wellensiek. Das ist eine Stärke unserer Truppe, hier bei der Ü 40 sind fast alles ehemalige Landesliga- und Bezirksliga-Spieler aus unserem Verein.

DFB.de: Hatten Sie als junger Fußballer ein Idol?

Ayed: Manni Kaltz. Ich bin HSV-Fan.

DFB.de: Was gibt Ihnen der Fußball heute?

Ayed: Für mich ist der Fußball ein guter Ausgleich zur beruflichen Belastung. Ich bin Privatbanker, das sitzt man viel. Klar geht es auch um Geselligkeit, aber nicht auf Kosten der Leistung. Vor einem Spiel trinkt bei uns keiner ein Bier. Als wir abends in Berlin angekommen sind, ist keiner durch die Stadt gezogen. Kurz nach 23 Uhr waren alle im Bett.

DFB.de: Wäre es nicht natürlicher, im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren nur noch aus Spaß Fußball zu spielen? Dieser ausgelebte Leistungsgedanke, auch hier beim Finalturnier des DFB, schwingt da nicht Jugendwahn mit?

Ayed: Nein, auf keinen Fall. Der Reiz würde verloren gehen, wenn der DFB hier so eine Art Partyturnier für ältere Fußballer veranstalten würde. Gerade die Anspannung und der ehrgeizige Wettbewerb begeistert alle. Und wer einmal beim DFB-Ü 40-Cup mitgespielt hat, der ist für die nächsten Jahre infiziert. Das Stefan Beinlich für die Alten Herren von Hansa Rostock mitspielt, finde ich großartig. Vor mehr als zehn Jahren habe ich mal gegen Marko Rehmer gespielt, der war ja als Nationalspieler 2002 bei der WM dabei. Jetzt gegen Paule Beinlich. Da erzählst Du noch Deinen Kindern von.

DFB.de: Apropos Nationalmannschaft, wie schön war der Sommer?

Ayed: Ich hatte nicht daran geglaubt. Beim Endspiel war ich so aufgeregt, dass ich mein Bier zwei Stunden stehen ließ. Es war einfach überwältigend. Ich meine, viele jüngere Fans hatten doch noch nie einen WM-Titel selbst erlebt. Und dann trifft Mario Götze – Wahnsinn.

Uwe Sudmann, Jahrgang 1964, TSV Lesum-Burgdamm

DFB.de: Herr Sudmann, Sie sind Direktor des Gymnasiums Links der Weser in Bremen und leiten damit eine Eliteschule des Fußballs. Haben Sie mal einen späteren Nationalspieler ausgebildet?

Sudmann: Aaron Hunt war bei uns Schüler. Bei uns gingen auch andere spätere Profis zur Schule, etwa Sebastian Mielitz, Lennart Thy und Niclas Füllkrug.

DFB.de: Die Ü 40-Mannschaft des TSV Lesum-Burgdamm hat sich bereits zum fünften Mal für das Finalturnier in Berlin qualifiziert. Regelmäßig schaltet Lesum die Alten Herren von Werder Bremen in der Qualifikation aus. Toll!

Sudmann: Wir haben eine gute Mannschaft. Ein Grund für unseren Erfolg ist es, dass wir uns als Persönlichkeiten schätzen und einfach gerne zusammen Fußball spielen. Ende des Jahres werde ich 50. Als wir 2008 Deutscher Ü 40-Meister wurden, habe ich noch alle Partien durchgespielt. Jetzt stehen zwei Jüngere vor mir, ich komme nur noch sporadisch rein. Nächstes Jahr werden wir probieren, uns mit der Ü 50 zu qualifizieren, dann spiele ich da mit.

DFB.de: Hatten Sie als junger Fußballer ein Idol?

Sudmann: Uwe Seeler. Ich mag einfach Spieler, die zu ihrem Verein stehen.

DFB.de: Wäre es nicht natürlicher, im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren nur noch aus Spaß Fußball zu spielen? Dieser ausgelebte Leistungsgedanke, auch hier beim Finalturnier des DFB, schwingt da nicht Jugendwahn mit?

Sudmann: Nein, das Prinzip Leistung ist der richtige Ansatz. Der Ehrgeiz geht einfach nicht verloren. Einige von uns haben schon den zweiten Kreuzbandriss hinter sich, und trotzdem geht’s weiter. Gut finde ich, dass es ein Grätschverbot beim DFB-Ü 40 Cup gibt.

DFB.de: Was gibt Ihnen der Fußball heute?

Sudmann: Die Kondition und die Schnelligkeit haben stark nachgelassen, aber der Fußball hält einen fit. Oder sagen wir besser, der körperliche Verfall wird durch den Sport verzögert, das kennen ja alle älteren Menschen.

DFB.de: Was können Sie besser als früher, sagen wir als junger Kerl mit 40 Jahren?

Sudmann: Ich bin gelassener geworden. Und ich weiß heute, wie ich meine Kräfte ökonomischer einsetze. Meine drei Kinder sind mit nach Berlin gekommen, schon zum dritten Mal. Die sagen mir nach dem Spiel immer: "Papi, das schaut noch gut aus."

DFB.de: Und wann ist Schluss?

Sudmann: Mit 60 Jahren noch Fußball zu spielen, wäre schon ambitioniert. Aber eigentlich wollen wir alle hier solange spielen, bis es wirklich nicht mehr geht.

Die Ergebnisse im Überblick:

DFB-Ü 40-Cup

VfR Wellensiek - SV Hermersberg 0:1
DJK Eintracht Datteln - SC Riesa 0:1
Hansa Rostock - SG Hoechst Classique 1:1
Sportfreunde DJK Bühlerzell - TSV Lesum-Burgdamm 0:1
SV Hermersberg - TS Einfeld 0:0
SC Riesa - SG Mittelmosel/Leiwen 1:0
SG Hoechst Classique - VfR Wellensiek 1:0
TSV Lesum-Burgdamm - DJK Eintracht Datteln 3:1
TS Einfeld - Hansa Rostock 0:1
SG Mittelmosel - SF Buehlerzell 0:0
TSV Lesum-Burgdamm - BSG Stahl Riesa 0:2
SV Hermerberg - SG Hoechst Classique 1:1
Sportfreunde Buehlerzell - DFK Eintracht Datteln 0:2
TS Einfeld - VfR Wellensiek 2:0
SG Mittelmost Leiwen - TSV Lesum-Burgdamm 0:0
Hansa Rostock - SV Hermersberg 2:0
Eintracht Datteln - SG Mittelmosel 1:2
VfR Wellensiek - Hansa Rostock 0:2

DFB-Ü 50-Cup

NSF Gropiusstadt - SpG. Neuhausen/Cämmerswalde 0:0
Bayern München - SC Verl 1:0
VfL Simmertal - Hannover 96 0:5
NSF Gropiusstadt - Bayern München 1:4
SC Verl - Hanover 96 1:5
SpG. Neuhausen/Cämmerswalde - VfL Simmertal 3:1
VfL Simmertal - NSF Gropiusstadt 3:5
SpG Neuhausen - SC Verl 1:0
Hannover 96 - FC Bayern Muenchen 1:1