Die Sittel-Zwillinge: Im Tor und auf dem Feld

Die Kremers-Zwillinge Erwin und Helmut, die später sogar Nationalspieler wurden, machten in den 1970er-Jahren in der Bundesliga den Anfang. Sie spielten fast während ihrer gesamten Karriere zusammen im gleichen Verein (Borussia Mönchengladbach, Kickers Offenbach, FC Schalke 04). Auch Lars und Sven Bender (früher zusammen bei 1860 München, inzwischen bei Bayer 04 Leverkusen) oder die Altintop-Zwillinge Hamit und Halil (SG Wattenscheid 09, FC Schalke 04) waren meist unzertrennlich.

Im Nachwuchsbereich wurden erst vor zwei Monaten Jonas und Jacob Jansen mit der U 17 des 1. FC Köln Deutscher B-Junioren-Meister, kicken jetzt gemeinsam für die U 19 der "Geißböcke". Von einem solchen Titel oder gar Nationalmannschafts-Erfahrung sind die 15 Jahre alten Zwillinge Emma und Paula Sittel zwar (noch) ein gutes Stück entfernt. Ihnen gelang jedoch jetzt der Sprung in die B-Juniorinnen-Bundesliga. Dort gehen sie mit dem FC Speyer 09 in der Staffel West/Südwest an den Start.

Im Gegensatz zu den Kremers- oder Bender-Zwillingen besteht bei den Sittels zwar keine akute Verwechslungsgefahr. Stammtorhüterin Emma, die zwei Minuten früher als ihre Schwester auf die Welt kam, hat sich einen Kurzhaarschnitt zugelegt. Paula trägt lange Haare und eine Brille. Dafür vereint das Geschwisterpaar eine ganz besondere Eigenschaft: Beide Zwillinge können sowohl im Feld als auch im Tor eingesetzt werden.

Emma bringt "typisches Torwart-Gen mit"

"Emma ist die extrovertierte Spielerin, verfügt über das typische Torwart-Gen", beschreibt Speyers U 17-Cheftrainer Sebastian Ebeling im Gespräch mit DFB.de die Charaktere der Sittel-Zwillinge. "Um diese Position zu spielen, muss man schon eine besondere Persönlichkeit mitbringen. Emma kommt dabei voll aus sich heraus und hat in dieser Hinsicht ihrer Schwester Paula ein wenig voraus."

Ebeling (33), der für die Dietmar Hopp Stiftung ("Anpfiff ins Leben") als Jugendkoordinator Sport beim FC Speyer 09 arbeitet, ist erst seit Saisonbeginn für die U 17-Juniorinnen der Pfälzer tätig. Er hatte in Speyer, einem Partnerverein des Bundesligisten TSG Hoffenheim, die Nachfolge von Carina Schmitt angetreten. Unterstützt wird Ebeling von den Co-Trainer Steffen Stadler (49) und Celine Hauk (20), die früher selbst für die TSG Hoffenheim am Ball war. Klares Ziel ist der Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse, was für einen Verein wie den FC Speyer 09 alles andere als selbstverständlich ist.

Angefangen beim TuS Bolanden in der Landesliga

Dabei mithelfen wollen die unzertrennlichen Zwillingsschwestern Emma und Paula Sittel, die einst in den Mädchenteams des TuS Bolanden in der Landesliga Westpfalz mit dem Fußball angefangen hatten. Beide gehen auf dieselbe Schule, besuchen die zehnte Klasse des Gymnasiums Weierhof, das zur Gemeinde Bolanden gehört.

Vor ihrem Wechsel zum FC Speyer 09 spielten die Zwillinge in der Regionalliga Südwest für Wormatia Worms. Den Weg ins etwa 50 Kilometer entfernte Speyer hatten sie aber eher zufällig gefunden. Bei einem Hallenturnier standen sich im vergangenen Winter der FC Speyer und Wormatia Worms gegenüber. Co-Trainer Steffen Stadler war die agile Emma, die im Tor und auch als Feldspielerin auf sich aufmerksam gemacht hatte, sofort aufgefallen. "Ich habe Emma dann zu einem Probetraining eingeladen", sagt Stadler. Dort überzeugte Emma auf Anhieb und rückte zu Saisonbeginn zur Nummer eins auf, nachdem sich mit Leonie Kremer (zum 1. FFC 08 Niederkirchen U 17) und Gabriela Heid (SC Sand U 17) zwei Torhüterinnen verabschiedet hatten.

"Nach einigen Trainingseinheiten kam Emma dann auf mich zu und sagte, dass sie noch eine Zwillingsschwester hat", so Stadler. Auch Paula wusste beim Probetraining zu gefallen, so dass der Wechsel im "Doppelpack" über die Bühne ging. Da der FC Speyer aktuell wegen der Abgänge über keine nominelle zweite Torhüterin verfügt, könnte Paula, die als Rechtsverteidigerin geholt wurde, zur Not auch ihre Zwillingsschwester im Tor vertreten. "Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt", betont Paula im Gespräch mit DFB.de, sieht sich grundsätzlich aber eher als Feldspielerin.

Co-Trainer Stadler kennt sich mit Zwillingen aus

Ohnehin scheint Co-Trainer Steffen Stadler, der beruflich als Leiter einer Gastronomie arbeitet, ein "Händchen" für Zwillinge zu haben. Der 49-Jährige arbeitet seit 20 Jahren als Nachwuchstrainer, davon allerdings erst fünf Jahre im Juniorinnenbereich: Erst beim Karlsruher SC, jetzt in Speyer. "Emma und Paula sind dennoch bereits das vierte Zwillingspaar, das ich im Mädchenbereich betreue", verrät Stadler - und kann es selbst kaum glauben.

Den Anfang machten beim KSC Laura und Sophia Gänser (21), die jetzt beide für den SSV Waghäusel in der Verbandsliga Baden spielen. Es folgten die inzwischen 20-jährigen Charlotte und Madeleine Voll. Charlotte hat als Torhüterin eine steile Karriere hingelegt, spielte bereits für Paris Saint-Germain, gehörte zur deutschen U 20-Nationalmannschaft und steht aktuell beim Erstligisten SC Sand unter Vertrag, während ihre Zwillingsschwester ein Studium in Wien begonnen hat. In Karlsruhe arbeitete Steffen Stadler außerdem mit Madita und Larissa Zeitz (18/jetzt beide SC Sand II) zusammen.

Manuel Neuer und Sergio Ramos als Vorbilder

In diese Fußstapfen würden auch die Sittel-Zwillinge gerne treten. Dreimal pro Woche (Montag, Mittwoch, Donnerstag) pendeln die beiden 15-Jährigen zum Training nach Speyer, um dort ihrem Traum von einer Profikarriere möglichst näherzukommen. Emma, die Nationaltorhüter Manuel Neuer als Vorbild nennt, geht durchaus selbstkritisch mit sich um.

"Ich lasse manchmal noch zu schnell den Kopf hängen, nehme die Schuld auf mich, wenn ich ein Tor kassiere", sagt sie gegenüber DFB.de. "Das überträgt sich dann auf die Mannschaft und ist nicht gut. Daran muss ich arbeiten."

Paula, die sich gerne von Spaniens Nationalmannschafts-Kapitän Sergio Ramos etwas abschaut, verfolgt ebenfalls ehrgeizige Ziele: "Ich gebe nie auf und will Schritt für Schritt weiterkommen, möglichst den Sprung in die Frauen-Bundesliga schaffen." Dabei vereint das Geschwisterpaar mit ihrem Team zunächst vor allem ein Ziel: "Wir wollen in dieser Saison unbedingt den Klassenverbleib schaffen." Schließlich dürften beide als 2004er-Jahrgang auch in der Spielzeit 2020/2021 noch in der B-Juniorinnen-Bundesliga auflaufen.

Kampf um Klassenverbleib im Vordergrund

Auch Speyers Cheftrainer hat dieses Ziel ausgegeben. "Es wird eine schwierige Saison für uns. Generell hat die Mannschaft aber das Zeug, in der Bundesliga zu bestehen", so Sebastian Ebeling. "Wir zählen uns zu den fünf Mannschaften in der Liga, die um den Klassenverbleib kämpfen werden."

Nach der 0:2-Auftaktniederlage beim FC Iserlohn 46/49 bezwang das Team um Emma und Paula Sittel am 2. Spieltag den Liganeuling und direkten Konkurrenten DJK Arminia Ibbenbüren 5:0 (4:0). Emma hielt ihren Kasten sauber, Paula gab als Einwechselspielerin ihr Bundesligadebüt. "Mit dem ersten Sieg haben wir uns eine gute Basis für die nächsten Aufgaben verschafft", sagt Trainer Ebeling. Am Samstag, 21. September (ab 14 Uhr), geht es mit einem weiteren Heimspiel gegen den mit zwei Siegen gestarteten Aufsteiger SC 13 Bad Neuenahr weiter.

[mspw]

Die Kremers-Zwillinge Erwin und Helmut, die später sogar Nationalspieler wurden, machten in den 1970er-Jahren in der Bundesliga den Anfang. Sie spielten fast während ihrer gesamten Karriere zusammen im gleichen Verein (Borussia Mönchengladbach, Kickers Offenbach, FC Schalke 04). Auch Lars und Sven Bender (früher zusammen bei 1860 München, inzwischen bei Bayer 04 Leverkusen) oder die Altintop-Zwillinge Hamit und Halil (SG Wattenscheid 09, FC Schalke 04) waren meist unzertrennlich.

Im Nachwuchsbereich wurden erst vor zwei Monaten Jonas und Jacob Jansen mit der U 17 des 1. FC Köln Deutscher B-Junioren-Meister, kicken jetzt gemeinsam für die U 19 der "Geißböcke". Von einem solchen Titel oder gar Nationalmannschafts-Erfahrung sind die 15 Jahre alten Zwillinge Emma und Paula Sittel zwar (noch) ein gutes Stück entfernt. Ihnen gelang jedoch jetzt der Sprung in die B-Juniorinnen-Bundesliga. Dort gehen sie mit dem FC Speyer 09 in der Staffel West/Südwest an den Start.

Im Gegensatz zu den Kremers- oder Bender-Zwillingen besteht bei den Sittels zwar keine akute Verwechslungsgefahr. Stammtorhüterin Emma, die zwei Minuten früher als ihre Schwester auf die Welt kam, hat sich einen Kurzhaarschnitt zugelegt. Paula trägt lange Haare und eine Brille. Dafür vereint das Geschwisterpaar eine ganz besondere Eigenschaft: Beide Zwillinge können sowohl im Feld als auch im Tor eingesetzt werden.

Emma bringt "typisches Torwart-Gen mit"

"Emma ist die extrovertierte Spielerin, verfügt über das typische Torwart-Gen", beschreibt Speyers U 17-Cheftrainer Sebastian Ebeling im Gespräch mit DFB.de die Charaktere der Sittel-Zwillinge. "Um diese Position zu spielen, muss man schon eine besondere Persönlichkeit mitbringen. Emma kommt dabei voll aus sich heraus und hat in dieser Hinsicht ihrer Schwester Paula ein wenig voraus."

Ebeling (33), der für die Dietmar Hopp Stiftung ("Anpfiff ins Leben") als Jugendkoordinator Sport beim FC Speyer 09 arbeitet, ist erst seit Saisonbeginn für die U 17-Juniorinnen der Pfälzer tätig. Er hatte in Speyer, einem Partnerverein des Bundesligisten TSG Hoffenheim, die Nachfolge von Carina Schmitt angetreten. Unterstützt wird Ebeling von den Co-Trainer Steffen Stadler (49) und Celine Hauk (20), die früher selbst für die TSG Hoffenheim am Ball war. Klares Ziel ist der Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse, was für einen Verein wie den FC Speyer 09 alles andere als selbstverständlich ist.

Angefangen beim TuS Bolanden in der Landesliga

Dabei mithelfen wollen die unzertrennlichen Zwillingsschwestern Emma und Paula Sittel, die einst in den Mädchenteams des TuS Bolanden in der Landesliga Westpfalz mit dem Fußball angefangen hatten. Beide gehen auf dieselbe Schule, besuchen die zehnte Klasse des Gymnasiums Weierhof, das zur Gemeinde Bolanden gehört.

Vor ihrem Wechsel zum FC Speyer 09 spielten die Zwillinge in der Regionalliga Südwest für Wormatia Worms. Den Weg ins etwa 50 Kilometer entfernte Speyer hatten sie aber eher zufällig gefunden. Bei einem Hallenturnier standen sich im vergangenen Winter der FC Speyer und Wormatia Worms gegenüber. Co-Trainer Steffen Stadler war die agile Emma, die im Tor und auch als Feldspielerin auf sich aufmerksam gemacht hatte, sofort aufgefallen. "Ich habe Emma dann zu einem Probetraining eingeladen", sagt Stadler. Dort überzeugte Emma auf Anhieb und rückte zu Saisonbeginn zur Nummer eins auf, nachdem sich mit Leonie Kremer (zum 1. FFC 08 Niederkirchen U 17) und Gabriela Heid (SC Sand U 17) zwei Torhüterinnen verabschiedet hatten.

"Nach einigen Trainingseinheiten kam Emma dann auf mich zu und sagte, dass sie noch eine Zwillingsschwester hat", so Stadler. Auch Paula wusste beim Probetraining zu gefallen, so dass der Wechsel im "Doppelpack" über die Bühne ging. Da der FC Speyer aktuell wegen der Abgänge über keine nominelle zweite Torhüterin verfügt, könnte Paula, die als Rechtsverteidigerin geholt wurde, zur Not auch ihre Zwillingsschwester im Tor vertreten. "Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt", betont Paula im Gespräch mit DFB.de, sieht sich grundsätzlich aber eher als Feldspielerin.

Co-Trainer Stadler kennt sich mit Zwillingen aus

Ohnehin scheint Co-Trainer Steffen Stadler, der beruflich als Leiter einer Gastronomie arbeitet, ein "Händchen" für Zwillinge zu haben. Der 49-Jährige arbeitet seit 20 Jahren als Nachwuchstrainer, davon allerdings erst fünf Jahre im Juniorinnenbereich: Erst beim Karlsruher SC, jetzt in Speyer. "Emma und Paula sind dennoch bereits das vierte Zwillingspaar, das ich im Mädchenbereich betreue", verrät Stadler - und kann es selbst kaum glauben.

Den Anfang machten beim KSC Laura und Sophia Gänser (21), die jetzt beide für den SSV Waghäusel in der Verbandsliga Baden spielen. Es folgten die inzwischen 20-jährigen Charlotte und Madeleine Voll. Charlotte hat als Torhüterin eine steile Karriere hingelegt, spielte bereits für Paris Saint-Germain, gehörte zur deutschen U 20-Nationalmannschaft und steht aktuell beim Erstligisten SC Sand unter Vertrag, während ihre Zwillingsschwester ein Studium in Wien begonnen hat. In Karlsruhe arbeitete Steffen Stadler außerdem mit Madita und Larissa Zeitz (18/jetzt beide SC Sand II) zusammen.

Manuel Neuer und Sergio Ramos als Vorbilder

In diese Fußstapfen würden auch die Sittel-Zwillinge gerne treten. Dreimal pro Woche (Montag, Mittwoch, Donnerstag) pendeln die beiden 15-Jährigen zum Training nach Speyer, um dort ihrem Traum von einer Profikarriere möglichst näherzukommen. Emma, die Nationaltorhüter Manuel Neuer als Vorbild nennt, geht durchaus selbstkritisch mit sich um.

"Ich lasse manchmal noch zu schnell den Kopf hängen, nehme die Schuld auf mich, wenn ich ein Tor kassiere", sagt sie gegenüber DFB.de. "Das überträgt sich dann auf die Mannschaft und ist nicht gut. Daran muss ich arbeiten."

Paula, die sich gerne von Spaniens Nationalmannschafts-Kapitän Sergio Ramos etwas abschaut, verfolgt ebenfalls ehrgeizige Ziele: "Ich gebe nie auf und will Schritt für Schritt weiterkommen, möglichst den Sprung in die Frauen-Bundesliga schaffen." Dabei vereint das Geschwisterpaar mit ihrem Team zunächst vor allem ein Ziel: "Wir wollen in dieser Saison unbedingt den Klassenverbleib schaffen." Schließlich dürften beide als 2004er-Jahrgang auch in der Spielzeit 2020/2021 noch in der B-Juniorinnen-Bundesliga auflaufen.

Kampf um Klassenverbleib im Vordergrund

Auch Speyers Cheftrainer hat dieses Ziel ausgegeben. "Es wird eine schwierige Saison für uns. Generell hat die Mannschaft aber das Zeug, in der Bundesliga zu bestehen", so Sebastian Ebeling. "Wir zählen uns zu den fünf Mannschaften in der Liga, die um den Klassenverbleib kämpfen werden."

Nach der 0:2-Auftaktniederlage beim FC Iserlohn 46/49 bezwang das Team um Emma und Paula Sittel am 2. Spieltag den Liganeuling und direkten Konkurrenten DJK Arminia Ibbenbüren 5:0 (4:0). Emma hielt ihren Kasten sauber, Paula gab als Einwechselspielerin ihr Bundesligadebüt. "Mit dem ersten Sieg haben wir uns eine gute Basis für die nächsten Aufgaben verschafft", sagt Trainer Ebeling. Am Samstag, 21. September (ab 14 Uhr), geht es mit einem weiteren Heimspiel gegen den mit zwei Siegen gestarteten Aufsteiger SC 13 Bad Neuenahr weiter.

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