"Die Schiedsrichter begrüßen stets sinnvolle Innovationen"

"Wo Innovationen wirklich Sinn machen, sperren sich die deutschen Schiedsrichter nicht, im Gegenteil: Wir begrüßen sie. Das haben wir oft genug betont". Klar Position bezieht Volker Roth zu aktuellen Diskussionen, die unter anderem am Samstag durch das Bundesliga-Spitzenspiel Bayer Leverkusen – Bayern München intensiviert wurden.

Der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses äußert sich im exklusiven dfb.de-Interview zur Einführung von Torkameras und Torrichtern, zur Rolle der FIFA und zu Überlegungen von UEFA-Präsident Michel Platini.

Frage: Herr Roth, ein Schuss von Miroslav Klose, der offenkundig von der Latte hinter der Linie aufsprang, aber nicht als Treffer anerkannt wurde, hat neue Diskussionen um die Nutzung technischer Hilfsmittel für Schiedsrichter ausgelöst. Wie beurteilen Sie die Situation?

Volker Roth: So verständlich in solchen Momenten emotionale Reaktionen sind, bei sachlicher Betrachtung bleibt zunächst einmal die Erkenntnis, dass derzeit der Einsatz von Torkameras nicht erlaubt ist. Was auch immer die handelnden Personen in der Bundesliga meinen und fordern: Für Regeländerungen ist allein der International Board der FIFA zuständig. Für die deutschen Schiedsrichter kann ich allerdings sagen: Wo Innovationen wirklich Sinn machen, sperren wir uns nicht. Im Gegenteil - wir begrüßen sie. Das haben wir oft genug betont.

Frage: Was könnte das konkret für solche Szenen wie dem Schuss von Klose beim Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München bedeuten?

Volker Roth: Es ist ja kein Geheimnis, dass die Diskussion, ob nicht Torkameras eingeführt werden sollten, von uns intern bereits seit langem geführt wird. Die Position der DFB-Schiedsrichter, die ich auch in der FIFA-Schiedsrichter-Kommission eingebracht habe, hat sich dazu im Laufe der Jahre nicht verändert. Wenn die Torkameras technisch funktionieren, ist ihr Einsatz absolut sinnvoll. Doch Fakt ist: Die FIFA hat mehrere Experimente mit der Torkamera gemacht und diese sind technisch nicht so gelaufen, wie man sich das erhofft hat. Deshalb wurde entschieden, weitere Tests durchzuführen und die Entscheidung zu vertagen. Daran müssen wir uns halten.

Frage: Gibt es nicht doch eine Chance, die Entwicklung zu beeinflussen und zeitlich zu forcieren?

Volker Roth: Nein. Sicher können wir immer wieder aufs Neue unsere Meinung sagen, aber gleichzeitig müssen wir das akzeptieren, was die FIFA vorgibt. Das mag für viele Fans unpopulär sein. Es gibt jedoch für uns wirklich keine Möglichkeit, an der FIFA vorbei die Entwicklung voranzutreiben oder gar eigene Wege zu gehen. Das halte ich auch für richtig, denn eine der vielen Stärken des Fußballs ist es, dass es international die gleichen Regeln gibt.



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"Wo Innovationen wirklich Sinn machen, sperren sich die deutschen Schiedsrichter nicht, im Gegenteil: Wir begrüßen sie. Das haben wir oft genug betont". Klar Position bezieht Volker Roth zu aktuellen Diskussionen, die unter anderem am Samstag durch das Bundesliga-Spitzenspiel Bayer Leverkusen – Bayern München intensiviert wurden.

Der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses äußert sich im exklusiven dfb.de-Interview zur Einführung von Torkameras und Torrichtern, zur Rolle der FIFA und zu Überlegungen von UEFA-Präsident Michel Platini.

Frage: Herr Roth, ein Schuss von Miroslav Klose, der offenkundig von der Latte hinter der Linie aufsprang, aber nicht als Treffer anerkannt wurde, hat neue Diskussionen um die Nutzung technischer Hilfsmittel für Schiedsrichter ausgelöst. Wie beurteilen Sie die Situation?

Volker Roth: So verständlich in solchen Momenten emotionale Reaktionen sind, bei sachlicher Betrachtung bleibt zunächst einmal die Erkenntnis, dass derzeit der Einsatz von Torkameras nicht erlaubt ist. Was auch immer die handelnden Personen in der Bundesliga meinen und fordern: Für Regeländerungen ist allein der International Board der FIFA zuständig. Für die deutschen Schiedsrichter kann ich allerdings sagen: Wo Innovationen wirklich Sinn machen, sperren wir uns nicht. Im Gegenteil - wir begrüßen sie. Das haben wir oft genug betont.

Frage: Was könnte das konkret für solche Szenen wie dem Schuss von Klose beim Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München bedeuten?

Volker Roth: Es ist ja kein Geheimnis, dass die Diskussion, ob nicht Torkameras eingeführt werden sollten, von uns intern bereits seit langem geführt wird. Die Position der DFB-Schiedsrichter, die ich auch in der FIFA-Schiedsrichter-Kommission eingebracht habe, hat sich dazu im Laufe der Jahre nicht verändert. Wenn die Torkameras technisch funktionieren, ist ihr Einsatz absolut sinnvoll. Doch Fakt ist: Die FIFA hat mehrere Experimente mit der Torkamera gemacht und diese sind technisch nicht so gelaufen, wie man sich das erhofft hat. Deshalb wurde entschieden, weitere Tests durchzuführen und die Entscheidung zu vertagen. Daran müssen wir uns halten.

Frage: Gibt es nicht doch eine Chance, die Entwicklung zu beeinflussen und zeitlich zu forcieren?

Volker Roth: Nein. Sicher können wir immer wieder aufs Neue unsere Meinung sagen, aber gleichzeitig müssen wir das akzeptieren, was die FIFA vorgibt. Das mag für viele Fans unpopulär sein. Es gibt jedoch für uns wirklich keine Möglichkeit, an der FIFA vorbei die Entwicklung voranzutreiben oder gar eigene Wege zu gehen. Das halte ich auch für richtig, denn eine der vielen Stärken des Fußballs ist es, dass es international die gleichen Regeln gibt.

Frage: Bayern-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat geäußert, dass aus seiner Sicht die Einführung von Torkameras gleichzeitig die Einführung eines Ober-Schiedsrichters zur Folge hätte. Wie beurteilen Sie das?

Volker Roth: Es ist von der FIFA nicht geplant, dass mit der Einführung von Torkameras strittige Entscheidungen künftig von einem Oberschiedsrichter getroffen werden. Als entscheidendes Kriterium und somit oberstes Prinzip soll weiterhin gültig sein, dass die Autorität der Schiedsrichter unangetastet bleibt. Bei der Einführung von Torkameras würde die alleinige Entscheidungskompetenz unverändert beim Schiedsrichter liegen, denn er soll allein dieses neue technische Angebot in Anspruch nehmen können.

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Frage: Was halten Sie von dem Vorschlag von Karl-Heinz Rummenigge, künftig Torrichter einzusetzen?

Volker Roth: Ich habe schon vor fünf Jahren mit Michel Platini darüber diskutiert. Der heutige UEFA-Präsident hat sich seinerzeit intensiv darüber Gedanken gemacht, ob nicht hinter jedes Tor ein Torrichter gestellt werden sollte. Und er vertritt heute noch die Meinung, dass sich das positiv auswirken könnte. Ich halte diese Idee für nicht verkehrt, und habe ihm das damals auch schon gesagt. Es wird sich zeigen, wie diese Idee von ihm und anderen eingebracht wird und ob sie die FIFA dann aufgreift.

Frage: Vor dem Klose-Schuss am Samstag gab es bereits am vergangenen Wochenende in der Bundesliga zwei ähnliche Szenen, bei denen die Schiedsrichter-Assistenten nicht auf Tor erkannt haben. Wie gehen sie mit der daraus resultierenden Kritik um?

Volker Roth: Nochmals konkret zu dem Spiel in Leverkusen: Sicher hätte es der Schiedsrichter-Assistent sehen müssen, dass der Ball hinter Linie war. Zumal er gut gestanden hat. Es hat ihm offenbar die nötige Konzentration gefehlt. Das ist bedauerlich, aber auf dem Platz geht eben immer alles sehr schnell und nicht so langsam wie in den Zeitlupen-Wiederholungen. Das soll keine Ausrede sein. Vielmehr möchte ich weiterhin um Respekt werben für die insgesamt guten Leistungen unserer Schiedsrichter. Bei allen Fehlern, die sie machen, gibt es keinen Grund zur harschen Kritik. Sachliche Anmerkungen sind dagegen erlaubt und erwünscht. Grundsätzlich gilt aus meiner Sicht für die laufende Bundesliga-Saison: Die Leistungen der deutschen Schiedsrichter sind zufriedenstellend und ansprechend. Besonders wichtig und erfreulich ist auch, dass dies auch durch viele internationale Berufungen zum Ausdruck kommt. Die Wertschätzung der DFB-Schiedsrichter bei UEFA und FIFA ist sehr groß.