Die besten Cornflakes des Jahres

Einzeln gezählt hat er die Cornflakes nicht. Auch wenn es zur Aktion gepasst hätte. Fest steht aber: Mehr Flakes auf einmal hat Norbert Nickel noch nie bekommen. 755 Packungen durfte der Mitarbeiter der Frankfurter Tafel vom DFB in Empfang nehmen. Dazu 755 Liter Milch. Zustande kam die Spende durch einen besonders kreativen Fan-Protest.

Zur Tafel gefunden hat Nickel vor sechs Jahren. Damals war er vorübergehend arbeitslos. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, begann er sich verstärkt sozial zu engagieren. "Mit der Zeit bin ich dann hochgerutscht", erinnert er sich mit einem Lächeln. Heute ist der 61-Jährige Disponent der Tafel Frankfurt. Fast 30.000 bedürftige Menschen werden hier monatlich mit Lebensmitteln versorgt, teils direkt, teils über die Belieferung weiterer sozialer Einrichtungen. 200 Helferinnen und Helfer engagieren sich bei der Frankfurter Tafel, alle ehrenamtlich. Nickel koordiniert, organisiert, packt mit an. "Es ist schwerer geworden", sagt er, "wir haben mehr Hilfsbedürftige, aber weniger Ware als früher. Auch neue Helfer zu finden, gestaltet sich zum Teil sehr problematisch."

Nickel mag Fußball. Besonders mag er Eintracht Frankfurt. Seit 50 Jahren ist er leidenschaftlicher Fan des hessischen Bundesligisten. Als die Eintracht in diesem Sommer den FC Bayern München im DFB-Pokalfinale mit 3:1 besiegte und ihren ersten großen Titel seit 30 Jahren feierte, war es einer der schönsten Tage in Nickels Fußballleben. Als Eintracht-Fan, daraus macht der 61-Jährige keinen Hehl, ist er nicht immer gut auf den DFB zu sprechen. Zu den Pauschalkritikern mag er sich allerdings nicht zählen. "Es ist ja nicht alles schlecht beim DFB – ganz im Gegenteil", betont er. Die Spendenaktion im September zum Beispiel, die fand Norbert Nickel richtig stark. Weil sie der Frankfurter Tafel und damit den Bedürftigen zugutekam.

Interview wird Kult

Hätte Jan Löhmannsröben am 2. September nach dem Schlusspfiff der Partie des 1. FC Kaiserslautern beim FSV Zwickau tief durchgeatmet und schnell seine innere Mitte gefunden, wäre all das nicht passiert. Nicht der Protest. Nicht die Flut an Cornflakes. Nicht die Spende für die Frankfurter Tafel. Gut, Löhmannsröben selbst würde nun wahrscheinlich anmerken, all das wäre vor allem nicht passiert, wenn der Schiedsrichter in der Nachspielzeit anders entschieden hätte. Wenn er gepfiffen hätte, weil der Ellenbogen des Gegenspielers in Löhmannsröbens Gesicht gelandet war und nicht, weil Löhmannsröbens hochgerissene Hände Augenblicke später den Ball berührt hatten. Elfmeter für Zwickau, Ausgleich, 1:1. Wenige Wochen nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga fand sich der Traditionsklub aus der Pfalz auch in der 3. Liga überraschend im Tabellenkeller wieder.

Nach Spielende bat Telekom Sport den sichtlich aufgebrachten Löhmannsröben vors Mikrofon. Das Interview erlangte in Windeseile Kultstatus. "Digga, der soll Cornflakes zählen gehen", zürnte der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler Richtung Schiedsrichter, als er die Elfmeterszene noch einmal vorgespielt bekam. Norbert Nickel sah das Interview irgendwann später, man kam ja kaum daran vorbei, der Hype hatte längst eingesetzt. Löhmannsröbens Auftritt wurde zum Klick-Hit, das Netz zeigte sich begeistert. Da ist einer authentisch, ehrlich, zeigt Emotion, bitte mehr davon im Profifußball – so der Tenor.

#cornflakeszaehlen wird zum Hit auf Twitter

Umso größer war das öffentliche Unverständnis, als der Kontrollausschuss des DFB Ermittlungen gegen Jan Löhmannsröben einleitete. Was in der Empörung unterging: Nicht der Cornflakes-Spruch war das Problem, sondern weitere Äußerungen des Spielers, weniger humoristisch angehaucht und damit offenkundig unsportlicher Art. So hatte der FCK-Profi dem Schiedsrichter vor der Kamera öffentlich geraten, lieber "erst mal Kreisliga zu pfeifen und die Augen aufzumachen", darüber hinaus die Hoffnung geäußert, "dass der Schiri eine Woche nicht pennen" kann.

Die Lauterer Fans waren trotzdem erbost – und machten ihrem Unmut auf besondere Art Luft. Sie kündigten an, dem DFB Cornflakes zu schicken. Zum Zählen. Anhänger anderer Klubs aus ganz Deutschland solidarisierten sich, die Medien stiegen ein, über Social Media wurde aus dem Protest eine konzertierte Aktion. Als ein Großteil der Pakete in der DFB-Zentrale in Frankfurt eintraf, war neben einigen Journalisten auch eine Handvoll FCK-Fans vor Ort. Der Initiator der Aktion, Peter Hammerschmidt, sagte: "Wir sind mit der Aktion und Menge der Cornflakes sehr zufrieden. Ich finde es auch toll, wie viel Zeit der DFB sich für uns Fans vor Ort für den Austausch genommen hat." Das Bild der Packungen mit dem augenzwinkernden Hinweis "Wir sind jetzt mal #cornflakeszaehlen" avancierte in wenigen Stunden zum erfolgreichsten Tweet in der Geschichte des offiziellen Twitterkanals der 3. Liga.

Sinnvoll eingesetzt

Die Entscheidung, was man mit den Cornflakes anstellen sollte, hatte der DFB zu diesem Zeitpunkt bereits getroffen. Sie wurden nicht aufgepackt und alle einzeln gezählt, sondern lieber einem sinnvollen Zweck zugeführt. Am Ende waren es 835 verwertbare Packungen, von denen 755 an die Frankfurter Tafel, 50 an das Kinder- und Jugendhaus Frankfurt-Riederwald sowie 30 an den Helferkreis Kalkofen in Kaiserslautern gingen. Obendrauf packte der DFB noch 800 Liter Milch. Weitere 600 Packungen Cornflakes, die nicht in den eingeschweißten Verpackungen, sondern lose in Kartons und Päckchen geschickt worden waren, erhielt der Offenbacher Zoo zu Fütterungszwecken. Nur wenige Packungen mussten komplett entsorgt werden.

"Insgesamt hätte man die Sachen nicht besser verwenden können", sagt Norbert Nickel. Bei der Tafel waren Cornflakes und Milch innerhalb von zwei Wochen vollständig vergriffen. "Die Leute haben sich sehr gefreut", sagt Nickel und ergänzt lachend: "Auch wenn auf den Packungen teilweise seltsame Nachrichten an den DFB standen." Auch Jan Löhmannsröben erhielt noch Nachricht. Vom Deutschen Fußball-Bund. Das Sportgericht verhängte eine Geldstrafe von 1.200 Euro wegen unsportlichen Verhaltens. Beglichen wurde sie aus der Mannschaftskasse der Lauterer. Aus Norbert Nickels Sicht hat sich das allemal gelohnt.

[jb]

Einzeln gezählt hat er die Cornflakes nicht. Auch wenn es zur Aktion gepasst hätte. Fest steht aber: Mehr Flakes auf einmal hat Norbert Nickel noch nie bekommen. 755 Packungen durfte der Mitarbeiter der Frankfurter Tafel vom DFB in Empfang nehmen. Dazu 755 Liter Milch. Zustande kam die Spende durch einen besonders kreativen Fan-Protest.

Zur Tafel gefunden hat Nickel vor sechs Jahren. Damals war er vorübergehend arbeitslos. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, begann er sich verstärkt sozial zu engagieren. "Mit der Zeit bin ich dann hochgerutscht", erinnert er sich mit einem Lächeln. Heute ist der 61-Jährige Disponent der Tafel Frankfurt. Fast 30.000 bedürftige Menschen werden hier monatlich mit Lebensmitteln versorgt, teils direkt, teils über die Belieferung weiterer sozialer Einrichtungen. 200 Helferinnen und Helfer engagieren sich bei der Frankfurter Tafel, alle ehrenamtlich. Nickel koordiniert, organisiert, packt mit an. "Es ist schwerer geworden", sagt er, "wir haben mehr Hilfsbedürftige, aber weniger Ware als früher. Auch neue Helfer zu finden, gestaltet sich zum Teil sehr problematisch."

Nickel mag Fußball. Besonders mag er Eintracht Frankfurt. Seit 50 Jahren ist er leidenschaftlicher Fan des hessischen Bundesligisten. Als die Eintracht in diesem Sommer den FC Bayern München im DFB-Pokalfinale mit 3:1 besiegte und ihren ersten großen Titel seit 30 Jahren feierte, war es einer der schönsten Tage in Nickels Fußballleben. Als Eintracht-Fan, daraus macht der 61-Jährige keinen Hehl, ist er nicht immer gut auf den DFB zu sprechen. Zu den Pauschalkritikern mag er sich allerdings nicht zählen. "Es ist ja nicht alles schlecht beim DFB – ganz im Gegenteil", betont er. Die Spendenaktion im September zum Beispiel, die fand Norbert Nickel richtig stark. Weil sie der Frankfurter Tafel und damit den Bedürftigen zugutekam.

Interview wird Kult

Hätte Jan Löhmannsröben am 2. September nach dem Schlusspfiff der Partie des 1. FC Kaiserslautern beim FSV Zwickau tief durchgeatmet und schnell seine innere Mitte gefunden, wäre all das nicht passiert. Nicht der Protest. Nicht die Flut an Cornflakes. Nicht die Spende für die Frankfurter Tafel. Gut, Löhmannsröben selbst würde nun wahrscheinlich anmerken, all das wäre vor allem nicht passiert, wenn der Schiedsrichter in der Nachspielzeit anders entschieden hätte. Wenn er gepfiffen hätte, weil der Ellenbogen des Gegenspielers in Löhmannsröbens Gesicht gelandet war und nicht, weil Löhmannsröbens hochgerissene Hände Augenblicke später den Ball berührt hatten. Elfmeter für Zwickau, Ausgleich, 1:1. Wenige Wochen nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga fand sich der Traditionsklub aus der Pfalz auch in der 3. Liga überraschend im Tabellenkeller wieder.

Nach Spielende bat Telekom Sport den sichtlich aufgebrachten Löhmannsröben vors Mikrofon. Das Interview erlangte in Windeseile Kultstatus. "Digga, der soll Cornflakes zählen gehen", zürnte der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler Richtung Schiedsrichter, als er die Elfmeterszene noch einmal vorgespielt bekam. Norbert Nickel sah das Interview irgendwann später, man kam ja kaum daran vorbei, der Hype hatte längst eingesetzt. Löhmannsröbens Auftritt wurde zum Klick-Hit, das Netz zeigte sich begeistert. Da ist einer authentisch, ehrlich, zeigt Emotion, bitte mehr davon im Profifußball – so der Tenor.

#cornflakeszaehlen wird zum Hit auf Twitter

Umso größer war das öffentliche Unverständnis, als der Kontrollausschuss des DFB Ermittlungen gegen Jan Löhmannsröben einleitete. Was in der Empörung unterging: Nicht der Cornflakes-Spruch war das Problem, sondern weitere Äußerungen des Spielers, weniger humoristisch angehaucht und damit offenkundig unsportlicher Art. So hatte der FCK-Profi dem Schiedsrichter vor der Kamera öffentlich geraten, lieber "erst mal Kreisliga zu pfeifen und die Augen aufzumachen", darüber hinaus die Hoffnung geäußert, "dass der Schiri eine Woche nicht pennen" kann.

Die Lauterer Fans waren trotzdem erbost – und machten ihrem Unmut auf besondere Art Luft. Sie kündigten an, dem DFB Cornflakes zu schicken. Zum Zählen. Anhänger anderer Klubs aus ganz Deutschland solidarisierten sich, die Medien stiegen ein, über Social Media wurde aus dem Protest eine konzertierte Aktion. Als ein Großteil der Pakete in der DFB-Zentrale in Frankfurt eintraf, war neben einigen Journalisten auch eine Handvoll FCK-Fans vor Ort. Der Initiator der Aktion, Peter Hammerschmidt, sagte: "Wir sind mit der Aktion und Menge der Cornflakes sehr zufrieden. Ich finde es auch toll, wie viel Zeit der DFB sich für uns Fans vor Ort für den Austausch genommen hat." Das Bild der Packungen mit dem augenzwinkernden Hinweis "Wir sind jetzt mal #cornflakeszaehlen" avancierte in wenigen Stunden zum erfolgreichsten Tweet in der Geschichte des offiziellen Twitterkanals der 3. Liga.

Sinnvoll eingesetzt

Die Entscheidung, was man mit den Cornflakes anstellen sollte, hatte der DFB zu diesem Zeitpunkt bereits getroffen. Sie wurden nicht aufgepackt und alle einzeln gezählt, sondern lieber einem sinnvollen Zweck zugeführt. Am Ende waren es 835 verwertbare Packungen, von denen 755 an die Frankfurter Tafel, 50 an das Kinder- und Jugendhaus Frankfurt-Riederwald sowie 30 an den Helferkreis Kalkofen in Kaiserslautern gingen. Obendrauf packte der DFB noch 800 Liter Milch. Weitere 600 Packungen Cornflakes, die nicht in den eingeschweißten Verpackungen, sondern lose in Kartons und Päckchen geschickt worden waren, erhielt der Offenbacher Zoo zu Fütterungszwecken. Nur wenige Packungen mussten komplett entsorgt werden.

"Insgesamt hätte man die Sachen nicht besser verwenden können", sagt Norbert Nickel. Bei der Tafel waren Cornflakes und Milch innerhalb von zwei Wochen vollständig vergriffen. "Die Leute haben sich sehr gefreut", sagt Nickel und ergänzt lachend: "Auch wenn auf den Packungen teilweise seltsame Nachrichten an den DFB standen." Auch Jan Löhmannsröben erhielt noch Nachricht. Vom Deutschen Fußball-Bund. Das Sportgericht verhängte eine Geldstrafe von 1.200 Euro wegen unsportlichen Verhaltens. Beglichen wurde sie aus der Mannschaftskasse der Lauterer. Aus Norbert Nickels Sicht hat sich das allemal gelohnt.

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