Di Salvo: "Wir wollen im März einen Schritt weiter sein"

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft beendet das Jahr mit einer Niederlage gegen Polen und einem Sieg über San Marino. DFB-Trainer Antonio Di Salvo spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Karl Evers über die Erkenntnisse aus beiden Partien, zudem blickt er aufs eindrucksvolle U 21-Jahr 2021 zurück.

DFB.de: Herr Di Salvo, hinter Ihnen liegen zwei Spiele, eines wurde 0:4 verloren und eines 4:0 gewonnen. Wie fällt ihr Fazit nach dieser Länderspielphase aus?

Antonio Di Salvo: Wir wollten beide Spiele gewinnen, das ist uns leider nicht gelungen. Gegen Polen hatten wir eine Tiefschlafphase, in der wir elementare Fehler gemacht haben. Wir haben Tore kassiert, bei denen wir eigentlich in Überzahl waren und es dem Gegner dennoch leicht gemacht haben, uns mit einem Pass zu überspielen. Uns hat in diesen Situationen die gegenseitige Unterstützung gefehlt, genauso wie der letzte Wille, das Tor zu verteidigen. Dementsprechend muss man diese Länderspielphase zweigeteilt betrachten: Einerseits diese ersten 20 Minuten gegen Polen, die katastrophal waren. Und andererseits die anschließende Reaktion. Zuerst noch im Spiel, als wir in Unterzahl viel Ballbesitz und einige Möglichkeiten hatten, um wieder ins Spiel zurückzukommen. Und dann der deutliche Sieg in der zweiten Partie, der im Großen und Ganzen zufriedenstellend war. Aber natürlich gibt es auch nach diesem zweiten Teil weiterhin genügend Dinge, an denen wir arbeiten müssen.

DFB.de: Welche Dinge sind das?

Di Salvo: Da geht es beispielsweise um die fehlende Präzision in unseren Aktionen, eine höhere Zielstrebigkeit oder die Konsequenz unserer Spieler – sowohl vor dem Tor als auch im Verteidigen.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem 4:0 über San Marino?

Di Salvo: Ich bin zufrieden damit, dass die Mannschaft eine Reaktion gezeigt hat. Das hatten wir uns fest vorgenommen. Wir sind gut ins Spiel gekommen und hatten in der Anfangsphase bereits hochkarätige Torchancen. Deshalb waren der Führungstreffer und das direkt darauffolgende Tor zum 2:0 auch absolut verdient. Danach hatten wir Phasen im Spiel, in denen unser Tempo und unsere Struktur verbesserungswürdig waren. Damit haben wir es uns selbst schwer gemacht. Insgesamt haben wir uns genügend Möglichkeiten erarbeitet, daraus allerdings zu wenig Tore erzielt.

DFB.de: Inwiefern konnte dieses Spiel als eine Art Wiedergutmachung für das 0:4 gegen Polen dienen?

Di Salvo: Die Mannschaft ist nach der herben Niederlage nicht nervös ins Spiel gegangen und hat von Anfang an nach vorne gespielt. Das war ein positives Zeichen. Letztlich muss man die beiden Partien allerdings voneinander getrennt betrachten. Bei allem Respekt vor San Marino: Dieses Spiel war sicherlich nicht der Gradmesser für eine Wiedergutmachung. Darum wird es vielmehr im März gehen, wenn mit Lettland und Israel schwierige Gegner auf uns warten. Dann wollen wir einen Schritt weiter sein.

DFB.de: Zum Ende des Lehrgangs standen Ihnen nur noch 16 Feldspieler zur Verfügung, wodurch ihr Aufgebot stark dezimiert war.

Di Salvo: Bereits vor der Länderspielphase haben uns Spieler gefehlt. Josha Vagnoman konnte in dieser Saison noch gar nicht dabei sein, nun fehlten Malik Tillman, Jordan Beyer und Maximilian Bauer ebenfalls. Dass im Laufe des Lehrgangs die Ausfälle von Tom Krauß, Youssoufa Moukoko, Márton Dárdai und Roberto Massimo sowie die Rotsperre von Jean-Manuel Mbom dazukamen, hat am Ende in der Tat zu einem sehr dezimierten Kader geführt. Glücklicherweise hat uns das im zweiten Spiel nicht vor allzu große Probleme gestellt.

DFB.de: Sie waren deswegen dazu gezwungen, auf der Rechtsverteidiger-Position zu improvisieren. Yannik Keitel und Eric Martel, beide eigentlich defensive Mittelfeldspieler, haben dort jeweils 45 Minuten gespielt. Wie haben sie sich geschlagen?

Di Salvo: Es war für beide nicht einfach, aber sie haben ihre Sache ordentlich gemacht, auch wenn sich in einigen Situationen bemerkbar gemacht hat, dass sie keine gelernten Außenverteidiger sind. Beide haben ein gutes Defensivverhalten, weshalb sie auf dieser Position gegen stärkere Gegner nochmal eine Option sein könnten.

DFB.de: Die nächsten U 21-Länderspiele stehen Ende März 2022 an. Wie werden Sie und Ihr Trainerteam die Zeit bis dahin nutzen?

Di Salvo: Es wird nun wichtig sein, dass wir die Kommunikation mit den Spielern aufrechterhalten – ob durch Telefonate, Nachrichten oder Vereinsbesuche. Das betrifft in erster Linie diejenigen, die wir schon kennen, aber sicher auch mal Jungs, die bislang noch nicht dabei waren. So hat jeder die Chance, sich in den kommenden Monaten für die U 21 zu empfehlen.

DFB.de: Ein besonderes U 21-Jahr geht zu Ende. Können Sie es in einem Wort beschreiben?

Di Salvo: Entwicklung.

DFB.de: Warum?

Di Salvo: Dieses Wort beziehe ich zunächst auf den alten Jahrgang, der sich bis zur Europameisterschaft unglaublich gut entwickelt hat. Die Mannschaft war auf den Punkt da. Nach der EM-Vorrunde im März habe ich daran geglaubt, dass wir mit diesem Team wirklich viel erreichen können. Vor allem beim 1:1 gegen die Niederlande wurde mir klar: Es ist schwer, uns zu schlagen – die Mannschaft zieht ihr Spiel durch. So haben wir uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt und am Ende verdient den Titel gewonnen, obwohl es auf dem Weg dorthin einige Rückschläge gab. Einen dieser Rückschläge hat jetzt auch der neue Jahrgang erlitten, der sich genauso entwickeln muss. Deshalb ist Entwicklung für mich das passende Wort, um dieses Jahr zu beschreiben.

DFB.de: Entwicklung passt auch zu Ihnen: Vom Co-Trainer zum Cheftrainer.

Di Salvo: Klar. Nach all den Jahren als Co-Trainer war ich bereit für den nächsten Schritt. Den konnte ich nun gehen und ich merke, dass dieser neue Impuls genau das Richtige für mich war – die Aufgabe macht mir großen Spaß.

[ke]

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft beendet das Jahr mit einer Niederlage gegen Polen und einem Sieg über San Marino. DFB-Trainer Antonio Di Salvo spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Karl Evers über die Erkenntnisse aus beiden Partien, zudem blickt er aufs eindrucksvolle U 21-Jahr 2021 zurück.

DFB.de: Herr Di Salvo, hinter Ihnen liegen zwei Spiele, eines wurde 0:4 verloren und eines 4:0 gewonnen. Wie fällt ihr Fazit nach dieser Länderspielphase aus?

Antonio Di Salvo: Wir wollten beide Spiele gewinnen, das ist uns leider nicht gelungen. Gegen Polen hatten wir eine Tiefschlafphase, in der wir elementare Fehler gemacht haben. Wir haben Tore kassiert, bei denen wir eigentlich in Überzahl waren und es dem Gegner dennoch leicht gemacht haben, uns mit einem Pass zu überspielen. Uns hat in diesen Situationen die gegenseitige Unterstützung gefehlt, genauso wie der letzte Wille, das Tor zu verteidigen. Dementsprechend muss man diese Länderspielphase zweigeteilt betrachten: Einerseits diese ersten 20 Minuten gegen Polen, die katastrophal waren. Und andererseits die anschließende Reaktion. Zuerst noch im Spiel, als wir in Unterzahl viel Ballbesitz und einige Möglichkeiten hatten, um wieder ins Spiel zurückzukommen. Und dann der deutliche Sieg in der zweiten Partie, der im Großen und Ganzen zufriedenstellend war. Aber natürlich gibt es auch nach diesem zweiten Teil weiterhin genügend Dinge, an denen wir arbeiten müssen.

DFB.de: Welche Dinge sind das?

Di Salvo: Da geht es beispielsweise um die fehlende Präzision in unseren Aktionen, eine höhere Zielstrebigkeit oder die Konsequenz unserer Spieler – sowohl vor dem Tor als auch im Verteidigen.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem 4:0 über San Marino?

Di Salvo: Ich bin zufrieden damit, dass die Mannschaft eine Reaktion gezeigt hat. Das hatten wir uns fest vorgenommen. Wir sind gut ins Spiel gekommen und hatten in der Anfangsphase bereits hochkarätige Torchancen. Deshalb waren der Führungstreffer und das direkt darauffolgende Tor zum 2:0 auch absolut verdient. Danach hatten wir Phasen im Spiel, in denen unser Tempo und unsere Struktur verbesserungswürdig waren. Damit haben wir es uns selbst schwer gemacht. Insgesamt haben wir uns genügend Möglichkeiten erarbeitet, daraus allerdings zu wenig Tore erzielt.

DFB.de: Inwiefern konnte dieses Spiel als eine Art Wiedergutmachung für das 0:4 gegen Polen dienen?

Di Salvo: Die Mannschaft ist nach der herben Niederlage nicht nervös ins Spiel gegangen und hat von Anfang an nach vorne gespielt. Das war ein positives Zeichen. Letztlich muss man die beiden Partien allerdings voneinander getrennt betrachten. Bei allem Respekt vor San Marino: Dieses Spiel war sicherlich nicht der Gradmesser für eine Wiedergutmachung. Darum wird es vielmehr im März gehen, wenn mit Lettland und Israel schwierige Gegner auf uns warten. Dann wollen wir einen Schritt weiter sein.

DFB.de: Zum Ende des Lehrgangs standen Ihnen nur noch 16 Feldspieler zur Verfügung, wodurch ihr Aufgebot stark dezimiert war.

Di Salvo: Bereits vor der Länderspielphase haben uns Spieler gefehlt. Josha Vagnoman konnte in dieser Saison noch gar nicht dabei sein, nun fehlten Malik Tillman, Jordan Beyer und Maximilian Bauer ebenfalls. Dass im Laufe des Lehrgangs die Ausfälle von Tom Krauß, Youssoufa Moukoko, Márton Dárdai und Roberto Massimo sowie die Rotsperre von Jean-Manuel Mbom dazukamen, hat am Ende in der Tat zu einem sehr dezimierten Kader geführt. Glücklicherweise hat uns das im zweiten Spiel nicht vor allzu große Probleme gestellt.

DFB.de: Sie waren deswegen dazu gezwungen, auf der Rechtsverteidiger-Position zu improvisieren. Yannik Keitel und Eric Martel, beide eigentlich defensive Mittelfeldspieler, haben dort jeweils 45 Minuten gespielt. Wie haben sie sich geschlagen?

Di Salvo: Es war für beide nicht einfach, aber sie haben ihre Sache ordentlich gemacht, auch wenn sich in einigen Situationen bemerkbar gemacht hat, dass sie keine gelernten Außenverteidiger sind. Beide haben ein gutes Defensivverhalten, weshalb sie auf dieser Position gegen stärkere Gegner nochmal eine Option sein könnten.

DFB.de: Die nächsten U 21-Länderspiele stehen Ende März 2022 an. Wie werden Sie und Ihr Trainerteam die Zeit bis dahin nutzen?

Di Salvo: Es wird nun wichtig sein, dass wir die Kommunikation mit den Spielern aufrechterhalten – ob durch Telefonate, Nachrichten oder Vereinsbesuche. Das betrifft in erster Linie diejenigen, die wir schon kennen, aber sicher auch mal Jungs, die bislang noch nicht dabei waren. So hat jeder die Chance, sich in den kommenden Monaten für die U 21 zu empfehlen.

DFB.de: Ein besonderes U 21-Jahr geht zu Ende. Können Sie es in einem Wort beschreiben?

Di Salvo: Entwicklung.

DFB.de: Warum?

Di Salvo: Dieses Wort beziehe ich zunächst auf den alten Jahrgang, der sich bis zur Europameisterschaft unglaublich gut entwickelt hat. Die Mannschaft war auf den Punkt da. Nach der EM-Vorrunde im März habe ich daran geglaubt, dass wir mit diesem Team wirklich viel erreichen können. Vor allem beim 1:1 gegen die Niederlande wurde mir klar: Es ist schwer, uns zu schlagen – die Mannschaft zieht ihr Spiel durch. So haben wir uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt und am Ende verdient den Titel gewonnen, obwohl es auf dem Weg dorthin einige Rückschläge gab. Einen dieser Rückschläge hat jetzt auch der neue Jahrgang erlitten, der sich genauso entwickeln muss. Deshalb ist Entwicklung für mich das passende Wort, um dieses Jahr zu beschreiben.

DFB.de: Entwicklung passt auch zu Ihnen: Vom Co-Trainer zum Cheftrainer.

Di Salvo: Klar. Nach all den Jahren als Co-Trainer war ich bereit für den nächsten Schritt. Den konnte ich nun gehen und ich merke, dass dieser neue Impuls genau das Richtige für mich war – die Aufgabe macht mir großen Spaß.

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