Di Salvo: "Basis für alles ist die Bereitschaft"

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft hat in den beiden letzten Tests vor der Europameisterschaft im Sommer zweimal Unentschieden gespielt. Zuletzt in Sibiu trennte sich das Team von Antonio "Toni" Di Salvo vor 12.000 Fans im ausverkauften Municipal Stadium 0:0 von Rumänien. Im DFB.de-Interview spricht der DFB-Trainer über die Erkenntnisse und seine Vorfreude auf die EURO.

DFB.de: Herr Di Salvo, wie bewerten Sie das 0:0 gegen Rumänien?

Antonio Di Salvo: Im Großen und Ganzen war es ein gerechtes Unentschieden. Positiv hervorzuheben ist, dass wir zu Null gespielt und die Bedingungen angenommen haben. Wir haben sehr wenig Chancen zugelassen, insbesondere in der zweiten Halbzeit, in der wir enorm viel Ballbesitz hatten. In der Offensive hat uns allerdings die Durchschlagskraft gefehlt, wir waren insgesamt zu torungefährlich. Das müssen wir verbessern.

DFB.de: Warum konnte das Plus an Ballbesitz nicht in Tore umgemünzt werden?

Di Salvo: Es war schwierig, mit Kurzpässen oder über das Zentrum zu spielen, weil Rumänien tief verteidigt hat. Es war eng, zweikampfbetont und der Platz nicht in einem optimalen Zustand, so dass ein schnelles Spiel mit wenigen Kontakten nur schwer möglich war. Deshalb mussten wir mehr über die Flügel spielen, wo sich für uns Räume ergeben haben. Allerdings fehlte es uns dabei an Zielstrebigkeit in den Eins-gegen-Eins-Situationen, guten Flanken sowie Timing und Konsequenz im Strafraum.

DFB.de: Gegen Japan feierte Jessic Ngankam von Hertha BSC seine U 21-Premiere, gegen Rumänien nun Henning Matriciani von Schalke 04 und Kenneth Schmidt vom SC Freiburg. Wie zufrieden sind Sie mit den drei Debütanten?

Di Salvo: Man hat gesehen, dass Jessic ein Spielertyp ist, der uns aufgrund seines Körpers und seiner Fähigkeiten helfen kann. Er kann den Ball gut halten, ist für die gegnerischen Verteidiger unangenehm zu bespielen, schmeißt sich in jeden Zweikampf und bringt Geschwindigkeit mit. Auch außerhalb des Platzes hat er sich super eingebracht. Die anderen beiden haben zwar nicht ganz so viel wie Jessic gespielt, sich aber ebenso gut präsentiert. Henning hat nach seiner Einwechslung das gezeigt, was wir uns gewünscht haben: viel Emotionalität, Willen und ein starkes Zweikampfverhalten. Das hat mir gefallen. Kenneth ist ein talentierter Innenverteidiger mit Tempo, er ist Linksfuß, am Ball extrem ruhig und als Persönlichkeit sehr angenehm. Auch er hat seine Sache in der Schlussphase gegen Rumänien gut gemacht.

DFB.de: Das waren jetzt zwei sehr eng umkämpfte Unentschieden. Was muss die Mannschaft bis zur U 21-Europameisterschaft verbessern, um vergleichbare Spiele im Turnier für sich zu entscheiden?

Di Salvo: Die Basis für alles ist die Bereitschaft. Die war definitiv da. Wir sind in beiden Spielen unheimlich viel gelaufen. Verbessern müssen wir uns in punkto Konstanz. In beiden Partien waren wir dominant, dennoch gab es sowohl gegen Japan als auch gegen Rumänien Phasen, in denen wir die Struktur verloren und den Gegner ins Spiel gelassen haben. Das müssen wir verhindern, indem wir stabiler werden. In der Offensive müssen wir unsere Abläufe optimieren, torgefährlicher und zielstrebiger werden. Zudem sind Standardsituationen ein großes Thema: Bei eigenen Standards kreieren wir keine Torchancen, bei denen des Gegners lassen wir zu viele Möglichkeiten zu. Gegen Japan haben wir dadurch ein Tor kassiert, in Rumänien konnte Noah Atubolu uns mit einer starken Parade glücklicherweise davor bewahren.

DFB.de: Ihr Aufgebot war diesmal stark verändert. Einige Spieler fehlten verletzt, andere waren für die A-Nationalmannschaft nominiert. Welches Fazit ziehen Sie diesbezüglich nach der Länderspielphase?

Di Salvo: Natürlich wollen wir unsere Spiele immer gewinnen. Trotzdem stand für die beiden Duelle eher die Leistung als das Ergebnis im Vordergrund. Da uns einige Spieler fehlten, haben wir den Fokus auf zwei Aspekte gelegt: Können die etablierten Spieler, die um einen Stammplatz kämpfen, diesem Anspruch gerecht werden? Drängen sich Spieler aus der zweiten Reihe durch Leistung auf?

DFB.de: Wie waren die Beobachtungen?

Di Salvo: Wir als Trainerteam haben auf jeden Fall wichtige Erkenntnisse darüber gewonnen, wer uns im Turnier helfen kann - unabhängig davon, ob diejenigen viel oder wenig Spielzeit bekommen haben. Denn wir bewerten nicht nur das, was auf dem Platz passiert. Genauso wichtig sind Fragen wie: Wer kann der Mannschaft außerhalb des Platzes einen Impuls in Hinblick auf Trainingsqualität, Unterstützung und Teamgeist geben? Wer kann dem Team nach einer Einwechslung schnell und bestmöglich weiterhelfen? Darauf haben wir einige Antworten bekommen, die nun eine weitere Grundlage für die Zusammenstellung des EM-Kaders sein werden.

DFB.de: Es sind noch 84 Tage bis zur Europameisterschaft. Was erwarten Sie bis dahin von den Spielern?

Di Salvo: Wir erwarten, dass sie im Verein möglichst viel Spielpraxis sammeln. Das ist die Basis dafür, um mit einer guten Spielfitness ins Trainingslager zu kommen, um dann bei der EM alle drei Tage zu spielen. Wenn sie im Verein nicht ausreichend Spielzeit erhalten, sollten die Jungs alles dafür tun, um das auszugleichen - durch gezieltes Training oder Einsätze in der zweiten Mannschaft. Außerdem erwarten wir, dass sie an den individuellen Schwerpunkten, die wir gemeinsam besprochen haben, arbeiten.

DFB.de: Wie sehen die Planungen des Trainerteams für diesen Zeitraum aus?

Di Salvo: Wir werden ständig im Austausch sein, um uns bestmöglich auf die Europameisterschaft vorzubereiten. Dafür werden wir die Jungs weiterhin Woche für Woche beobachten und nochmals intensiver mit ihnen und ihren Vereinstrainern sprechen.

DFB.de: Mit Bundestrainer Hansi Flick sind Sie bis dahin sicherlich auch im engen Austausch, oder?

Di Salvo: Ja, klar! Hansi hat ja betont, wie wichtig es ihm ist, dass wir mit einer guten Mannschaft zur U 21-EM reisen. Deshalb werden wir uns definitiv dazu austauschen.

DFB.de: Für Sie persönlich wird es die erste Europameisterschaft als Cheftrainer. Wie sehr kribbelt es schon bei Ihnen?

Di Salvo: Es kribbelt schon ein bisschen. Ich habe bereits drei U 19- und drei U 21-Europameisterschaften als Co-Trainer miterlebt, das waren große Highlights für mich. Aber jetzt ist die Situation selbstverständlich eine andere, weil ich als Cheftrainer die Verantwortung trage. Ich werde das Ganze sehr akribisch angehen, um die Spieler und das Trainerteam bestmöglich auf das Turnier einzustellen. Dabei möchte ich den Spaß, den eine EM mit sich bringt, aber nicht verlieren. Ich freue mich extrem auf die Erfahrungen, die jeder Einzelne, wir als Mannschaft und ich als Trainer in diesen Wochen sammeln können.

[ke]

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft hat in den beiden letzten Tests vor der Europameisterschaft im Sommer zweimal Unentschieden gespielt. Zuletzt in Sibiu trennte sich das Team von Antonio "Toni" Di Salvo vor 12.000 Fans im ausverkauften Municipal Stadium 0:0 von Rumänien. Im DFB.de-Interview spricht der DFB-Trainer über die Erkenntnisse und seine Vorfreude auf die EURO.

DFB.de: Herr Di Salvo, wie bewerten Sie das 0:0 gegen Rumänien?

Antonio Di Salvo: Im Großen und Ganzen war es ein gerechtes Unentschieden. Positiv hervorzuheben ist, dass wir zu Null gespielt und die Bedingungen angenommen haben. Wir haben sehr wenig Chancen zugelassen, insbesondere in der zweiten Halbzeit, in der wir enorm viel Ballbesitz hatten. In der Offensive hat uns allerdings die Durchschlagskraft gefehlt, wir waren insgesamt zu torungefährlich. Das müssen wir verbessern.

DFB.de: Warum konnte das Plus an Ballbesitz nicht in Tore umgemünzt werden?

Di Salvo: Es war schwierig, mit Kurzpässen oder über das Zentrum zu spielen, weil Rumänien tief verteidigt hat. Es war eng, zweikampfbetont und der Platz nicht in einem optimalen Zustand, so dass ein schnelles Spiel mit wenigen Kontakten nur schwer möglich war. Deshalb mussten wir mehr über die Flügel spielen, wo sich für uns Räume ergeben haben. Allerdings fehlte es uns dabei an Zielstrebigkeit in den Eins-gegen-Eins-Situationen, guten Flanken sowie Timing und Konsequenz im Strafraum.

DFB.de: Gegen Japan feierte Jessic Ngankam von Hertha BSC seine U 21-Premiere, gegen Rumänien nun Henning Matriciani von Schalke 04 und Kenneth Schmidt vom SC Freiburg. Wie zufrieden sind Sie mit den drei Debütanten?

Di Salvo: Man hat gesehen, dass Jessic ein Spielertyp ist, der uns aufgrund seines Körpers und seiner Fähigkeiten helfen kann. Er kann den Ball gut halten, ist für die gegnerischen Verteidiger unangenehm zu bespielen, schmeißt sich in jeden Zweikampf und bringt Geschwindigkeit mit. Auch außerhalb des Platzes hat er sich super eingebracht. Die anderen beiden haben zwar nicht ganz so viel wie Jessic gespielt, sich aber ebenso gut präsentiert. Henning hat nach seiner Einwechslung das gezeigt, was wir uns gewünscht haben: viel Emotionalität, Willen und ein starkes Zweikampfverhalten. Das hat mir gefallen. Kenneth ist ein talentierter Innenverteidiger mit Tempo, er ist Linksfuß, am Ball extrem ruhig und als Persönlichkeit sehr angenehm. Auch er hat seine Sache in der Schlussphase gegen Rumänien gut gemacht.

DFB.de: Das waren jetzt zwei sehr eng umkämpfte Unentschieden. Was muss die Mannschaft bis zur U 21-Europameisterschaft verbessern, um vergleichbare Spiele im Turnier für sich zu entscheiden?

Di Salvo: Die Basis für alles ist die Bereitschaft. Die war definitiv da. Wir sind in beiden Spielen unheimlich viel gelaufen. Verbessern müssen wir uns in punkto Konstanz. In beiden Partien waren wir dominant, dennoch gab es sowohl gegen Japan als auch gegen Rumänien Phasen, in denen wir die Struktur verloren und den Gegner ins Spiel gelassen haben. Das müssen wir verhindern, indem wir stabiler werden. In der Offensive müssen wir unsere Abläufe optimieren, torgefährlicher und zielstrebiger werden. Zudem sind Standardsituationen ein großes Thema: Bei eigenen Standards kreieren wir keine Torchancen, bei denen des Gegners lassen wir zu viele Möglichkeiten zu. Gegen Japan haben wir dadurch ein Tor kassiert, in Rumänien konnte Noah Atubolu uns mit einer starken Parade glücklicherweise davor bewahren.

DFB.de: Ihr Aufgebot war diesmal stark verändert. Einige Spieler fehlten verletzt, andere waren für die A-Nationalmannschaft nominiert. Welches Fazit ziehen Sie diesbezüglich nach der Länderspielphase?

Di Salvo: Natürlich wollen wir unsere Spiele immer gewinnen. Trotzdem stand für die beiden Duelle eher die Leistung als das Ergebnis im Vordergrund. Da uns einige Spieler fehlten, haben wir den Fokus auf zwei Aspekte gelegt: Können die etablierten Spieler, die um einen Stammplatz kämpfen, diesem Anspruch gerecht werden? Drängen sich Spieler aus der zweiten Reihe durch Leistung auf?

DFB.de: Wie waren die Beobachtungen?

Di Salvo: Wir als Trainerteam haben auf jeden Fall wichtige Erkenntnisse darüber gewonnen, wer uns im Turnier helfen kann - unabhängig davon, ob diejenigen viel oder wenig Spielzeit bekommen haben. Denn wir bewerten nicht nur das, was auf dem Platz passiert. Genauso wichtig sind Fragen wie: Wer kann der Mannschaft außerhalb des Platzes einen Impuls in Hinblick auf Trainingsqualität, Unterstützung und Teamgeist geben? Wer kann dem Team nach einer Einwechslung schnell und bestmöglich weiterhelfen? Darauf haben wir einige Antworten bekommen, die nun eine weitere Grundlage für die Zusammenstellung des EM-Kaders sein werden.

DFB.de: Es sind noch 84 Tage bis zur Europameisterschaft. Was erwarten Sie bis dahin von den Spielern?

Di Salvo: Wir erwarten, dass sie im Verein möglichst viel Spielpraxis sammeln. Das ist die Basis dafür, um mit einer guten Spielfitness ins Trainingslager zu kommen, um dann bei der EM alle drei Tage zu spielen. Wenn sie im Verein nicht ausreichend Spielzeit erhalten, sollten die Jungs alles dafür tun, um das auszugleichen - durch gezieltes Training oder Einsätze in der zweiten Mannschaft. Außerdem erwarten wir, dass sie an den individuellen Schwerpunkten, die wir gemeinsam besprochen haben, arbeiten.

DFB.de: Wie sehen die Planungen des Trainerteams für diesen Zeitraum aus?

Di Salvo: Wir werden ständig im Austausch sein, um uns bestmöglich auf die Europameisterschaft vorzubereiten. Dafür werden wir die Jungs weiterhin Woche für Woche beobachten und nochmals intensiver mit ihnen und ihren Vereinstrainern sprechen.

DFB.de: Mit Bundestrainer Hansi Flick sind Sie bis dahin sicherlich auch im engen Austausch, oder?

Di Salvo: Ja, klar! Hansi hat ja betont, wie wichtig es ihm ist, dass wir mit einer guten Mannschaft zur U 21-EM reisen. Deshalb werden wir uns definitiv dazu austauschen.

DFB.de: Für Sie persönlich wird es die erste Europameisterschaft als Cheftrainer. Wie sehr kribbelt es schon bei Ihnen?

Di Salvo: Es kribbelt schon ein bisschen. Ich habe bereits drei U 19- und drei U 21-Europameisterschaften als Co-Trainer miterlebt, das waren große Highlights für mich. Aber jetzt ist die Situation selbstverständlich eine andere, weil ich als Cheftrainer die Verantwortung trage. Ich werde das Ganze sehr akribisch angehen, um die Spieler und das Trainerteam bestmöglich auf das Turnier einzustellen. Dabei möchte ich den Spaß, den eine EM mit sich bringt, aber nicht verlieren. Ich freue mich extrem auf die Erfahrungen, die jeder Einzelne, wir als Mannschaft und ich als Trainer in diesen Wochen sammeln können.

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