DFB-Wochenschau: Von Pionieren und Weltfußballern

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

3. Januar

Vor 110 Jahren bricht erstmals eine Berliner Auswahl zu fünf Spielen nach England auf. Sie kassiert ausnahmslos hohe Niederlagen (u.a. ein 2:6 gegen Aston Villa und ein 6:9 gegen Tottenham), bringt aber laut Sport Magazin vom 10. Januar 1951 „so viel Erfahrungen mit, dass der Berliner Fußball damals einen ungeheuren Aufschwung nahm“. Torwart Eichelmann, nach 34 Gegentreffern der Haupt-Leidtragende, kommt 1908 noch zu zwei A-Länderspielen. Die Elf der Pioniere: Eichelmann – Faber, Holzkamm, Wernicke, Wünsch, Schricker, Gruschwitz, Jestram, Glasow, Zierold, Kralle, Vierke.

Vor 25 Jahren entlässt Zweitligist Hessen Kassel Trainer Jörg Berger in dessen Abwesenheit. Berger erfährt davon telefonisch im Österreich-Urlaub von Freunden und nicht vom Vorstand und beklagt sich über den „amateurhaften Stil“. Der KSV rechtfertigt sich: nur Platz zehn, sinkende Zuschauerzahlen – und man müsse dem neuen Trainer Rudi Kröner „genügend Zeit geben, zu entscheiden, wen wir halten wollen oder nicht“.

Vor zehn Jahren fällt das Frankfurter Landgericht nach 23 Verhandlungstagen endlich das sogenannte „Yeboah-Urteil“. Der Ex-Stürmer von Eintracht Frankfurt wird wegen Steuerhinterziehung zu 360.000 DM Strafe verurteilt. Das Verfahren gegen Weltmeister Bernd Hölzenbein, als Manager der Eintracht mitangeklagt, wird abgetrennt. Seine Prozesskosten belaufen sich auf 200.000 DM, und der Kicker titelt: „Hölzenbein droht Ruin.“

Vor fünf Jahren erhält der Bundesligist 1. FC Köln erneut einen Schweizer Trainer. Hans-Peter Latour tritt die Nachfolge von Uwe Rapolder an und glänzt bei seiner Vorstellung durch Humor: „Der 1. FC muss ein verrückter Verein sein, sonst hätten sie nicht noch mal einen Schweizer geholt.“ 2004 führte Marcel Koller Köln in die 2. Bundesliga. Am selben Tag präsentiert der VfB Stuttgart einen neuen Sportdirektor: die Wahl fällt überraschend auf den 36-jährigen Horst Heldt, zuvor noch Profi beim VfB. Heldt findet jedoch, dass es höchste Zeit sei für einen wie ihn: „Uli Hoeneß war keine 30 Jahre alt, als er Manager bei Bayern wurde.“

4. Januar

Vor 100 Jahren sind die größten Probleme des Fußballs die Regelauslegungen. Über Abseits und Handspiel wird damals wie heute gestritten. Schon 1911 gibt es „passives Abseits“, doch haben die Schiedsrichter damit große Probleme. Der Berliner Fußball-Verband fordert seine Schiedsrichter öffentlich dazu auf zu beachten, ob faktisch abseits stehende Spieler auch wirklich ins Spiel eingreifen und nicht automatisch zu unterbrechen, denn „das ist eine Auslegung, die nicht dem Sinn der Regel entspricht“. Auch gebe es viel zu viele Elfmeter nach unabsichtlichem Handspiel, beklagt der Verband in der Neuen Sport Woche und fordert den gerade gebildeten Berliner Schiedsrichter-Ausschuss dazu auf, die Unparteiischen dafür zu sensibilisieren. Auch lange vor Erfindung von Fernsehkameras steht der Schiedsrichter bei seinen Handlungen schon im Fokus.

Vor 80 Jahren fällt das Meisterschaftsspiel der Münchner Bayern gegen Wormatia Worms witterungsbedingt aus. Obwohl am Vortag abgesagt, kommen Hunderte Anhänger ins Grünwalder Stadion, ehe sie verdrossen wieder abziehen. Dem Kicker ist es recht: „Es ist erfreulich, dass man die Spieler nicht zwingt, unter unmöglichen Verhältnissen um eine Meisterschaft zu kämpfen.“ Zuletzt seine zu viele Spiele „aus Angst vor randalierenden Zuschauern“ ausgetragen worden.

In Mannheim aber wird gespielt, und 18.000 feiern den Rheinmeister SV Waldhof, der im eigenen Stadion Phönix Ludwigshafen in einem Entscheidungsspiel 1:0 bezwingt. „Wie gewöhnlich bei Entscheidungskämpfen wurde kein Klassefußball gespielt“, stellt der Kicker fest. Das Goldene Tor markiert der kommende Nationalspieler Otto Siffling, dem nach 30 Minuten „ein Zufallstreffer“ gelingt. Gnädiger geht das Fachblatt mit Phönix-Spieler Hörrle um, der drei Minuten vor Schluss einen Elfmeter verschießt: „Es war vorauszusehen, dass der Schütze Hörrle diese kolossale Nervenbelastung nicht tragen konnte.“ So viel Nachsicht wie anno 1931 würden sich die Profis der Gegenwart von den Kritikern häufiger wünschen.

Vor 75 Jahren ist in Englands Fußball nichts mehr in Ordnung. Die Tabelle führt der FC Sunderland souverän an vor Derby County und Huddersfield. Erst dann folgt mit Arsenal London ein großer Name. Aston Villa ist Schlusslicht, Manchester United belegt in der zweiten Division den achten Platz. In der Schweiz wird Nationalspieler Max alias „Xam“ Abegglen in Aarau von einem Eisbrocken am Kopf getroffen, die Zuschauer sind nach dem Ausscheiden des Torwarts der Heimelf über die raue Gangart von Grashopper Zürich erbost und verleihen ihrer Wut Ausdruck. „Verband werde hart“, fordert die Fußball Woche.

Vor 15 Jahren beginnt in Berlin eine Ära, aber noch ahnt es keiner: Jürgen Röber leitet beim Zweitligisten Hertha BSC sein erstes Training. Der Tabellenachte schielt nach den Aufstiegsplätzen, von der Champions League träumt noch niemand in der Hauptstadt.

Vor fünf Jahren wird Mirko Slomka Trainer von Schalke 04. Gerechnet hat der Co-Trainer des entlassenen Ralf Rangnick damit nicht, als sie ihn ins Klubheim bestellen: „Ich war felsenfest davon überzeugt, auf dem Weg zu meiner Beurlaubung zu sein.“

5. Januar

Vor 70 Jahren ruht der Spielbetrieb in den Gau-Ligen, da der Reichsbund-Pokal Vorrang hat. Der Vorläufer des späteren Länderpokals genießt durchaus einen hohen Stellenwert, spielen hier doch die Besten des Landes – fast jede Auswahl hat ihre Nationalspieler. Die sogenannte Ostmark (Österreich) besiegt Schwaben mit 6:2, gegen die Wiener Stars wie Franz „Bimbo“ Binder und Josef „Peppi“ Stroh können die wackeren Aschwaben um Albert Sing wenig ausrichten. Der deutsche Nationalspieler Wilhelm Hahnemann von Admira Wien ist mit vier Treffern herausragender Schütze des Tages in dem „äußerst ritterlichen Kampf“ (Kicker). Mittelrhein schlägt den Niederrhein 1:0, was in Köln am ersten Sonntag des Kriegsjahres 1941 aber nur 4000 Zuschauer interessiert. Das Tor des Tages markiert Bars von VfL 99 Köln.

Interessanter ist im Westen allemal ein Spiel von Meister Schalke 04, der Fortuna Düsseldorf vor 6000 Anhängern 4:0 bezwingt. „Schalke 04 gelang eine völlige Überrumpelung des Gegners“, lobt der Kicker die Taktik der Königsblauen. Eppenhoff (2), Kalwitzki und Burdenski erzielen die Treffer.

6. Januar

Vor 25 Jahren wird die Fünfjahreswertung der UEFA publiziert: Deutschland belegt hinter Italien den zweiten Platz, dicht gefolgt von der Sowjetunion. England ist Vierter, Spanien liegt noch hinter Belgien und Schottland auf Rang sieben. Die Tabelle bestimmt über die Teilnehmer am UEFA-Cup, die ersten Drei bekommen vier Mannschaften.

Vor 20 Jahren erobert Inter Mailand in der Serie A die Tabellenführung zurück. Dank seiner deutschen Legionäre wird der FC Genau 2:1 geschlagen; Lothar Matthäus trifft per Elfmeter, Jürgen Klinsmann gelingt das 2:0 und Andreas Brehme liefert eine starke Leistung ab. Kurios: Mit seinem neunten Saisontor führt Mittelfeldspieler Matthäus die Torjägerliste 1990/1991 an.

7. Januar

Vor 60 Jahren regiert sensationell der VfB Mühlburg in der Oberliga Süd. Auch im neunten Heimspiel 1950/1951 kommt der zu Karlsruhe gehörende Klub, aus dem einmal der KSC entstehen wird, zu einem Sieg. Der spätere Bundesligatrainer Horst Buhtz erzielt das goldene 1:0 gegen den VfR Mannheim, 15.000 Zuschauer bilden die Rekordkulisse des trüben Fußballsonntags, an dem das Spiel des Meisters VfB Stuttgart in Frankfurt ausfällt. Auf dem Eintracht-Platz am Riederwald könne man höchstens eine Kahnpartie veranstalten, meldet der Schiedsrichter-Obmann nach seiner Inspektion.

Im Norden verteidigt der VfL Osnabrück die Spitze, selbst ein 0:2-Rückstand gegen Hannover 96 wirft den VfL nicht um, wütende Pfiffe von den Rängen treiben die Gastgeber noch zu einem 4:2. Im Westen regiert Schalke 04 (4:2 vor 20.000 in Aachen), Verfolger BVB lässt in Erkenschwick einen Punkt (1:1).

In Berlin überstrahlt eine Personalie das Geschehen auf den Plätzen: „Helmut Schön verlässt Hertha BSC!“ titelt das Sport Magazin. Der kommende Bundestrainer muss seine erste Trainerstation „wegen zu starker Berücksichtigung seiner Dresdener Spielkameraden“ beenden. Im Südwesten nimmt Kaiserslautern die Hürde VfL Neustadt souverän, der kommende Weltmeister Horst Eckel schießt zwei Tore beim 4:0 der Roten Teufel. Alle FCK-Tore fallen binnen fünf Minuten.

Vor 30 Jahren kassiert die Nationalmannschaft die höchste Niederlage in der Ära von Bundestrainer Jupp Derwall. Bei der Mini-WM in Uruguay unterliegt sie Brasilien trotz Führung durch Klaus Allofs mit 1:4. Für Weltmeister Rainer Bonhof, der den Interimslibero gibt, ist es sein letzter Einsatz für Deutschland, während Bayerns Wolfgang Dremmler debütiert.

Vor 20 Jahren wird Lothar Matthäus in Bonn zum Weltfußballer des Jahres 1990 gewählt. Journalisten von 102 internationalen Zeitschriften geben dem Kapitän des Weltmeisters, 1991 in Diensten von Inter Mailand, die mit Abstand meisten Stimmen (174). Die Italiener Salvatore "Toto" Schillaci (56) und Franco Baresi (52) sowie der Engländer Paul Gascoigne (52) folgen, haben aber zusammen nicht so viele Stimmen wie Matthäus. Mit Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann sind auch die beiden anderen Inter-Legionäre des Weltmeisters unter den Top Ten der zum zweiten Mal durchgeführten Wahl.

Vor 15 Jahren verpflichten sich die 36 Profivereine in Frankfurt dazu, das Bosman-Urteil bis Saisonende 1995/1996 zu ignorieren. Es bleibt beim Einsatz von maximal drei Ausländern pro Partie, obwohl das EU-Urteil vom 15. Dezember 1995 jede Beschränkung für Spieler aus EU-Staaten außer Kraft gesetzt hat. „Die Selbstverpflichtung ist keine Frage des Rechts, sondern eine Frage der Ehre“, sagt Stuttgarts Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Kölns Däne Bjarne Goldbaek, wegen der Statuten bisher meist Reservist, will dagegen vorgehen. „Das EU-Urteil war für mich ein Weihnachtsgeschenk – und jetzt will man mir das wieder wegnehmen. Das ist nicht fair.“

8. Januar

Vor 50 Jahren gibt es in der Oberliga Süd ausschließlich Heimsiege. Tabellenführer 1. FC Nürnberg schlägt Eintracht Frankfurt mit 2:0 und schüttelt einen weiteren Verfolger ab. „Der Geist, der Stil, die Art imponierte, wie der 1. FFCN das 2:0 herausspielte“, lobt das Sport Magazin. Heinz Strehl und Ernst Albrecht treffen vor 30.000 gegen den Ex-Meister aus Hessen. Klein dagegen die Kulisse beim späteren Süd-Gipfel der Bundesliga: VfB Stuttgart gegen Bayern München (3:1) wollen nur 4000 sehen.

Im Westen sind die Stadien voller: 27.000 sehen am Bökelberg das 3:2 der Gadbacher Borussia über Tabellenführer Alemannia Aachen, der nach 2:0-Pausenführung noch einbricht. Aber Verfolger RW Oberhausen (0:0 vor 22.000 in Essen) nutzt die Gunst der Stunde nicht. Den West-Meister vermag im Januar 1961 niemand vorherzusagen, die ersten Acht liegen nur vier Punkte auseinander.

Im Südwesten blamiert sich Mainz 05 mit 1:8 in Pirmasens, schon zur Pause steht es 0:6. Primus Borussia Neunkirchen gewinnt gegen Kaiserslautern mit Weltmeister Werner Liebrich 2:1. In Ludwigshafen braucht der Schiedsrichter nach drei Platzverweisen, davon zwei für den heimischen SCL, Polizeischutz. „Mit dem Überfallwagen wurde er nachher sicher vom Platz gebracht“, schreibt das Sport Magazin.

Im Norden spielt der HSV in seiner eigenen Liga, jede Woche bricht er den Startrekord der Oberliga-Historie. In Hildesheim gewinnt Hamburg mit 8:2 (2:2), Uwe Seeler trifft zweimal, Bruder Dieter einmal. In der Tabelle stehen sagenhafte 31:1 Punkte zu Buche, die Meisterfrage ist schon Anfang Januar geklärt.

Vor 45 Jahren ist München Bundesliga-Hauptstadt. 1860 ist Tabellenführer, Aufsteiger FC Bayern Zweiter. Im Derby gewinnen die Roten am ersten Rückrundenspieltag glatt mit 3:0, Brenninger, Ohlhauser und Nafziger erzielen die Tore – Gerd Müller geht leer aus. Das 1:0 geht auf das Konto von Löwen-Torwart Petar Radenkovic, der Brenninger den Ball zuwirft. „Sein Fehler war wie eine kalte Dusche für die Mannschaft“, grollt Trainer Max Merkel. Titelverteidiger Werder Bremen ist nach dem 1:2 in Nürnberg Siebter und schon fast aus dem Rennen. Tasmania Berlin kassiert in Karlsruhe im 18. Spiel die 16. Niederlage (0:3) und spielt wie ein Absteiger.

Vor 20 Jahren präsentiert der 1. FC Nürnberg den teuersten Einkauf seiner Historie: Nationalspieler Hans Dorfner kommt für zwei Millionen Mark vom FC Bayern zurück und erhält einen Viereinhalb-Jahres-Vertrag. Präsident Gerd Schmelzer ehrgeizig: „Wir bauen um Dorfner eine Mannschaft auf, die in der ersten Hälfte der Liga einen Platz findet.“

Vor 15 Jahren belegt Jürgen Klinsmann (FC Bayern) in Mailand bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres 1995 den dritten Platz, hinter den Milan-Profis George Weah und Paolo Maldini. Matthias Sammer wird Neunter. Der Liberianer Weah ist der erste Afrikaner, der diesen Titel gewinnt. Er sagt, er sei „besonders stolz, weil ich Liberianer bin und mein Land im Weltfußball ein Nichts ist.“

9. Januar

Vor 100 Jahren amüsiert ein Spielverlauf in Dresden die Fachwelt. Guts Muts trifft auf die Sportfreunde und liegt schnell 0:2 zurück, führt aber zur Pause mit 5:2 und setzt noch ein weiteres Tor drauf. Doch die Gäste handeln nach dem Motto „Anfang gut, Ende gut“ und kommen noch zu einem 6:6.

Vor 15 Jahren trennt sich Werder Bremen von Rehhagel-Nachfolger Aad de Mos. Denn Werder steht am Rande des Abstiegs (15. Platz), der Vorstand zieht die Reißleine. Gestolpert ist der Niederländer jedoch über die „Spiegel-Affäre“. Das Nachrichten-Magazin hat ihn so zitiert: „Aus Werder wird nie etwas.“ Aad de Mos sagt bitter: „Es ist mir ans Herz gegangen, es hat mir sehr weh getan.“ Torwart Oliver Reck dagegen kommentiert die Personalie etwas freudiger: „Super!“

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

3. Januar

Vor 110 Jahren bricht erstmals eine Berliner Auswahl zu fünf Spielen nach England auf. Sie kassiert ausnahmslos hohe Niederlagen (u.a. ein 2:6 gegen Aston Villa und ein 6:9 gegen Tottenham), bringt aber laut Sport Magazin vom 10. Januar 1951 „so viel Erfahrungen mit, dass der Berliner Fußball damals einen ungeheuren Aufschwung nahm“. Torwart Eichelmann, nach 34 Gegentreffern der Haupt-Leidtragende, kommt 1908 noch zu zwei A-Länderspielen. Die Elf der Pioniere: Eichelmann – Faber, Holzkamm, Wernicke, Wünsch, Schricker, Gruschwitz, Jestram, Glasow, Zierold, Kralle, Vierke.

Vor 25 Jahren entlässt Zweitligist Hessen Kassel Trainer Jörg Berger in dessen Abwesenheit. Berger erfährt davon telefonisch im Österreich-Urlaub von Freunden und nicht vom Vorstand und beklagt sich über den „amateurhaften Stil“. Der KSV rechtfertigt sich: nur Platz zehn, sinkende Zuschauerzahlen – und man müsse dem neuen Trainer Rudi Kröner „genügend Zeit geben, zu entscheiden, wen wir halten wollen oder nicht“.

Vor zehn Jahren fällt das Frankfurter Landgericht nach 23 Verhandlungstagen endlich das sogenannte „Yeboah-Urteil“. Der Ex-Stürmer von Eintracht Frankfurt wird wegen Steuerhinterziehung zu 360.000 DM Strafe verurteilt. Das Verfahren gegen Weltmeister Bernd Hölzenbein, als Manager der Eintracht mitangeklagt, wird abgetrennt. Seine Prozesskosten belaufen sich auf 200.000 DM, und der Kicker titelt: „Hölzenbein droht Ruin.“

Vor fünf Jahren erhält der Bundesligist 1. FC Köln erneut einen Schweizer Trainer. Hans-Peter Latour tritt die Nachfolge von Uwe Rapolder an und glänzt bei seiner Vorstellung durch Humor: „Der 1. FC muss ein verrückter Verein sein, sonst hätten sie nicht noch mal einen Schweizer geholt.“ 2004 führte Marcel Koller Köln in die 2. Bundesliga. Am selben Tag präsentiert der VfB Stuttgart einen neuen Sportdirektor: die Wahl fällt überraschend auf den 36-jährigen Horst Heldt, zuvor noch Profi beim VfB. Heldt findet jedoch, dass es höchste Zeit sei für einen wie ihn: „Uli Hoeneß war keine 30 Jahre alt, als er Manager bei Bayern wurde.“

4. Januar

Vor 100 Jahren sind die größten Probleme des Fußballs die Regelauslegungen. Über Abseits und Handspiel wird damals wie heute gestritten. Schon 1911 gibt es „passives Abseits“, doch haben die Schiedsrichter damit große Probleme. Der Berliner Fußball-Verband fordert seine Schiedsrichter öffentlich dazu auf zu beachten, ob faktisch abseits stehende Spieler auch wirklich ins Spiel eingreifen und nicht automatisch zu unterbrechen, denn „das ist eine Auslegung, die nicht dem Sinn der Regel entspricht“. Auch gebe es viel zu viele Elfmeter nach unabsichtlichem Handspiel, beklagt der Verband in der Neuen Sport Woche und fordert den gerade gebildeten Berliner Schiedsrichter-Ausschuss dazu auf, die Unparteiischen dafür zu sensibilisieren. Auch lange vor Erfindung von Fernsehkameras steht der Schiedsrichter bei seinen Handlungen schon im Fokus.

Vor 80 Jahren fällt das Meisterschaftsspiel der Münchner Bayern gegen Wormatia Worms witterungsbedingt aus. Obwohl am Vortag abgesagt, kommen Hunderte Anhänger ins Grünwalder Stadion, ehe sie verdrossen wieder abziehen. Dem Kicker ist es recht: „Es ist erfreulich, dass man die Spieler nicht zwingt, unter unmöglichen Verhältnissen um eine Meisterschaft zu kämpfen.“ Zuletzt seine zu viele Spiele „aus Angst vor randalierenden Zuschauern“ ausgetragen worden.

In Mannheim aber wird gespielt, und 18.000 feiern den Rheinmeister SV Waldhof, der im eigenen Stadion Phönix Ludwigshafen in einem Entscheidungsspiel 1:0 bezwingt. „Wie gewöhnlich bei Entscheidungskämpfen wurde kein Klassefußball gespielt“, stellt der Kicker fest. Das Goldene Tor markiert der kommende Nationalspieler Otto Siffling, dem nach 30 Minuten „ein Zufallstreffer“ gelingt. Gnädiger geht das Fachblatt mit Phönix-Spieler Hörrle um, der drei Minuten vor Schluss einen Elfmeter verschießt: „Es war vorauszusehen, dass der Schütze Hörrle diese kolossale Nervenbelastung nicht tragen konnte.“ So viel Nachsicht wie anno 1931 würden sich die Profis der Gegenwart von den Kritikern häufiger wünschen.

Vor 75 Jahren ist in Englands Fußball nichts mehr in Ordnung. Die Tabelle führt der FC Sunderland souverän an vor Derby County und Huddersfield. Erst dann folgt mit Arsenal London ein großer Name. Aston Villa ist Schlusslicht, Manchester United belegt in der zweiten Division den achten Platz. In der Schweiz wird Nationalspieler Max alias „Xam“ Abegglen in Aarau von einem Eisbrocken am Kopf getroffen, die Zuschauer sind nach dem Ausscheiden des Torwarts der Heimelf über die raue Gangart von Grashopper Zürich erbost und verleihen ihrer Wut Ausdruck. „Verband werde hart“, fordert die Fußball Woche.

Vor 15 Jahren beginnt in Berlin eine Ära, aber noch ahnt es keiner: Jürgen Röber leitet beim Zweitligisten Hertha BSC sein erstes Training. Der Tabellenachte schielt nach den Aufstiegsplätzen, von der Champions League träumt noch niemand in der Hauptstadt.

Vor fünf Jahren wird Mirko Slomka Trainer von Schalke 04. Gerechnet hat der Co-Trainer des entlassenen Ralf Rangnick damit nicht, als sie ihn ins Klubheim bestellen: „Ich war felsenfest davon überzeugt, auf dem Weg zu meiner Beurlaubung zu sein.“

5. Januar

Vor 70 Jahren ruht der Spielbetrieb in den Gau-Ligen, da der Reichsbund-Pokal Vorrang hat. Der Vorläufer des späteren Länderpokals genießt durchaus einen hohen Stellenwert, spielen hier doch die Besten des Landes – fast jede Auswahl hat ihre Nationalspieler. Die sogenannte Ostmark (Österreich) besiegt Schwaben mit 6:2, gegen die Wiener Stars wie Franz „Bimbo“ Binder und Josef „Peppi“ Stroh können die wackeren Aschwaben um Albert Sing wenig ausrichten. Der deutsche Nationalspieler Wilhelm Hahnemann von Admira Wien ist mit vier Treffern herausragender Schütze des Tages in dem „äußerst ritterlichen Kampf“ (Kicker). Mittelrhein schlägt den Niederrhein 1:0, was in Köln am ersten Sonntag des Kriegsjahres 1941 aber nur 4000 Zuschauer interessiert. Das Tor des Tages markiert Bars von VfL 99 Köln.

Interessanter ist im Westen allemal ein Spiel von Meister Schalke 04, der Fortuna Düsseldorf vor 6000 Anhängern 4:0 bezwingt. „Schalke 04 gelang eine völlige Überrumpelung des Gegners“, lobt der Kicker die Taktik der Königsblauen. Eppenhoff (2), Kalwitzki und Burdenski erzielen die Treffer.

6. Januar

Vor 25 Jahren wird die Fünfjahreswertung der UEFA publiziert: Deutschland belegt hinter Italien den zweiten Platz, dicht gefolgt von der Sowjetunion. England ist Vierter, Spanien liegt noch hinter Belgien und Schottland auf Rang sieben. Die Tabelle bestimmt über die Teilnehmer am UEFA-Cup, die ersten Drei bekommen vier Mannschaften.

Vor 20 Jahren erobert Inter Mailand in der Serie A die Tabellenführung zurück. Dank seiner deutschen Legionäre wird der FC Genau 2:1 geschlagen; Lothar Matthäus trifft per Elfmeter, Jürgen Klinsmann gelingt das 2:0 und Andreas Brehme liefert eine starke Leistung ab. Kurios: Mit seinem neunten Saisontor führt Mittelfeldspieler Matthäus die Torjägerliste 1990/1991 an.

7. Januar

Vor 60 Jahren regiert sensationell der VfB Mühlburg in der Oberliga Süd. Auch im neunten Heimspiel 1950/1951 kommt der zu Karlsruhe gehörende Klub, aus dem einmal der KSC entstehen wird, zu einem Sieg. Der spätere Bundesligatrainer Horst Buhtz erzielt das goldene 1:0 gegen den VfR Mannheim, 15.000 Zuschauer bilden die Rekordkulisse des trüben Fußballsonntags, an dem das Spiel des Meisters VfB Stuttgart in Frankfurt ausfällt. Auf dem Eintracht-Platz am Riederwald könne man höchstens eine Kahnpartie veranstalten, meldet der Schiedsrichter-Obmann nach seiner Inspektion.

Im Norden verteidigt der VfL Osnabrück die Spitze, selbst ein 0:2-Rückstand gegen Hannover 96 wirft den VfL nicht um, wütende Pfiffe von den Rängen treiben die Gastgeber noch zu einem 4:2. Im Westen regiert Schalke 04 (4:2 vor 20.000 in Aachen), Verfolger BVB lässt in Erkenschwick einen Punkt (1:1).

In Berlin überstrahlt eine Personalie das Geschehen auf den Plätzen: „Helmut Schön verlässt Hertha BSC!“ titelt das Sport Magazin. Der kommende Bundestrainer muss seine erste Trainerstation „wegen zu starker Berücksichtigung seiner Dresdener Spielkameraden“ beenden. Im Südwesten nimmt Kaiserslautern die Hürde VfL Neustadt souverän, der kommende Weltmeister Horst Eckel schießt zwei Tore beim 4:0 der Roten Teufel. Alle FCK-Tore fallen binnen fünf Minuten.

Vor 30 Jahren kassiert die Nationalmannschaft die höchste Niederlage in der Ära von Bundestrainer Jupp Derwall. Bei der Mini-WM in Uruguay unterliegt sie Brasilien trotz Führung durch Klaus Allofs mit 1:4. Für Weltmeister Rainer Bonhof, der den Interimslibero gibt, ist es sein letzter Einsatz für Deutschland, während Bayerns Wolfgang Dremmler debütiert.

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Vor 20 Jahren wird Lothar Matthäus in Bonn zum Weltfußballer des Jahres 1990 gewählt. Journalisten von 102 internationalen Zeitschriften geben dem Kapitän des Weltmeisters, 1991 in Diensten von Inter Mailand, die mit Abstand meisten Stimmen (174). Die Italiener Salvatore "Toto" Schillaci (56) und Franco Baresi (52) sowie der Engländer Paul Gascoigne (52) folgen, haben aber zusammen nicht so viele Stimmen wie Matthäus. Mit Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann sind auch die beiden anderen Inter-Legionäre des Weltmeisters unter den Top Ten der zum zweiten Mal durchgeführten Wahl.

Vor 15 Jahren verpflichten sich die 36 Profivereine in Frankfurt dazu, das Bosman-Urteil bis Saisonende 1995/1996 zu ignorieren. Es bleibt beim Einsatz von maximal drei Ausländern pro Partie, obwohl das EU-Urteil vom 15. Dezember 1995 jede Beschränkung für Spieler aus EU-Staaten außer Kraft gesetzt hat. „Die Selbstverpflichtung ist keine Frage des Rechts, sondern eine Frage der Ehre“, sagt Stuttgarts Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Kölns Däne Bjarne Goldbaek, wegen der Statuten bisher meist Reservist, will dagegen vorgehen. „Das EU-Urteil war für mich ein Weihnachtsgeschenk – und jetzt will man mir das wieder wegnehmen. Das ist nicht fair.“

8. Januar

Vor 50 Jahren gibt es in der Oberliga Süd ausschließlich Heimsiege. Tabellenführer 1. FC Nürnberg schlägt Eintracht Frankfurt mit 2:0 und schüttelt einen weiteren Verfolger ab. „Der Geist, der Stil, die Art imponierte, wie der 1. FFCN das 2:0 herausspielte“, lobt das Sport Magazin. Heinz Strehl und Ernst Albrecht treffen vor 30.000 gegen den Ex-Meister aus Hessen. Klein dagegen die Kulisse beim späteren Süd-Gipfel der Bundesliga: VfB Stuttgart gegen Bayern München (3:1) wollen nur 4000 sehen.

Im Westen sind die Stadien voller: 27.000 sehen am Bökelberg das 3:2 der Gadbacher Borussia über Tabellenführer Alemannia Aachen, der nach 2:0-Pausenführung noch einbricht. Aber Verfolger RW Oberhausen (0:0 vor 22.000 in Essen) nutzt die Gunst der Stunde nicht. Den West-Meister vermag im Januar 1961 niemand vorherzusagen, die ersten Acht liegen nur vier Punkte auseinander.

Im Südwesten blamiert sich Mainz 05 mit 1:8 in Pirmasens, schon zur Pause steht es 0:6. Primus Borussia Neunkirchen gewinnt gegen Kaiserslautern mit Weltmeister Werner Liebrich 2:1. In Ludwigshafen braucht der Schiedsrichter nach drei Platzverweisen, davon zwei für den heimischen SCL, Polizeischutz. „Mit dem Überfallwagen wurde er nachher sicher vom Platz gebracht“, schreibt das Sport Magazin.

Im Norden spielt der HSV in seiner eigenen Liga, jede Woche bricht er den Startrekord der Oberliga-Historie. In Hildesheim gewinnt Hamburg mit 8:2 (2:2), Uwe Seeler trifft zweimal, Bruder Dieter einmal. In der Tabelle stehen sagenhafte 31:1 Punkte zu Buche, die Meisterfrage ist schon Anfang Januar geklärt.

Vor 45 Jahren ist München Bundesliga-Hauptstadt. 1860 ist Tabellenführer, Aufsteiger FC Bayern Zweiter. Im Derby gewinnen die Roten am ersten Rückrundenspieltag glatt mit 3:0, Brenninger, Ohlhauser und Nafziger erzielen die Tore – Gerd Müller geht leer aus. Das 1:0 geht auf das Konto von Löwen-Torwart Petar Radenkovic, der Brenninger den Ball zuwirft. „Sein Fehler war wie eine kalte Dusche für die Mannschaft“, grollt Trainer Max Merkel. Titelverteidiger Werder Bremen ist nach dem 1:2 in Nürnberg Siebter und schon fast aus dem Rennen. Tasmania Berlin kassiert in Karlsruhe im 18. Spiel die 16. Niederlage (0:3) und spielt wie ein Absteiger.

Vor 20 Jahren präsentiert der 1. FC Nürnberg den teuersten Einkauf seiner Historie: Nationalspieler Hans Dorfner kommt für zwei Millionen Mark vom FC Bayern zurück und erhält einen Viereinhalb-Jahres-Vertrag. Präsident Gerd Schmelzer ehrgeizig: „Wir bauen um Dorfner eine Mannschaft auf, die in der ersten Hälfte der Liga einen Platz findet.“

Vor 15 Jahren belegt Jürgen Klinsmann (FC Bayern) in Mailand bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres 1995 den dritten Platz, hinter den Milan-Profis George Weah und Paolo Maldini. Matthias Sammer wird Neunter. Der Liberianer Weah ist der erste Afrikaner, der diesen Titel gewinnt. Er sagt, er sei „besonders stolz, weil ich Liberianer bin und mein Land im Weltfußball ein Nichts ist.“

9. Januar

Vor 100 Jahren amüsiert ein Spielverlauf in Dresden die Fachwelt. Guts Muts trifft auf die Sportfreunde und liegt schnell 0:2 zurück, führt aber zur Pause mit 5:2 und setzt noch ein weiteres Tor drauf. Doch die Gäste handeln nach dem Motto „Anfang gut, Ende gut“ und kommen noch zu einem 6:6.

Vor 15 Jahren trennt sich Werder Bremen von Rehhagel-Nachfolger Aad de Mos. Denn Werder steht am Rande des Abstiegs (15. Platz), der Vorstand zieht die Reißleine. Gestolpert ist der Niederländer jedoch über die „Spiegel-Affäre“. Das Nachrichten-Magazin hat ihn so zitiert: „Aus Werder wird nie etwas.“ Aad de Mos sagt bitter: „Es ist mir ans Herz gegangen, es hat mir sehr weh getan.“ Torwart Oliver Reck dagegen kommentiert die Personalie etwas freudiger: „Super!“