DFB-Wochenschau: Trainersuche per Zeitungsinserat

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. Januar

Vor 30 Jahren verhilft der Winter dem 1. FC Köln zur Tabellenführung. Während das Spiel der Bayern in Bremen ausfällt, können die Geißböcke vorbeiziehen. Jedoch keineswegs im Schongang, erst in der 75. Minute knackt Jung-Nationalspieler Pierre Littbarski die Bochumer Abwehr. Da er zuvor den Ball mit der Hand mitnimmt, toben die Gäste. Lothar Woelk spricht von Betrug, Litti beteuert: "Ich sah den Ball überhaupt nicht, es war also keine Absicht."

Borussia Mönchengladbach verpasst in Karlsruhe (1:1) den Sprung an die Spitze und hat noch Glück, dass Emanuel Günther kurz vor Schluss einen Elfmeter verschießt. Auf der Pressekonferenz zoffen sich Karlsruhes Max Merkel und Borusse Jupp Heynckes wegen eines angeblichen Heynckes-Zitat ("Über die alten Trainer lache ich mich tot"), Heynckes dementiert und beteuert: "So etwas würde ich nie sagen, ich bin einer, der Merkel mag."

Die Spannung an der Spitze steigert sich durch das Resultat aus Dortmund, wo der HSV 3:2 gewinnt. Die Hamburger sind zwar nur Fünfter, haben aber noch zwei Nachholspiele. Und meisterlich spielen sie allemal: Nach 0:2-Pausenrückstand wechselt Ernst Happel seinen Libero Franz Beckenbauer aus, prompt gewinnt der HSV. Der Kicker titelt: "Als Franz ging, kam der HSV". Lars Bastrup schießt zwei Tore, das 2:3 fällt auf klassische HSV-Art: Flanke Kaltz, Kopfball Hrubesch. Manager Günter Netzer strahlt: "Das war unser schönster Sieg in dieser Saison." Und es ist der Anfang einer Serie von 36 Spielen ohne Niederlage.

Zoff bei Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf trotz eines 4:1 gegen Arminia Bielefeld: Ex-Nationalspieler Gerd Zewe weigert sich auf der Bank zu sitzen und geht freiwillig auf die Tribüne. Trainer Jörg Berger sagt kurz angebunden: "Gerd Zewe hat nach der Mannschaftsbesprechung selbst entschieden, der Mannschaft nicht zur Verfügung zu stehen. Mehr will ich dazu nicht sagen."

Vor zehn Jahren wird das Viertelfinale im DFB-Pokal ausgetragen. Mit RW Oberhausen scheidet der letzte Zweitligist erwartungsgemäß aus (0:2 auf Schalke). Drei Westklubs – Leverkusen, 1. FC Köln, Schalke – und Meister Bayern München erreichen das Halbfinale. Die Bayern brauchen das meiste Glück und siegen erst in der Elfmeterlotterie am Betzenberg, wo Kaiserslauterns Lincoln schon nach zwölf Minuten einen Strafstoß an den Pfosten setzt. Nach torlosen 120 Minuten und neun Verwarnungen, darunter eine für Giovane Elber beim Warmlaufen, kommt es zum Shootout vom Punkt. Alle Bayern verwandeln, Nenad Bjelica verschießt. Daran gibt Lauterns Mario Basler Uli Hoeneß die Schuld. Der Manager habe Schiedsrichter Jürgen Janssen veranlasst, das Schießen auf das Tor vor dem Bayern-Block ausführen zu lassen. "Daran sieht man, wie viel Macht der FC Bayern hat", schimpft der 1999 im Unfrieden aus München geschiedene Basler. Trotz aller Dramatik sehen die 37.700 ein schlechtes Spiel.

Weniger spannend ist das Gastspiel des anderen Münchner Bundesligisten TSV 1860, der in Leverkusen 0:3 unterliegt: Geburtstagskind Dimitar Berbatov stellt die Weichen mit seinem Doppelschlag. Überraschend fliegt Hertha BSC aus dem Wettbewerb, Abstiegskandidat 1. FC Köln gewinnt in der Verlängerung mit 2:1. Dirk Lottners Tor lässt erneut den Berliner Traum vom Finale im eigenen Stadion platzen.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

30. Januar

Vor 30 Jahren verhilft der Winter dem 1. FC Köln zur Tabellenführung. Während das Spiel der Bayern in Bremen ausfällt, können die Geißböcke vorbeiziehen. Jedoch keineswegs im Schongang, erst in der 75. Minute knackt Jung-Nationalspieler Pierre Littbarski die Bochumer Abwehr. Da er zuvor den Ball mit der Hand mitnimmt, toben die Gäste. Lothar Woelk spricht von Betrug, Litti beteuert: "Ich sah den Ball überhaupt nicht, es war also keine Absicht."

Borussia Mönchengladbach verpasst in Karlsruhe (1:1) den Sprung an die Spitze und hat noch Glück, dass Emanuel Günther kurz vor Schluss einen Elfmeter verschießt. Auf der Pressekonferenz zoffen sich Karlsruhes Max Merkel und Borusse Jupp Heynckes wegen eines angeblichen Heynckes-Zitat ("Über die alten Trainer lache ich mich tot"), Heynckes dementiert und beteuert: "So etwas würde ich nie sagen, ich bin einer, der Merkel mag."

Die Spannung an der Spitze steigert sich durch das Resultat aus Dortmund, wo der HSV 3:2 gewinnt. Die Hamburger sind zwar nur Fünfter, haben aber noch zwei Nachholspiele. Und meisterlich spielen sie allemal: Nach 0:2-Pausenrückstand wechselt Ernst Happel seinen Libero Franz Beckenbauer aus, prompt gewinnt der HSV. Der Kicker titelt: "Als Franz ging, kam der HSV". Lars Bastrup schießt zwei Tore, das 2:3 fällt auf klassische HSV-Art: Flanke Kaltz, Kopfball Hrubesch. Manager Günter Netzer strahlt: "Das war unser schönster Sieg in dieser Saison." Und es ist der Anfang einer Serie von 36 Spielen ohne Niederlage.

Zoff bei Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf trotz eines 4:1 gegen Arminia Bielefeld: Ex-Nationalspieler Gerd Zewe weigert sich auf der Bank zu sitzen und geht freiwillig auf die Tribüne. Trainer Jörg Berger sagt kurz angebunden: "Gerd Zewe hat nach der Mannschaftsbesprechung selbst entschieden, der Mannschaft nicht zur Verfügung zu stehen. Mehr will ich dazu nicht sagen."

Vor zehn Jahren wird das Viertelfinale im DFB-Pokal ausgetragen. Mit RW Oberhausen scheidet der letzte Zweitligist erwartungsgemäß aus (0:2 auf Schalke). Drei Westklubs – Leverkusen, 1. FC Köln, Schalke – und Meister Bayern München erreichen das Halbfinale. Die Bayern brauchen das meiste Glück und siegen erst in der Elfmeterlotterie am Betzenberg, wo Kaiserslauterns Lincoln schon nach zwölf Minuten einen Strafstoß an den Pfosten setzt. Nach torlosen 120 Minuten und neun Verwarnungen, darunter eine für Giovane Elber beim Warmlaufen, kommt es zum Shootout vom Punkt. Alle Bayern verwandeln, Nenad Bjelica verschießt. Daran gibt Lauterns Mario Basler Uli Hoeneß die Schuld. Der Manager habe Schiedsrichter Jürgen Janssen veranlasst, das Schießen auf das Tor vor dem Bayern-Block ausführen zu lassen. "Daran sieht man, wie viel Macht der FC Bayern hat", schimpft der 1999 im Unfrieden aus München geschiedene Basler. Trotz aller Dramatik sehen die 37.700 ein schlechtes Spiel.

Weniger spannend ist das Gastspiel des anderen Münchner Bundesligisten TSV 1860, der in Leverkusen 0:3 unterliegt: Geburtstagskind Dimitar Berbatov stellt die Weichen mit seinem Doppelschlag. Überraschend fliegt Hertha BSC aus dem Wettbewerb, Abstiegskandidat 1. FC Köln gewinnt in der Verlängerung mit 2:1. Dirk Lottners Tor lässt erneut den Berliner Traum vom Finale im eigenen Stadion platzen.

31. Januar

Vor 80 Jahren gehen in Süddeutschland die Endrundenspiele weiter. 22.000 Zuschauer sehen die vier Partien der Nordweststaffel, fast die Hälfte das 2:1 von Eintracht Frankfurt in Pirmasens. Zwei Tore von Karl Ehmer sichern den Hessen den Spitzenplatz. Lokalrivale FSV feiert gegen Mainz 05 den höchsten Tagessieg (4:0), noch mehr Tore fallen in Worms beim 5:3 der Wormatia über Waldhof in Neckarau (VfL – FV Saarbrücken 4:3). Der Wormser L. Müller und Neckaraus Zellfelder kommen jeweils auf drei Tore am letzten Januar-Sonntag anno 1932.

Vor 75 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Düsseldorf auf die Niederlande. Vor 60.000 Zuschauern entwickelt sich ein spannendes Spiel, das vier Tore, zwei Torschützen, aber keinen Sieger hervorbringt. Der Augsburger Ernst Lehner bringt die DFB-Elf zweimal in Führung (26., 75.), doch Henk van Spandonck egalisiert sie (40., 90.). Es wird vorläufig der letzte Ausgleichstreffer sein, den das Herberger-Team kassiert. Alle anderen Spiele 1937 wird es gewinnen.

Vor 20 Jahren endet die Bundesligakarriere von Torwart Harald Schumacher, den alle Toni nennen. Nach der Rückkehr von Raimond Aumann verlässt der Europameister den FC Bayern, dem er in der Krisensaison 1991/1992 in acht Bundesligaspielen zur Verfügung gestanden hat. Der 37-Jährige sagt nach seinem letzten Training: "Es war wunderbar in München, aber ich werde nicht mehr gebraucht."

1. Februar

Vor 70 Jahren unterliegt die Nationalmannschaft in Wien der Schweiz mit 1:2. 30.000 Zuschauer sind erwartungsfroh ins Prater-Stadion gekommen, enttäuscht ziehen sie wieder von dannen. Der Kicker schreibt: "Kein Wunder, dass sich die Abwanderung der Massen in einer Stille vollzog, die der berühmten Grabesstille verdammt ähnlich war." Die Tore auf schwerem Boden fallen in den letzten 20 Minuten. Karl Decker von Vienna Wien bringt "Groß-Deutschland" in Führung (71.), schon im Gegenzug fällt der Ausgleich und zwei Minuten vor Schluss überwindet Kappenberger den Berliner Torwart Helmut Jahn. Er und Kaiserslauterns Fritz Walter sind die einzigen Nicht-Wiener in Herbergers Elf, Kriegserfordernisse erschweren den Einsatz anderer Spieler aus dem Reich. Dort läuft mancherorts der Spielbetrieb.

In Niedersachsen behauptet Werder Bremen nach einem 3:0 gegen Hannover 96 die Tabellenführung in der Sechser-Staffel. Für 96 steht das Spiel unter schlimmen Vorzeichen: Am Tag zuvor hatte man erfahren, dass ihr ehemaliger Spieler Ernst Deike "sein junges Leben für Deutschlands Zukunft an der Ostfront gegeben hat" (Kicker), weshalb dessen Bruder Fritz ausfällt. Ihm steht nicht der Sinn nach Fußball. 4500 Zuschauern schon, dankbar für jede Ablenkung im dritten Kriegswinter. In der Nordmark regiert der HSV, bei Altona 93 triumphiert er deutlich mit 9:1. In Sachsen führt SC Planitz (3:2 bei Tura Leipzig) knapp vor dem Dresdener SC (6:2 gegen Fortuna Leipzig). Hertha BSC hofft in der Brandenburg-Staffel wieder auf den Titel, die Hauptstädter schlagen Union Oberschöneweide 3:2, aber oben bleibt Blau-Weiß, das den Brandenburger SC 6:4 abfertigt.

Vor 50 Jahren trifft Meister 1. FC Nürnberg im Europapokal auf Titelverteidiger Benfica Lissabon. Überraschend siegen die Franken vor ausverkauftem Haus (46.000) mit 3:1. Flachenecker (2) und Heinz Strehl lassen den Club auf ein Weiterkommen hoffen.

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2. Februar

Vor 80 Jahren geht Arminia Bielefeld per Inserat auf Trainersuche. "Angebote mit Zeugnissen und Gehaltsansprüchen sofort an DSC Arminia Bielefeld e.V.", ist an diesem Tag im Kicker zu lesen. Auch die Spielvereinigung Weiden geht diesen damals keineswegs ungewöhnlichen, aber doch seltenen Weg.

Vor 25 Jahren wird bekannt, dass HSV-Manager Felix Magath während des Trainingslagers in Salerno/Italien beschlossen hat, dass er lieber Trainer werden möchte. Sein Manager-Vertrag läuft noch über drei Jahre, aber er hat schon genug. Dem Kicker sagt er: "Ich werde jetzt irgendwann den Trainerschein machen. Der Job des Managers spielt sich eigentlich nur zwischen der alten und der neuen Saison ab." Und das sei ihm zu langweilig, denn "mir fehlen die Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse, die jeder Fußballer braucht." Davon sollte er viele bekommen, Magath ist heute bereits Fünfter in der ewigen Trainer-Tabelle der Bundesliga (472 Spiele) und dreimaliger Meister-Trainer.

Am selben Tag erhält Zweitligist Schalke 04 einen neuen Präsidenten: es ist ein alter Bekannter. Auf einer turbulenten Generalversammlung wählen die Mitglieder zum dritten Mal Günter Siebert ins Amt. Ordner führen während der Stimmenauszählung einen Betrunkenen ab, der mit einer Pistole herumfuchtelt.

Vor zehn Jahren trägt die Bundesliga den 20. Spieltag aus. In den sieben Samstagspartien fallen nur 15 Tore. Borussia Dortmund übernimmt mit dem 1:1 in Wolfsburg die Tabellenführung, der 1. FC Kaiserslautern hält Anschluss durch ein 1:0 (Kopfball von Miroslav Klose) beim seit sechs Spielen torlosen 1. FC Köln. Präsident Albert Caspers setzt Trainer Christoph John, von dem keiner weiß ob er nun eine Übergangslösung ist oder nicht, ein Ultimatum: "Wenn wir in Gladbach verlieren, werden wir die Trainerfrage überdenken."

Schalke 04 gewinnt 2:0 gegen Gladbach, strapaziert aber die Geduld seiner Fans: Marc Wilmots gelingt nach 49 Sekunden das schnellste Saisontor, für die Entscheidung sorgt Gerald Asamoah aber erst in der Nachspielzeit. Borussia ist nun zehn Spiele sieglos, aber Trainer Hans Meyer bleibt gelassen: "Der Abstiegskampf wird in den Heimspielen entschieden." Felix Magath zieht in Bremen den richtigen Joker, Christian Tiffert schießt das 2:1-Siegtor für den VfB Stuttgart. Torsten Frings zetert: "Wir sind zu arrogant." In Berlin gerät der am Saisonende scheidende Trainer Jürgen Röber weiter unter Druck, auch wenn Manager Dieter Hoeneß nach dem 1:1 gegen Freiburg beteuert: "Wir wollen die Saison mit Röber beenden." Der erlebt den Großteil des Spiels auf der Tribüne, zu heftig fallen seine Reklamationen aus. Röber verständnislos: "Ich bin doch kein Roboter, der sich nur auf Knopfdruck des Schiedsrichters bewegt."

3. Februar

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden fällt ein Rekord, denn der VfB Stuttgart ist nach dem 1:1 im Derby bei den Kickers 18 Spiele ungeschlagen und entthront damit den 1. FC Kaiserslautern und die Kickers Offenbach. Tabellenführer ist er trotzdem nicht, der 1. FC Nürnberg hat einen Zähler mehr. Den rettet Conny Winterstein im dramatischen 165. Franken-Derby mit der Spielvereinigung Fürth, das 3:3 endet. Dabei geht der Club durch Doppel-Torschütze Max Morlock in der 75. Minute erst 2:1 in Führung, dann kippt die Partie in die andere Richtung. Am Ende hat sie keinen Sieger und 32.000 viel erlebt. "Wann schlug das Siegesbarometer je so unberechenbar mal nach dieser, mal nach jener Seite?", fragt das Sport Magazin seine Leser.

Auch München sieht sein Derby. Bayern schlägt 1860 vor 22.000 mit 2:0 und bringt den Konkurrenten in Abstiegsgefahr. Und Kickers Offenbach demütigt Nachbar Eintracht Frankfurt regelrecht, trotz 1:2-Rückstands nach einer Stunde gewinnt der OFC 5:2. Kurt Schreiner ist als dreimaliger Torschütze der Held des Tages am Bieberer Berg. Übertroffen wird er nur von Rudolf de la Vigne, der beim 7:2 des VfR Mannheim gegen Aschaffenburg viermal trifft.

Im Westen kommt es zum Führungswechsel. Schalke 04 zieht dank eines Tores von Berni Klodt in Horst Emscher (1:0) an RW Essen vorbei, das im Lokalderby gegen Schwarz-Weiß erneut unterliegt – Hans Zerres entscheidet die von 25.000 Menschen besuchte Partie am Uhlenkrug. Mehr kommen nur ins Stadion Rote Erde, um Borussia Dortmund siegen zu sehen – 3:0 gegen Preußen Münster. Aber schon nach elf Minuten (2:0) ist die Luft raus. In der engen Tabelle können sich auch die Borussen als Siebter noch Hoffnungen auf Titel oder Endrundenplatz zwei machen. Alemannia Aachen ärgert sich. In Erkenschwick lag die Tabellenführung schon auf dem Tablett, doch nach 2:0-Pausenführung setzt es ein 2:4. Unglaublich: in der ersten Minute der zweiten Hälfte schießen die Gastgeber zwei Tore. Was da wohl im Pausentee war? Auch der 1. FC Köln zeigt zwei Gesichter und dreht bei Preußen Dellbrück nach Rückstand das Spiel (3:1) – er braucht nach Wiederanpfiff nur sechs Minuten für seine drei Tore.

Im Norden werden Schützenfeste gefeiert. Holstein Kiel (gegen Lüneburger SK) und St. Pauli (gegen Eintracht Braunschweig) gewinnen ihre Heimspiele jeweils 6:0, Werder Bremen gönnt Eimsbüttel noch ein Ehrentor (6:1). Das größte Aufsehen erregt aber ein knappes 2:1, womit Arminia Hannover vor 14.000 Zuschauern Primus HSV schlägt. "Es war ein großes und spannendes Spiel, dessen Erinnerung die begeisterten Zuschauer noch lange in den Alltag begleiten wird", schreibt das Sport Magazin. Dadurch zieht Verfolger VfL Osnabrück (4:1 bei Victoria Hamburg) nach Punkten gleich.

Im Südwesten fallen 36 Tore, drei hat jede Partie mindestens zu bieten. Die Walter-Brüder kommen alleine auf vier – beim 6:0 des FCK gegen VfL Neustadt treffen Fritz und Ottmar jeweils zweimal.

Doch Platz eins bleibt außer Reichweite, der 1. FC Saarbrücken verteidigt in Ludwigshafen (2:1 bei Phönix) seinen Fünf-Punkte-Vorsprung. Immerhin steht der FCK jetzt auf dem wichtigen zweiten Platz, den TuS Neuendorf durch das 1:2 in Neunkirchen einbüßt.

Vor zehn Jahren endet der 20. Bundesliga-Spieltag. Meister Bayern München bleibt auch in der Krise der Angstgegner von Bayer Leverkusen, gewinnt 2:0 und stürzt die Gäste von Platz eins. "Jetzt sind wir wieder da", droht Kapitän Stefan Effenberg, der per Elfmeter das 2:0 erzielt, der Konkurrenz. Es ist der achte Münchner Heimsieg gegen Leverkusen in Folge, Uli Hoeneß frotzelt: "Die Leverkusener haben gespielt wie immer wenn sie in München sind. Sie hatten die Hosen gestrichen voll." Im zweiten Sonntagsspiel gewinnt Hansa Rostock im Abstiegskampf gegen St. Pauli 1:0, die Heimpremiere von Trainer Armin Veh glückt.

4. Februar

Vor 100 Jahren gewinnt Bayern München sein Punktspiel beim 1. FC Nürnberg mit 6:4.

Vor 50 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden kommt es zum Führungswechsel: Eintracht Frankfurt lässt beim VfR Mannheim einen Punkt liegen (1:1), während Meister 1. FC Nürnberg vor 40.000 im Neckar-Stadion 2:1 beim VfB Stuttgart gewinnt. Max Morlock per Kopf und Gustl Flachenecker machen den Rückstand in der letzten Viertelstunde noch wett und entscheiden ein Klassespiel. "Was für ein herrliches Spiel hätte es erst gegeben, wenn der Boden einwandfrei gewesen wäre!", lobt das Sport Magazin die Akteure. Bayern München verteidigt Platz 3 mit einem 2:0 gegen Schweinfurt 05, absolviert aber "die schwächste Partie der Saison". Nationalspieler Helmut Haller hat beim 3:0 des BC Augsburg gegen Waldhof Mannheim einen großen Tag und schon nach neun Minuten zwei Tore geschossen. Der zweite Augsburger Klub, die Schwaben, quittiert beim Karlsruher SC die höchste Niederlage des Tages – 0:6.

Im Norden fallen 38 Tore, gleich zwei Partien enden 4:4. Tabellenführer HSV nimmt daran nicht teil, er kommt internationalen Verpflichtungen nach und schlägt vor 65.000 im Volkspark den auf Europatournee weilenden Weltpokalsieger Penarol Montevideo 2:0. Uwe Seeler und Harry Bähre treffen schon vor der Pause. Der HSV kann sich den Seitensprung leisten, die Tabellenführung (sechs Punkte vor den spielfreien Werderanern) ist ungefährdet. Aber dahinter machen die Verfolger mobil: VfV Hildesheim gewinnt in Oldenburg 6:0, Holstein Kiel putzt Bremerhaven 93 mit 7:2 und überholt St. Pauli, das beim VfL Osnabrück 4:4 spielt. So lautet auch der Endstand bei Hannover 96 - Bremer SV. Allerorten wird über den schlechten Untergrund geklagt, doch die Zuschauer sehen was sie am liebsten sehen – Tore.

Im Westen halbiert der Winter das Programm, das schon enteilte Spitzenduo 1. FC Köln/Schalke 04 muss pausieren. Den Bericht von Preußen Münster – Duisburger SV (2:0) überschrieb das Sport Magazin so: "Wasserball statt Fußball". Fortuna Düsseldorf kommt mit den Verhältnissen am besten zurecht und fertigt Viktoria Köln mit 4:0 ab. Alemannia Aachen verabschiedet sich dank eines überragenden Jupp Martinelli aus dem Abstiegskampf (3:1 gegen Hamborn 07).

Im Südwesten fallen an dem torreichsten Oberliga-Sonntag anno 1962 die meisten Treffer: 49! Spitzenreiter Borussia Neunkirchen geht mit Feuereifer ins Heimspiel gegen Sportfreunde Saarbrücken und feiert bereits das zweite 11:0 der Saison. Rudi Dörrenbächer (4) ist am torhungrigsten, auch der Vater des späteren Europameisters Stefan Kuntz, Günter, ist zweimal erfolgreich. Nach 23 Spielen haben die Borussen bereits 90 Tore erzielt, fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf den 1. FC Saarbrücken. Weitere Schützenfeste melden der 1. FC Kaiserslautern (7:0 gegen Eintracht Trier), FK Pirmasens (7:1 gegen VfR Kaiserslautern) und Mainz 05 (5:1 gegen TuS Neuendorf).

5. Februar

Vor 90 Jahren wird die Entscheidung der Nordmain-Meisterschaft vertagt. Wegen höherer Gewalt. 71 Minuten trotzen Germania und Eintracht Frankfurt im letzten Punktspiel dem Schneesturm, dann bricht der Schiedsrichter ab - beim Stand von 0:0 ist ja niemand benachteiligt. Wiederholung: eine Woche später.

Vor 40 Jahren spielt die Bundesliga. Drei Partien des 20. Spieltags fallen aus. Tabellenführer Schalke stellt mit dem elften Heimsieg in Folge einen Vereinsrekord auf, während der 3:0 geschlagene HSV zum vierten Mal in Folge torlos bleibt. "Wir brauchen unbedingt ein Tor, ich habe Angst dass die Mannschaft ihr Selbstvertrauen verliert", bangt Trainer Klaus Ochs. Bayern München kommt in Braunschweig nur mit fremder Hilfe, Eberhard Haun unterläuft ein Eigentor, zum Erfolg. Doch das 1:1 vergrößert den Abstand zu Schalke auf zwei Punkte.

Im Abstiegskampf, der nach Bielefelds Bestrafung zum Zwangsabstieg etwas entzerrt ist, verliert Hannover 96 in Berlin 1:3 an Boden. Im Mittelfeldduell zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt (3:1) geht es hoch her. Eintracht-Stürmer Horst Heese verpasst Werders Herbert Laumen einen Faustschlag in den Magen, "außerdem war er ständig am reden und beschimpfte mich", meldete das Opfer. Trainer Erich Ribbeck stellt sich vor seine Elf: "Auch die Bremer waren keine Unschuldslämmer."

Vor zehn Jahren geht die Bundesliga in eine englische Woche. In Cottbus endet eine Trainer-Ära. Herthas Jürgen Röber erklärt auf der Rückfahrt nach der 0:1-Niederlage bei Energie seine Bereitschaft, aufzuhören. Sechs Jahre hat er die Berliner gecoacht, nun will er nicht nur wegen seiner Verdienste als Aufstiegscoach im Amt bleiben. "Ich bin nicht sauer. Es ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Ich wollte ihn jetzt." Eine der seltenen sauberen Scheidungen im Bundesligageschäft, die am nächsten Tag offiziell werden wird. Co-Trainer Falko Götz beerbt Röber. Für Aufsehen sorgt auch der Nürnberger Sieg in Stuttgart (3:2), Cacau schießt sich mit zwei Toren ins Blickfeld seines künftigen Klubs. Während die Konkurrenten punkten, lässt der 1. FC Köln weiter Federn. Nach dem 0:4-Debakel in Mönchengladbach und einem Hattrick Arie van Lents binnen 14 Minuten sind die Kölner neues Schlusslicht. Nach 689 torlosen Minuten resignieren sie schon am Dom. Manager Hannes Linßen sagt: "Wir sind krasser Außenseiter im Abstiegskampf."