DFB-Wochenschau: Torwart-Tor und Doping-Proben

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

27. Februar

Vor 30 Jahren findet der 23. Bundesliga-Spieltag statt. Für Tabellenführer Bayern verläuft er prächtig: Zur Freude über das planmäßige 3:1 gegen Eintracht Braunschweig (zwei Tore vom Ex-Braunschweiger Paul Breitner) kommt die über die Pleiten der Verfolger: Borussia Mönchengladbach unterliegt am Bökelberg Borussia Dortmund 0:1, ausgerechnet der spätere Gladbacher Manager Rolf Rüssmann trifft per Kopf und sorgt für Ernüchterung beim Altmeister. "Wir müssen mal richtig nachdenken in der kommenden Woche. Die drei da vorne, die verstehen sich nicht", wagt Winfried Schäfer öffentlich Kollegenschelte in Richtung des Sturmtrios Pinkall-Mill-Wuttke.

Frust auch beim Herbstmeister 1. FC Köln, der nun bei Schlusslicht MSV Duisburg 0:1 unterliegt und auf Platz vier zurückfällt. Bernard Dietz verwandelt einen Foulelfmeter gegen Toni Schumacher und entzündet ein Lichtlein im dunklen MSV-Tunnel. Er selbst muss auch erst ermutigt werden, eigentlich will er nicht schießen. Doch die beiden Stammschützen sind verletzt, also ruft Trainer Kuno Klötzer Dietz zu: "Mach' es!" Im Duell der Europameister von 1980 versucht es Schumacher mit Psychotricks. Dietz erzählt: "Der Toni hat mir nur in die Augen geguckt, aber nervös werden konnte ich ja nicht mehr. Das große Flattern hatte ich ja schon vorher." Sympathische Geständnisse eines fast 34-jährigen Bundesliga-Haudegens.

Im Titelrennen ist nun der HSV wieder schärfster Bayern-Konkurrent, auch wenn das 2:0 gegen Frankfurt laut "Kicker" in die Rubrik "mühsamer Arbeitssieg" fällt. Jimmy Hartwig und Lars Bastrup schießen ihn nach der Pause heraus, Franz Beckenbauer feiert nach Verletzung als Libero ein gutes Comeback. Aufsteiger Werder Bremen mischt weiter oben mit und verteidigt mit dem 2:0 in Bochum den fünften Platz. Noch überraschender ist der erste Nürnberger Auswärtssieg – ein 2:1 in Stuttgart, das Werner Dreßel in der Nachspielzeit erzielt, weil sich zwei VfB-Verteidiger bei der Rettungsaktion auf der Torlinie gegenseitig behindern.

Vor zehn Jahren erleidet Bayer Leverkusen in der Champions League eine derbe Schlappe. Im vierten Spiel der Zwischenrunde verliert der Bundesligist bei Arsenal London mit 1:4 und rutscht auf den letzten Platz ab. Entscheidend ist der Blitzstart der "Gunners", die nach sieben Minuten bereits 2:0 (durch Pirès und Henry) führen. Unmittelbar nach Wiederanpfiff erstickt Vieiras 3:0 die letzten Hoffnungsfunken, das 4:0 von Bergkamp und Zoltan Sebescens Ehrentor sind nur noch für die Statistik bedeutsam. Manager Rainer Calmund zeigt Wirkung: "Das erinnerte mich an einen Boxer, der rumtänzelt, dann aber ein volles Pfund kriegt und auf die Bretter geht."

28. Februar

Vor 80 Jahren steigt die Spannung in den Endrundenspielen um die Süddeutsche Meisterschaft. Denn in der Südost-Gruppe verliert Tabellenführer Spielvereinigung Fürth vor 11.000 Zuschauern beim abgeschlagenen VfB Stuttgart ein unfaires Spiel zu Recht mit 0:1. Drei Minuten vor Schluss verursacht Nationalspieler Hans Hagen einen Handelfmeter, den Erich Koch zum Tor des Tages nutzt, was den "Kicker"-Reporter nicht verwundert: "Die Verwandlung durch Koch war schon vorher garantiert." Dabei hat sich Koch zuvor bei einer unsanften Landung den linken Daumen gleich dreimal gebrochen. Doch den braucht er ja nicht beim Elfmeter. Die Bayern schöpfen derweil nach dem 3:0 im Prestige- und Lokalderby gegen 1860 München neue Zuversicht. Nationalspieler Oskar "Ossi" Rohr schießt zwei Tore nach der Pause, während "die Angriffe der Löwen wie Platzpatronen verpufften" ("Kicker").

In der Nordwest-Staffel wird die Tabelle begradigt. Die nach Spielen und Punkten vorausgeeilte Frankfurter Eintracht hat frei, Stadtrivale FSV leistet gute Nachbarschafts-Dienste, indem er den ärgsten Verfolger VfL Neckarau 3:1 "bei eisigem Wind und schneidiger Kälte" bezwingt und selbst wieder von der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft träumt. Nur theoretischer Natur sind die Chancen des SV Waldhof, doch das bremst den Ehrgeiz nicht – Pirmasens wird 5:1 geschlagen. Das 1:1-Remis zwischen dem FV Saarbrücken und Wormatia Worms nützt keinem etwas.

Vor 50 Jahren finden in der Oberliga West an einem Mittwoch drei Nachholspiele statt. Tabellenführer 1. FC Köln schlägt Westfalia Herne 4:2. "Der Schwung von Hans Schäfer riß die ganze Elf mit", titelt das "Sport Magazin". Weltmeister Schäfer erzielt zwei Tore und nährt Phantasien. "In dieser Form gehört ein Hans Schäfer unbedingt in den Kader von Chile!", fordert Hernes Trainer Fritz Langner. Doch Schäfer ist 34 und spielte zuletzt vor drei Jahren für Deutschland. Zum WM-Test am Wochenende hat Sepp Herberger ihn nicht eingeladen.

Rot-Weiß Oberhausen kommt dank eines späten Elfmeters zu zwei Punkten gegen Borussia Mönchengladbach, Hans Barwenzik schießt das Tor des Tages. Borussia bleibt in der Abstiegszone und sieht das dritte Resultat des Mittwochs mit Unbehagen: Der SV Sodingen schlägt Borussia Dortmund 1:0 und ist als Vorletzter nur noch einen Punkt hinter den Gladbachern. Im Norden holt der HSV sein von der Sturmflut diktiertes Nachholspiel gegen VfR Neumünster nach und gibt erstmals zuhause einen Punkt ab – wobei Charly Dörfel wenigstens noch mit spätem Tor das 1:1 rettet.

Am selben Tag scheidet Werder Bremen aus dem Europapokal der Pokalsieger aus. Bei Atletico Madrid setzt es in einem überharten Spiel ein 1:3, was nach dem Hinspiel (2:1) zu wenig ist. Willy Schröder kann zwar nach einem frühen 0:2 nach 39 Minuten für Gleichstand sorgen, doch Peiros 3:1 versetzt den Hanseaten den Gnadenstoß. "Pico" Schütz schleppt sich nach Knöchelbruch und 20-minütiger Behandlungspause "mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Platz, ohne aber noch einmal vollwertiger Spieler sein zu können" ("Sport Magazin"). Zwischen den Zeilen beklagt das Fachblatt die fehlende Cleverness der Bremer: "Wenn die Spanier foulten, dann gekonnt, dann waren es Tricks aus der Profikiste, die nur wenige erkannten, wie es sich überhaupt ein weiteres Mal deutlich zeigte, dass eine noch so gute deutsche Vertragsliga-Mannschaft sich gegen eine ausgekochte Profi-Mannschaft nie wird durchsetzen können."

Vor 25 Jahren kommt es in der Bundesliga zu den allerersten Doping-Proben. Sie sind freiwillig und werden vom aufsehenerregenden Buch des Kölner Nationaltorwarts Harald Schumacher ausgelöst. Schumacher hat in seinem "Anpfiff" von in der Bundesliga üblichen Doping-Praktiken berichtet, weshalb Kölns Manager Michael Meier fünf Minuten vor Abpfiff des Spiels in Frankfurt einen Journalisten bat, vier Spielernamen auszulosen. So gingen Stefan Engels, Hans-Peter Lehnhoff, Paul Steiner und Armin Görtz in die Bundesliga-Historie als erste Doping-Testpersonen ein. Meier sagte: "Wir wollen dokumentieren, dass bei uns nicht gedopt wird. Das Ergebnis der Kontrolle wird nach Karneval bekannt gegeben." Ein anderes Ergebnis des aufflammenden Skandals können die 16.000 Zuschauer im Waldstadion schon sehen: Toni Schumacher spielt nicht mehr für die Kölner, vorläufig ist er nur ein Spiel gesperrt. Doch Trainer Christoph Daum setzt auf Bodo Illgner und sagt: "Wenn es nach mir geht, spielt der Toni sowieso nicht mehr."

Im Schatten des Schumacher-Wirbels verläuft der 19. Spieltag ansonsten unspektakulär. Zwei Partien fallen dem Winter zum Opfer, zu den restlichen kommen zusammen nur 104.500 Zuschauer. Ein Drittel davon strömt ins Weser-Stadion und sieht einen überragenden Rudi Völler bei Werders 2:1 über Herbstmeister HSV. Völler schießt zwei Tore und damit den HSV von der Spitze. Die Entthronten sind schlechte Verlierer, Stürmer Frank Schmöller beschimpft Linienrichter Georg Dardenne, der dem HSV ein Tor aberkannt hat: "Du kannst doch nur Flugzeuge einwinken." Sogar der sonst so zurückhaltende Trainer Ernst Happel empfiehlt dem Schiedsrichter Joachim Kautschor einen Blick ins Regelheft.

Nutznießer des Nord-Derbys sind die Bayern, denen elf Minuten nach der Pause genügen, um Fortuna Düsseldorf abzufertigen: Lothar Matthäus, Dieter Hoeneß und Hansi Pflügler sorgen für ein 3:0 und Platz eins. Aber wie im letzten Jahr muss Libero Klaus Augenthaler gegen Fortuna mit Muskelfaserriss vom Platz. Im Keller feiert Aufsteiger FC Homburg einen Last-Minute-Sieg gegen Stuttgart, Roman Wojcicki behält beim Elfmeter zum 2:1 die Nerven.

29. Februar

Vor 20 Jahren endet der 26. Bundesliga-Spieltag ohne Auswärtssiege. Fünf Spiele enden immerhin unentschieden, Spiegelbild einer ausgeglichenen Saison. Die ersten Fünf trennen nur drei Punkte, die letzten Fünf vier. Tabellenführer Borussia Dortmund kommt zu Hause nur zu einem 1:1 gegen den Achtzehnten aus Bochum. Torschütze Michael Rummenigge entschuldigt: "Die Situation als Gejagter an der Spitze ist für viele von uns völlig neu. Damit muss man erst mal fertig werden." Herbstmeister Eintracht Frankfurt hat dem Druck ab Rückrundenstart lange nicht Stand gehalten, nun feiert er gegen den HSV endlich wieder einen Sieg und fühlt sich auf Platz zwei wohl. Andy Möller und Jörn Andersen treffen beim glücklichen 2:1, denn Hamburgs Jan Furtok verschießt noch einen Elfmeter. Sein Trainer Gerd-Volker Schock wurde glatt ignoriert, der hatte eigentlich Frank Rohde bestimmt. Doch Rohde hört nichts bei dem Pfeifkonzert, das mit dem Elfmeterpfiff einsetzt. Und so opfert sich Furtok: "Was sollte ich machen, alle haben weggeguckt." Frankfurts Sieg wiegt doppelt schwer, weil er der einzige eines Titelaspiranten ist. Stuttgart vergeigt zu Hause gegen Dynamo Dresden (1:1) und Meister Kaiserslautern zieht in Nürnberg (2:3) den Kürzeren.

Auf nichts ist Verlass in der Mammut-Saison 1991/1992, auch nicht auf die Bayern, die nach dem 0:0 gegen Köln weiterhin eine negative Heimbilanz aufweisen. Und neue Torwartsorgen haben. Ausgerechnet am Tag, an dem Aushilfskraft Toni Schumacher nach nur acht Einsätzen offiziell verabschiedet wird, fliegt Stammkeeper Raimond Aumann vom Platz. Schumacher stellt sofort klar: "Ein weiteres Comeback wird es nicht geben." So muss Gerry Hillringhaus wieder ran. Drei eingesetzte Torhüter verdeutlichen das schwierige Jahr der Bayern, die auch schon nach dem dritten Trainer Ausschau halten. Öffentlich wird bereits mit Otto Rehhagel spekuliert, der sich in Bremen vor einer Verlängerung ziert. Er wird zwar noch nicht so bald kommen, dennoch ist es das letzte Heimspiel von Sören Lerby.

1. März

Vor zehn Jahren schlägt die Nationalelf der Frauen Dänemark zum Auftakt des Algarve-Cups mit 3:0. In Portimão treffen Petra Wimbersky, Ariane Hingst und Joker Martina Müller für das Team von Tina Theune-Meyer.

2. März

Vor 70 Jahren greift die Politik in den Sport ein. Da der Krieg alle Ressourcen frisst und Züge vor allem für das Militär gebraucht werden, erlaubt Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten ab diesem Tag nur noch Sportveranstaltungen, "wenn der Reiseweg nicht mehr als 50 Kilometer in einer Richtung beträgt".

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Auswärtssiege gibt es im Süden keine, und das Spitzentrio holt die drei einzigen Gästepunkte, weshalb in der Tabelle kaum Bewegung ist. Tabellenführer 1. FC Nürnberg droht in Mühlburg erst unterzugehen (0:2 nach 54 Minuten), dann zu triumphieren (3:2 nach 82), ehe er sich mit einem 3:3 abfinden muss. Das torreichste Spiel zieht auch die größte Kulisse an – 25.000 sind in den Wildpark gekommen, darunter Sepp Herberger, der sich besonders über zwei Tore von Nationalstürmer Max Morlock freut.

Verfolger VfB Stuttgart (1:1 in Aschaffenburg) bleibt zwei Zähler zurück, auch Kickers Offenbach (1:1 bei VfR Mannheim) kommt nicht vom Fleck. Den höchsten Tagessieg vermelden die Bayern, die den FSV Frankfurt 4:1 abfertigen, wobei Nationalspieler Jackl Streitle ein Eigentor unterläuft. Ein Pech ohne Folgen. Die zweite Münchner Mannschaft gerät in Frankfurt unter die Räder – der Eintracht-Adler jagt die Löwen in die Flucht, und Alfred Pfaff trifft beim 3:0 doppelt.

Held des Sonntags ist allerdings der Offenbacher Helmut Preißendörfer, der in Mannheim mit 40 Grad Fieber aufläuft. Der VfL Neckarau steht bereits fünf Runden vor Schluss als erster Absteiger fest, das Schicksal besiegelt sich beim 0:2 am Fürther Ronhof.

Im Norden blamiert sich Tabellenführer HSV im Lokalderby mit Victoria. Der Vorletzte entführt als erste Mannschaft der Saison 1951/1952 einen Punkt vom Rothenbaum (1:1), wobei sich angesichts der Heimniederlage des VfL Osnabrück gegen Bremerhaven (1:2) der Vorsprung des HSV dennoch vergrößert. Auch Holstein Kiel (1:1 in Göttingen) nutzt die Gunst der Stunde nicht. Werder Bremen dagegen macht Boden gut und fegt Hannover 96 mit 5:0 aus dem Weser-Stadion, 9.000 Zuschauer sehen nach der Pause einen echten Hattrick von Karl-Heinz Preuße. Die meisten Treffer fallen am Millerntor, wo St. Pauli das zweite Hamburger Derby des Tages gewinnt – 5:2 gegen Concordia.

Im Westen sind die großen Revierklubs in Torlaune. Das 6:0 von Tabellenführer Schalke 04 gegen Meiderich wird vom Dortmunder Kantersieg gegen Katernberg noch in den Schatten gestellt – 9:1 heißt es nach 90 Minuten für den BVB. Beide Schützenfeste resultieren jedoch aus Torhüterverletzungen. Meiderichs Erwin Pajonk muss nach zehn Minuten mit Jochbeinbruch raus, Katernbergs Heinz Kubsch ist nach 30 Minuten nur noch als Statist auf dem Flügel zu gebrauchen. Dieser Spieltag ist ein weiteres Plädoyer für die Einführung von Einwechselspielern, doch das wird noch 15 Jahre dauern. Sechs Spiele vor Schluss stehen noch fünf Teams vor den Borussen, und mit Ausnahme der Aachener, die im Verfolgerduell vor 30.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion dem 1. FC Köln 0:2 unterliegen, gewinnen sie alle. Alemannia beklagt den verschossenen Elfmeter von Heini Gärtner, das "raubte meiner Mannschaft den Nerv", sagt Trainer Hermann Lindemann.

Herbstmeister Rot-Weiss Essen, der Leverkusen vor 18.000 Anhängern 2:0 bezwingt und nach Minuspunkten sogar Tabellenführer ist, bleibt weiter im Geschäft. Ebenso wie der Viertplazierte Preußen Münster nach dem 3:2 gegen Rheydt. Im Abstiegskampf bleibt es dramatisch, Fortuna Düsseldorf gewinnt das Kellerduell mit Horst-Emscher 1:0. Nur Hamborn 07 ist allmählich abgeschlagen, sendet beim 2:3 gegen Schwarz-Weiß Essen aber noch Lebenszeichen – angesichts eines Rückstands von 0:3 zur Pause.

Im Südwesten scheint noch einmal Spannung aufzukommen. Der lange souveräne Tabellenführer 1. FC Saarbrücken schwächelt und kommt gegen TuS Neuendorf nur zu einem 1:1 auf eigenem Platz. 18.000 gehen besorgt nach Hause, als sie vom Kantersieg von Verfolger 1. FC Kaiserslautern hören. Ottmar Walter schießt den Deutschen Meister bei Phönix Ludwigshafen mit vier Toren fast alleine zum 6:0-Sieg und erhält "für seine Prachttore viel Beifall" ("Sport Magazin"). Bruder Fritz und Karl Wanger komplettieren das halbe Dutzend. Auch in der Kasse von Phönix klingelt es, 25.000 Zuschauer sind die Rekordkulisse des Sonntags im Südwesten.

Vor 30 Jahren spielt die Nationalelf der DDR in Bagdad gegen den Irak 0:0.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga nur einen Auswärtssieg: Meister Bayern München schafft in Stuttgart ein 2:0 und trotz eines kleinen Sprungs von Platz fünf auf vier schöpft er neue Hoffnung im Titelrennen. "Ich habe keine Lust herumzueiern, der FC Bayern spielt wieder um die Meisterschaft", sagt ein vor wenigen Tagen noch desillusionierter Uli Hoeneß. Doch nicht nur die Tore von Roque Santa Cruz und Mehmet Scholl lassen den Manager hoffen, auch die Patzer der Konkurrenz. Bayer Leverkusen rettet in Freiburg erst im Schluss-Spurt noch einen Zähler, Michael Ballack köpft das 2:2, behält aber den Blick für die Realitäten: "Wir spielen unter aller Sau." Auch Schalke 04 enttäuscht und kassiert in Cottbus (0:2) seine erste Rückrundenpleite. Tabellenführer Dortmund wird erst am nächsten Tag patzen.

Verhaltene Freude beim 1. FC Köln. Das 1:1 gegen Hertha BSC hilft dem Schlusslicht kaum weiter, doch wenigstens endet die längste Durststrecke der Liga-Historie. Nach 1033 Minuten fällt wieder ein Kölner Tor, Thomas Cichon überwindet Gabor Kiraly. Dabei hat Cichon bis zu jenem Moment noch nie in der Bundesliga getroffen und kam nach 100 torlosen Spielen als Erlöser nicht unbedingt in Betracht.

3. März

Vor 30 Jahren sind vier Bundesligisten im Europapokal aktiv. Doch nur für Meister Bayern sieht es nach Weiterkommen aus. Nach dem 2:0 in Craiova durch frühe Tore der Weltstars Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge winkt das Halbfinale. Auf der Fahrt zurück zum Flughafen stehen die Menschen Spalier und applaudieren dem Deutschen Meister. "So etwas habe ich noch nie gesehen", staunt nicht nur Dieter Hoeneß über so viel Beifall von unterlegener Seite.

Im Pokalsieger-Cup muss sich Eintracht Frankfurt nach dem 0:2 bei Tottenham Hotspur mit dem Ausscheiden anfreunden, zumal sich Karl-Heinz Körbel eine Gelb-Sperre eingehandelt hat. Im UEFA-Cup zittert der HSV nach dem dünnen 3:2 gegen Xamax Neuchatel aus der Schweiz vor dem Rückspiel, Franz Beckenbauer erlebt einen schwarzen Tag. Zur Pause scheidet der noch nicht vollständig genesene Kaiser aus, der "Kicker" schreibt von "der wohl schwärzesten Stunde im sportlichen Leben von Franz Beckenbauer". Der betont vor der Presse, er werde nur noch "bei voller Gesundheit" auflaufen – oder nie mehr. Der 1. FC Kaiserslautern kehrt geschlagen aus Madrid zurück, aber das späte Elfmeter-Tor von Norbert Eilenfeldt zum 1:3 macht Hoffnung für das Rückspiel. Real-Antreiber Ulli Stielike schwant Übles: "50 Prozent unseres Lohns haben wir verschenkt. Statt 4:0 muss Kaiserslautern jetzt nur 2:0 gewinnen, deshalb stehen die Chancen vor dem Rückspiel 50:50." Im Gegensatz zu seinen Kollegen kennt er den Betzenberg… DDR-Pokalsieger Lok Leipzig fährt dagegen ohne Illusionen nach Barcelona, da die Gäste schon im Zentralstadion eine Klasse für sich sind (0:3).

Vor 25 Jahren wird der Wechsel des erst 22-jährigen Nationalspielers Thomas Berthold von Eintracht Frankfurt zu Hellas Verona perfekt gemacht.

Vor zehn Jahren versäumt Borussia Dortmund den Sprung an die Spitze. Im Heimspiel gegen den Vorletzten FC St. Pauli reicht es für den BVB nur zu einem 1:1, das Marcio Amoroso per Strafstoß erst in der 83. Minute sicher stellt. Über eine Stunde währt die unerwartete Führung der Gäste durch Nico Patschinski (32.). Einziger Sieger beim BVB ist der 18-jährige Debütant David Odonkor, der nach seiner Einwechslung den Elfmeter herausholt. Am selben Tag rückt der 1. FC Kaiserslautern wieder näher an die Spitze. In einem typischen Betzenberg-Spiel biegen die Pfälzer einen 1:2-Rückstand gegen Wolfsburg noch um und siegen 3:2. Kurios: Kaiserslauterns Marian Hristov trifft für beide Teams, dem Eigentor zum 0:1 lässt er 15 Minuten später den Ausgleich folgen.

4. März

Vor 50 Jahren ruht der halbe Oberliga-Betrieb wegen der WM-Vorbereitung. In einem Auswahlspiel West gegen Süd testet Sepp Herberger in Dortmund seine Kandidaten für Chile, wenngleich die Großen ihre Stars nicht freigaben: Karl-Heinz Schnellinger, Hans Nowak, Albert Brülls und Willi Schulz sitzen unter den 35.000 auf der Tribüne. Der Süden gewinnt mit 5:3, verliert aber Frankfurts Friedel Lutz mit Schädelbruch schon nach zwei Minuten. Für das "Sport Magazin" ist das Fehlen der Westspieler "mit nichts zu entschuldigen", zumal Herberger nur noch ein offizielles Testspiel vor der WM bleibt. Gewinner des Sonntags sind der Ulmer Torwart-Debütant Wolfgang Fahrian und der Doppel-Torschütze des Westens, Schalkes Willi Koslowski.

Das "Sport Magazin" schreibt prophetische Worte: "Die Rangliste der Torhüter müsste nach Dortmund so lauten: Fahrian vor Sawitzki und Tilkowski." Also genau anders herum als Herberger es bis dahin geplant hat – und doch wird es so kommen in Chile.

Im Norden wird regulär gespielt. Uwe Seeler führt seinen HSV zu einem 1:0 beim VfL Osnabrück, nach seinem Kopfball kann Charly Dörfel den Abpraller mühelos einschießen (80. Minute). 17.000 an der Bremer Brücke müssen den verdienten Gästesieg akzeptieren, nach Ecken steht es am Ende 10:1 für den HSV, der auch zwei Lattentreffer verbucht. Dennoch: "Der HSV spielte nicht gerade meisterlich, wenn man von Uwe Seeler absieht, der für drei schuftete" ("Sport Magazin"). Der Lohn ist ein Vier-Punkte-Vorsprung auf Werder Bremen, das in Bergedorf 2:1 gewinnt. Pechvogel des Tages ist St. Paulis Stürmer Hans Knubbe, der beim 0:1 in Kiel gleich dreimal den Pfosten des Holstein-Tores trifft. Ein Hattrick der besonderen Art, da war der Holzwurm drin. Hannover 96 und Eintracht Braunschweig rennen sich im dramatischsten Spiel des Tages 3:3. Auch hier muss ein Torwart ausscheiden, 96-Keeper Dieter Meyer verletzt sich an der Schulter, was 1962 kein Grund zum Ausscheiden ist. So beendet er das Spiel als Rechtsaußen – und als Held des Tages: denn per Kopf köpft er den Ausgleich. Ein früher Jens Lehmann sozusagen…

Im Südwesten fallen in drei Spielen nur zwei Tore, und die schießt der 1. FC Saarbrücken im Lokalderby gegen die Sportfreunde. Dieter Bedürftig und Horst Remark sichern die Chancen auf Endrundenplatz zwei im Duell mit Pirmasens, Primus Borussia Neunkirchen ist schon zu weit enteilt.

Vor 40 Jahren behauptet Schalke 04 die Tabellenführung und setzt sich beim Revier-Rivalen Borussia Dortmund mit 3:0 durch. Schon nach 17 Sekunden trifft Klaus Scheer für die Gäste, derselbe verwandelt nach der Pause noch einen Elfmeter, und Helmut Kremers besiegelt das Los der abstiegsbedrohten Borussen. 38.000 Zuschauer im Stadion Rote Erde sind die Rekordkulisse an einem Spieltag, an dem sich die Folgen des Manipulationsskandals immer deutlicher zeigen. Zum Gastspiel der bereits zum Abstieg verdammten Bielefelder in Stuttgart (2:2) kommen nur 3.500 Zuschauer, nur 5000 wollen den HSV gegen Braunschweig siegen sehen (3:1) und auch Eintracht Frankfurt begrüßt gegen Fortuna Düsseldorf (4:2) nur 8500 Anhänger. Dabei haben diese Teams mit der Manipulation der Vorsaison nichts zu tun, doch vielen Fans ist der Spaß vergangen. Wer wie die Bayern noch um Titel kämpft, hat es etwas besser. Beim 3:1 gegen Kaiserslautern finden sich immerhin 22.000 an der Grünwalder Straße ein. Sie sehen nach Rückstand durch Klaus Ackermann noch zwei echte Müller-Tore und einen 18-Meter-Hammer von Franz "Bulle" Roth. Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach fällt immer weiter zurück, das 0:2 beim Drittletzten Hannover 96 ist bereits die fünfte Saisonniederlage, für die Ferdi Keller und Hans-Joachim Weller mit ihren Toren verantwortlich zeichnen.

Vor 25 Jahren triumphieren die Bundesligisten im Europapokal. Meister Bayern München schlägt zuhause den RSC Anderlecht mit 5:0, und "noch mehr Tore waren drin" ("Kicker"). Der lange Dieter Hoeneß überragt auch sportlich, trifft zweimal und verbucht bereits seine Europacup-Tore 25 und 26. Teamchef Franz Beckenbauer hat eine Erklärung für das Schützenfest gegen Belgiens Meister: "Diese Abwehr ist ja wahnsinnig schwach. Wenn ich an der Stelle von Arie Haan auf der Bank säße, ich hätte schon fünf Herzinfarkte erlitten."

Etwas gnädiger macht es Borussia Mönchengladbach im UEFA-Cup, aber auch hier ist nach dem 3:0 über Vitoria Guimarães das Halbfinale nur noch Formsache. Hans-Jörg Criens und Bernd Krauss treffen vor der Pause, später unterläuft einem Portugiesen noch ein Eigentor.

Im Pokalsieger-Cup hofft auch der ostdeutsche Vertreter aufs Weiterkommen: Lok Leipzig schießt sich gegen FC Sion einen 2:0-Vorsprung heraus, die Tore markieren Olaf Marschall und Hans Richter erst in den letzten drei Minuten.

Vor 20 Jahren vertritt nur noch Werder Bremen die Bundesliga international. Bloß wie lange noch? Das 2:1 gegen Galatasaray Istanbul im Viertelfinal-Hinspiel des Pokalsieger-Wettbewerbs ist ein dünnes Polster. Die Retter kommen von der Bank, beide Rehhagel-Joker stechen: Stefan Kohn und Marinus Bester erzielen in den letzten elf Minuten die nicht sonderlich umjubelten Tore, denn die Türken sind klar in der Überzahl (20.000 von 30.000 Zuschauern) im Weser-Stadion. Die Weltmeister Rudi Völler und Thomas Häßler vertreten Deutschland im selben Wettbewerb im Trikot des AS Rom, der gegen Monaco nur zu einem 0:0 kommt. Häßler erhält immerhin Bestnoten.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

27. Februar

Vor 30 Jahren findet der 23. Bundesliga-Spieltag statt. Für Tabellenführer Bayern verläuft er prächtig: Zur Freude über das planmäßige 3:1 gegen Eintracht Braunschweig (zwei Tore vom Ex-Braunschweiger Paul Breitner) kommt die über die Pleiten der Verfolger: Borussia Mönchengladbach unterliegt am Bökelberg Borussia Dortmund 0:1, ausgerechnet der spätere Gladbacher Manager Rolf Rüssmann trifft per Kopf und sorgt für Ernüchterung beim Altmeister. "Wir müssen mal richtig nachdenken in der kommenden Woche. Die drei da vorne, die verstehen sich nicht", wagt Winfried Schäfer öffentlich Kollegenschelte in Richtung des Sturmtrios Pinkall-Mill-Wuttke.

Frust auch beim Herbstmeister 1. FC Köln, der nun bei Schlusslicht MSV Duisburg 0:1 unterliegt und auf Platz vier zurückfällt. Bernard Dietz verwandelt einen Foulelfmeter gegen Toni Schumacher und entzündet ein Lichtlein im dunklen MSV-Tunnel. Er selbst muss auch erst ermutigt werden, eigentlich will er nicht schießen. Doch die beiden Stammschützen sind verletzt, also ruft Trainer Kuno Klötzer Dietz zu: "Mach' es!" Im Duell der Europameister von 1980 versucht es Schumacher mit Psychotricks. Dietz erzählt: "Der Toni hat mir nur in die Augen geguckt, aber nervös werden konnte ich ja nicht mehr. Das große Flattern hatte ich ja schon vorher." Sympathische Geständnisse eines fast 34-jährigen Bundesliga-Haudegens.

Im Titelrennen ist nun der HSV wieder schärfster Bayern-Konkurrent, auch wenn das 2:0 gegen Frankfurt laut "Kicker" in die Rubrik "mühsamer Arbeitssieg" fällt. Jimmy Hartwig und Lars Bastrup schießen ihn nach der Pause heraus, Franz Beckenbauer feiert nach Verletzung als Libero ein gutes Comeback. Aufsteiger Werder Bremen mischt weiter oben mit und verteidigt mit dem 2:0 in Bochum den fünften Platz. Noch überraschender ist der erste Nürnberger Auswärtssieg – ein 2:1 in Stuttgart, das Werner Dreßel in der Nachspielzeit erzielt, weil sich zwei VfB-Verteidiger bei der Rettungsaktion auf der Torlinie gegenseitig behindern.

Vor zehn Jahren erleidet Bayer Leverkusen in der Champions League eine derbe Schlappe. Im vierten Spiel der Zwischenrunde verliert der Bundesligist bei Arsenal London mit 1:4 und rutscht auf den letzten Platz ab. Entscheidend ist der Blitzstart der "Gunners", die nach sieben Minuten bereits 2:0 (durch Pirès und Henry) führen. Unmittelbar nach Wiederanpfiff erstickt Vieiras 3:0 die letzten Hoffnungsfunken, das 4:0 von Bergkamp und Zoltan Sebescens Ehrentor sind nur noch für die Statistik bedeutsam. Manager Rainer Calmund zeigt Wirkung: "Das erinnerte mich an einen Boxer, der rumtänzelt, dann aber ein volles Pfund kriegt und auf die Bretter geht."

28. Februar

Vor 80 Jahren steigt die Spannung in den Endrundenspielen um die Süddeutsche Meisterschaft. Denn in der Südost-Gruppe verliert Tabellenführer Spielvereinigung Fürth vor 11.000 Zuschauern beim abgeschlagenen VfB Stuttgart ein unfaires Spiel zu Recht mit 0:1. Drei Minuten vor Schluss verursacht Nationalspieler Hans Hagen einen Handelfmeter, den Erich Koch zum Tor des Tages nutzt, was den "Kicker"-Reporter nicht verwundert: "Die Verwandlung durch Koch war schon vorher garantiert." Dabei hat sich Koch zuvor bei einer unsanften Landung den linken Daumen gleich dreimal gebrochen. Doch den braucht er ja nicht beim Elfmeter. Die Bayern schöpfen derweil nach dem 3:0 im Prestige- und Lokalderby gegen 1860 München neue Zuversicht. Nationalspieler Oskar "Ossi" Rohr schießt zwei Tore nach der Pause, während "die Angriffe der Löwen wie Platzpatronen verpufften" ("Kicker").

In der Nordwest-Staffel wird die Tabelle begradigt. Die nach Spielen und Punkten vorausgeeilte Frankfurter Eintracht hat frei, Stadtrivale FSV leistet gute Nachbarschafts-Dienste, indem er den ärgsten Verfolger VfL Neckarau 3:1 "bei eisigem Wind und schneidiger Kälte" bezwingt und selbst wieder von der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft träumt. Nur theoretischer Natur sind die Chancen des SV Waldhof, doch das bremst den Ehrgeiz nicht – Pirmasens wird 5:1 geschlagen. Das 1:1-Remis zwischen dem FV Saarbrücken und Wormatia Worms nützt keinem etwas.

Vor 50 Jahren finden in der Oberliga West an einem Mittwoch drei Nachholspiele statt. Tabellenführer 1. FC Köln schlägt Westfalia Herne 4:2. "Der Schwung von Hans Schäfer riß die ganze Elf mit", titelt das "Sport Magazin". Weltmeister Schäfer erzielt zwei Tore und nährt Phantasien. "In dieser Form gehört ein Hans Schäfer unbedingt in den Kader von Chile!", fordert Hernes Trainer Fritz Langner. Doch Schäfer ist 34 und spielte zuletzt vor drei Jahren für Deutschland. Zum WM-Test am Wochenende hat Sepp Herberger ihn nicht eingeladen.

Rot-Weiß Oberhausen kommt dank eines späten Elfmeters zu zwei Punkten gegen Borussia Mönchengladbach, Hans Barwenzik schießt das Tor des Tages. Borussia bleibt in der Abstiegszone und sieht das dritte Resultat des Mittwochs mit Unbehagen: Der SV Sodingen schlägt Borussia Dortmund 1:0 und ist als Vorletzter nur noch einen Punkt hinter den Gladbachern. Im Norden holt der HSV sein von der Sturmflut diktiertes Nachholspiel gegen VfR Neumünster nach und gibt erstmals zuhause einen Punkt ab – wobei Charly Dörfel wenigstens noch mit spätem Tor das 1:1 rettet.

Am selben Tag scheidet Werder Bremen aus dem Europapokal der Pokalsieger aus. Bei Atletico Madrid setzt es in einem überharten Spiel ein 1:3, was nach dem Hinspiel (2:1) zu wenig ist. Willy Schröder kann zwar nach einem frühen 0:2 nach 39 Minuten für Gleichstand sorgen, doch Peiros 3:1 versetzt den Hanseaten den Gnadenstoß. "Pico" Schütz schleppt sich nach Knöchelbruch und 20-minütiger Behandlungspause "mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Platz, ohne aber noch einmal vollwertiger Spieler sein zu können" ("Sport Magazin"). Zwischen den Zeilen beklagt das Fachblatt die fehlende Cleverness der Bremer: "Wenn die Spanier foulten, dann gekonnt, dann waren es Tricks aus der Profikiste, die nur wenige erkannten, wie es sich überhaupt ein weiteres Mal deutlich zeigte, dass eine noch so gute deutsche Vertragsliga-Mannschaft sich gegen eine ausgekochte Profi-Mannschaft nie wird durchsetzen können."

Vor 25 Jahren kommt es in der Bundesliga zu den allerersten Doping-Proben. Sie sind freiwillig und werden vom aufsehenerregenden Buch des Kölner Nationaltorwarts Harald Schumacher ausgelöst. Schumacher hat in seinem "Anpfiff" von in der Bundesliga üblichen Doping-Praktiken berichtet, weshalb Kölns Manager Michael Meier fünf Minuten vor Abpfiff des Spiels in Frankfurt einen Journalisten bat, vier Spielernamen auszulosen. So gingen Stefan Engels, Hans-Peter Lehnhoff, Paul Steiner und Armin Görtz in die Bundesliga-Historie als erste Doping-Testpersonen ein. Meier sagte: "Wir wollen dokumentieren, dass bei uns nicht gedopt wird. Das Ergebnis der Kontrolle wird nach Karneval bekannt gegeben." Ein anderes Ergebnis des aufflammenden Skandals können die 16.000 Zuschauer im Waldstadion schon sehen: Toni Schumacher spielt nicht mehr für die Kölner, vorläufig ist er nur ein Spiel gesperrt. Doch Trainer Christoph Daum setzt auf Bodo Illgner und sagt: "Wenn es nach mir geht, spielt der Toni sowieso nicht mehr."

Im Schatten des Schumacher-Wirbels verläuft der 19. Spieltag ansonsten unspektakulär. Zwei Partien fallen dem Winter zum Opfer, zu den restlichen kommen zusammen nur 104.500 Zuschauer. Ein Drittel davon strömt ins Weser-Stadion und sieht einen überragenden Rudi Völler bei Werders 2:1 über Herbstmeister HSV. Völler schießt zwei Tore und damit den HSV von der Spitze. Die Entthronten sind schlechte Verlierer, Stürmer Frank Schmöller beschimpft Linienrichter Georg Dardenne, der dem HSV ein Tor aberkannt hat: "Du kannst doch nur Flugzeuge einwinken." Sogar der sonst so zurückhaltende Trainer Ernst Happel empfiehlt dem Schiedsrichter Joachim Kautschor einen Blick ins Regelheft.

Nutznießer des Nord-Derbys sind die Bayern, denen elf Minuten nach der Pause genügen, um Fortuna Düsseldorf abzufertigen: Lothar Matthäus, Dieter Hoeneß und Hansi Pflügler sorgen für ein 3:0 und Platz eins. Aber wie im letzten Jahr muss Libero Klaus Augenthaler gegen Fortuna mit Muskelfaserriss vom Platz. Im Keller feiert Aufsteiger FC Homburg einen Last-Minute-Sieg gegen Stuttgart, Roman Wojcicki behält beim Elfmeter zum 2:1 die Nerven.

29. Februar

Vor 20 Jahren endet der 26. Bundesliga-Spieltag ohne Auswärtssiege. Fünf Spiele enden immerhin unentschieden, Spiegelbild einer ausgeglichenen Saison. Die ersten Fünf trennen nur drei Punkte, die letzten Fünf vier. Tabellenführer Borussia Dortmund kommt zu Hause nur zu einem 1:1 gegen den Achtzehnten aus Bochum. Torschütze Michael Rummenigge entschuldigt: "Die Situation als Gejagter an der Spitze ist für viele von uns völlig neu. Damit muss man erst mal fertig werden." Herbstmeister Eintracht Frankfurt hat dem Druck ab Rückrundenstart lange nicht Stand gehalten, nun feiert er gegen den HSV endlich wieder einen Sieg und fühlt sich auf Platz zwei wohl. Andy Möller und Jörn Andersen treffen beim glücklichen 2:1, denn Hamburgs Jan Furtok verschießt noch einen Elfmeter. Sein Trainer Gerd-Volker Schock wurde glatt ignoriert, der hatte eigentlich Frank Rohde bestimmt. Doch Rohde hört nichts bei dem Pfeifkonzert, das mit dem Elfmeterpfiff einsetzt. Und so opfert sich Furtok: "Was sollte ich machen, alle haben weggeguckt." Frankfurts Sieg wiegt doppelt schwer, weil er der einzige eines Titelaspiranten ist. Stuttgart vergeigt zu Hause gegen Dynamo Dresden (1:1) und Meister Kaiserslautern zieht in Nürnberg (2:3) den Kürzeren.

Auf nichts ist Verlass in der Mammut-Saison 1991/1992, auch nicht auf die Bayern, die nach dem 0:0 gegen Köln weiterhin eine negative Heimbilanz aufweisen. Und neue Torwartsorgen haben. Ausgerechnet am Tag, an dem Aushilfskraft Toni Schumacher nach nur acht Einsätzen offiziell verabschiedet wird, fliegt Stammkeeper Raimond Aumann vom Platz. Schumacher stellt sofort klar: "Ein weiteres Comeback wird es nicht geben." So muss Gerry Hillringhaus wieder ran. Drei eingesetzte Torhüter verdeutlichen das schwierige Jahr der Bayern, die auch schon nach dem dritten Trainer Ausschau halten. Öffentlich wird bereits mit Otto Rehhagel spekuliert, der sich in Bremen vor einer Verlängerung ziert. Er wird zwar noch nicht so bald kommen, dennoch ist es das letzte Heimspiel von Sören Lerby.

1. März

Vor zehn Jahren schlägt die Nationalelf der Frauen Dänemark zum Auftakt des Algarve-Cups mit 3:0. In Portimão treffen Petra Wimbersky, Ariane Hingst und Joker Martina Müller für das Team von Tina Theune-Meyer.

2. März

Vor 70 Jahren greift die Politik in den Sport ein. Da der Krieg alle Ressourcen frisst und Züge vor allem für das Militär gebraucht werden, erlaubt Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten ab diesem Tag nur noch Sportveranstaltungen, "wenn der Reiseweg nicht mehr als 50 Kilometer in einer Richtung beträgt".

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Auswärtssiege gibt es im Süden keine, und das Spitzentrio holt die drei einzigen Gästepunkte, weshalb in der Tabelle kaum Bewegung ist. Tabellenführer 1. FC Nürnberg droht in Mühlburg erst unterzugehen (0:2 nach 54 Minuten), dann zu triumphieren (3:2 nach 82), ehe er sich mit einem 3:3 abfinden muss. Das torreichste Spiel zieht auch die größte Kulisse an – 25.000 sind in den Wildpark gekommen, darunter Sepp Herberger, der sich besonders über zwei Tore von Nationalstürmer Max Morlock freut.

Verfolger VfB Stuttgart (1:1 in Aschaffenburg) bleibt zwei Zähler zurück, auch Kickers Offenbach (1:1 bei VfR Mannheim) kommt nicht vom Fleck. Den höchsten Tagessieg vermelden die Bayern, die den FSV Frankfurt 4:1 abfertigen, wobei Nationalspieler Jackl Streitle ein Eigentor unterläuft. Ein Pech ohne Folgen. Die zweite Münchner Mannschaft gerät in Frankfurt unter die Räder – der Eintracht-Adler jagt die Löwen in die Flucht, und Alfred Pfaff trifft beim 3:0 doppelt.

Held des Sonntags ist allerdings der Offenbacher Helmut Preißendörfer, der in Mannheim mit 40 Grad Fieber aufläuft. Der VfL Neckarau steht bereits fünf Runden vor Schluss als erster Absteiger fest, das Schicksal besiegelt sich beim 0:2 am Fürther Ronhof.

Im Norden blamiert sich Tabellenführer HSV im Lokalderby mit Victoria. Der Vorletzte entführt als erste Mannschaft der Saison 1951/1952 einen Punkt vom Rothenbaum (1:1), wobei sich angesichts der Heimniederlage des VfL Osnabrück gegen Bremerhaven (1:2) der Vorsprung des HSV dennoch vergrößert. Auch Holstein Kiel (1:1 in Göttingen) nutzt die Gunst der Stunde nicht. Werder Bremen dagegen macht Boden gut und fegt Hannover 96 mit 5:0 aus dem Weser-Stadion, 9.000 Zuschauer sehen nach der Pause einen echten Hattrick von Karl-Heinz Preuße. Die meisten Treffer fallen am Millerntor, wo St. Pauli das zweite Hamburger Derby des Tages gewinnt – 5:2 gegen Concordia.

Im Westen sind die großen Revierklubs in Torlaune. Das 6:0 von Tabellenführer Schalke 04 gegen Meiderich wird vom Dortmunder Kantersieg gegen Katernberg noch in den Schatten gestellt – 9:1 heißt es nach 90 Minuten für den BVB. Beide Schützenfeste resultieren jedoch aus Torhüterverletzungen. Meiderichs Erwin Pajonk muss nach zehn Minuten mit Jochbeinbruch raus, Katernbergs Heinz Kubsch ist nach 30 Minuten nur noch als Statist auf dem Flügel zu gebrauchen. Dieser Spieltag ist ein weiteres Plädoyer für die Einführung von Einwechselspielern, doch das wird noch 15 Jahre dauern. Sechs Spiele vor Schluss stehen noch fünf Teams vor den Borussen, und mit Ausnahme der Aachener, die im Verfolgerduell vor 30.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion dem 1. FC Köln 0:2 unterliegen, gewinnen sie alle. Alemannia beklagt den verschossenen Elfmeter von Heini Gärtner, das "raubte meiner Mannschaft den Nerv", sagt Trainer Hermann Lindemann.

Herbstmeister Rot-Weiss Essen, der Leverkusen vor 18.000 Anhängern 2:0 bezwingt und nach Minuspunkten sogar Tabellenführer ist, bleibt weiter im Geschäft. Ebenso wie der Viertplazierte Preußen Münster nach dem 3:2 gegen Rheydt. Im Abstiegskampf bleibt es dramatisch, Fortuna Düsseldorf gewinnt das Kellerduell mit Horst-Emscher 1:0. Nur Hamborn 07 ist allmählich abgeschlagen, sendet beim 2:3 gegen Schwarz-Weiß Essen aber noch Lebenszeichen – angesichts eines Rückstands von 0:3 zur Pause.

Im Südwesten scheint noch einmal Spannung aufzukommen. Der lange souveräne Tabellenführer 1. FC Saarbrücken schwächelt und kommt gegen TuS Neuendorf nur zu einem 1:1 auf eigenem Platz. 18.000 gehen besorgt nach Hause, als sie vom Kantersieg von Verfolger 1. FC Kaiserslautern hören. Ottmar Walter schießt den Deutschen Meister bei Phönix Ludwigshafen mit vier Toren fast alleine zum 6:0-Sieg und erhält "für seine Prachttore viel Beifall" ("Sport Magazin"). Bruder Fritz und Karl Wanger komplettieren das halbe Dutzend. Auch in der Kasse von Phönix klingelt es, 25.000 Zuschauer sind die Rekordkulisse des Sonntags im Südwesten.

Vor 30 Jahren spielt die Nationalelf der DDR in Bagdad gegen den Irak 0:0.

Vor zehn Jahren gibt es in der Bundesliga nur einen Auswärtssieg: Meister Bayern München schafft in Stuttgart ein 2:0 und trotz eines kleinen Sprungs von Platz fünf auf vier schöpft er neue Hoffnung im Titelrennen. "Ich habe keine Lust herumzueiern, der FC Bayern spielt wieder um die Meisterschaft", sagt ein vor wenigen Tagen noch desillusionierter Uli Hoeneß. Doch nicht nur die Tore von Roque Santa Cruz und Mehmet Scholl lassen den Manager hoffen, auch die Patzer der Konkurrenz. Bayer Leverkusen rettet in Freiburg erst im Schluss-Spurt noch einen Zähler, Michael Ballack köpft das 2:2, behält aber den Blick für die Realitäten: "Wir spielen unter aller Sau." Auch Schalke 04 enttäuscht und kassiert in Cottbus (0:2) seine erste Rückrundenpleite. Tabellenführer Dortmund wird erst am nächsten Tag patzen.

Verhaltene Freude beim 1. FC Köln. Das 1:1 gegen Hertha BSC hilft dem Schlusslicht kaum weiter, doch wenigstens endet die längste Durststrecke der Liga-Historie. Nach 1033 Minuten fällt wieder ein Kölner Tor, Thomas Cichon überwindet Gabor Kiraly. Dabei hat Cichon bis zu jenem Moment noch nie in der Bundesliga getroffen und kam nach 100 torlosen Spielen als Erlöser nicht unbedingt in Betracht.

3. März

Vor 30 Jahren sind vier Bundesligisten im Europapokal aktiv. Doch nur für Meister Bayern sieht es nach Weiterkommen aus. Nach dem 2:0 in Craiova durch frühe Tore der Weltstars Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge winkt das Halbfinale. Auf der Fahrt zurück zum Flughafen stehen die Menschen Spalier und applaudieren dem Deutschen Meister. "So etwas habe ich noch nie gesehen", staunt nicht nur Dieter Hoeneß über so viel Beifall von unterlegener Seite.

Im Pokalsieger-Cup muss sich Eintracht Frankfurt nach dem 0:2 bei Tottenham Hotspur mit dem Ausscheiden anfreunden, zumal sich Karl-Heinz Körbel eine Gelb-Sperre eingehandelt hat. Im UEFA-Cup zittert der HSV nach dem dünnen 3:2 gegen Xamax Neuchatel aus der Schweiz vor dem Rückspiel, Franz Beckenbauer erlebt einen schwarzen Tag. Zur Pause scheidet der noch nicht vollständig genesene Kaiser aus, der "Kicker" schreibt von "der wohl schwärzesten Stunde im sportlichen Leben von Franz Beckenbauer". Der betont vor der Presse, er werde nur noch "bei voller Gesundheit" auflaufen – oder nie mehr. Der 1. FC Kaiserslautern kehrt geschlagen aus Madrid zurück, aber das späte Elfmeter-Tor von Norbert Eilenfeldt zum 1:3 macht Hoffnung für das Rückspiel. Real-Antreiber Ulli Stielike schwant Übles: "50 Prozent unseres Lohns haben wir verschenkt. Statt 4:0 muss Kaiserslautern jetzt nur 2:0 gewinnen, deshalb stehen die Chancen vor dem Rückspiel 50:50." Im Gegensatz zu seinen Kollegen kennt er den Betzenberg… DDR-Pokalsieger Lok Leipzig fährt dagegen ohne Illusionen nach Barcelona, da die Gäste schon im Zentralstadion eine Klasse für sich sind (0:3).

Vor 25 Jahren wird der Wechsel des erst 22-jährigen Nationalspielers Thomas Berthold von Eintracht Frankfurt zu Hellas Verona perfekt gemacht.

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Vor zehn Jahren versäumt Borussia Dortmund den Sprung an die Spitze. Im Heimspiel gegen den Vorletzten FC St. Pauli reicht es für den BVB nur zu einem 1:1, das Marcio Amoroso per Strafstoß erst in der 83. Minute sicher stellt. Über eine Stunde währt die unerwartete Führung der Gäste durch Nico Patschinski (32.). Einziger Sieger beim BVB ist der 18-jährige Debütant David Odonkor, der nach seiner Einwechslung den Elfmeter herausholt. Am selben Tag rückt der 1. FC Kaiserslautern wieder näher an die Spitze. In einem typischen Betzenberg-Spiel biegen die Pfälzer einen 1:2-Rückstand gegen Wolfsburg noch um und siegen 3:2. Kurios: Kaiserslauterns Marian Hristov trifft für beide Teams, dem Eigentor zum 0:1 lässt er 15 Minuten später den Ausgleich folgen.

4. März

Vor 50 Jahren ruht der halbe Oberliga-Betrieb wegen der WM-Vorbereitung. In einem Auswahlspiel West gegen Süd testet Sepp Herberger in Dortmund seine Kandidaten für Chile, wenngleich die Großen ihre Stars nicht freigaben: Karl-Heinz Schnellinger, Hans Nowak, Albert Brülls und Willi Schulz sitzen unter den 35.000 auf der Tribüne. Der Süden gewinnt mit 5:3, verliert aber Frankfurts Friedel Lutz mit Schädelbruch schon nach zwei Minuten. Für das "Sport Magazin" ist das Fehlen der Westspieler "mit nichts zu entschuldigen", zumal Herberger nur noch ein offizielles Testspiel vor der WM bleibt. Gewinner des Sonntags sind der Ulmer Torwart-Debütant Wolfgang Fahrian und der Doppel-Torschütze des Westens, Schalkes Willi Koslowski.

Das "Sport Magazin" schreibt prophetische Worte: "Die Rangliste der Torhüter müsste nach Dortmund so lauten: Fahrian vor Sawitzki und Tilkowski." Also genau anders herum als Herberger es bis dahin geplant hat – und doch wird es so kommen in Chile.

Im Norden wird regulär gespielt. Uwe Seeler führt seinen HSV zu einem 1:0 beim VfL Osnabrück, nach seinem Kopfball kann Charly Dörfel den Abpraller mühelos einschießen (80. Minute). 17.000 an der Bremer Brücke müssen den verdienten Gästesieg akzeptieren, nach Ecken steht es am Ende 10:1 für den HSV, der auch zwei Lattentreffer verbucht. Dennoch: "Der HSV spielte nicht gerade meisterlich, wenn man von Uwe Seeler absieht, der für drei schuftete" ("Sport Magazin"). Der Lohn ist ein Vier-Punkte-Vorsprung auf Werder Bremen, das in Bergedorf 2:1 gewinnt. Pechvogel des Tages ist St. Paulis Stürmer Hans Knubbe, der beim 0:1 in Kiel gleich dreimal den Pfosten des Holstein-Tores trifft. Ein Hattrick der besonderen Art, da war der Holzwurm drin. Hannover 96 und Eintracht Braunschweig rennen sich im dramatischsten Spiel des Tages 3:3. Auch hier muss ein Torwart ausscheiden, 96-Keeper Dieter Meyer verletzt sich an der Schulter, was 1962 kein Grund zum Ausscheiden ist. So beendet er das Spiel als Rechtsaußen – und als Held des Tages: denn per Kopf köpft er den Ausgleich. Ein früher Jens Lehmann sozusagen…

Im Südwesten fallen in drei Spielen nur zwei Tore, und die schießt der 1. FC Saarbrücken im Lokalderby gegen die Sportfreunde. Dieter Bedürftig und Horst Remark sichern die Chancen auf Endrundenplatz zwei im Duell mit Pirmasens, Primus Borussia Neunkirchen ist schon zu weit enteilt.

Vor 40 Jahren behauptet Schalke 04 die Tabellenführung und setzt sich beim Revier-Rivalen Borussia Dortmund mit 3:0 durch. Schon nach 17 Sekunden trifft Klaus Scheer für die Gäste, derselbe verwandelt nach der Pause noch einen Elfmeter, und Helmut Kremers besiegelt das Los der abstiegsbedrohten Borussen. 38.000 Zuschauer im Stadion Rote Erde sind die Rekordkulisse an einem Spieltag, an dem sich die Folgen des Manipulationsskandals immer deutlicher zeigen. Zum Gastspiel der bereits zum Abstieg verdammten Bielefelder in Stuttgart (2:2) kommen nur 3.500 Zuschauer, nur 5000 wollen den HSV gegen Braunschweig siegen sehen (3:1) und auch Eintracht Frankfurt begrüßt gegen Fortuna Düsseldorf (4:2) nur 8500 Anhänger. Dabei haben diese Teams mit der Manipulation der Vorsaison nichts zu tun, doch vielen Fans ist der Spaß vergangen. Wer wie die Bayern noch um Titel kämpft, hat es etwas besser. Beim 3:1 gegen Kaiserslautern finden sich immerhin 22.000 an der Grünwalder Straße ein. Sie sehen nach Rückstand durch Klaus Ackermann noch zwei echte Müller-Tore und einen 18-Meter-Hammer von Franz "Bulle" Roth. Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach fällt immer weiter zurück, das 0:2 beim Drittletzten Hannover 96 ist bereits die fünfte Saisonniederlage, für die Ferdi Keller und Hans-Joachim Weller mit ihren Toren verantwortlich zeichnen.

Vor 25 Jahren triumphieren die Bundesligisten im Europapokal. Meister Bayern München schlägt zuhause den RSC Anderlecht mit 5:0, und "noch mehr Tore waren drin" ("Kicker"). Der lange Dieter Hoeneß überragt auch sportlich, trifft zweimal und verbucht bereits seine Europacup-Tore 25 und 26. Teamchef Franz Beckenbauer hat eine Erklärung für das Schützenfest gegen Belgiens Meister: "Diese Abwehr ist ja wahnsinnig schwach. Wenn ich an der Stelle von Arie Haan auf der Bank säße, ich hätte schon fünf Herzinfarkte erlitten."

Etwas gnädiger macht es Borussia Mönchengladbach im UEFA-Cup, aber auch hier ist nach dem 3:0 über Vitoria Guimarães das Halbfinale nur noch Formsache. Hans-Jörg Criens und Bernd Krauss treffen vor der Pause, später unterläuft einem Portugiesen noch ein Eigentor.

Im Pokalsieger-Cup hofft auch der ostdeutsche Vertreter aufs Weiterkommen: Lok Leipzig schießt sich gegen FC Sion einen 2:0-Vorsprung heraus, die Tore markieren Olaf Marschall und Hans Richter erst in den letzten drei Minuten.

Vor 20 Jahren vertritt nur noch Werder Bremen die Bundesliga international. Bloß wie lange noch? Das 2:1 gegen Galatasaray Istanbul im Viertelfinal-Hinspiel des Pokalsieger-Wettbewerbs ist ein dünnes Polster. Die Retter kommen von der Bank, beide Rehhagel-Joker stechen: Stefan Kohn und Marinus Bester erzielen in den letzten elf Minuten die nicht sonderlich umjubelten Tore, denn die Türken sind klar in der Überzahl (20.000 von 30.000 Zuschauern) im Weser-Stadion. Die Weltmeister Rudi Völler und Thomas Häßler vertreten Deutschland im selben Wettbewerb im Trikot des AS Rom, der gegen Monaco nur zu einem 0:0 kommt. Häßler erhält immerhin Bestnoten.