DFB unterstützt neue Anti-Diskriminierungsinitiative "Zusammen 1"

Den Sport in Deutschland nachhaltig für Antisemitismus zu sensibilisieren und mit Lösungsvorschlägen zu stärken – das ist das Ziel von "Zusammen 1 - für das, was uns verbindet". Die Beratungs- und Bildungsinitiative wurde nun bundesweit von Makkabi Deutschland, dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf gestartet. Bei Makkabi Deutschland handelt es sich um einen jüdischen Turn- und Sportverein mit 39 Ortsvereinen und 5500 Mitgliedern, bei dem jedoch auch nicht-jüdische Sportler*innen willkommen sind. Zu den Partnern des Projektes zählt der Deutsche Fußball-Bund (DFB). "Wer Antisemitismus ins Abseits stellt, hat im Fußball viel mehr gewonnen als ein Spiel", erklärte NFV-Präsident Günter Distelrath in seiner Eigenschaft als DFB-Vizepräsident für Qualifizierung und Integration bei der Projektvorstellung.

Zu Distelraths DFB-Aufgabenbereich zählt das Thema "Anti-Diskriminierung". "Wer ausgrenzt und diffamiert, tritt die Werte des Fußballs mit Füßen und hat in unserer Fußballfamilie, von denen jüdische Fußballerinnen und Fußballer ein Teil sind, nichts verloren", stellte der NFV-Präsident heraus. Um den Antisemitismus zu bekämpfen, sei jeder Einzelne gefordert. "Wir dürfen nicht nur aufstehen, um Tore zu feiern. Wir müssen gemeinsam aufstehen, wo immer uns Antisemitismus begegnet. Das gilt für Fangesänge genauso wie für dumme Sprüche im Vereinsheim und letztlich: für jede Situation des Alltags. Für antisemitisches Verhalten darf es keinen Spielraum geben, sondern einzig und allein die Rote Karte!"

"Wir dürfen im Kampf gegen Antisemitismus nicht nachlassen"

Wie sehr im Kampf gegen den Antisemitismus auf den Sportplätzen Handlungsbedarf besteht, zeigt die Studie "Zwischen Akzeptanz und Anfeindung", die vom Projekt Zusammen 1 in Trägerschaft mit Makkabi Deutschland umgesetzt wurde. Die Erfahrungen von rund 300 sowohl jüdischen als auch nicht-jüdischen Mitgliedern konnten dafür ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigen: 39 Prozent meldeten, mindestens einen antisemitischen Vorfall erlebt zu haben, 47 Prozent von ihnen nahmen in den vergangenen fünf Jahren einen Anstieg an antisemitischen Vorfällen im Sport wahr und sogar 51 Prozent haben zumindest einmal einen antisemitischen Vorfall gegen andere Makkabi-Mitglieder mitbekommen.

Zu den antisemitischen Vorfällen gehörten Beschimpfungen ("Drecksjuden", "Die Scheiß-Juden haben den Schiedsrichter bezahlt"), die Absage eines anderen Vereins für ein Testspiel mit der Begründung "Wir spielen nicht gegen Juden" oder sogar Tritte und Schläge. "Die vorliegende Studie zeigt, dass wir in unserem Kampf gegen Antisemitismus nicht nachlassen dürfen und noch mehr machen müssen", so Distelrath. "Einen richtigen Ansatz haben wir gefunden mit der Installierung von Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen in allen 21 Landesverbänden des DFB. Mit diesen Anlaufstellen stellen wir die Weichen für eine Struktur, in der Diskriminierung, also auch Antisemitismus, nachhaltig begegnet werden kann."

Weitere Aktivitäten des DFB in der Bekämpfung von Antisemitismus sind die Verleihung des Julius Hirsch Preises (seit 2005), die jährliche Israelreise der U 18-Nationalmannschaft mit dem Besuch der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem oder der NIE WIEDER-Aktionstag, der an Spieltagen rund um den 27. Januar, dem Jahrestag der Auschwitz-Befreiung, stattfindet.

Wanderausstellung im Deutschen Fußballmuseum

Als jüngstes Beispiel des DFB-Engagements führte Distelrath die unter dem Titel "Im Abseits. Jüdische Schicksale im deutschen Fußball" konzipierte Wanderausstellung des Deutschen Fußballmuseums auf, in der die Lebensgeschichten von elf jüdischen Fußballspielern vorgestellt werden, die in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur Opfer des NS-Terrors wurden und nach dem Holocaust in Vergessenheit gerieten. "Die Inhalte der Ausstellung werden nach Ende der allgemeinen Corona-Beschränkungen mit begleitenden Beiträgen landesweit in Schulen und Bildungseinrichtungen zu sehen sein", berichtete der DFB-Vizepräsident, der auch auf die in der Studie angesprochenen Vorfälle antisemitischen Verhaltens einging. "Die Dunkelziffer muss beleuchtet werden und jeder Fall ans Licht gebracht werden!"

Ein Grund für die Dunkelziffer läge darin, dass Fälle von Antisemitismus nicht immer auch sofort als solche erkannt werden würden. Distelrath: "Was wir brauchen, ist mehr Sicherheit beim Erkennen von antisemitischem Verhalten. Deshalb haben wir beim DFB im Februar die sogenannte IHRA-Definition angenommen, die die genaue Bestimmung des Begriffes Antisemitismus umfasst. Wenn ganz klar ist, wie welche Äußerungen einzuordnen sind, können Verstöße besser geahndet werden." Deshalb begrüße er, dass zu den Bausteinen des Projektes auch das Angebot von Online-Seminaren und Workshops für Sportler*innen, Schiedsrichter*innen, Verbandsvertreter*innen und Fanprojekte zählen würde.

"Dinge verändern und neue Strukturen schaffen"

Geleitet wird das Projekt von Luis Engelhardt. "Wir haben gemerkt, dass wir nur durch ein Zusammenwirken von Wissenschaft, pädagogischer Praxis- und politischer Netzwerkarbeit Dinge verändern und neue Strukturen schaffen können", sagte der 30-Jährige, der seit 2006 in verschiedenen Funktionen (Spieler, Trainer, Jugendleiter) für Makkabi aktiv ist. Das Projekt, für das fünf Mitarbeiter*innen tätig sein werden, basiere auf den Säulen Verstehen, Vermitteln und Verändern und trete für einen "fairen, respektvollen, offenen und diversen Sport für alle ein".

Neben Distelrath und Engelhardt nahmen Makkabi-Präsident Alon Meyer, Sabena Donath (Leiterin der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden) und Noam Petri (betroffener Makkabi-Fußballspieler und Vorstandsmitglied im Sportverband Makkabi Deutschland Jugend) an der virtuellen Podiumsveranstaltung zur Vorstellung des Projekts teil. Gefördert wird "Zusammen 1 – Für das, was uns verbindet" im Rahmen des Bundesprogrammes "Demokratie leben!" durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Laufzeit ist zunächst bis Ende 2024 angesetzt.

[dfb]

Den Sport in Deutschland nachhaltig für Antisemitismus zu sensibilisieren und mit Lösungsvorschlägen zu stärken – das ist das Ziel von "Zusammen 1 - für das, was uns verbindet". Die Beratungs- und Bildungsinitiative wurde nun bundesweit von Makkabi Deutschland, dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf gestartet. Bei Makkabi Deutschland handelt es sich um einen jüdischen Turn- und Sportverein mit 39 Ortsvereinen und 5500 Mitgliedern, bei dem jedoch auch nicht-jüdische Sportler*innen willkommen sind. Zu den Partnern des Projektes zählt der Deutsche Fußball-Bund (DFB). "Wer Antisemitismus ins Abseits stellt, hat im Fußball viel mehr gewonnen als ein Spiel", erklärte NFV-Präsident Günter Distelrath in seiner Eigenschaft als DFB-Vizepräsident für Qualifizierung und Integration bei der Projektvorstellung.

Zu Distelraths DFB-Aufgabenbereich zählt das Thema "Anti-Diskriminierung". "Wer ausgrenzt und diffamiert, tritt die Werte des Fußballs mit Füßen und hat in unserer Fußballfamilie, von denen jüdische Fußballerinnen und Fußballer ein Teil sind, nichts verloren", stellte der NFV-Präsident heraus. Um den Antisemitismus zu bekämpfen, sei jeder Einzelne gefordert. "Wir dürfen nicht nur aufstehen, um Tore zu feiern. Wir müssen gemeinsam aufstehen, wo immer uns Antisemitismus begegnet. Das gilt für Fangesänge genauso wie für dumme Sprüche im Vereinsheim und letztlich: für jede Situation des Alltags. Für antisemitisches Verhalten darf es keinen Spielraum geben, sondern einzig und allein die Rote Karte!"

"Wir dürfen im Kampf gegen Antisemitismus nicht nachlassen"

Wie sehr im Kampf gegen den Antisemitismus auf den Sportplätzen Handlungsbedarf besteht, zeigt die Studie "Zwischen Akzeptanz und Anfeindung", die vom Projekt Zusammen 1 in Trägerschaft mit Makkabi Deutschland umgesetzt wurde. Die Erfahrungen von rund 300 sowohl jüdischen als auch nicht-jüdischen Mitgliedern konnten dafür ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigen: 39 Prozent meldeten, mindestens einen antisemitischen Vorfall erlebt zu haben, 47 Prozent von ihnen nahmen in den vergangenen fünf Jahren einen Anstieg an antisemitischen Vorfällen im Sport wahr und sogar 51 Prozent haben zumindest einmal einen antisemitischen Vorfall gegen andere Makkabi-Mitglieder mitbekommen.

Zu den antisemitischen Vorfällen gehörten Beschimpfungen ("Drecksjuden", "Die Scheiß-Juden haben den Schiedsrichter bezahlt"), die Absage eines anderen Vereins für ein Testspiel mit der Begründung "Wir spielen nicht gegen Juden" oder sogar Tritte und Schläge. "Die vorliegende Studie zeigt, dass wir in unserem Kampf gegen Antisemitismus nicht nachlassen dürfen und noch mehr machen müssen", so Distelrath. "Einen richtigen Ansatz haben wir gefunden mit der Installierung von Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen in allen 21 Landesverbänden des DFB. Mit diesen Anlaufstellen stellen wir die Weichen für eine Struktur, in der Diskriminierung, also auch Antisemitismus, nachhaltig begegnet werden kann."

Weitere Aktivitäten des DFB in der Bekämpfung von Antisemitismus sind die Verleihung des Julius Hirsch Preises (seit 2005), die jährliche Israelreise der U 18-Nationalmannschaft mit dem Besuch der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem oder der NIE WIEDER-Aktionstag, der an Spieltagen rund um den 27. Januar, dem Jahrestag der Auschwitz-Befreiung, stattfindet.

Wanderausstellung im Deutschen Fußballmuseum

Als jüngstes Beispiel des DFB-Engagements führte Distelrath die unter dem Titel "Im Abseits. Jüdische Schicksale im deutschen Fußball" konzipierte Wanderausstellung des Deutschen Fußballmuseums auf, in der die Lebensgeschichten von elf jüdischen Fußballspielern vorgestellt werden, die in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur Opfer des NS-Terrors wurden und nach dem Holocaust in Vergessenheit gerieten. "Die Inhalte der Ausstellung werden nach Ende der allgemeinen Corona-Beschränkungen mit begleitenden Beiträgen landesweit in Schulen und Bildungseinrichtungen zu sehen sein", berichtete der DFB-Vizepräsident, der auch auf die in der Studie angesprochenen Vorfälle antisemitischen Verhaltens einging. "Die Dunkelziffer muss beleuchtet werden und jeder Fall ans Licht gebracht werden!"

Ein Grund für die Dunkelziffer läge darin, dass Fälle von Antisemitismus nicht immer auch sofort als solche erkannt werden würden. Distelrath: "Was wir brauchen, ist mehr Sicherheit beim Erkennen von antisemitischem Verhalten. Deshalb haben wir beim DFB im Februar die sogenannte IHRA-Definition angenommen, die die genaue Bestimmung des Begriffes Antisemitismus umfasst. Wenn ganz klar ist, wie welche Äußerungen einzuordnen sind, können Verstöße besser geahndet werden." Deshalb begrüße er, dass zu den Bausteinen des Projektes auch das Angebot von Online-Seminaren und Workshops für Sportler*innen, Schiedsrichter*innen, Verbandsvertreter*innen und Fanprojekte zählen würde.

"Dinge verändern und neue Strukturen schaffen"

Geleitet wird das Projekt von Luis Engelhardt. "Wir haben gemerkt, dass wir nur durch ein Zusammenwirken von Wissenschaft, pädagogischer Praxis- und politischer Netzwerkarbeit Dinge verändern und neue Strukturen schaffen können", sagte der 30-Jährige, der seit 2006 in verschiedenen Funktionen (Spieler, Trainer, Jugendleiter) für Makkabi aktiv ist. Das Projekt, für das fünf Mitarbeiter*innen tätig sein werden, basiere auf den Säulen Verstehen, Vermitteln und Verändern und trete für einen "fairen, respektvollen, offenen und diversen Sport für alle ein".

Neben Distelrath und Engelhardt nahmen Makkabi-Präsident Alon Meyer, Sabena Donath (Leiterin der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden) und Noam Petri (betroffener Makkabi-Fußballspieler und Vorstandsmitglied im Sportverband Makkabi Deutschland Jugend) an der virtuellen Podiumsveranstaltung zur Vorstellung des Projekts teil. Gefördert wird "Zusammen 1 – Für das, was uns verbindet" im Rahmen des Bundesprogrammes "Demokratie leben!" durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Laufzeit ist zunächst bis Ende 2024 angesetzt.

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