DFB und DFL bilden Task Force im Kampf gegen Gewalt und Rassismus

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) setzen eine gemeinsame Task Force ein, um im Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus künftig das Informations- und Kommunikationssystem effektiver als bisher zu gestalten. Die personelle Besetzung dieser Kommission wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Das Ziel der Arbeit dieses Gremiums wird es sein, sich einen detaillierten Überblick über aktuelle Entwicklungen in den Landesverbänden und deren Vereinen sowie eventuell in den Bundesligen zu verschaffen, um kurz- und langfristige Maßnahmen im Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu initiieren und koordinieren. Dies ist das Ergebnis eines Grundsatzgesprächs von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und Ligaverbands-Präsident Werner Hackmann am Dienstag in Frankfurt am Main.

Die Basis aller Überlegungen bei diesem Treffen war eine detaillierte Aufarbeitung der Ausschreitungen von Randalierern am Wochenende. Im Mittelpunkt standen dabei die Begegnungen FC Augsburg – TSV München 1860 (2. Bundesliga) und Hertha BSC Berlin II – 1. FC Dynamo Dresden (Regionalliga Nord) sowie die komplette Absage eines Spieltages in der Kreisliga Siegen-Wittgenstein. Nach der Auswertung der vorliegenden Berichte durch DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt ist als Ergebnis festzuhalten, dass die Vorfälle eine unterschiedliche Qualität haben und eine Wiederholung solcher Vorkommnisse bei anderen Anlässen selbst bei strengsten Sicherheitsvorkehrungen in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden nicht vollends auszuschließen ist. In diesem Zusammenhang wird mittelfristig unter anderem der Vorschlag eingebracht, dass in den Regionalligen schärfere Auflagen für bauliche Verbesserungen in den Stadien eingeführt werden sollen.

Grundsätzlich äußert Ligaverbands-Präsident Werner Hackmann zur aktuellen Gewalt-Diskussion: „Wir können derzeit davon ausgehen, dass wir auf Grund der modernen Stadien und den Sicherheitsmaßnahmen die Problematik in der Bundesliga unter Kontrolle haben und in der 2. Bundesliga es nur noch sporadisch zu Ausschreitungen im Zusammenhang mit Spielen kommt. Trotzdem dürfen wir die latente Gefahr von Gewalt und Rassismus nicht bagatellisieren. Das fragwürdige Treiben von Randalierern und sonstigen Chaoten, die die Popularität des Fußballs für ihre Zwecke missbrauchen, wird von DFL und DFB nicht toleriert werden. Deshalb ist es auch aus Sicht des Profifußballs sinnvoll, dass wir mit sofortiger Wirkung eine gemeinsame Task Force einrichten.“

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger macht deutlich: „Es ist offenkundig, dass sich das Gewalt-Phänomen stärker auf die Regionalliga und die kleineren Klassen konzentriert. Dies verfolgen wir schon seit längerem mit großer Sorge. Bei aller Freude über die friedliche Stimmung bei der WM 2006 haben wir das nie aus den Augen verloren. Gerade auf Grund der aktuellen Vorkommnisse müssen wir eingestehen, dass die Gewalt-Problematik im deutschen Fußball insgesamt nicht bewältigt ist. Es war uns allerdings immer klar, dass der Vergleich der großartigen WM-Stimmung mit unserem Alltags-Spielbetrieb auf verschiedenen Ebenen völlig unangebracht ist. Bei der WM konnten wir radikale Minderheiten durch jahrelange konsequente Vorbereitung und mit hohen Sicherheitsmaßnahmen abschrecken. In unserem Liga-Alltag ist das leider gerade bei den Amateurvereinen in dieser Form nicht so zu realisieren. Trotzdem wird der DFB den Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus unbeirrt und konsequent fortsetzen. Einerseits werden wir im Bedarfsfall unsere sportrechtlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen und gegebenenfalls harte Strafen verhängen. Andererseits wollen wir durch eine verstärkte Schulung der Mitarbeiter und intensive präventive Maßnahmen, beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Fan-Projekten und allen anderen Fangruppen, das notwendige Bewusstsein schaffen.“

Neben der bereits beschlossenen Berufung eines profilierten Integrations-Beauftragten soll bei der nächsten DFB-Präsidiums-Sitzung am 30. November 2006 auch der Vorschlag des am Ende des Jahres nach langjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit aus seinem Amt ausscheidenden Sicherheitsbeauftragten Dr. h.c. Alfred Sengle aufgegriffen werden, dass der DFB künftig einen hauptamtlichen Sicherheitsbeauftragten anstellt, um die Arbeit der für diesen Bereich zuständigen DFB-Gremien noch effektiver als bisher gestalten zu können.

Im Blick auf die Sportgerichtsbarkeit in unseren Verbänden mahnt Dr. Theo Zwanziger an, dass künftig stärker darauf geachtet werden soll, dass für gewalttätige und rassistische Vergehen zu verhängende Strafen schnell und angemessen ausgesprochen werden sollen, dabei allerdings auch pädagogische Aspekte stärker bedacht werden, also zum Beispiel Strafen mit sozialem Hintergrund oder gegebenenfalls einer Bewährungschance in Erwägung gezogen werden.

Grundsätzlich stellt Dr. Zwanziger zu den Diskussionen der vergangenen Tage fest: „Wir stellen uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung und haben seit dem Entstehen des Hooliganismus in den 80er Jahren viele Maßnahmen erfolgreich vorangetrieben oder unterstützt. Wir sind aber nicht dazu bereit, uns jetzt von der Politik auf Grund der aktuellen Entwicklung an den Pranger stellen zu lassen. Denn was wir am Wochenende erlebt haben, ist letztlich das Resultat gesellschaftlicher Fehlentwicklungen und der Fußball ist nicht die Reparaturwerkstatt der Gesellschaft. Wir wollen eine faire Partnerschaft mit der Politik und dabei weiterhin unseren Teil im Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus beitragen. Gleichzeitig rufen wir alle echten Fußball-Fans auf, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus auch mit Zivilcourage gegen Chaoten und Störenfriede abzugrenzen.“

Als Ad-hoc-Maßnahme wurde am Dienstag beschlossen, dass der DFB möglichst kurzfristig einen Katalog entwickelt, der sich besonders des Spielbetriebs der Vereine annimmt, die im Blick auf Ausschreitungen immer wieder negativ auffallen. Dazu gehört beispielsweise der 1. FC Dynamo Dresden. In diesem Zusammenhang führte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger am Dienstag ein Telefongespräch mit Jochen Rudi, dem Präsidenten des 1. FC Dynamo Dresden. Darin teilte Jochen Rudi mit, dass er die Verlautbarungen des Dynamo-Geschäftsführers Volkmar Köster, der am Wochenende den Einsatz der Polizei bei dem Spiel in Berlin massiv kritisiert hatte, für nicht angemessen hält. Gleichzeitig vereinbarten Dr. Zwanziger und Jochen Rudi, dass sie sich gemeinsam für den zügigen Stadionneubau in Dresden einsetzen werden, weil sie darin ein Signal mit äußerst positiver Wirkung für alle Fangruppen sehen. Bereits am kommenden Donnerstag gibt es dazu ein Gespräch in der Frankfurter DFB-Zentrale.

Im Blick auf die komplette Spielabsage im Kreis Siegen-Wittgenstein kam es ebenfalls am Dienstag zu einem direkten Kontakt von Dr. Zwanziger mit dem Kreisvorsitzenden Jürgen Böcking. Nach der Auflistung von insgesamt neun Vorfällen seit dem 3. Juli 2006, bei denen unter anderem Schiedsrichter körperlich oder verbal attackiert wurden, stellt sich die Situation in diesem konkreten Fall so dar, dass unter anderem offenkundig bei zwei von acht am Spielbetrieb beteiligten ethnischen Mannschaften erhebliche Integrations-Defizite bestehen. Der DFB wird dies zum Anlass nehmen, um für solche Fälle den betroffenen Vereinen verstärkt die bereits bestehenden Möglichkeiten der Betreuung im Rahmen von Mediations-Projekten anzubieten.

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[bild1]Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) setzen eine gemeinsame Task Force ein, um im Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus künftig das Informations- und Kommunikationssystem effektiver als bisher zu gestalten. Die personelle Besetzung dieser Kommission wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Das Ziel der Arbeit dieses Gremiums wird es sein, sich einen detaillierten Überblick über aktuelle Entwicklungen in den Landesverbänden und deren Vereinen sowie eventuell in den Bundesligen zu verschaffen, um kurz- und langfristige Maßnahmen im Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu initiieren und koordinieren. Dies ist das Ergebnis eines Grundsatzgesprächs von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und Ligaverbands-Präsident Werner Hackmann am Dienstag in Frankfurt am Main.



Die Basis aller Überlegungen bei diesem Treffen war eine detaillierte Aufarbeitung der Ausschreitungen von Randalierern am Wochenende. Im Mittelpunkt standen dabei die Begegnungen FC Augsburg – TSV München 1860 (2. Bundesliga) und Hertha BSC Berlin II – 1. FC Dynamo Dresden (Regionalliga Nord) sowie die komplette Absage eines Spieltages in der Kreisliga Siegen-Wittgenstein. Nach der Auswertung der vorliegenden Berichte durch DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt ist als Ergebnis festzuhalten, dass die Vorfälle eine unterschiedliche Qualität haben und eine Wiederholung solcher Vorkommnisse bei anderen Anlässen selbst bei strengsten Sicherheitsvorkehrungen in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden nicht vollends auszuschließen ist. In diesem Zusammenhang wird mittelfristig unter anderem der Vorschlag eingebracht, dass in den Regionalligen schärfere Auflagen für bauliche Verbesserungen in den Stadien eingeführt werden sollen.



Grundsätzlich äußert Ligaverbands-Präsident Werner Hackmann zur aktuellen Gewalt-Diskussion: „Wir können derzeit davon ausgehen, dass wir auf Grund der modernen Stadien und den Sicherheitsmaßnahmen die Problematik in der Bundesliga unter Kontrolle haben und in der 2. Bundesliga es nur noch sporadisch zu Ausschreitungen im Zusammenhang mit Spielen kommt. Trotzdem dürfen wir die latente Gefahr von Gewalt und Rassismus nicht bagatellisieren. Das fragwürdige Treiben von Randalierern und sonstigen Chaoten, die die Popularität des Fußballs für ihre Zwecke missbrauchen, wird von DFL und DFB nicht toleriert werden. Deshalb ist es auch aus Sicht des Profifußballs sinnvoll, dass wir mit sofortiger Wirkung eine gemeinsame Task Force einrichten.“



DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger macht deutlich: „Es ist offenkundig, dass sich das Gewalt-Phänomen stärker auf die Regionalliga und die kleineren Klassen konzentriert. Dies verfolgen wir schon seit längerem mit großer Sorge. Bei aller Freude über die friedliche Stimmung bei der WM 2006 haben wir das nie aus den Augen verloren. Gerade auf Grund der aktuellen Vorkommnisse müssen wir eingestehen, dass die Gewalt-Problematik im deutschen Fußball insgesamt nicht bewältigt ist. Es war uns allerdings immer klar, dass der Vergleich der großartigen WM-Stimmung mit unserem Alltags-Spielbetrieb auf verschiedenen Ebenen völlig unangebracht ist. Bei der WM konnten wir radikale Minderheiten durch jahrelange konsequente Vorbereitung und mit hohen Sicherheitsmaßnahmen abschrecken. In unserem Liga-Alltag ist das leider gerade bei den Amateurvereinen in dieser Form nicht so zu realisieren. Trotzdem wird der DFB den Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus unbeirrt und konsequent fortsetzen. Einerseits werden wir im Bedarfsfall unsere sportrechtlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen und gegebenenfalls harte Strafen verhängen. Andererseits wollen wir durch eine verstärkte Schulung der Mitarbeiter und intensive präventive Maßnahmen, beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Fan-Projekten und allen anderen Fangruppen, das notwendige Bewusstsein schaffen.“



Neben der bereits beschlossenen Berufung eines profilierten Integrations-Beauftragten soll bei der nächsten DFB-Präsidiums-Sitzung am 30. November 2006 auch der Vorschlag des am Ende des Jahres nach langjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit aus seinem Amt ausscheidenden Sicherheitsbeauftragten Dr. h.c. Alfred Sengle aufgegriffen werden, dass der DFB künftig einen hauptamtlichen Sicherheitsbeauftragten anstellt, um die Arbeit der für diesen Bereich zuständigen DFB-Gremien noch effektiver als bisher gestalten zu können.



Im Blick auf die Sportgerichtsbarkeit in unseren Verbänden mahnt Dr. Theo Zwanziger an, dass künftig stärker darauf geachtet werden soll, dass für gewalttätige und rassistische Vergehen zu verhängende Strafen schnell und angemessen ausgesprochen werden sollen, dabei allerdings auch pädagogische Aspekte stärker bedacht werden, also zum Beispiel Strafen mit sozialem Hintergrund oder gegebenenfalls einer Bewährungschance in Erwägung gezogen werden.



[bild2]Grundsätzlich stellt Dr. Zwanziger zu den Diskussionen der vergangenen Tage fest: „Wir stellen uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung und haben seit dem Entstehen des Hooliganismus in den 80er Jahren viele Maßnahmen erfolgreich vorangetrieben oder unterstützt. Wir sind aber nicht dazu bereit, uns jetzt von der Politik auf Grund der aktuellen Entwicklung an den Pranger stellen zu lassen. Denn was wir am Wochenende erlebt haben, ist letztlich das Resultat gesellschaftlicher Fehlentwicklungen und der Fußball ist nicht die Reparaturwerkstatt der Gesellschaft. Wir wollen eine faire Partnerschaft mit der Politik und dabei weiterhin unseren Teil im Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus beitragen. Gleichzeitig rufen wir alle echten Fußball-Fans auf, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus auch mit Zivilcourage gegen Chaoten und Störenfriede abzugrenzen.“



Als Ad-hoc-Maßnahme wurde am Dienstag beschlossen, dass der DFB möglichst kurzfristig einen Katalog entwickelt, der sich besonders des Spielbetriebs der Vereine annimmt, die im Blick auf Ausschreitungen immer wieder negativ auffallen. Dazu gehört beispielsweise der 1. FC Dynamo Dresden. In diesem Zusammenhang führte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger am Dienstag ein Telefongespräch mit Jochen Rudi, dem Präsidenten des 1. FC Dynamo Dresden. Darin teilte Jochen Rudi mit, dass er die Verlautbarungen des Dynamo-Geschäftsführers Volkmar Köster, der am Wochenende den Einsatz der Polizei bei dem Spiel in Berlin massiv kritisiert hatte, für nicht angemessen hält. Gleichzeitig vereinbarten Dr. Zwanziger und Jochen Rudi, dass sie sich gemeinsam für den zügigen Stadionneubau in Dresden einsetzen werden, weil sie darin ein Signal mit äußerst positiver Wirkung für alle Fangruppen sehen. Bereits am kommenden Donnerstag gibt es dazu ein Gespräch in der Frankfurter DFB-Zentrale.



Im Blick auf die komplette Spielabsage im Kreis Siegen-Wittgenstein kam es ebenfalls am Dienstag zu einem direkten Kontakt von Dr. Zwanziger mit dem Kreisvorsitzenden Jürgen Böcking. Nach der Auflistung von insgesamt neun Vorfällen seit dem 3. Juli 2006, bei denen unter anderem Schiedsrichter körperlich oder verbal attackiert wurden, stellt sich die Situation in diesem konkreten Fall so dar, dass unter anderem offenkundig bei zwei von acht am Spielbetrieb beteiligten ethnischen Mannschaften erhebliche Integrations-Defizite bestehen. Der DFB wird dies zum Anlass nehmen, um für solche Fälle den betroffenen Vereinen verstärkt die bereits bestehenden Möglichkeiten der Betreuung im Rahmen von Mediations-Projekten anzubieten.