DFB-Trainer Matteo Marrucci: "Beachsoccer ist Extremsport"

Seit April diesen Jahres ist ein Italiener Trainer der deutschen Beachsoccer-Nationalmannschaft: Matteo Marrucci war italienischer Nationalspieler und möchte nun den deutschen Beachsoccer weiter an die europäische Spitze heranführen. Im DFB.de-Interview spricht der 34-Jährige über das Potenzial, das er im deutschen Beachsoccer sieht und über die Euro Beach Soccer League, bei dem das deutsche Team an den Start gehen wird.

DFB.de: Herr Marrucci, warum ist Beachsoccer mehr als nur Sonne, Strand und Spaß?

Marrucci: Beachsoccer ist ein echter Sport! Um auf einem hohen Level spielen zu können, muss man ein Athlet sein. Wer nicht austrainiert ist, wird es nicht auf dieses Niveau schaffen. In Italien und Deutschland hat man häufig noch die Wahrnehmung, dass Beachsoccer nur Ex-Profis in ihren Mittdreißigern spielen. Das war damals, in den Neunzigern, der Fall. Ich sehe Beachsoccer als Extremsport – die äußeren Bedingungen, wie Sonne und Sand, lassen Spieler schnell ermüden. Nur zum Spaß betreiben wir unseren Sport auch nicht: Beachsoccer hat Wettkampfcharakter! Es gibt eine FIFA-Weltmeisterschaft und unser Traum ist es, mit unserer Sportart in ein paar Jahren Teil der Olympischen Sommerspiele zu sein.

DFB.de: Wie stehen Sie zum Fußball auf dem Rasen?

Marrucci: Ich hatte eine ganz normale Fußballkarriere, wie sie der Großteil aller Fußballer kennt: Man spielt in einem Verein und träumt von den großen Bühnen des Profifußballs, schafft den letzten Sprung aber nicht.

DFB.de: Was hat Sie schließlich zum Beachsoccer geführt?

Marrucci: In meiner Heimatstadt Viareggio haben wir seit meiner Kindheit jeden Sommer am Strand Fußball gespielt. Im Jahr 2005 wurde dort erstmals ein Beachsoccerturnier in Gedenken an einen verstorbenen Freund organisiert. Seitdem traten jedes Jahr Fußballer aus Viareggio gegeneinander an, um eine Woche lang das Turnier zu spielen: Jeder Junge wollte mitspielen. Zu dieser Zeit gab es allerdings noch kein festes Beachsoccerteam aus Viareggio. Dieses wurde erst 2010 vom Veranstalter des Turniers gegründet und war eine Auswahlmannschaft der besten Turnierspieler.

DFB.de: Wie ging es mit dem Team weiter?

Marrucci: Wir gingen in der Serie A, der italienischen Beachsoccerliga, an den Start und übertrafen alle Erwartungen. Plötzlich hielten wir mit den besten Mannschaften Italiens mit. Seit 2010 ist Viareggio eine Hochburg des italienischen Beachsoccers, jedes Jahr werden Spieler aus meiner Heimatstadt ins Nationalteam berufen. Diese Ehre wurde auch mir zuteil. Innerhalb von zwei Jahren vom Amateur zum Nationalspieler – ein Traum!

DFB.de: Wann haben Sie angefangen als Trainer zu arbeiten?

Marrucci: 2015 bin ich von Viareggio nach Pisa gewechselt, um dort als Spielertrainer in einer jungen Mannschaft zu arbeiten. Die Städte trennen nur 20 Kilometer und es herrscht eine große Rivalität, der Schritt war nicht einfach. Nach drei Jahren in Pisa wurde ich 2017 Trainer der niederländischen Auswahl, bevor ich dieses Jahr zum DFB kam.

DFB.de: Wieviel Potenzial sehen Sie im deutschen Beachsoccer?

Marrucci: Eine Menge. Sonst wäre ich nicht hier. Diesen Schluss ziehe ich hauptsächlich aus eigener Erfahrung: Als ich im italienischen Beachsoccer-Nationalteam spielte, habe ich in drei Partien gegen Deutschland gespielt. Von Begegnung zu Begegnung wurde die deutsche Mannschaft stärker. Dieser Eindruck gipfelte in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2016, als wir ein absolutes Endspiel gegen Deutschland hatten. Der Gewinner dieses Spiels fuhr zur WM und wir konnten in der letzten Sekunde erst den Siegtreffer erzielen. Es war ein spannendes Spiel auf Augenhöhe.

DFB.de: Gibt es auch im Beachsoccer eine große Rivalität zwischen Deutschland und Italien?

Marrucci: Das kann man so nicht sagen, da der historische Bezug fehlt. Es gibt keine großen Spiele, wie zum Beispiel das Jahrhundertspiel 1970, an die man sich erinnert. Allerdings wird die Begegnung Deutschland gegen Italien auch im Beachsoccer immer mehr zum Klassiker. Aktuell hat Italien noch einen kleinen Vorsprung – wir wollen das deutsche Team aber innerhalb der nächsten Jahre auch unter die europäischen Spitzenmannschaften führen!

DFB.de: Welche kurzfristigeren Ziele streben Sie an? Die Euro Beach Soccer League beginnt in Kürze.

Marrucci: Primär wollen wir besser abschneiden als vergangenes Jahr, als Deutschland sich mit Platz zehn nicht für die Endrunde qualifizieren konnte. Wenn wir dieses Jahr in die Finalrunde der letzten Acht einziehen, wäre das eine gute Leistung. Mein persönliches Ziel ist es, einen Grundstein für eine solide Mannschaft zu legen. Hierfür benötige ich einen Stamm von etwa 16 Spielern. Wichtig ist es, mit Konstanz arbeiten zu können. Außerdem sollten sich meine Spieler bewusst sein, dass sie eine stolze Fußballnation repräsentieren. Dementsprechend großen Einsatz fordere ich auch ein.

DFB.de: Und wie können sich Spieler in Ihren Fokus spielen?

Marrucci: Ich werde jedes Spiel der Deutschen Beachsoccer-Liga schauen. Dies gibt mir die Gelegenheit, Spieler, die ich kenne, mit unbekannten Spielern zu vergleichen.

DFB.de: Welche Qualität ist Ihnen bei Spielern besonders wichtig?

Marrucci: Jeder gute Beachsoccer-Spieler benötigt eine gute Technik und muss in einer sehr guten physischen Verfassung sein. Wie bereits erwähnt, halte ich das Spielen im Sand für einen Extremsport, weshalb diese Voraussetzungen erforderlich sind. Taktische Fähigkeiten kann man am schnellsten erlernen, das ist kein Problem. Die wichtigste Qualität ist jedoch eine ungeahnte.

DFB.de: Erzählen Sie uns davon.

Marrucci: Die Fähigkeit sich im und auf dem Sand fortzubewegen. Viele Menschen wissen gar nicht, wie gut sie Beachsoccer spielen, bis sie herausfinden ob sie sich im Sand wohlfühlen. Es gibt ehemalige Profispieler, die keine guten Beachsoccerspieler sind, da ihnen diese Fähigkeit fehlt. Ich vergleiche es gerne mit Michael Phelps: Er hat die natürliche Gabe, sich im Wasser besser und schneller zu bewegen als andere. Genauso sehe ich es mit dem Sand. Manche Menschen bringen ein natürliches Talent mit, sich darin fortzubewegen. Das ist das Wichtigste für einen Beachsoccer-Spieler.

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Seit April diesen Jahres ist ein Italiener Trainer der deutschen Beachsoccer-Nationalmannschaft: Matteo Marrucci war italienischer Nationalspieler und möchte nun den deutschen Beachsoccer weiter an die europäische Spitze heranführen. Im DFB.de-Interview spricht der 34-Jährige über das Potenzial, das er im deutschen Beachsoccer sieht und über die Euro Beach Soccer League, bei dem das deutsche Team an den Start gehen wird.

DFB.de: Herr Marrucci, warum ist Beachsoccer mehr als nur Sonne, Strand und Spaß?

Marrucci: Beachsoccer ist ein echter Sport! Um auf einem hohen Level spielen zu können, muss man ein Athlet sein. Wer nicht austrainiert ist, wird es nicht auf dieses Niveau schaffen. In Italien und Deutschland hat man häufig noch die Wahrnehmung, dass Beachsoccer nur Ex-Profis in ihren Mittdreißigern spielen. Das war damals, in den Neunzigern, der Fall. Ich sehe Beachsoccer als Extremsport – die äußeren Bedingungen, wie Sonne und Sand, lassen Spieler schnell ermüden. Nur zum Spaß betreiben wir unseren Sport auch nicht: Beachsoccer hat Wettkampfcharakter! Es gibt eine FIFA-Weltmeisterschaft und unser Traum ist es, mit unserer Sportart in ein paar Jahren Teil der Olympischen Sommerspiele zu sein.

DFB.de: Wie stehen Sie zum Fußball auf dem Rasen?

Marrucci: Ich hatte eine ganz normale Fußballkarriere, wie sie der Großteil aller Fußballer kennt: Man spielt in einem Verein und träumt von den großen Bühnen des Profifußballs, schafft den letzten Sprung aber nicht.

DFB.de: Was hat Sie schließlich zum Beachsoccer geführt?

Marrucci: In meiner Heimatstadt Viareggio haben wir seit meiner Kindheit jeden Sommer am Strand Fußball gespielt. Im Jahr 2005 wurde dort erstmals ein Beachsoccerturnier in Gedenken an einen verstorbenen Freund organisiert. Seitdem traten jedes Jahr Fußballer aus Viareggio gegeneinander an, um eine Woche lang das Turnier zu spielen: Jeder Junge wollte mitspielen. Zu dieser Zeit gab es allerdings noch kein festes Beachsoccerteam aus Viareggio. Dieses wurde erst 2010 vom Veranstalter des Turniers gegründet und war eine Auswahlmannschaft der besten Turnierspieler.

DFB.de: Wie ging es mit dem Team weiter?

Marrucci: Wir gingen in der Serie A, der italienischen Beachsoccerliga, an den Start und übertrafen alle Erwartungen. Plötzlich hielten wir mit den besten Mannschaften Italiens mit. Seit 2010 ist Viareggio eine Hochburg des italienischen Beachsoccers, jedes Jahr werden Spieler aus meiner Heimatstadt ins Nationalteam berufen. Diese Ehre wurde auch mir zuteil. Innerhalb von zwei Jahren vom Amateur zum Nationalspieler – ein Traum!

DFB.de: Wann haben Sie angefangen als Trainer zu arbeiten?

Marrucci: 2015 bin ich von Viareggio nach Pisa gewechselt, um dort als Spielertrainer in einer jungen Mannschaft zu arbeiten. Die Städte trennen nur 20 Kilometer und es herrscht eine große Rivalität, der Schritt war nicht einfach. Nach drei Jahren in Pisa wurde ich 2017 Trainer der niederländischen Auswahl, bevor ich dieses Jahr zum DFB kam.

DFB.de: Wieviel Potenzial sehen Sie im deutschen Beachsoccer?

Marrucci: Eine Menge. Sonst wäre ich nicht hier. Diesen Schluss ziehe ich hauptsächlich aus eigener Erfahrung: Als ich im italienischen Beachsoccer-Nationalteam spielte, habe ich in drei Partien gegen Deutschland gespielt. Von Begegnung zu Begegnung wurde die deutsche Mannschaft stärker. Dieser Eindruck gipfelte in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2016, als wir ein absolutes Endspiel gegen Deutschland hatten. Der Gewinner dieses Spiels fuhr zur WM und wir konnten in der letzten Sekunde erst den Siegtreffer erzielen. Es war ein spannendes Spiel auf Augenhöhe.

DFB.de: Gibt es auch im Beachsoccer eine große Rivalität zwischen Deutschland und Italien?

Marrucci: Das kann man so nicht sagen, da der historische Bezug fehlt. Es gibt keine großen Spiele, wie zum Beispiel das Jahrhundertspiel 1970, an die man sich erinnert. Allerdings wird die Begegnung Deutschland gegen Italien auch im Beachsoccer immer mehr zum Klassiker. Aktuell hat Italien noch einen kleinen Vorsprung – wir wollen das deutsche Team aber innerhalb der nächsten Jahre auch unter die europäischen Spitzenmannschaften führen!

DFB.de: Welche kurzfristigeren Ziele streben Sie an? Die Euro Beach Soccer League beginnt in Kürze.

Marrucci: Primär wollen wir besser abschneiden als vergangenes Jahr, als Deutschland sich mit Platz zehn nicht für die Endrunde qualifizieren konnte. Wenn wir dieses Jahr in die Finalrunde der letzten Acht einziehen, wäre das eine gute Leistung. Mein persönliches Ziel ist es, einen Grundstein für eine solide Mannschaft zu legen. Hierfür benötige ich einen Stamm von etwa 16 Spielern. Wichtig ist es, mit Konstanz arbeiten zu können. Außerdem sollten sich meine Spieler bewusst sein, dass sie eine stolze Fußballnation repräsentieren. Dementsprechend großen Einsatz fordere ich auch ein.

DFB.de: Und wie können sich Spieler in Ihren Fokus spielen?

Marrucci: Ich werde jedes Spiel der Deutschen Beachsoccer-Liga schauen. Dies gibt mir die Gelegenheit, Spieler, die ich kenne, mit unbekannten Spielern zu vergleichen.

DFB.de: Welche Qualität ist Ihnen bei Spielern besonders wichtig?

Marrucci: Jeder gute Beachsoccer-Spieler benötigt eine gute Technik und muss in einer sehr guten physischen Verfassung sein. Wie bereits erwähnt, halte ich das Spielen im Sand für einen Extremsport, weshalb diese Voraussetzungen erforderlich sind. Taktische Fähigkeiten kann man am schnellsten erlernen, das ist kein Problem. Die wichtigste Qualität ist jedoch eine ungeahnte.

DFB.de: Erzählen Sie uns davon.

Marrucci: Die Fähigkeit sich im und auf dem Sand fortzubewegen. Viele Menschen wissen gar nicht, wie gut sie Beachsoccer spielen, bis sie herausfinden ob sie sich im Sand wohlfühlen. Es gibt ehemalige Profispieler, die keine guten Beachsoccerspieler sind, da ihnen diese Fähigkeit fehlt. Ich vergleiche es gerne mit Michael Phelps: Er hat die natürliche Gabe, sich im Wasser besser und schneller zu bewegen als andere. Genauso sehe ich es mit dem Sand. Manche Menschen bringen ein natürliches Talent mit, sich darin fortzubewegen. Das ist das Wichtigste für einen Beachsoccer-Spieler.

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