DFB-Schatzmeister Osnabrügge: "Damit kann niemand zufrieden sein"

Die Corona-Krise betrifft die gesamte Gesellschaft. Im Fußball hat sie dazu geführt, dass einige Vereine in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Das gilt für Amateurvereine an der Basis bis hin zu den Regionalligen, aber auch für Klubs aus den obersten Spielklassen im Bereich des DFB, in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und der 3. Liga. Der Staat hilft, vielfach aber sind Fußballvereine von den staatlichen Hilfen abgeschnitten. Von höchster Stelle appelliert der DFB an die Politik, dass alles getan werde, um die einmalige Struktur im Sport zu erhalten. "Essenziell ist, dass die behördlichen Hilfen so schnell und so unkompliziert wie möglich von den Vereinen in Anspruch genommen werden können", hat DFB-Präsident Fritz Keller mehrfach betont. Welche Probleme existieren, welche Lösungen gibt es? DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge spricht im Interview über die Unterstützung der öffentlichen Hand und über deren Lücken.

DFB.de: Herr Osnabrügge, wie dramatisch ist die Situation an der Fußball-Basis?

Dr. Stephan Osnabrügge: Tatsächlich sind auch die Fußballvereine an der Basis im Moment erheblich betroffen. Nicht nur davon, dass das Vereinsleben faktisch ausfällt und kein Freizeitsport mehr möglich ist. Viele Vereine müssen trotzdem die Platzpflege unterhalten, das Vereinsheim instand halten etc. Gleichzeitig brechen die wenigen Sponsoren weg, weil der Spielbetrieb ruht. Wir reden dabei nicht über Wirtschaftsunternehmen, sondern über den normalen Verein von nebenan. Besonders übel sieht es dann aus, wenn der Verein investiert hat, beispielsweise in einen neuen Kunstrasenplatz. Ich will nichts dramatisieren, aber klar ist, dass nicht wenige Vereine zwingend auf staatliche Hilfen angewiesen sind.

DFB.de: Welche Möglichkeiten staatlicher Hilfen gibt es für die im DFB organisierten Vereine?

Osnabrügge: Wir haben sehr intensiv alle bestehenden Krisen-Programme ausgewertet und darüber hinaus Kontakt mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gehabt. Die Antworten hierauf sind recht eindeutig: Die krisenbedingten Programme des Bundes richten sich grundsätzlich an Wirtschaftsunternehmen. Sämtliche aktuellen Programme des Bundes sind nicht für gemeinnützige Vereine gedacht. Dies ist auch unabhängig davon, ob und inwieweit ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb besteht.

DFB.de: Wie wird den Vereinen an der Basis im Moment geholfen?

Osnabrügge: Positiv herausheben lässt sich, dass es einige Hilfsprogramme auf Landesebene gibt, die sich ausdrücklich an gemeinnützige Vereine richten. Beispiele hierfür sind die Länder Bremen, Hamburg, Hessen, NRW, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt, die solche Programme aufgesetzt haben. In Einzelfällen sind sie allerdings davon abhängig, dass der Verein einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb hat. Darüber hinaus gibt es diverse Initiativen von traditionellen Partnern des Fußballs an der Basis. So weiß ich, dass Lotto Sachsen-Anhalt Zuschüsse an gemeinnützige Vereine vergibt. Das sind ausgesprochen positive Beispiele.

DFB.de: Aber?

Osnabrügge: Das Gesamtbild macht eben auch deutlich, dass weder Bund noch alle Länder erkannt haben, dass es hier wichtige gesellschaftliche Gruppen gibt, die unmittelbar krisengeschädigt sind und die dringend finanzielle Unterstützung benötigen. Ich hoffe sehr, dass sich dies zeitnah ändert.

DFB.de: Das betrifft die reinen Amateurvereine. Welche Unterstützungsmöglichkeiten sind für die Vereine der 3. Liga, den Regionalligen sowie der Frauen-Bundesliga vorhanden?

Osnabrügge: Die Vereine dieser Spielklassen beschäftigen meist sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie profitieren daher von der Möglichkeit, Kurzarbeit anmelden zu können. Der DFB unterstützt hier mit Informationen, und er vermittelt kostenlosen Rechtsrat. Viele Vereine nutzen die Möglichkeit der Kurzarbeit, um überhaupt überleben zu können. Dies ergibt eine Abfrage, die wir ganz aktuell unter den Klubs durchgeführt haben.

DFB.de: Kurzarbeit – uns sonst nichts? Es muss doch für die Vereine in diesem Bereich die Möglichkeit geben, von weiteren Programmen zu profitieren.

Osnabrügge: Die Erfahrungen unserer Klubs mit den staatlichen Hilfsprogrammen sind leider ernüchternd. Die Programme des Bundes sind nicht für Unternehmen gedacht, die von einem gemeinnützigen Verein beherrscht werden. Die KfW hat uns mitgeteilt, dass Spielbetriebsgesellschaften von den Programmen ausgeschlossen sind, wenn sie von einem Verein beherrscht werden. Und dies ist bei uns ja ausnahmslos der Fall. Unser System "50+1", das ansonsten verhindert, dass Investoren Vereine kaufen und mit ihnen handeln, steht aktuell der Inanspruchnahme staatlicher Hilfe also sogar im Wege.

Viele Klubs haben uns außerdem mitgeteilt, dass sie im Rahmen von Corona-Soforthilfe-Programmen des Bundes und der Länder Anträge gestellt haben und noch immer auf eine Antwort warten. In einigen Fällen scheitert eine Unterstützung auch daran, dass die Klubs in den vergangenen Jahren keine positiven Ergebnisse geschrieben haben. Dass die Ergebnisse von Sponsoren ausgeglichen worden sind, zählt dann nicht. Umso wertvoller ist es, dass die Vereine der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga nun an dem Solidartopf der großen Klubs der Bundesliga profitieren. Dies ist ein großartiges Zeichen der Solidarität. Es ist aber auch gleichzeitig eine Anerkennung der wertvollen Nachwuchsarbeit, die auch in der 3. Liga und der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geleistet wird.

DFB.de: Wie ist die finanzielle Situation in den Landesverbänden und wie sind deren Möglichkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Osnabrügge: Unsere Landesverbände leiden ebenfalls erheblich unter der Krise. Dazu muss man wissen, dass viele Verbände Sportschulen unterhalten. Diese Sportschulen sind mittlerweile alle geschlossen. In den Sportschulen wird viel Personal beschäftigt, vom Koch über die Reinigungskräfte bis hin zu den Sportlehrerinnen und Sportlehrern. Die meisten Verbände sind in Kurzarbeit. Das wiederum geht erheblich zu Lasten der Beschäftigten, die mit 60 bis 67 % des Netto auskommen müssen. Viele Verbände stocken trotz knapper Mittel daher aus sozialer Verantwortung das Kurzarbeitergeld auf. Bloß gehen dafür die Mittel aus. Die Verbände finanzieren sich ja zu einem ganz wesentlichen Teil – neben den Zuschüssen des DFB und den Beiträgen der Vereine – aus den sogenannten Spielabgaben. Sie erhalten 2,35 % aus dem Eintrittskartenverkauf der Bundesliga und 1,25 % aus dem Eintrittskartenverkauf der 2. Bundesliga. Dies haben wir im Grundlagenvertrag abgesichert. Wenn keine Spiele in den Ligen mehr stattfinden, fallen diese Erlöse aber weg. Geisterspiele sichern daher zwar die Erlöse der Bundesligisten ab, und das ist enorm wichtig. Für die Landesverbände sind sie aber eine bittere Pille, weil die Spielabgaben ersatzlos entfallen.

DFB.de: Wenn die Not so groß ist: kann dann nicht der DFB helfen?

Osnabrügge: Als Dachverband sind wir für unsere Mitgliedsverbände zuständig, ich bin daher ständig mit ihnen im Austausch. Wir haben liquiditätssichernde Maßnahmen ergriffen und unterstützen, wo es möglich und sinnvoll ist. Ob dies am Ende ausreichen wird, werden wir sehen.

Was die Klubs der Ligen angeht und letztlich auch die Vereine an der Basis: Da ist der Ruf nach dem Dachverband ein sehr fußballspezifisches Thema. Ich habe bislang noch nicht gehört, dass beispielsweise von Berufsverbänden verlangt wurde, die Verluste einer Berufsgruppe auszugleichen. Bisweilen wird aber im Fußball trotzdem die Forderung erhoben, dass der DFB Gelder bereitstellen soll. In den meisten Fällen dürfen wir das schon steuerrechtlich gar nicht. Wir können es aber auch nicht. Denn auch dem DFB brechen erhebliche Einnahmen weg. Unsere Nationalmannschaften können nicht spielen, und der DFB-Pokal kann gerade nicht stattfinden. Und das Ganze in einer Zeit, in der wir mit unserem Neubau ohnehin vor riesigen Herausforderungen stehen. Aber unabhängig davon: Es ist schlicht nicht die Aufgabe eines Dachverbandes, der den Spielbetrieb organisiert und den Breitenfußball fördert, Geldmittel auf die Clubs oder die Vereine zu verteilen. Wie gesagt: hier ist viel eher der Staat am Zuge, denn mit den Klubs im zuschauerorientierten Bereich, also den Regionalligen und der 3. Liga, fällt ein ganzer Wirtschaftszweig durch das Raster, der Menschen einen Arbeitsplatz bietet und Steuern zahlt.

DFB.de: Und Sie sind mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Unterstützung nicht zufrieden?

Osnabrügge: Eindeutig. Damit kann niemand zufrieden sein, gerade was die Vereine an der Amateurbasis angeht. In guten Zeiten höre ich häufig aus der Politik, wie wertvoll das Ehrenamt ist und wie groß die sozialen Leistungen insbesondere der vielen Vereine an der Basis. Wir alle verstehen, dass es in den Anfangszeiten der Krise vor allem darum gehen musste, die Wirtschaft zu unterstützen, um den Staat am Leben zu erhalten. Nun aber dauert die Krise länger und der Blick muss deshalb auch weiter werden. Viele Länder zeigen dies ja, aber die Aktivitäten der Länder sind ein Flickenteppich und viele Vereine haben schlicht das Problem, dass ihre Länder keine Unterstützung anbieten.

DFB.de: Und was sollen diese Vereine nun machen?

Osnabrügge: Vielleicht sind unsere Vereine gerade auf lokaler und regionaler Ebene noch nicht laut genug. Ich verfolge beispielsweise intensive Diskussionen darüber, dass nun direkte Hilfen für einzelne Gruppen, etwa die Kulturschaffenden, bereitgestellt werden müssen. NRW, Berlin und wohl auch Bayern stellen Einmalzahlungen bis zu 5.000 Euro bereit, obwohl viele einen Zugang zu den Rettungsschirmen haben, da es sich auch um Wirtschaftsunternehmen handelt. Ich verstehe das und weiß, dass gerade auch in der Kulturbranche die Not groß ist. Aber das gilt auch und gerade für Sportvereine. Ich würde mir wünschen, dass Bund und Länder dies erkennen und handeln.

[sl]

Die Corona-Krise betrifft die gesamte Gesellschaft. Im Fußball hat sie dazu geführt, dass einige Vereine in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Das gilt für Amateurvereine an der Basis bis hin zu den Regionalligen, aber auch für Klubs aus den obersten Spielklassen im Bereich des DFB, in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und der 3. Liga. Der Staat hilft, vielfach aber sind Fußballvereine von den staatlichen Hilfen abgeschnitten. Von höchster Stelle appelliert der DFB an die Politik, dass alles getan werde, um die einmalige Struktur im Sport zu erhalten. "Essenziell ist, dass die behördlichen Hilfen so schnell und so unkompliziert wie möglich von den Vereinen in Anspruch genommen werden können", hat DFB-Präsident Fritz Keller mehrfach betont. Welche Probleme existieren, welche Lösungen gibt es? DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge spricht im Interview über die Unterstützung der öffentlichen Hand und über deren Lücken.

DFB.de: Herr Osnabrügge, wie dramatisch ist die Situation an der Fußball-Basis?

Dr. Stephan Osnabrügge: Tatsächlich sind auch die Fußballvereine an der Basis im Moment erheblich betroffen. Nicht nur davon, dass das Vereinsleben faktisch ausfällt und kein Freizeitsport mehr möglich ist. Viele Vereine müssen trotzdem die Platzpflege unterhalten, das Vereinsheim instand halten etc. Gleichzeitig brechen die wenigen Sponsoren weg, weil der Spielbetrieb ruht. Wir reden dabei nicht über Wirtschaftsunternehmen, sondern über den normalen Verein von nebenan. Besonders übel sieht es dann aus, wenn der Verein investiert hat, beispielsweise in einen neuen Kunstrasenplatz. Ich will nichts dramatisieren, aber klar ist, dass nicht wenige Vereine zwingend auf staatliche Hilfen angewiesen sind.

DFB.de: Welche Möglichkeiten staatlicher Hilfen gibt es für die im DFB organisierten Vereine?

Osnabrügge: Wir haben sehr intensiv alle bestehenden Krisen-Programme ausgewertet und darüber hinaus Kontakt mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gehabt. Die Antworten hierauf sind recht eindeutig: Die krisenbedingten Programme des Bundes richten sich grundsätzlich an Wirtschaftsunternehmen. Sämtliche aktuellen Programme des Bundes sind nicht für gemeinnützige Vereine gedacht. Dies ist auch unabhängig davon, ob und inwieweit ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb besteht.

DFB.de: Wie wird den Vereinen an der Basis im Moment geholfen?

Osnabrügge: Positiv herausheben lässt sich, dass es einige Hilfsprogramme auf Landesebene gibt, die sich ausdrücklich an gemeinnützige Vereine richten. Beispiele hierfür sind die Länder Bremen, Hamburg, Hessen, NRW, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt, die solche Programme aufgesetzt haben. In Einzelfällen sind sie allerdings davon abhängig, dass der Verein einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb hat. Darüber hinaus gibt es diverse Initiativen von traditionellen Partnern des Fußballs an der Basis. So weiß ich, dass Lotto Sachsen-Anhalt Zuschüsse an gemeinnützige Vereine vergibt. Das sind ausgesprochen positive Beispiele.

DFB.de: Aber?

Osnabrügge: Das Gesamtbild macht eben auch deutlich, dass weder Bund noch alle Länder erkannt haben, dass es hier wichtige gesellschaftliche Gruppen gibt, die unmittelbar krisengeschädigt sind und die dringend finanzielle Unterstützung benötigen. Ich hoffe sehr, dass sich dies zeitnah ändert.

DFB.de: Das betrifft die reinen Amateurvereine. Welche Unterstützungsmöglichkeiten sind für die Vereine der 3. Liga, den Regionalligen sowie der Frauen-Bundesliga vorhanden?

Osnabrügge: Die Vereine dieser Spielklassen beschäftigen meist sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie profitieren daher von der Möglichkeit, Kurzarbeit anmelden zu können. Der DFB unterstützt hier mit Informationen, und er vermittelt kostenlosen Rechtsrat. Viele Vereine nutzen die Möglichkeit der Kurzarbeit, um überhaupt überleben zu können. Dies ergibt eine Abfrage, die wir ganz aktuell unter den Klubs durchgeführt haben.

DFB.de: Kurzarbeit – uns sonst nichts? Es muss doch für die Vereine in diesem Bereich die Möglichkeit geben, von weiteren Programmen zu profitieren.

Osnabrügge: Die Erfahrungen unserer Klubs mit den staatlichen Hilfsprogrammen sind leider ernüchternd. Die Programme des Bundes sind nicht für Unternehmen gedacht, die von einem gemeinnützigen Verein beherrscht werden. Die KfW hat uns mitgeteilt, dass Spielbetriebsgesellschaften von den Programmen ausgeschlossen sind, wenn sie von einem Verein beherrscht werden. Und dies ist bei uns ja ausnahmslos der Fall. Unser System "50+1", das ansonsten verhindert, dass Investoren Vereine kaufen und mit ihnen handeln, steht aktuell der Inanspruchnahme staatlicher Hilfe also sogar im Wege.

Viele Klubs haben uns außerdem mitgeteilt, dass sie im Rahmen von Corona-Soforthilfe-Programmen des Bundes und der Länder Anträge gestellt haben und noch immer auf eine Antwort warten. In einigen Fällen scheitert eine Unterstützung auch daran, dass die Klubs in den vergangenen Jahren keine positiven Ergebnisse geschrieben haben. Dass die Ergebnisse von Sponsoren ausgeglichen worden sind, zählt dann nicht. Umso wertvoller ist es, dass die Vereine der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga nun an dem Solidartopf der großen Klubs der Bundesliga profitieren. Dies ist ein großartiges Zeichen der Solidarität. Es ist aber auch gleichzeitig eine Anerkennung der wertvollen Nachwuchsarbeit, die auch in der 3. Liga und der FLYERALARM Frauen-Bundesliga geleistet wird.

DFB.de: Wie ist die finanzielle Situation in den Landesverbänden und wie sind deren Möglichkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Osnabrügge: Unsere Landesverbände leiden ebenfalls erheblich unter der Krise. Dazu muss man wissen, dass viele Verbände Sportschulen unterhalten. Diese Sportschulen sind mittlerweile alle geschlossen. In den Sportschulen wird viel Personal beschäftigt, vom Koch über die Reinigungskräfte bis hin zu den Sportlehrerinnen und Sportlehrern. Die meisten Verbände sind in Kurzarbeit. Das wiederum geht erheblich zu Lasten der Beschäftigten, die mit 60 bis 67 % des Netto auskommen müssen. Viele Verbände stocken trotz knapper Mittel daher aus sozialer Verantwortung das Kurzarbeitergeld auf. Bloß gehen dafür die Mittel aus. Die Verbände finanzieren sich ja zu einem ganz wesentlichen Teil – neben den Zuschüssen des DFB und den Beiträgen der Vereine – aus den sogenannten Spielabgaben. Sie erhalten 2,35 % aus dem Eintrittskartenverkauf der Bundesliga und 1,25 % aus dem Eintrittskartenverkauf der 2. Bundesliga. Dies haben wir im Grundlagenvertrag abgesichert. Wenn keine Spiele in den Ligen mehr stattfinden, fallen diese Erlöse aber weg. Geisterspiele sichern daher zwar die Erlöse der Bundesligisten ab, und das ist enorm wichtig. Für die Landesverbände sind sie aber eine bittere Pille, weil die Spielabgaben ersatzlos entfallen.

DFB.de: Wenn die Not so groß ist: kann dann nicht der DFB helfen?

Osnabrügge: Als Dachverband sind wir für unsere Mitgliedsverbände zuständig, ich bin daher ständig mit ihnen im Austausch. Wir haben liquiditätssichernde Maßnahmen ergriffen und unterstützen, wo es möglich und sinnvoll ist. Ob dies am Ende ausreichen wird, werden wir sehen.

Was die Klubs der Ligen angeht und letztlich auch die Vereine an der Basis: Da ist der Ruf nach dem Dachverband ein sehr fußballspezifisches Thema. Ich habe bislang noch nicht gehört, dass beispielsweise von Berufsverbänden verlangt wurde, die Verluste einer Berufsgruppe auszugleichen. Bisweilen wird aber im Fußball trotzdem die Forderung erhoben, dass der DFB Gelder bereitstellen soll. In den meisten Fällen dürfen wir das schon steuerrechtlich gar nicht. Wir können es aber auch nicht. Denn auch dem DFB brechen erhebliche Einnahmen weg. Unsere Nationalmannschaften können nicht spielen, und der DFB-Pokal kann gerade nicht stattfinden. Und das Ganze in einer Zeit, in der wir mit unserem Neubau ohnehin vor riesigen Herausforderungen stehen. Aber unabhängig davon: Es ist schlicht nicht die Aufgabe eines Dachverbandes, der den Spielbetrieb organisiert und den Breitenfußball fördert, Geldmittel auf die Clubs oder die Vereine zu verteilen. Wie gesagt: hier ist viel eher der Staat am Zuge, denn mit den Klubs im zuschauerorientierten Bereich, also den Regionalligen und der 3. Liga, fällt ein ganzer Wirtschaftszweig durch das Raster, der Menschen einen Arbeitsplatz bietet und Steuern zahlt.

DFB.de: Und Sie sind mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Unterstützung nicht zufrieden?

Osnabrügge: Eindeutig. Damit kann niemand zufrieden sein, gerade was die Vereine an der Amateurbasis angeht. In guten Zeiten höre ich häufig aus der Politik, wie wertvoll das Ehrenamt ist und wie groß die sozialen Leistungen insbesondere der vielen Vereine an der Basis. Wir alle verstehen, dass es in den Anfangszeiten der Krise vor allem darum gehen musste, die Wirtschaft zu unterstützen, um den Staat am Leben zu erhalten. Nun aber dauert die Krise länger und der Blick muss deshalb auch weiter werden. Viele Länder zeigen dies ja, aber die Aktivitäten der Länder sind ein Flickenteppich und viele Vereine haben schlicht das Problem, dass ihre Länder keine Unterstützung anbieten.

DFB.de: Und was sollen diese Vereine nun machen?

Osnabrügge: Vielleicht sind unsere Vereine gerade auf lokaler und regionaler Ebene noch nicht laut genug. Ich verfolge beispielsweise intensive Diskussionen darüber, dass nun direkte Hilfen für einzelne Gruppen, etwa die Kulturschaffenden, bereitgestellt werden müssen. NRW, Berlin und wohl auch Bayern stellen Einmalzahlungen bis zu 5.000 Euro bereit, obwohl viele einen Zugang zu den Rettungsschirmen haben, da es sich auch um Wirtschaftsunternehmen handelt. Ich verstehe das und weiß, dass gerade auch in der Kulturbranche die Not groß ist. Aber das gilt auch und gerade für Sportvereine. Ich würde mir wünschen, dass Bund und Länder dies erkennen und handeln.

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