DFB-Pokalfinale: "In einem Spiel ist immer alles möglich"

Sie werden beim heutigen DFB-Pokalfinale (ab 20 Uhr, live im ZDF) in Berlin besonders im Blickpunkt stehen: Felix Magath, der Trainer des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, und sein Kollege Friedhelm Funkel, der in dieser Saison mit Aufsteiger Eintracht Frankfurt in der Bundesliga den angestrebten Klassenverbleib schaffen will. In einem aktuellen Interview sprechen beide über die Perspektiven ihrer Teams im DFB-Pokalfinale, ihre WM-Erwartungen und die kommende Saison.

Frage: Der FC Bayern München hat Eintracht Frankfurt in der Bundesliga-Saison besiegt. Was bedeutet das für das DFB-Pokalfinale?

Friedhelm Funkel: Zu Hause haben wir gegen die Bayern gut gespielt und unglücklich 0:1 verloren, im Rückspiel war die Angelegenheit klarer. Wir werden die Lehren aus dem 2:5 ziehen und ein ernsthafter Gegner für die Münchner sein.

Felix Magath: Natürlich sind wir Favorit. Dennoch ist das kein Maßstab. Bei einem Spiel ist immer alles möglich und somit auch, dass der vermeintlich Schwächere gewinnen kann.

Frage: Welche Bedeutung hat der DFB-Pokal für Sie persönlich?

Funkel: Es ist für mich ein schöner Erfolg, als Spieler und Trainer insgesamt bereits zum vierten Male im Finale zu stehen, davon dreimal in Berlin. Wir freuen uns darauf und werden alles dafür geben, um den Pokal nach Frankfurt zu holen.

Magath: Ich bin dem Gewinn des DFB-Pokals lange hinterhergelaufen. Als Spieler habe ich es nicht geschafft, als Manager des Hamburger SV schon. Vergangenes Jahr habe ich mich gefreut, endlich auch als Trainer den Pokalsieg feiern zu können. Und in diesem Jahr möchte ich den DFB-Pokal natürlich nicht hergeben.

Frage: Welchen Stellenwert genießt der DFB-Pokal in der Bundesliga generell?

Funkel: Ich glaube, dass jeder Klub – auch der FC Bayern – unheimlich gerne nach Berlin zum DFB-Pokalfinale fährt. Das verdeutlicht am besten die Zielsetzung der Münchner vor Saisonbeginn, denn sie wollen immer drei Titel gewinnen – Champions League, Deutsche Meisterschaft und DFB-Pokal. Der Pokal-Wettbewerb hat weiterhin bei allen Vereinen einen ganz hohen Stellenwert, das merke ich stets in den Gesprächen mit anderen Trainern. Ein zusätzlicher Grund dafür ist, dass das Endspiel ein phantastisches Ereignis ist, seitdem es in Berlin ausgetragen wird.

Magath: Der Anreiz ist groß, denn man kann durch den DFB-Pokal in den UEFA-Cup kommen. Der Pokal-Wettbewerb ist neben der Meisterschaft der einzige nationale Wettbewerb. Aus meiner Sicht wird er vielleicht nicht hoch genug geschätzt. Das ist in anderen europäischen Ländern schon ein bisschen anders. Doch ich denke, dass die Bedeutung des DFB-Pokals zuletzt größer geworden ist.

Frage: Seit fünf Jahren sind die Bundesligisten wieder ab der ersten Pokalrunde dabei. Das bedeutet eine Mehrbelastung vor allem für die Klubs, die im Europacup starten. Plädieren Sie für eine Modusänderung?

Funkel: Ich finde gut, dass die Bundesligisten ab der ersten Runde dabei sind. Das ist keine Mehrbelastung, die Trainer können dafür etwas weniger trainieren lassen. Wir freuen uns in der nächsten Saison außerdem auf die Herausforderung UEFA-Pokal. Das ist für viele meiner Spieler eine völlig neue Aufgabe.

Magath: Nein, denn ich schätze diesen Wettbewerb in der Art, so wie er ausgetragen wird. Ich sehe darin keine Überforderung der Mannschaft.

Frage: Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen des Gegners?

Funkel: Der FC Bayern ist die beste deutsche Mannschaft, sie ist individuell hervorragend besetzt: Michael Ballack ist der herausragende Spieler, Oliver Kahn der beste deutsche Torwart. Da kann man kaum von Schwächen reden, weil es ein Top-Team ist, gespickt mit internationalen Stars. Deshalb sind die Münchner auch der Favorit im DFB-Pokalfinale, aber Favoriten gewinnen nicht immer.

Magath: Ich achte nicht so sehr auf den Gegner, sondern bin jemand, der das eigene Spiel in den Vordergrund stellt. Das gilt auch für das Pokalfinale. Die Eintracht hat in dieser Saison sicherlich überrascht, denn sie wurde vorher von vielen als Abstiegskandidat genannt. Dann hatte sie jedoch etwas Verletzungspech und ist deshalb nicht mehr ganz so weit von den Abstiegsrängen entfernt, wie es über lange Zeit der Saison der Fall war. Trotzdem wird Frankfurt den Klassenerhalt schaffen.

Frage: Was schätzen Sie an Ihrem Kollegen?

Funkel: Seine Geradlinigkeit, sein fußballerisch-strategisches Denken – und seine Liebe zu vielen Kindern.

Magath: Friedhelm Funkel ist ein Trainer meiner Generation. Er war schon ein ausgezeichneter Spieler. Er hat es während seiner langjährigen Arbeit in verschiedenen Vereinen immer verstanden, sich weiterzuentwickeln. Deswegen ist er einer der Top-Trainer der Bundesliga.

Frage: Wie sehen Ihre Ziele für die nächste Saison aus?

Funkel: Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, wovon ich ausgehe, wollen wir uns weiter stabilisieren und in der Bundesliga mehr Punkte holen als in dieser. Dann wären wir schon einen kleinen Schritt weiter. Im UEFA-Pokal wollen wir gerne die eine oder andere Runde überstehen.

Magath: Natürlich haben wir wieder ehrgeizige und große Ziele. Aber alle wissen, dass wir nächste Saison ein schwieriges Jahr haben werden, weil wir so viele Nationalspieler für die Weltmeisterschaft abstellen. Es können bis zu 14 Spieler sein, die bei der WM zum Einsatz kommen. Da werden die Vorbereitung und die Saison generell recht schwierig. Daher wird es interessant werden.

Frage: Wo steht der deutsche Fußball vor der WM im internationalen Vergleich, nachdem aus der Bundesliga nur Schalke 04 im UEFA-Pokal sehr weit kam?

Funkel: Wir können international weiterhin sehr gut mithalten. Es gibt halt manchmal Jahre, in denen man früher ausscheidet. Einige Vereine sind ja sehr unglücklich ausgeschieden, ich denke da vor allem an Werder Bremen und das Missgeschick von Torhüter Tim Wiese, aber auch an Bayern München oder Hertha BSC Berlin.

Magath: Ich glaube, dies nur am Abschneiden der deutschen Klubs festzumachen, wird der Situation nicht ganz gerecht. Wir haben in der Champions League gezeigt, dass wir durchaus mit Juventus Turin mithalten können. Werder Bremen hat das ebenfalls gezeigt. Ich denke, die Bundesliga ist insgesamt zu schlecht weggekommen.

Frage: Was trauen Sie der deutschen Nationalmannschaft bei der WM zu?

Funkel: Ich traue ihr zumindest das Viertelfinale zu. Alles andere muss man abwarten.

Magath: Bei der Weltmeisterschaft ist wieder vieles möglich. Der Heimvorteil zählt natürlich. Ein Weiterkommen ins Achtelfinale ist klar. In den Entscheidungsspielen kommt es auf den Gegner und die Tagesform an. Doch wie man schon früher bei unserer Nationalmannschaft gesehen hat: Es ist alles drin.

Frage: Wer ist Ihr WM-Favorit?

Funkel: Ganz klar die Brasilianer auf Grund ihrer unglaublichen Spielstärke und ihrer sehr großen individuellen Klasse, vor allem im Offensivbereich. Wenn ich da an Ronaldinho denke, an Ronaldo, an Adriano – oder an den Strategen Emerson, der im defensiven Mittelfeld alles abräumt...

Magath: Die Italiener. Sie haben eine Top-Mannschaft und mit Marcello Lippi einen Top-Trainer. Ich denke, dass bei ihnen fast alles stimmt.

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[bild1]Sie werden beim heutigen DFB-Pokalfinale (ab 20 Uhr, live im ZDF) in Berlin besonders im Blickpunkt stehen: Felix Magath, der Trainer des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, und sein Kollege Friedhelm Funkel, der in dieser Saison mit Aufsteiger Eintracht Frankfurt in der Bundesliga den angestrebten Klassenverbleib schaffen will. In einem aktuellen Interview sprechen beide über die Perspektiven ihrer Teams im DFB-Pokalfinale, ihre WM-Erwartungen und die kommende Saison.



Frage: Der FC Bayern München hat Eintracht Frankfurt in der Bundesliga-Saison besiegt. Was bedeutet das für das DFB-Pokalfinale?



Friedhelm Funkel: Zu Hause haben wir gegen die Bayern gut gespielt und unglücklich 0:1 verloren, im Rückspiel war die Angelegenheit klarer. Wir werden die Lehren aus dem 2:5 ziehen und ein ernsthafter Gegner für die Münchner sein.



Felix Magath: Natürlich sind wir Favorit. Dennoch ist das kein Maßstab. Bei einem Spiel ist immer alles möglich und somit auch, dass der vermeintlich Schwächere gewinnen kann.



Frage: Welche Bedeutung hat der DFB-Pokal für Sie persönlich?



Funkel: Es ist für mich ein schöner Erfolg, als Spieler und Trainer insgesamt bereits zum vierten Male im Finale zu stehen, davon dreimal in Berlin. Wir freuen uns darauf und werden alles dafür geben, um den Pokal nach Frankfurt zu holen.



Magath: Ich bin dem Gewinn des DFB-Pokals lange hinterhergelaufen. Als Spieler habe ich es nicht geschafft, als Manager des Hamburger SV schon. Vergangenes Jahr habe ich mich gefreut, endlich auch als Trainer den Pokalsieg feiern zu können. Und in diesem Jahr möchte ich den DFB-Pokal natürlich nicht hergeben.



Frage: Welchen Stellenwert genießt der DFB-Pokal in der Bundesliga generell?



Funkel: Ich glaube, dass jeder Klub – auch der FC Bayern – unheimlich gerne nach Berlin zum DFB-Pokalfinale fährt. Das verdeutlicht am besten die Zielsetzung der Münchner vor Saisonbeginn, denn sie wollen immer drei Titel gewinnen – Champions League, Deutsche Meisterschaft und DFB-Pokal. Der Pokal-Wettbewerb hat weiterhin bei allen Vereinen einen ganz hohen Stellenwert, das merke ich stets in den Gesprächen mit anderen Trainern. Ein zusätzlicher Grund dafür ist, dass das Endspiel ein phantastisches Ereignis ist, seitdem es in Berlin ausgetragen wird.



Magath: Der Anreiz ist groß, denn man kann durch den DFB-Pokal in den UEFA-Cup kommen. Der Pokal-Wettbewerb ist neben der Meisterschaft der einzige nationale Wettbewerb. Aus meiner Sicht wird er vielleicht nicht hoch genug geschätzt. Das ist in anderen europäischen Ländern schon ein bisschen anders. Doch ich denke, dass die Bedeutung des DFB-Pokals zuletzt größer geworden ist.



Frage: Seit fünf Jahren sind die Bundesligisten wieder ab der ersten Pokalrunde dabei. Das bedeutet eine Mehrbelastung vor allem für die Klubs, die im Europacup starten. Plädieren Sie für eine Modusänderung?



Funkel: Ich finde gut, dass die Bundesligisten ab der ersten Runde dabei sind. Das ist keine Mehrbelastung, die Trainer können dafür etwas weniger trainieren lassen. Wir freuen uns in der nächsten Saison außerdem auf die Herausforderung UEFA-Pokal. Das ist für viele meiner Spieler eine völlig neue Aufgabe.



Magath: Nein, denn ich schätze diesen Wettbewerb in der Art, so wie er ausgetragen wird. Ich sehe darin keine Überforderung der Mannschaft.



Frage: Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen des Gegners?



Funkel: Der FC Bayern ist die beste deutsche Mannschaft, sie ist individuell hervorragend besetzt: Michael Ballack ist der herausragende Spieler, Oliver Kahn der beste deutsche Torwart. Da kann man kaum von Schwächen reden, weil es ein Top-Team ist, gespickt mit internationalen Stars. Deshalb sind die Münchner auch der Favorit im DFB-Pokalfinale, aber Favoriten gewinnen nicht immer.



[bild2]Magath: Ich achte nicht so sehr auf den Gegner, sondern bin jemand, der das eigene Spiel in den Vordergrund stellt. Das gilt auch für das Pokalfinale. Die Eintracht hat in dieser Saison sicherlich überrascht, denn sie wurde vorher von vielen als Abstiegskandidat genannt. Dann hatte sie jedoch etwas Verletzungspech und ist deshalb nicht mehr ganz so weit von den Abstiegsrängen entfernt, wie es über lange Zeit der Saison der Fall war. Trotzdem wird Frankfurt den Klassenerhalt schaffen.



Frage: Was schätzen Sie an Ihrem Kollegen?



Funkel: Seine Geradlinigkeit, sein fußballerisch-strategisches Denken – und seine Liebe zu vielen Kindern.



Magath: Friedhelm Funkel ist ein Trainer meiner Generation. Er war schon ein ausgezeichneter Spieler. Er hat es während seiner langjährigen Arbeit in verschiedenen Vereinen immer verstanden, sich weiterzuentwickeln. Deswegen ist er einer der Top-Trainer der Bundesliga.



Frage: Wie sehen Ihre Ziele für die nächste Saison aus?



Funkel: Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, wovon ich ausgehe, wollen wir uns weiter stabilisieren und in der Bundesliga mehr Punkte holen als in dieser. Dann wären wir schon einen kleinen Schritt weiter. Im UEFA-Pokal wollen wir gerne die eine oder andere Runde überstehen.



Magath: Natürlich haben wir wieder ehrgeizige und große Ziele. Aber alle wissen, dass wir nächste Saison ein schwieriges Jahr haben werden, weil wir so viele Nationalspieler für die Weltmeisterschaft abstellen. Es können bis zu 14 Spieler sein, die bei der WM zum Einsatz kommen. Da werden die Vorbereitung und die Saison generell recht schwierig. Daher wird es interessant werden.



Frage: Wo steht der deutsche Fußball vor der WM im internationalen Vergleich, nachdem aus der Bundesliga nur Schalke 04 im UEFA-Pokal sehr weit kam?



Funkel: Wir können international weiterhin sehr gut mithalten. Es gibt halt manchmal Jahre, in denen man früher ausscheidet. Einige Vereine sind ja sehr unglücklich ausgeschieden, ich denke da vor allem an Werder Bremen und das Missgeschick von Torhüter Tim Wiese, aber auch an Bayern München oder Hertha BSC Berlin.



Magath: Ich glaube, dies nur am Abschneiden der deutschen Klubs festzumachen, wird der Situation nicht ganz gerecht. Wir haben in der Champions League gezeigt, dass wir durchaus mit Juventus Turin mithalten können. Werder Bremen hat das ebenfalls gezeigt. Ich denke, die Bundesliga ist insgesamt zu schlecht weggekommen.



Frage: Was trauen Sie der deutschen Nationalmannschaft bei der WM zu?



Funkel: Ich traue ihr zumindest das Viertelfinale zu. Alles andere muss man abwarten.



Magath: Bei der Weltmeisterschaft ist wieder vieles möglich. Der Heimvorteil zählt natürlich. Ein Weiterkommen ins Achtelfinale ist klar. In den Entscheidungsspielen kommt es auf den Gegner und die Tagesform an. Doch wie man schon früher bei unserer Nationalmannschaft gesehen hat: Es ist alles drin.



Frage: Wer ist Ihr WM-Favorit?



Funkel: Ganz klar die Brasilianer auf Grund ihrer unglaublichen Spielstärke und ihrer sehr großen individuellen Klasse, vor allem im Offensivbereich. Wenn ich da an Ronaldinho denke, an Ronaldo, an Adriano – oder an den Strategen Emerson, der im defensiven Mittelfeld alles abräumt...



Magath: Die Italiener. Sie haben eine Top-Mannschaft und mit Marcello Lippi einen Top-Trainer. Ich denke, dass bei ihnen fast alles stimmt.