DFB-Förderprojekt in Jordanien: "Wir weisen kein Kind ab"

Aus vier Wochen sind sechs Jahre geworden. Aus dem Provisorium eine Erfolgsgeschichte.  "Hier kann man nicht einfach die Tür zuschließen und weggehen. Das wäre schlicht verantwortungslos", sagt Martin Ulrich Klar. Der 59 Jahre alte Sozialpädagoge arbeitet seit Ende 2015 in Jordanien und leitet gemeinsam mit einem Kollegen von Amman aus das Projekt "Sports for Development". Träger ist die "Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit" (GIZ), ein Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland. Das Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist Hauptauftraggeber, Projektpartner sind neben dem DOSB vor allem der Deutsche Fußball-Bund. Dieser Tage veranstaltete man für die Ausbilder von Trainerinnen und Trainern aus Jordanien, dem Irak und dem Libanon den "International Instructors Course".

"Fußball schafft Zusammenhalt, darum geht es", sagt Uli Klar. Der Sport und gerade der Fußball werden gebraucht in Jordanien, jedoch nicht als Ablenkung vom Jobstress, nicht als willkommener Vorwand für die Grillfete am Wochenende. "Gerade bei uns in der Region hat diese sportbewirkte Kohäsion eine existenzielle Bedeutung." Als am 15. März 2011 in Syrien der Bürgerkrieg ausbrach, rannten die Menschen um ihr Leben und viele ins südliche Nachbarland Jordanien. "Die dachten, der Spuk ist schnell vorbei, also ließen sie sich kurz hinter der Grenze mitten in einer Steinwüste nieder", erinnert er sich. Damals entstand Zaatari, eines der größten Flüchtlingslager weltweit.

Das Haschemitische Königreich und die knapp zehn Millionen Bewohner Jordaniens plagen neben vielen wirtschaftlichen Problemen eine immer bedrohlichere Wasserknappheit und die immense Herausforderung, hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen zu haben, deren Versorgung sicherzustellen und diesen Menschen sogar langfristig eine Perspektive anzubieten. Ausgelöst durch die Kriege im Nahen Osten kam es seit den 50er Jahren zu immer neuen Flüchtlingswellen. Seitdem hat sich die Bevölkerungszahl verzwanzigfacht. Übertragen auf Deutschland, brächten wir es auf mehr als eine Milliarde Menschen.

"Der DFB ist ein Anker für uns"

Uli Klar und sein Team organisieren mit ihren Partnern vor Ort niedrigschwellige Fußballangebote - auch im Zaatari Refugee Camp, aber vor allem an vielen anderen Stellen in den Partnerländern, denn weder Jordanien noch der Irak verfügen über eine funktionierende Vereinslandschaft wie wir sie in Deutschland kennen. Tatsächlich existieren nur die Profiklubs, die wiederum nur die größten Talente aufnehmen und fördern. Uli Klar: "Wir weisen kein Kind ab. Und weil wir bisher über 1100 Trainerinnen und Trainer sowie Lehrerinnen und Lehrer methodisch geschult und mit der notwendigen Grundausstattung für die Durchführung versorgt haben, sind unsere Absolventen in der Lage, bis zu 100 Kinder auf einem Platz sinnvoll ins Training einzubinden." 

"Der DFB ist ein Anker für uns, einfach ein enorm wichtiger und verlässlicher Partner", sagt er. Der deutsche Fußball genieße in der Region ein enormes Ansehen. "Wenn die German Coaches kommen, gehen alle Türen auf", erzählt er. Auch für den IIC stellte der DFB den Ausbilder. In dem fünftägigen Kurs legte Sebastian Weinand den Fokus auf pädagogische, soziale und kulturelle Kompetenzen, während taktische und leistungsdiagnostisches Wissen kaum eine Rolle spielte. Dreier- oder Viererkette, das ist eher von nachgelagerter Bedeutung, wenn dutzende Kinder den Platz bespielen. "Unsere Trainerinnen und Trainer lernen stattdessen Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zusammenzuführen. Die Vorbildfunktion ist enorm wichtig", sagt Klar.

Die Hälfte der Teilnehmenden des IIC waren Frauen. Wen das überrascht, dem erklärt Uli Klar: "Über den Fußball ist einiges möglich, was in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens unvorstellbar wäre." Nach dem ersten Pilotkurs mit Teilnehmenden aus Botswana und Namibia Anfang Juni, fand nun gemeinsam mit dem Jordanischen Fußballverband und unterstützt durch das UEFA Assist-Programm der zweite statt. Eva Jacobi vom DFB will den IIC in das Portfolio der internationalen Beziehungen des DFB übernehmen. "Die Kurse haben gezeigt, wie wertvoll gerade dieser Schulungsfokus in den Regionen sein kann", sagt Jacobi.

[th]

Aus vier Wochen sind sechs Jahre geworden. Aus dem Provisorium eine Erfolgsgeschichte.  "Hier kann man nicht einfach die Tür zuschließen und weggehen. Das wäre schlicht verantwortungslos", sagt Martin Ulrich Klar. Der 59 Jahre alte Sozialpädagoge arbeitet seit Ende 2015 in Jordanien und leitet gemeinsam mit einem Kollegen von Amman aus das Projekt "Sports for Development". Träger ist die "Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit" (GIZ), ein Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland. Das Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist Hauptauftraggeber, Projektpartner sind neben dem DOSB vor allem der Deutsche Fußball-Bund. Dieser Tage veranstaltete man für die Ausbilder von Trainerinnen und Trainern aus Jordanien, dem Irak und dem Libanon den "International Instructors Course".

"Fußball schafft Zusammenhalt, darum geht es", sagt Uli Klar. Der Sport und gerade der Fußball werden gebraucht in Jordanien, jedoch nicht als Ablenkung vom Jobstress, nicht als willkommener Vorwand für die Grillfete am Wochenende. "Gerade bei uns in der Region hat diese sportbewirkte Kohäsion eine existenzielle Bedeutung." Als am 15. März 2011 in Syrien der Bürgerkrieg ausbrach, rannten die Menschen um ihr Leben und viele ins südliche Nachbarland Jordanien. "Die dachten, der Spuk ist schnell vorbei, also ließen sie sich kurz hinter der Grenze mitten in einer Steinwüste nieder", erinnert er sich. Damals entstand Zaatari, eines der größten Flüchtlingslager weltweit.

Das Haschemitische Königreich und die knapp zehn Millionen Bewohner Jordaniens plagen neben vielen wirtschaftlichen Problemen eine immer bedrohlichere Wasserknappheit und die immense Herausforderung, hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen zu haben, deren Versorgung sicherzustellen und diesen Menschen sogar langfristig eine Perspektive anzubieten. Ausgelöst durch die Kriege im Nahen Osten kam es seit den 50er Jahren zu immer neuen Flüchtlingswellen. Seitdem hat sich die Bevölkerungszahl verzwanzigfacht. Übertragen auf Deutschland, brächten wir es auf mehr als eine Milliarde Menschen.

"Der DFB ist ein Anker für uns"

Uli Klar und sein Team organisieren mit ihren Partnern vor Ort niedrigschwellige Fußballangebote - auch im Zaatari Refugee Camp, aber vor allem an vielen anderen Stellen in den Partnerländern, denn weder Jordanien noch der Irak verfügen über eine funktionierende Vereinslandschaft wie wir sie in Deutschland kennen. Tatsächlich existieren nur die Profiklubs, die wiederum nur die größten Talente aufnehmen und fördern. Uli Klar: "Wir weisen kein Kind ab. Und weil wir bisher über 1100 Trainerinnen und Trainer sowie Lehrerinnen und Lehrer methodisch geschult und mit der notwendigen Grundausstattung für die Durchführung versorgt haben, sind unsere Absolventen in der Lage, bis zu 100 Kinder auf einem Platz sinnvoll ins Training einzubinden." 

"Der DFB ist ein Anker für uns, einfach ein enorm wichtiger und verlässlicher Partner", sagt er. Der deutsche Fußball genieße in der Region ein enormes Ansehen. "Wenn die German Coaches kommen, gehen alle Türen auf", erzählt er. Auch für den IIC stellte der DFB den Ausbilder. In dem fünftägigen Kurs legte Sebastian Weinand den Fokus auf pädagogische, soziale und kulturelle Kompetenzen, während taktische und leistungsdiagnostisches Wissen kaum eine Rolle spielte. Dreier- oder Viererkette, das ist eher von nachgelagerter Bedeutung, wenn dutzende Kinder den Platz bespielen. "Unsere Trainerinnen und Trainer lernen stattdessen Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zusammenzuführen. Die Vorbildfunktion ist enorm wichtig", sagt Klar.

Die Hälfte der Teilnehmenden des IIC waren Frauen. Wen das überrascht, dem erklärt Uli Klar: "Über den Fußball ist einiges möglich, was in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens unvorstellbar wäre." Nach dem ersten Pilotkurs mit Teilnehmenden aus Botswana und Namibia Anfang Juni, fand nun gemeinsam mit dem Jordanischen Fußballverband und unterstützt durch das UEFA Assist-Programm der zweite statt. Eva Jacobi vom DFB will den IIC in das Portfolio der internationalen Beziehungen des DFB übernehmen. "Die Kurse haben gezeigt, wie wertvoll gerade dieser Schulungsfokus in den Regionen sein kann", sagt Jacobi.

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