DFB-Experten: Kinder weiterentwickeln

Mit der nächsten Stufe der Pilotphase treibt der DFB seit Beginn der Saison 2020/2021 die bundesweite Umsetzung der neuen Spielformen in der G-, F- und E-Jugend weiter voran. In einer zweistündigen Videosprechstunde von DFB und FUSSBALL.DE haben sich Markus Hirte, Leiter Talentförderung beim DFB, und Meikel Schönweitz, Cheftrainer der U-Nationalmannschaften, den Fragen von Kindertrainer*innen, von Jugendleiter*innen und anderen Vertreter*innen von Amateurvereinen gestellt. Der Erfahrungsaustausch kam gut an.

Mehr als 100 Bewerbungen waren eingegangen, 25 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland durften letztlich dabei sein. Der Austausch mit den beiden Experten lief so rege, dass die ursprünglich 90 Minuten angedachte Sitzung sogar in die Verlängerung ging. Inhaltlich wurde ein breites Spektrum abgedeckt, da die Teilnehmer*innen nicht nur Fragen zu den veränderten Spielformen stellten, bei der die Kinder im Zwei-gegen-Zwei, Drei-gegen-Drei oder Fünf-gegen-Fünf bis zum Sieben-gegen-Sieben spielen, größtenteils auf Minitore schießen und in Turnieren mit einem Auf- und Abstiegssystem antreten. Auch die veränderte Rolle der Trainer oder die Anschaffung und Finanzierung der Minitore wurden diskutiert. Während der digitalen Sprechstunde sprachen unsere Experten über...

... die wichtigsten Gründe für die Einführung der neuen Spielformen

Markus Hirte: Die zehn goldenen Regeln des Kinderfußballs, die schon länger existieren, sind durch das bisherige Wettbewerbssystem zu wenig umgesetzt worden, sodass Kinder teilweise nicht am Spiel teilgenommen haben und Spieler*innen auf Positionen festgenagelt waren. Das hat in den vergangenen Jahren zu einem stärkeren Dropout im Jugendbereich, individuellen Defiziten und weniger kreativen Spielern mit Überraschungsmomenten beigetragen. Um eine kindgerechtere Umsetzung zu gewährleisten, haben wir deshalb in einer umfangreichen Arbeitsgruppe mit Expert*innen aus den verschiedensten Bereichen die neuen Wettbewerbsformen erarbeitet und sie als Empfehlung in der Jugendordnung verankert. Die Spielfelder und Mannschaftsgrößen sowie die Komplexität des Spiels können so alters- und kindgerecht mitwachsen.

... das veränderte Selbstverständnis von Kindertrainer*innen

Meikel Schönweitz: Man muss sich als Trainer stets fragen, ob es einem darum geht, Meisterschaften zu gewinnen oder darum, Spieler, Kinder und Jugendliche weiterzuentwickeln. Wenn ich an einem Wettbewerb teilnehme, dann ist klar, dass ich den auch gewinnen möchte, ich muss mich aber immer fragen, zu welchem Preis. Die Aufgabe des Trainers ist es, dem Spieler Mittel und Wege an die Hand zu geben, dass er selbst auf Lösungen kommt. Kein Spieler wird als Nationalspieler geboren. Wir müssen als Trainerinnen und Trainer den Mut haben, Probleme als Herausforderung zu sehen und Dinge vorleben.

... die Problematik der Beschaffung von Toren für die Vereine

Markus Hirte: Bei den Turnieren muss nicht jedes Feld identisch aussehen, man kann Pop-Up-Tore, Minitore oder auch mal Stangen- oder Hütchen-Dribbeltore miteinbauen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit, die Variabilität und der Ideenreichtum der Kinder angesprochen. Den Kindern ist wichtig, dass sie Tore erzielen können, auf welche Art von Tor, ist ihnen in diesem Alter weitgehend egal. Bei der Organisation des Turniers kann ich mithilfe der DFB-Teammanagement-App „TeamPunkt“, die die Planung erleichtert, darauf hinweisen, dass jedes gemeldete Team zwei Tore mitbringt, sodass dann ebenfalls genügend Tore zur Verfügung stehen.

... die Frage, ob der DFB die neue Spielform zwingend vorgeben muss

Markus Hirte: Unser Ziel ist es, zu überzeugen und je mehr solcher Turniere stattfinden, umso mehr wird man auch merken, dass die Kinder mit viel Begeisterung und Freude dabei sind. Der Weg, das sukzessive einzuführen und Freiheitsgrade zu lassen, aber einen Rahmen mit Empfehlungen zu geben, ist aus meiner Sicht der richtige Weg. Wir wollen alle mitnehmen und nicht auf Konfrontation gehen. Wir wollen, dass die Ausrichter das aus Überzeugung anbieten.

... das Ehrenamt im Kinderfußball:

Meikel Schönweitz und Markus Hirte: Ihr seid unglaublich engagierte Leute und genau die sind extrem wichtig. Es wird immer an einzelnen hängen, weshalb es wichtig ist, auch weiterhin Überzeugungsarbeit durch das Ausrichten von Turnieren zu leisten und so die Spielform weiter zu verbreiten.

Weitere Videosprechstunde geplant

Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die digitale Sprechstunde in voller Länge aufgezeichnet und veröffentlicht – ebenso wie ein fünfminütiger Zusammenschnitt ausgewählter Aussagen. Zudem ist für den Winter eine weitere digitale Sprechstunde zum Thema Kinderfußball in Planung. Ein konkreter Termin steht dafür noch nicht fest.

[sb]

Mit der nächsten Stufe der Pilotphase treibt der DFB seit Beginn der Saison 2020/2021 die bundesweite Umsetzung der neuen Spielformen in der G-, F- und E-Jugend weiter voran. In einer zweistündigen Videosprechstunde von DFB und FUSSBALL.DE haben sich Markus Hirte, Leiter Talentförderung beim DFB, und Meikel Schönweitz, Cheftrainer der U-Nationalmannschaften, den Fragen von Kindertrainer*innen, von Jugendleiter*innen und anderen Vertreter*innen von Amateurvereinen gestellt. Der Erfahrungsaustausch kam gut an.

Mehr als 100 Bewerbungen waren eingegangen, 25 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland durften letztlich dabei sein. Der Austausch mit den beiden Experten lief so rege, dass die ursprünglich 90 Minuten angedachte Sitzung sogar in die Verlängerung ging. Inhaltlich wurde ein breites Spektrum abgedeckt, da die Teilnehmer*innen nicht nur Fragen zu den veränderten Spielformen stellten, bei der die Kinder im Zwei-gegen-Zwei, Drei-gegen-Drei oder Fünf-gegen-Fünf bis zum Sieben-gegen-Sieben spielen, größtenteils auf Minitore schießen und in Turnieren mit einem Auf- und Abstiegssystem antreten. Auch die veränderte Rolle der Trainer oder die Anschaffung und Finanzierung der Minitore wurden diskutiert. Während der digitalen Sprechstunde sprachen unsere Experten über...

... die wichtigsten Gründe für die Einführung der neuen Spielformen

Markus Hirte: Die zehn goldenen Regeln des Kinderfußballs, die schon länger existieren, sind durch das bisherige Wettbewerbssystem zu wenig umgesetzt worden, sodass Kinder teilweise nicht am Spiel teilgenommen haben und Spieler*innen auf Positionen festgenagelt waren. Das hat in den vergangenen Jahren zu einem stärkeren Dropout im Jugendbereich, individuellen Defiziten und weniger kreativen Spielern mit Überraschungsmomenten beigetragen. Um eine kindgerechtere Umsetzung zu gewährleisten, haben wir deshalb in einer umfangreichen Arbeitsgruppe mit Expert*innen aus den verschiedensten Bereichen die neuen Wettbewerbsformen erarbeitet und sie als Empfehlung in der Jugendordnung verankert. Die Spielfelder und Mannschaftsgrößen sowie die Komplexität des Spiels können so alters- und kindgerecht mitwachsen.

... das veränderte Selbstverständnis von Kindertrainer*innen

Meikel Schönweitz: Man muss sich als Trainer stets fragen, ob es einem darum geht, Meisterschaften zu gewinnen oder darum, Spieler, Kinder und Jugendliche weiterzuentwickeln. Wenn ich an einem Wettbewerb teilnehme, dann ist klar, dass ich den auch gewinnen möchte, ich muss mich aber immer fragen, zu welchem Preis. Die Aufgabe des Trainers ist es, dem Spieler Mittel und Wege an die Hand zu geben, dass er selbst auf Lösungen kommt. Kein Spieler wird als Nationalspieler geboren. Wir müssen als Trainerinnen und Trainer den Mut haben, Probleme als Herausforderung zu sehen und Dinge vorleben.

... die Problematik der Beschaffung von Toren für die Vereine

Markus Hirte: Bei den Turnieren muss nicht jedes Feld identisch aussehen, man kann Pop-Up-Tore, Minitore oder auch mal Stangen- oder Hütchen-Dribbeltore miteinbauen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit, die Variabilität und der Ideenreichtum der Kinder angesprochen. Den Kindern ist wichtig, dass sie Tore erzielen können, auf welche Art von Tor, ist ihnen in diesem Alter weitgehend egal. Bei der Organisation des Turniers kann ich mithilfe der DFB-Teammanagement-App „TeamPunkt“, die die Planung erleichtert, darauf hinweisen, dass jedes gemeldete Team zwei Tore mitbringt, sodass dann ebenfalls genügend Tore zur Verfügung stehen.

... die Frage, ob der DFB die neue Spielform zwingend vorgeben muss

Markus Hirte: Unser Ziel ist es, zu überzeugen und je mehr solcher Turniere stattfinden, umso mehr wird man auch merken, dass die Kinder mit viel Begeisterung und Freude dabei sind. Der Weg, das sukzessive einzuführen und Freiheitsgrade zu lassen, aber einen Rahmen mit Empfehlungen zu geben, ist aus meiner Sicht der richtige Weg. Wir wollen alle mitnehmen und nicht auf Konfrontation gehen. Wir wollen, dass die Ausrichter das aus Überzeugung anbieten.

... das Ehrenamt im Kinderfußball:

Meikel Schönweitz und Markus Hirte: Ihr seid unglaublich engagierte Leute und genau die sind extrem wichtig. Es wird immer an einzelnen hängen, weshalb es wichtig ist, auch weiterhin Überzeugungsarbeit durch das Ausrichten von Turnieren zu leisten und so die Spielform weiter zu verbreiten.

Weitere Videosprechstunde geplant

Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die digitale Sprechstunde in voller Länge aufgezeichnet und veröffentlicht – ebenso wie ein fünfminütiger Zusammenschnitt ausgewählter Aussagen. Zudem ist für den Winter eine weitere digitale Sprechstunde zum Thema Kinderfußball in Planung. Ein konkreter Termin steht dafür noch nicht fest.

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