DFB-Bundestag: Richtungsweisende Entscheidungen getroffen

Auf einem außerordentlichen Bundestag hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag in Mainz exakt 96 Tage nach Bekanntwerden des Wett- und Manipulationsskandals um den geständigen Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer mit richtungweisenden Entscheidungen in einer knapp zweistündigen, harmonisch verlaufenden Sitzung für eine Zäsur gesorgt.

"Der Fall hat sicherlich einen Schatten auf den deutschen Fußball geworfen, doch wo Schatten ist, ist auch Licht. Es gibt nichts Schöneres als Fußball", resümierte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger und richtete seinen Blick bereits wieder nach vorne.

Neben der Verhängung eines Wettverbotes für Spieler, Trainer und Funktionsträger sowie Unparteiische, wurde von den 253 stimmberechtigten Anwesenden in der Rheingoldhalle auch der ordnungsgemäße Abschluss des Spielbetriebs zum 30. Juni durch eine Ergänzung der Rechts- und Verfahrensordnung gewährleistet. Nachträglich (nach dem 30. Juni) kann nicht auf Punktverlust oder Spielwiederholung entschieden werden, es sei denn, es war bis dahin ein Verfahren eingeleitet worden.

Verabschiedet wurde auch der von der Deutschen Fußball Liga (DFL) eingebrachte Antrag auf Einführung einer eigenen Fußball-Wette ab der Saison 2006/2007. Voraussetzung für die Umsetzung der Pläne ist allerdings ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts in diesem Sommer. Es geht um das Aufbrechen des staatlichen Wettmonopols. Sollte diese Liberalisierung durchgesetzt werden, streben DFB und Ligaverband eine Zusammenarbeit mit der staatlichen Sportwette Oddset an. Dies war zuvor schon im Grundlagenvertrag zwischen Verband und DFL festgelegt worden. "Wir wollen die Zusammenarbeit mit den Ländern und mit Oddset, aber wir wollen einen gerechten Anteil an diesem Markt. Was wir nicht akzeptieren können: Andere verdienen, wir haben nichts davon und werden noch kriminalisiert", sagte Zwanziger und machte den Standpunkt des Fußballs mit kernigen Aussagen nochmals deutlich.

Alle 14 Anträge mit großer Mehrheit verabschiedet

Alle Anträge in Mainz fanden durchweg eine überwältigende Mehrheit, nur ganz wenige Gegenstimmen wurden verzeichnet. Zwanziger ließ in seiner Rede allerdings keinen Zweifel, dass nicht alle 14 Entscheidungen hundertprozentige Zufriedenheit auslösen können. "Sportliche Gerechtigkeit ist wichtig, findet aber ihre Grenzen, wenn sie zum Chaos im Spielbetrieb führt", sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident. Er appellierte an den Solidargedanken und stellte nochmals klar, dass "Manipulation in der 1. Bundesliga nicht angesiedelt war".

Innerhalb von gut drei Monaten hat der Verband die Affäre weitgehend aufgearbeitet. Ganz im Gegensatz zur Affäre vor 34 Jahren. "Der Bundesliga-Skandal hat sich damals noch bis 1973 hingezogen. 1974 war die Weltmeisterschaft in Deutschland, ein Riesenereignis. Auch die kommende WM wird ein weltweites Ereignis, und wir wollen die Chance nutzen, unser Land entsprechend darzustellen", sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder in seinem Redebeitrag. Mayer-Vorfelder stärkte den durch die Affäre ins Zwielicht geratenen deutschen Referees demonstrativ den Rücken: "Ich stehe hinter den Schiedsrichtern, die zu den Besten der Welt gehören."

Erstmals in der Geschichte eines DFB-Bundestages richtete ein Bundestrainer eine Grußadresse an die Delegierten. Jürgen Klinsmann schwor die DFB-"Familie" in seinem Vortrag auf den bevorstehenden Konföderationen-Pokal (15. bis 29. Juni) und die Weltmeisterschaft 2006 (9. Juni bis 9. Juli) ein. "Wir haben eine unglaublich große Aufgabe vor uns. Ich bin überzeugt, dass wir eine starke Rolle bei der WM spielen werden", sagte der 40-Jährige.

Lob brachte Klinsmann dem Verband entgegen, dass der Wett- und Manipulationsskandal in relativ kurzer Zeit aufgearbeitet worden sei: "Es war beeindruckend, wie man mit der Situation umgeht und wie konsequent sie gelöst wurde."

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Auf einem außerordentlichen Bundestag hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag in Mainz exakt 96 Tage nach Bekanntwerden des Wett- und Manipulationsskandals um den geständigen Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer mit richtungweisenden Entscheidungen in einer knapp zweistündigen, harmonisch verlaufenden Sitzung für eine Zäsur gesorgt.



"Der Fall hat sicherlich einen Schatten auf den deutschen Fußball geworfen, doch wo Schatten ist, ist auch Licht. Es gibt nichts Schöneres als Fußball", resümierte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger und richtete seinen Blick bereits wieder nach vorne.



Neben der Verhängung eines Wettverbotes für Spieler, Trainer und Funktionsträger sowie Unparteiische, wurde von den 253 stimmberechtigten Anwesenden in der Rheingoldhalle auch der ordnungsgemäße Abschluss des Spielbetriebs zum 30. Juni durch eine Ergänzung der Rechts- und Verfahrensordnung gewährleistet.
Nachträglich (nach dem 30. Juni) kann nicht auf Punktverlust oder
Spielwiederholung entschieden werden, es sei denn, es war bis dahin ein Verfahren eingeleitet worden.



Verabschiedet wurde auch der von der Deutschen Fußball Liga
(DFL) eingebrachte Antrag auf Einführung einer eigenen
Fußball-Wette ab der Saison 2006/2007. Voraussetzung für die
Umsetzung der Pläne ist allerdings ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts in diesem Sommer. Es geht um das Aufbrechen des staatlichen Wettmonopols. Sollte diese
Liberalisierung durchgesetzt werden, streben DFB und Ligaverband
eine Zusammenarbeit mit der staatlichen Sportwette Oddset an. Dies war zuvor schon im Grundlagenvertrag zwischen Verband und DFL festgelegt worden. "Wir wollen die Zusammenarbeit mit den Ländern und mit Oddset, aber wir wollen einen gerechten Anteil an diesem Markt. Was wir nicht akzeptieren können: Andere verdienen, wir haben nichts davon und werden noch kriminalisiert", sagte Zwanziger und machte den Standpunkt des Fußballs mit kernigen Aussagen nochmals deutlich.



Alle 14 Anträge mit großer Mehrheit verabschiedet


Alle Anträge in Mainz fanden durchweg eine überwältigende
Mehrheit, nur ganz wenige Gegenstimmen wurden verzeichnet.
Zwanziger ließ in seiner Rede allerdings keinen Zweifel, dass nicht alle 14 Entscheidungen hundertprozentige Zufriedenheit auslösen können. "Sportliche Gerechtigkeit ist wichtig, findet aber ihre Grenzen, wenn sie zum Chaos im Spielbetrieb führt", sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident. Er appellierte an den Solidargedanken und stellte nochmals klar, dass "Manipulation in der 1. Bundesliga nicht angesiedelt war".



Innerhalb von gut drei Monaten hat der Verband die Affäre weitgehend aufgearbeitet. Ganz im Gegensatz zur Affäre vor 34 Jahren. "Der Bundesliga-Skandal hat sich damals noch bis 1973 hingezogen. 1974 war die Weltmeisterschaft in Deutschland, ein Riesenereignis. Auch die kommende WM wird ein weltweites Ereignis, und wir wollen die Chance nutzen, unser Land entsprechend darzustellen", sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder in seinem Redebeitrag. Mayer-Vorfelder stärkte den durch die Affäre ins Zwielicht geratenen deutschen Referees demonstrativ den Rücken: "Ich stehe hinter den Schiedsrichtern, die zu den Besten der Welt gehören."



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Erstmals in der Geschichte eines DFB-Bundestages
richtete ein Bundestrainer eine Grußadresse an die Delegierten.
Jürgen Klinsmann schwor die DFB-"Familie" in seinem Vortrag auf den bevorstehenden Konföderationen-Pokal (15. bis 29. Juni) und die Weltmeisterschaft 2006 (9. Juni bis 9. Juli) ein. "Wir haben eine unglaublich große Aufgabe vor uns. Ich bin überzeugt, dass wir eine starke Rolle bei der WM spielen werden", sagte der 40-Jährige.


Lob brachte Klinsmann dem Verband entgegen, dass der Wett- und
Manipulationsskandal in relativ kurzer Zeit aufgearbeitet worden
sei: "Es war beeindruckend, wie man mit der Situation umgeht und
wie konsequent sie gelöst wurde."