DFB-Akademie: Innovation für alle

Die deutsche Nationalmannschaft ist Weltmeister und hat gerade in Russland den Confederations Cup gewonnen. Die U 21 ist soeben Europameister geworden. Es läuft also im deutschen Fußball. Und macht damit die Arbeit von Markus Weise nicht leichter. Der Leiter Konzeptentwicklung der geplanten DFB-Akademie, dem neuen sportlichen Zentrum des DFB, will mit seinem Team die Besten noch besser machen. Ende November findet etwa der 1. Internationale Spielanalysekongress der DFB-Akademie in Frankfurt statt – einer von insgesamt acht Akademie-Piloten in diesem Jahr.

Gut, dass Weise und seine Mitstreiter noch eine weitere Zielgruppe im Blick haben. Denn was in der Spitze funktioniert, kann in der Breite nicht falsch sein. Von den Erkenntnissen der DFB-Akademie, von ihren Projekten und Programmen, die in erster Linie auf den Spitzenfußball abzielen, soll auch der Amateurfußball profitieren und aktiv eingebunden werden. Schließlich soll in Frankfurt der gesamte Fußball sprichwörtlich "unter einem Dach" Platz haben. Die Einheit des Fußballs – hier erhält sie ein Fundament. Und hier wird sie gelebt.

"Ohne Basis gibt es keine Elite. Dessen sind wir uns alle bewusst", sagt Weise. Deshalb ist er im Dialog mit Vertretern der Regional und Landesverbände. Auch wenn die Mauern der Akademie errichtet sind, soll es in den Köpfen keine Abgrenzungen geben. "Wir sind nicht die Besserwisser aus Frankfurt. Wir wollen die Menschen an unseren Themen beteiligen und gemeinsam Prozesse entwickeln", sagt Weise.

Sportliches Zentrum

Auch Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, sagt: "Bei der DFB-Akademie wird nicht nur in Steine investiert, sondern in den gesamten deutschen Fußball. Der mögliche Nutzen für den Amateurfußball an der Basis wurde in den Planungen von Beginn an mit bedacht. Die bessere Aus- und Weiterbildung von Trainern und Schiedsrichtern etwa wird sich ebenso wie die Anstrengungen im Bereich der Talentförderung auch an der Basis bemerkbar machen. Die zahlreichen technischen Innovationen, die in der Akademie getestet und entwickelt werden, werden im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung später auch im Amateurfußball eine Rolle spielen. Das neue sportliche Zentrum des DFB ist im Zusammenspiel mit den Landesverbänden auch eine Investition in die Entwicklung und Förderung des Amateurfußballs in Deutschland. Denn dort wird der Grundstein für die späteren Erfolge in der Spitze gelegt."

Schließlich finden die meisten Fußballspieler irgendwann aus ihren Amateurklubs heraus den Weg in das Talentfördersystem des DFB. Manche auch sehr spät. Weise dienen zwei frisch dekorierte Kicker als leuchtende Beispiele. Jonas Hector und Julian Pollersbeck sind Spätberufene in der Nationalmannschaft und der U 21. "Das beweist, dass die Nationalmannschaften kein abgeschlossener Raum sind. Die Türen stehen offen für Quereinsteiger", sagt Weise. Eine Qualitätskontrolle der Talentfördersysteme durch die Akademie soll künftig auch in den unterklassigen Ligen für eine Leistungssteigerung sorgen.

Neben der Talentförderung haben Weise und sein Team weitere vier Bereiche identifiziert, aus denen in besonderem Maße Impulse aus der künftigen Akademie ausstrahlen sollen: Wissensmanagement, Schiedsrichter, Qualifizierung sowie Think Tank und Technology Lab. "Man kann sich Dinge abgucken", sagt Weise. Deshalb betritt die Akademie Neuland in Sachen "Virtual Reality". In Kooperation mit dem amerikaschen Unternehmen STRIVR wollen die Verantwortlichen den möglichen Nutzen des Trainings in einer virtuellen Umgebung für den Fußball testen. Davon soll auch der Nachwuchskicker auf dem Sportplatz um die Ecke etwas haben. Künftig soll er sich 3D-Aufnahmen von Toni Kroos‘ Schusstechnik auf seinem Smartphone anschauen können – nicht mehr nur im Fernsehen, sondern in einem ganz realistischen Spielerlebnis. Torhüter könnten sich aus einer Datenbank Hunderte unterschiedliche Freistoßvarianten herunterladen und versuchen, den Schuss zu lesen, bevor er im Kasten einschlägt. Mit der Digitalisierung wird sich auch die Lernumgebung ändern. "Das Training findet nicht mehr nur auf der Wiese statt", sagt Weise.

Ausbilder ausbilden

DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch sagt: "Wir bauen mit der DFB-Akademie kein Raumschiff, das Lichtjahre von der Basis entfernt ist. Im Gegenteil: In der DFB-Akademie wird der gesamte deutsche Fußball dargestellt. Wenn wir unseren U-Trainern neue Erkenntnisse oder neue Trainingsinhalte vermitteln, dann sollen diese auch bis runter zu den kleinen Vereinen wirken. Von der Akademie werden alle profitieren, nicht nur unsere Spitzenfußballer."

An der Akademie soll in Zusammenarbeit mit den Fachleuten aus den Landesverbänden die Qualität der Trainer-Ausbildung in Deutschland verbessert werden. "Bilden wir die Ausbilder besser aus, wird das bis ganz hinunter strahlen. Das sind die Multiplikatoren", sagt Weise. Auch die Ausbildung der Schiedsrichter in den Landesverbänden soll künftig von der Akademie profitieren, damit jeder Schiedsrichter in Deutschland die gleiche Chance auf den Aufstieg in die Spitze hat. Über eine IT-gestützte Spielanalyse sollen nicht nur Kicker ihre eigenen Spiele oder die des kommenden Gegners anschauen können, auch Schiedsrichter während der Spielvorbereitung können sie nutzen.

Das im DFB und den Landesverbänden bereits vorhandene Wissen soll noch breiter gestreut und inhaltlich leichter verständlich aufbereitet werden. "Erkenntnisse, die an der Spitze gewonnen werden, sollen in die Breite weitergegeben werden", sagt Dr. Steffen Deutschbein, Leiter Projektbüro der DFB-Akademie. Weise ergänzt: "Viele Vereine in Deutschland haben die gleichen Probleme. Wir wollen Anlaufstelle für sie sein, hier können sie Themen platzieren. Das ist keine Einbahnstraße." Ihr Weg soll sie nach Frankfurt führen, zur Akademie. "Das wird nicht die Akademie des DFB", sagt Weise, "sondern unsere Akademie, für den gesamten Fußball in Deutschland."

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Die deutsche Nationalmannschaft ist Weltmeister und hat gerade in Russland den Confederations Cup gewonnen. Die U 21 ist soeben Europameister geworden. Es läuft also im deutschen Fußball. Und macht damit die Arbeit von Markus Weise nicht leichter. Der Leiter Konzeptentwicklung der geplanten DFB-Akademie, dem neuen sportlichen Zentrum des DFB, will mit seinem Team die Besten noch besser machen. Ende November findet etwa der 1. Internationale Spielanalysekongress der DFB-Akademie in Frankfurt statt – einer von insgesamt acht Akademie-Piloten in diesem Jahr.

Gut, dass Weise und seine Mitstreiter noch eine weitere Zielgruppe im Blick haben. Denn was in der Spitze funktioniert, kann in der Breite nicht falsch sein. Von den Erkenntnissen der DFB-Akademie, von ihren Projekten und Programmen, die in erster Linie auf den Spitzenfußball abzielen, soll auch der Amateurfußball profitieren und aktiv eingebunden werden. Schließlich soll in Frankfurt der gesamte Fußball sprichwörtlich "unter einem Dach" Platz haben. Die Einheit des Fußballs – hier erhält sie ein Fundament. Und hier wird sie gelebt.

"Ohne Basis gibt es keine Elite. Dessen sind wir uns alle bewusst", sagt Weise. Deshalb ist er im Dialog mit Vertretern der Regional und Landesverbände. Auch wenn die Mauern der Akademie errichtet sind, soll es in den Köpfen keine Abgrenzungen geben. "Wir sind nicht die Besserwisser aus Frankfurt. Wir wollen die Menschen an unseren Themen beteiligen und gemeinsam Prozesse entwickeln", sagt Weise.

Sportliches Zentrum

Auch Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, sagt: "Bei der DFB-Akademie wird nicht nur in Steine investiert, sondern in den gesamten deutschen Fußball. Der mögliche Nutzen für den Amateurfußball an der Basis wurde in den Planungen von Beginn an mit bedacht. Die bessere Aus- und Weiterbildung von Trainern und Schiedsrichtern etwa wird sich ebenso wie die Anstrengungen im Bereich der Talentförderung auch an der Basis bemerkbar machen. Die zahlreichen technischen Innovationen, die in der Akademie getestet und entwickelt werden, werden im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung später auch im Amateurfußball eine Rolle spielen. Das neue sportliche Zentrum des DFB ist im Zusammenspiel mit den Landesverbänden auch eine Investition in die Entwicklung und Förderung des Amateurfußballs in Deutschland. Denn dort wird der Grundstein für die späteren Erfolge in der Spitze gelegt."

Schließlich finden die meisten Fußballspieler irgendwann aus ihren Amateurklubs heraus den Weg in das Talentfördersystem des DFB. Manche auch sehr spät. Weise dienen zwei frisch dekorierte Kicker als leuchtende Beispiele. Jonas Hector und Julian Pollersbeck sind Spätberufene in der Nationalmannschaft und der U 21. "Das beweist, dass die Nationalmannschaften kein abgeschlossener Raum sind. Die Türen stehen offen für Quereinsteiger", sagt Weise. Eine Qualitätskontrolle der Talentfördersysteme durch die Akademie soll künftig auch in den unterklassigen Ligen für eine Leistungssteigerung sorgen.

Neben der Talentförderung haben Weise und sein Team weitere vier Bereiche identifiziert, aus denen in besonderem Maße Impulse aus der künftigen Akademie ausstrahlen sollen: Wissensmanagement, Schiedsrichter, Qualifizierung sowie Think Tank und Technology Lab. "Man kann sich Dinge abgucken", sagt Weise. Deshalb betritt die Akademie Neuland in Sachen "Virtual Reality". In Kooperation mit dem amerikaschen Unternehmen STRIVR wollen die Verantwortlichen den möglichen Nutzen des Trainings in einer virtuellen Umgebung für den Fußball testen. Davon soll auch der Nachwuchskicker auf dem Sportplatz um die Ecke etwas haben. Künftig soll er sich 3D-Aufnahmen von Toni Kroos‘ Schusstechnik auf seinem Smartphone anschauen können – nicht mehr nur im Fernsehen, sondern in einem ganz realistischen Spielerlebnis. Torhüter könnten sich aus einer Datenbank Hunderte unterschiedliche Freistoßvarianten herunterladen und versuchen, den Schuss zu lesen, bevor er im Kasten einschlägt. Mit der Digitalisierung wird sich auch die Lernumgebung ändern. "Das Training findet nicht mehr nur auf der Wiese statt", sagt Weise.

Ausbilder ausbilden

DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch sagt: "Wir bauen mit der DFB-Akademie kein Raumschiff, das Lichtjahre von der Basis entfernt ist. Im Gegenteil: In der DFB-Akademie wird der gesamte deutsche Fußball dargestellt. Wenn wir unseren U-Trainern neue Erkenntnisse oder neue Trainingsinhalte vermitteln, dann sollen diese auch bis runter zu den kleinen Vereinen wirken. Von der Akademie werden alle profitieren, nicht nur unsere Spitzenfußballer."

An der Akademie soll in Zusammenarbeit mit den Fachleuten aus den Landesverbänden die Qualität der Trainer-Ausbildung in Deutschland verbessert werden. "Bilden wir die Ausbilder besser aus, wird das bis ganz hinunter strahlen. Das sind die Multiplikatoren", sagt Weise. Auch die Ausbildung der Schiedsrichter in den Landesverbänden soll künftig von der Akademie profitieren, damit jeder Schiedsrichter in Deutschland die gleiche Chance auf den Aufstieg in die Spitze hat. Über eine IT-gestützte Spielanalyse sollen nicht nur Kicker ihre eigenen Spiele oder die des kommenden Gegners anschauen können, auch Schiedsrichter während der Spielvorbereitung können sie nutzen.

Das im DFB und den Landesverbänden bereits vorhandene Wissen soll noch breiter gestreut und inhaltlich leichter verständlich aufbereitet werden. "Erkenntnisse, die an der Spitze gewonnen werden, sollen in die Breite weitergegeben werden", sagt Dr. Steffen Deutschbein, Leiter Projektbüro der DFB-Akademie. Weise ergänzt: "Viele Vereine in Deutschland haben die gleichen Probleme. Wir wollen Anlaufstelle für sie sein, hier können sie Themen platzieren. Das ist keine Einbahnstraße." Ihr Weg soll sie nach Frankfurt führen, zur Akademie. "Das wird nicht die Akademie des DFB", sagt Weise, "sondern unsere Akademie, für den gesamten Fußball in Deutschland."

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