Deutscher Meister besucht Jugendstrafanstalt Wittlich

Auf einer jugendlichen Bewertungsskala rangierte der Besuch des langjährigen FCK-Profis Martin Wagner irgendwo zwischen "abgefahren" und "endgeil". Der 50 Jahre alte Offenburger, der 1998 mit den "Roten Teufeln" als Bundesliga-Aufsteiger Deutscher Meister geworden war, traf sich am Dienstagabend mit 15 Inhaftierten in der Jugendstrafanstalt Wittlich. Wagner leitete im Beisein von Alois Stroh (Vizepräsident Fußballverband Rheinland) eine Trainingseinheit und redete den jungen Männern mit einer emotionalen Ansprache ins Gewissen. Fast vier Stunden ließ er sich Zeit.

"Wenn so ein Termin nur einen zum Nachdenken bringt, war es den Einsatz schon wert", sagte Wagner, der knapp 300 Kilometer Anfahrt auf sich genommen hatte. Auch Martin Wagners Besuch soll zumindest für einige den "Anstoß für ein neues Leben" bewirken – so heißt die bundesweite Initiative der Sepp-Herberger-Stiftung zur Resozialisierung junger Strafgefangener. 20 Strafanstalten aus zehn Bundesländern nehmen aktuell teil. Gemeinsam mit starken Partnern wie der Bundesagentur für Arbeit, den Justizministerien der teilnehmenden Bundesländer, den regionalen DFB-Landesverbänden und weiteren Unterstützern, verfolgt die DFB-Stiftung das Ziel, die Jugendlichen aktiv auf die Zeit nach der Haftentlassung vorzubereiten.

Fußball als Ventill

Martin Oeffling, 37, leitet in Wittlich das Sportprogramm und damit auch die Trainingseinheiten der "Anstoß-Mannschaft". "Wir haben 15 Jungs im Team, die Hälfte sind Deutsche, der Rest Jungs mit türkischer Herkunft, aus Somalia und den arabischen Ländern. Um ins Team zu kommen, muss man natürlich Spaß am Fußball haben, aber auch Mitarbeitsbereitschaft zeigen. Wer Mist baut, fliegt raus. Der Sport dient den Gefangenen als Ventil, wir können über den Fußball pädagogische Ziele verfolgen", erklärt Oeffling. Martin Wagner, der zwischen 1992 und 2000 für Kaiserslautern 200 Pflichtspiele bestritt und 1994 zum WM-Kader gehörte, hatte nach dem Fußballspiel in der Sporthalle nur eine Kritik: "Ihr müsst mehr miteinander reden."

Anschließend adressierte er die Gruppe von 15 Jugendlichen mit einer auch persönlichen Ansprache. Nach einer Schlägerei hatte der damals 17-jährige Wagner ein paar Tage im Jugendarrest verbringen müssen. "Im Fußball lief’s top, ich hatte eine Lehrstelle und dann baue ich so einen Mist. Danach wusste ich, dass es bei einer Prügelei nur Verlierer gibt."

Überraschung am Ende

Der Bereich der Resozialisierung von Strafgefangenen ist die traditionsreichste Säule der Stiftungstätigkeit und geht unmittelbar auf Sepp Herberger zurück. Noch zu Lebzeiten besuchte der "Bundes-Sepp", oft begleitet von Fritz Walter und weiteren Weggefährten, Haftanstalten, um dort mit den Inhaftierten ins Gespräch zu kommen. Die Stiftung hilft bis heute bundesweit mit den traditionellen Besuchen prominenter Stiftungsbotschafter. Aktuell sind hier unter anderem Uwe Seeler, Horst Eckel, Jens Nowotny, Otto Rehhagel und Wolfgang Dremmler engagiert.

Nach fast vier Stunden hatte Martin Wagner noch eine letzte Überraschung parat: ein Replikat der Meisterschale. Wurden anschließend Fotos gemacht? Auf jeden.

[th]

Auf einer jugendlichen Bewertungsskala rangierte der Besuch des langjährigen FCK-Profis Martin Wagner irgendwo zwischen "abgefahren" und "endgeil". Der 50 Jahre alte Offenburger, der 1998 mit den "Roten Teufeln" als Bundesliga-Aufsteiger Deutscher Meister geworden war, traf sich am Dienstagabend mit 15 Inhaftierten in der Jugendstrafanstalt Wittlich. Wagner leitete im Beisein von Alois Stroh (Vizepräsident Fußballverband Rheinland) eine Trainingseinheit und redete den jungen Männern mit einer emotionalen Ansprache ins Gewissen. Fast vier Stunden ließ er sich Zeit.

"Wenn so ein Termin nur einen zum Nachdenken bringt, war es den Einsatz schon wert", sagte Wagner, der knapp 300 Kilometer Anfahrt auf sich genommen hatte. Auch Martin Wagners Besuch soll zumindest für einige den "Anstoß für ein neues Leben" bewirken – so heißt die bundesweite Initiative der Sepp-Herberger-Stiftung zur Resozialisierung junger Strafgefangener. 20 Strafanstalten aus zehn Bundesländern nehmen aktuell teil. Gemeinsam mit starken Partnern wie der Bundesagentur für Arbeit, den Justizministerien der teilnehmenden Bundesländer, den regionalen DFB-Landesverbänden und weiteren Unterstützern, verfolgt die DFB-Stiftung das Ziel, die Jugendlichen aktiv auf die Zeit nach der Haftentlassung vorzubereiten.

Fußball als Ventill

Martin Oeffling, 37, leitet in Wittlich das Sportprogramm und damit auch die Trainingseinheiten der "Anstoß-Mannschaft". "Wir haben 15 Jungs im Team, die Hälfte sind Deutsche, der Rest Jungs mit türkischer Herkunft, aus Somalia und den arabischen Ländern. Um ins Team zu kommen, muss man natürlich Spaß am Fußball haben, aber auch Mitarbeitsbereitschaft zeigen. Wer Mist baut, fliegt raus. Der Sport dient den Gefangenen als Ventil, wir können über den Fußball pädagogische Ziele verfolgen", erklärt Oeffling. Martin Wagner, der zwischen 1992 und 2000 für Kaiserslautern 200 Pflichtspiele bestritt und 1994 zum WM-Kader gehörte, hatte nach dem Fußballspiel in der Sporthalle nur eine Kritik: "Ihr müsst mehr miteinander reden."

Anschließend adressierte er die Gruppe von 15 Jugendlichen mit einer auch persönlichen Ansprache. Nach einer Schlägerei hatte der damals 17-jährige Wagner ein paar Tage im Jugendarrest verbringen müssen. "Im Fußball lief’s top, ich hatte eine Lehrstelle und dann baue ich so einen Mist. Danach wusste ich, dass es bei einer Prügelei nur Verlierer gibt."

Überraschung am Ende

Der Bereich der Resozialisierung von Strafgefangenen ist die traditionsreichste Säule der Stiftungstätigkeit und geht unmittelbar auf Sepp Herberger zurück. Noch zu Lebzeiten besuchte der "Bundes-Sepp", oft begleitet von Fritz Walter und weiteren Weggefährten, Haftanstalten, um dort mit den Inhaftierten ins Gespräch zu kommen. Die Stiftung hilft bis heute bundesweit mit den traditionellen Besuchen prominenter Stiftungsbotschafter. Aktuell sind hier unter anderem Uwe Seeler, Horst Eckel, Jens Nowotny, Otto Rehhagel und Wolfgang Dremmler engagiert.

Nach fast vier Stunden hatte Martin Wagner noch eine letzte Überraschung parat: ein Replikat der Meisterschale. Wurden anschließend Fotos gemacht? Auf jeden.