Deutsche Autoren-Nationalmannschaft siegt gegen Norwegen

Bei der Frankfurter Buchmesse kamen deutsche und norwegische Autorenfußballer für gemeinsame Lesungen und ein Länderspiel zusammen. Szenen eines sportlich-literarischen Wochenendes.

Unter den unzähligen Bonmots, die Otto Rehhagel dem Fußball im Laufe seiner Karriere geschenkt hat, ist folgendes sicher eines der bekannteren: Es gibt keine alten oder jungen Spieler, nur gute und schlechte. Die deutsche Autoren-Nationalmannschaft ("Autonama") war demzufolge eine absolut logische Wahl als vielleicht allerletzte Trainerstation des 81-jährigen früheren Meistercoachs: Selbst die jüngsten Autorenspieler sind schon Anfang 30, der älteste Spieler im Kader für die Frankfurter Buchmesse 2019 war stolze 54. Das hat nicht mal Lothar Matthäus geschafft.

Doch das Fußball-Länderspiel der Autorenteams von Deutschland und Norwegen, dem offiziellen Gastland der diesjährigen Messe, war nur einer von vielen Programmpunkten eines Wochenendes, das die DFB-Kulturstiftung im Zeichen der literarischen wie sportlichen Annäherung organisiert hatte. Szenen einer Begegnung.

Rehhagel: Von der Arbeiterstadt Essen zum Ehrenbürger Athens

Freitagmorgen, Ziehenschule. In der Europaschule im Nordwesten der Stadt findet eine von mehreren Lesungen deutsch-norwegischer Autoren-Duos statt. Rund 100 Zehntklässler füllen die Aula, gespannte Erwartung im Raum und auch ein bisschen Nervosität bei den Autoren, ob die Crowd von Digital Natives wohl mit guter, alter Literatur zu bändigen ist. Nach anfänglichem Abtasten geht es aber tatsächlich hin und her, es gibt viele Fragen an die Schreiber, aber auch an die Schüler. Was sind eure Träume und lebt ihr sie auch? Donnernder Applaus für einen Schüler, der erzählt, dass er gerade an einem Roman schreibt. Nach dem Abpfiff liegen sich die beiden Autoren selig in den Armen, schießen Selfies, fühlen sich für ein paar kostbare Momente wieder jung.

Freitagabend, Evangelische Akademie am Römerberg. Vor der Podiumsdiskussion zum Thema Heimat und Identität bittet ein ZDF-Kamerateam um Statements zu Rassismus und Nationalismus im Fußball. Die Autoren zuppeln sich die Sakkos zurecht, suchen das Parkett ein letztes Mal nach Fettnäpfchen ab. Kamera läuft. Anschließend nimmt Otto Rehhagel die Anwesenden noch einmal mit in seine bewegte Vita. Aus der Arbeiterstadt Essen zum Ehrenbürger Athens – der Fußball als globaler Heimatort, für Rehhagel ein in Erfüllung gegangener, gelebter Traum. Ergriffenes Schweigen dann, als das kraftvolle Norwegisch eines vorgetragenen Gedichts den Raum füllt.

"Spielen Sie ruhig und mit Verstand!"

Samstagabend, Frankfurt-Bornheim. 15 Grad und erstes Herbstlaub am Rand des Spielfelds – beste Bedingungen für das Autoren-Länderspiel Deutschland gegen Norwegen. Die Gäste wollen zeigen, dass auch ein kleines Land große Kicker hervorbringen kann – die überdies ja der Zweifachbelastung Schreiben/Stürmen gewachsen sein müssen. Die schnellen Norweger versuchen, die Abwehr der Gastgeber mit orkanartigen Attacken zu überrumpeln. Kurz droht die DFB-Auswahl, Rehhagels Kabinenansprache ("Spielen Sie ruhig und mit Verstand!") völlig aus dem Blick zu verlieren. Doch noch einmal greift Ottos legendäre Schicksalsverbundenheit. Sie hat den Aufsteiger Kaiserslautern zum deutschen Meister und den Fußballzwerg Griechenland zum Europameister gemacht – nun weist sie den deutschen Autoren mit ihrem scheidenden Coach Frank Willmann den Weg zu einem 5:3.

Ein großer sportlicher Fight, ein immer faires Spiel: Darauf einigen sich norwegische und deutsche Autoren anschließend im Vereinsheim der SG Bornheim am wunderbaren internationalen Büffet, für das die deutsch-marokkanischen Köche schließlich den lautesten Applaus des Abends bekommen. Vielleicht ist Heimat manchmal auch einfach ein Moment.

[ot]

Bei der Frankfurter Buchmesse kamen deutsche und norwegische Autorenfußballer für gemeinsame Lesungen und ein Länderspiel zusammen. Szenen eines sportlich-literarischen Wochenendes.

Unter den unzähligen Bonmots, die Otto Rehhagel dem Fußball im Laufe seiner Karriere geschenkt hat, ist folgendes sicher eines der bekannteren: Es gibt keine alten oder jungen Spieler, nur gute und schlechte. Die deutsche Autoren-Nationalmannschaft ("Autonama") war demzufolge eine absolut logische Wahl als vielleicht allerletzte Trainerstation des 81-jährigen früheren Meistercoachs: Selbst die jüngsten Autorenspieler sind schon Anfang 30, der älteste Spieler im Kader für die Frankfurter Buchmesse 2019 war stolze 54. Das hat nicht mal Lothar Matthäus geschafft.

Doch das Fußball-Länderspiel der Autorenteams von Deutschland und Norwegen, dem offiziellen Gastland der diesjährigen Messe, war nur einer von vielen Programmpunkten eines Wochenendes, das die DFB-Kulturstiftung im Zeichen der literarischen wie sportlichen Annäherung organisiert hatte. Szenen einer Begegnung.

Rehhagel: Von der Arbeiterstadt Essen zum Ehrenbürger Athens

Freitagmorgen, Ziehenschule. In der Europaschule im Nordwesten der Stadt findet eine von mehreren Lesungen deutsch-norwegischer Autoren-Duos statt. Rund 100 Zehntklässler füllen die Aula, gespannte Erwartung im Raum und auch ein bisschen Nervosität bei den Autoren, ob die Crowd von Digital Natives wohl mit guter, alter Literatur zu bändigen ist. Nach anfänglichem Abtasten geht es aber tatsächlich hin und her, es gibt viele Fragen an die Schreiber, aber auch an die Schüler. Was sind eure Träume und lebt ihr sie auch? Donnernder Applaus für einen Schüler, der erzählt, dass er gerade an einem Roman schreibt. Nach dem Abpfiff liegen sich die beiden Autoren selig in den Armen, schießen Selfies, fühlen sich für ein paar kostbare Momente wieder jung.

Freitagabend, Evangelische Akademie am Römerberg. Vor der Podiumsdiskussion zum Thema Heimat und Identität bittet ein ZDF-Kamerateam um Statements zu Rassismus und Nationalismus im Fußball. Die Autoren zuppeln sich die Sakkos zurecht, suchen das Parkett ein letztes Mal nach Fettnäpfchen ab. Kamera läuft. Anschließend nimmt Otto Rehhagel die Anwesenden noch einmal mit in seine bewegte Vita. Aus der Arbeiterstadt Essen zum Ehrenbürger Athens – der Fußball als globaler Heimatort, für Rehhagel ein in Erfüllung gegangener, gelebter Traum. Ergriffenes Schweigen dann, als das kraftvolle Norwegisch eines vorgetragenen Gedichts den Raum füllt.

"Spielen Sie ruhig und mit Verstand!"

Samstagabend, Frankfurt-Bornheim. 15 Grad und erstes Herbstlaub am Rand des Spielfelds – beste Bedingungen für das Autoren-Länderspiel Deutschland gegen Norwegen. Die Gäste wollen zeigen, dass auch ein kleines Land große Kicker hervorbringen kann – die überdies ja der Zweifachbelastung Schreiben/Stürmen gewachsen sein müssen. Die schnellen Norweger versuchen, die Abwehr der Gastgeber mit orkanartigen Attacken zu überrumpeln. Kurz droht die DFB-Auswahl, Rehhagels Kabinenansprache ("Spielen Sie ruhig und mit Verstand!") völlig aus dem Blick zu verlieren. Doch noch einmal greift Ottos legendäre Schicksalsverbundenheit. Sie hat den Aufsteiger Kaiserslautern zum deutschen Meister und den Fußballzwerg Griechenland zum Europameister gemacht – nun weist sie den deutschen Autoren mit ihrem scheidenden Coach Frank Willmann den Weg zu einem 5:3.

Ein großer sportlicher Fight, ein immer faires Spiel: Darauf einigen sich norwegische und deutsche Autoren anschließend im Vereinsheim der SG Bornheim am wunderbaren internationalen Büffet, für das die deutsch-marokkanischen Köche schließlich den lautesten Applaus des Abends bekommen. Vielleicht ist Heimat manchmal auch einfach ein Moment.

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