Dessauer SV: "Aderlass statt Doppelpass"

Challenges gibt es in Zeiten der coronabedingten Spielpause viele. Der Dessauer SV 97 hat sich etwas Besonderes ausgedacht. Die erste Mannschaft des Landesklassenvertreters aus Sachsen-Anhalt ließ sich von Cindy Schödel anzapfen. Sie ist nicht nur Ärztin in der Notfallambulanz des Städtischen Klinikums Dessau, sondern kümmert sich auch medizinisch um das Team von Trainer Jens Kreibich. Im Interview mit DFB.de erzählt sie von ihrer guten Idee.

DFB.de: Frau Schödel, wie lange mussten Sie die Spieler überreden, dass Sie doch bitte Blut spenden sollen?

Cindy Schödel: Gar nicht lange. Manche Jungs haben sogar schon ein paar Mal Blut gespendet – obwohl auch einige dabei waren, die bei der Blutspende schon umgefallen sind (lacht).

DFB.de: Das sind ja harte Jungs...

Schödel: Wichtig ist der gute Wille. Als ich die Idee zu dieser Blutspendeaktion vor der Mannschaft geäußert hatte, waren eigentlich alle sofort dafür. Nicht nur in Zeiten von Corona sind Blutkonserven schließlich knapp, daher kann jeder Mensch mit seinem Blut helfen und Leben retten. In den Zeiten, in denen sich viele machtlos der Situation ausgesetzt fühlen, fanden es die Jungs schön, einen einfachen Weg aufgezeigt zu bekommen, wie auch sie etwas bewegen und helfen können.

DFB.de: Wo und wie fand die Aktion statt?

Schödel: Durchgeführt wurde die Spende beim DRK-Blutspendedienst in Dessau. Das Gebäude liegt direkt neben dem Klinikum, in dem ich arbeite. Es waren zwei Termine, damit nicht zu viele Personen auf einmal im Raum sind und daher Abstand halten können. Insgesamt haben 15 Spieler Blut gespendet. Mit gutem Vorbild habe ich natürlich auch meinen Arm hergegeben.

DFB.de: Ihr Lebensgefährte Bernt Brenner auch, der ebenfalls für den DSV am Ball ist?

Schödel: Er hat sein Bestes probiert und ist ganz tapfer mit zum Blutspendedienst gekommen. Bei der Vorabtestung hat ihn jedoch der Anblick des Bluttropfens so außer Gefecht gesetzt, dass sein Blutdruck abgefallen ist und mein ärztlicher Kollege ihn nicht zu Spende zugelassen hat. Moralisch war er dennoch eine große Stütze. Nach langer Zeit fernab des Platzes hat er sich vor allem gefreut seine Mannschaftskameraden einmal wieder zu sehen.

DFB.de: Mit der Blutspende hat der Dessauer SV 97 eine Challenge gestartet, ein Verein nominiert den nächsten. Wie viele Mannschaften haben bei der guten Tat schon mitgemacht?

Schödel: Wir haben zur Challenge "Aderlass statt Doppelpass" aufgerufen und den Ball weiter zum SV Mildensee gespielt. Unsere Sportsfreude wollten uns sogar noch überflügeln, indem sie mit 16 Spielern Blut spenden. Ihr Ziel haben sie aber nur fast erreicht und sich mit immerhin 14 Mannschaftsmitgliedern beim DRK vorgestellt. Als nächstes ist nun der TuS Kochstedt aufgerufen. Wir sind gespannt, ob wir von unserem Thron der meisten Spender gestoßen werden. In diesem einen Fall liegt es uns aber nicht am Herzen, unbedingt Tabellenführer zu bleiben (lacht).

DFB.de: Hat sich auch Ihre Arbeit im Krankenhaus seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stark verändert?

Schödel: Eigentlich nur geringfügig! Das hat zum einen damit zu tun, dass ich ja in der Orthopädie und Unfallchirurgie arbeite – und nicht in der Infektiologie. Zum anderen haben wir nur sehr wenige Covid-19-Patienten zu versorgen, aktuell liegt nur ein Patient, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat, auf unserer Intensivstation. Allerdings haben in den letzten Wochen alle Ärztinnen und Ärzte des Hauses Aufgaben in Bezug auf den Umgang mit schwer an Covid-19 erkrankten Menschen erhalten sowie auch spezielle Schulungen für die sogenannte Triage. Zum Glück sieht es so aus, dass dieses schlimme Szenario nicht auf uns zukommen wird.

DFB.de: Nicht Fußball spielen beziehungsweise als Ärztin angeschlagene Spieler versorgen zu können tritt angesichts eines solchen Szenarios in den Hintergrund. Dennoch: Wie sehr vermissen Sie, Ihr Lebenspartner und der Rest der Mannschaft den Alltag auf dem Platz?

Schödel: Das fehlt allen schon sehr. Nach der langen Winterpause hatten wir ja gerade einmal zwei Punktspiele, ehe die Saison wegen Corona erneut unterbrochen wurde. Natürlich haben wir gerade eine besondere Situation und die Gesundheit aller Menschen steht absolut im Vordergrund. Trotzdem wünscht sich jeder Fußballer, dass er wieder seinen Sport ausüben darf.

[hb]

Challenges gibt es in Zeiten der coronabedingten Spielpause viele. Der Dessauer SV 97 hat sich etwas Besonderes ausgedacht. Die erste Mannschaft des Landesklassenvertreters aus Sachsen-Anhalt ließ sich von Cindy Schödel anzapfen. Sie ist nicht nur Ärztin in der Notfallambulanz des Städtischen Klinikums Dessau, sondern kümmert sich auch medizinisch um das Team von Trainer Jens Kreibich. Im Interview mit DFB.de erzählt sie von ihrer guten Idee.

DFB.de: Frau Schödel, wie lange mussten Sie die Spieler überreden, dass Sie doch bitte Blut spenden sollen?

Cindy Schödel: Gar nicht lange. Manche Jungs haben sogar schon ein paar Mal Blut gespendet – obwohl auch einige dabei waren, die bei der Blutspende schon umgefallen sind (lacht).

DFB.de: Das sind ja harte Jungs...

Schödel: Wichtig ist der gute Wille. Als ich die Idee zu dieser Blutspendeaktion vor der Mannschaft geäußert hatte, waren eigentlich alle sofort dafür. Nicht nur in Zeiten von Corona sind Blutkonserven schließlich knapp, daher kann jeder Mensch mit seinem Blut helfen und Leben retten. In den Zeiten, in denen sich viele machtlos der Situation ausgesetzt fühlen, fanden es die Jungs schön, einen einfachen Weg aufgezeigt zu bekommen, wie auch sie etwas bewegen und helfen können.

DFB.de: Wo und wie fand die Aktion statt?

Schödel: Durchgeführt wurde die Spende beim DRK-Blutspendedienst in Dessau. Das Gebäude liegt direkt neben dem Klinikum, in dem ich arbeite. Es waren zwei Termine, damit nicht zu viele Personen auf einmal im Raum sind und daher Abstand halten können. Insgesamt haben 15 Spieler Blut gespendet. Mit gutem Vorbild habe ich natürlich auch meinen Arm hergegeben.

DFB.de: Ihr Lebensgefährte Bernt Brenner auch, der ebenfalls für den DSV am Ball ist?

Schödel: Er hat sein Bestes probiert und ist ganz tapfer mit zum Blutspendedienst gekommen. Bei der Vorabtestung hat ihn jedoch der Anblick des Bluttropfens so außer Gefecht gesetzt, dass sein Blutdruck abgefallen ist und mein ärztlicher Kollege ihn nicht zu Spende zugelassen hat. Moralisch war er dennoch eine große Stütze. Nach langer Zeit fernab des Platzes hat er sich vor allem gefreut seine Mannschaftskameraden einmal wieder zu sehen.

DFB.de: Mit der Blutspende hat der Dessauer SV 97 eine Challenge gestartet, ein Verein nominiert den nächsten. Wie viele Mannschaften haben bei der guten Tat schon mitgemacht?

Schödel: Wir haben zur Challenge "Aderlass statt Doppelpass" aufgerufen und den Ball weiter zum SV Mildensee gespielt. Unsere Sportsfreude wollten uns sogar noch überflügeln, indem sie mit 16 Spielern Blut spenden. Ihr Ziel haben sie aber nur fast erreicht und sich mit immerhin 14 Mannschaftsmitgliedern beim DRK vorgestellt. Als nächstes ist nun der TuS Kochstedt aufgerufen. Wir sind gespannt, ob wir von unserem Thron der meisten Spender gestoßen werden. In diesem einen Fall liegt es uns aber nicht am Herzen, unbedingt Tabellenführer zu bleiben (lacht).

DFB.de: Hat sich auch Ihre Arbeit im Krankenhaus seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stark verändert?

Schödel: Eigentlich nur geringfügig! Das hat zum einen damit zu tun, dass ich ja in der Orthopädie und Unfallchirurgie arbeite – und nicht in der Infektiologie. Zum anderen haben wir nur sehr wenige Covid-19-Patienten zu versorgen, aktuell liegt nur ein Patient, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat, auf unserer Intensivstation. Allerdings haben in den letzten Wochen alle Ärztinnen und Ärzte des Hauses Aufgaben in Bezug auf den Umgang mit schwer an Covid-19 erkrankten Menschen erhalten sowie auch spezielle Schulungen für die sogenannte Triage. Zum Glück sieht es so aus, dass dieses schlimme Szenario nicht auf uns zukommen wird.

DFB.de: Nicht Fußball spielen beziehungsweise als Ärztin angeschlagene Spieler versorgen zu können tritt angesichts eines solchen Szenarios in den Hintergrund. Dennoch: Wie sehr vermissen Sie, Ihr Lebenspartner und der Rest der Mannschaft den Alltag auf dem Platz?

Schödel: Das fehlt allen schon sehr. Nach der langen Winterpause hatten wir ja gerade einmal zwei Punktspiele, ehe die Saison wegen Corona erneut unterbrochen wurde. Natürlich haben wir gerade eine besondere Situation und die Gesundheit aller Menschen steht absolut im Vordergrund. Trotzdem wünscht sich jeder Fußballer, dass er wieder seinen Sport ausüben darf.

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