Der "Tünn" wird 65: "Mehr unterwegs als noch als Spieler"

Ein Kölner, der am Aschermittwoch Geburtstag hat, kommt wohl aus dem Feiern gar nicht mehr raus. Oder? Toni Schumacher, der heute 65 wird, will das nicht so ganz bejahen, man habe halt gerade "eine anstrengende Zeit beim 1. FC Köln." Es knistert im Vorstand, und dem gehört er als Vizepräsident seit sieben Jahren an.

Gefeiert wird natürlich trotzdem, das Programm überlässt er seiner Frau: "Vielleicht gehen wir Fisch essen. Passt ja zu Aschermittwoch." Der Wirt wird sich freuen über den prominenten Gast, den alle Toni nennen, obwohl er eigentlich Harald heißt. Aber niemand käme auf die Idee, Toni Schumacher so zu nennen. Er selbst ja auch nicht. Eine SMS beendet er meist freundlich mit den Worten "Gruß, Toni Schumacher".

Toni, das kommt von Anton, seinem zweiten Vornamen - und davon, dass schon ein Kölner Bundesligatorwart vor ihm Toni Schuhmacher hieß, mit h. Was nichts daran ändert, dass "der Tünn" einmalig ist. Heute also tritt der große Nationaltorwart der Achtziger, der Europameister wurde und in zwei WM-Endspielen stand - 1982 verlor Deutschland 1:3 gegen Italien, 1986 gegen Argentinien 2:2 -, ins Rentenalter ein. Wobei er noch warten will mit dem Rentenantrag. "Ich habe gelesen, je länger man wartet, desto mehr gibt es", sagte er jetzt dem Kicker. 65 sei für ihn "nur eine Zahl, nicht mehr, nicht weniger. Es kommt darauf an, wie man lebt."

Der Wecker klingelt immer um 5.04 Uhr

Er ist gesund, das ist die wichtigste Nachricht. "Natürlich tun die Knochen manchmal weh, das bleibt nach 22 Jahren als Profi nicht aus", betonte er schon zum 60. Geburtstag. Aber manch anderem Weggefährten ist es schlimmer ergangen. Der Fußball bestimmt noch immer das Leben des Vaters dreier Kinder, und im Zentrum steht - wie eigentlich auch immer - der 1. FC Köln. Im Moment macht es ihm gerade wieder etwas weniger Spaß. Zwar sind die Geißböcke Tabellenführer, aber nur in der 2. Bundesliga. Da gehört der erste Bundesligameister natürlich nicht hin, finden vor allem, aber nicht nur die Kölner.

Sein Wecker klingelt jeden Morgen um 5.04 Uhr, eine krumme Zeit, für die er keine rechte Erklärung weiß. Ausschlafen ist jedenfalls immer noch nicht. "Für den 1. FC Köln bin ich heute als Vizepräsident mehr unterwegs als noch als Spieler", sagte der "Tünn" mal. Auch am Sonntag hieß es früh aufstehen, als er den Weg nach Ingolstadt nicht scheute, wo um 13.30 Uhr angepfiffen wurde. Gespielt hat er dort nie, als Torhüter erlebte er die große Zeit des 1. FC Köln in der Bundesliga.

Double mit Köln 1978, Europameister 1980

Schumacher: "Es begann damit, dass ich als kleiner Junge aus Düren Stammspieler beim 1. FC Köln geworden bin. Das hat auch meine Mutter gefreut, die mich da praktisch hingeschickt hat mit den Worten 'Geh zum FC, das ist ein feiner Klub.' Natürlich war das Double 1978 der Höhepunkt meiner Kölner Zeit, danach mein Debüt in der Nationalelf 1979 in Island und der Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien mit einer ganz jungen Mannschaft."

Sein großes Vorbild war Sepp Maier, dessen "wilde Entschlossenheit" er stets bewunderte. Den in der Vorwoche 75 Jahre alt gewordenen Münchner trieb sein Ehrgeiz zu stolzen Rekorden. 13 Jahre am Stück zu spielen und die meisten Länderspiele eines deutschen Torwarts (95) sind die bedeutendsten. Vielleicht wäre Maier den einen Titel längst los, hätte Schumacher 1987 nicht sein branchenkritisches Buch "Anpfiff" geschrieben. Schumacher sagte mal: "Ich glaube schon, dass ich ohne das Buch, das 1987 meine Länderspielkarriere beendet hat, 1990 Weltmeister geworden wäre. Gegen England hätte ich sicher auch einen Elfmeter gehalten, dafür war ich ja eher bekannt als der Bodo Illgner. Ich habe in dem Buch nur die Wahrheit geschrieben und kann bis heute nicht verstehen, dass man für die Wahrheit bestraft wird. Dass der Franz Beckenbauer später gesagt hat, mein Rauswurf sei ein Fehler gewesen, war immerhin eine Bestätigung für mich. Vorbei - man kann im Leben nicht zwei Wege gleichzeitig gehen."

So blieb es bei 76 Länderspielen, davon zwei in WM-Endspielen. Dass er sie verloren hat, wurmt ihn bis heute. "Ich wäre natürlich unheimlich gerne mal Weltmeister geworden", sagt er. "1982 konnte ich nichts machen an den Toren gegen Italien, aber in Mexiko hätte ich an einem guten Tag alle drei gehalten. Leider hatte ich keinen guten Tag, ich war übermotiviert."

Schumacher über den Fall Battiston: "Pure Unsicherheit"

Was an diesem Tag sein Pech war, war ansonsten sein Glück. Schumacher war ein Vollprofi, der sich keine Eskapaden zuschulden kommen ließ. Ausflüge aus dem Teamquartier, die in seiner Zeit noch Programm waren, waren seine Sache nie. Für ihn war das nächste Spiel immer das wichtigste, und wenn er verlor, verdrosch er seinen Sandsack, der im Hobbykeller hing. Er war auch einer der ersten, der vor Spielen meditierte und sich einredete, unüberwindbar zu sein. Ein Torwart, vor dem man als Gegenspieler Angst bekommen konnte.

In Erinnerung vieler blieb in diesem Zusammenhang das WM-Halbfinale 1982 gegen Frankreich - und der Fall Battiston. Schumacher war bei einer Rettungstat mit dem Franzosen zusammengeprallt, nur er stand hinterher noch. Battiston wurde mit der Trage vom Platz gebracht. Man warf ihm Rücksichtslosigkeit vor, selbst seine Mutter fand, es habe schlimm ausgesehen.

Schumacher reflektiert das Geschehen von Sevilla so: "Das gehört auch zu meinem Leben, da habe ich nie einen Hehl draus gemacht. Das Wichtigste war, dass ich mich entschuldigt habe und er das auch angenommen hat. Aber als ich ihm die Hand gegeben habe, es war kurz nach der WM 1982, habe ich ihm auch gesagt: 'Ich komme wieder so raus, wenn der Ball noch mal so gespielt werden würde.' Das Problem war doch nicht so sehr der Zusammenprall, sondern mein Verhalten danach. Ich stand am Torpfosten und kümmerte mich nicht um ihn. Das war die pure Unsicherheit. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das sah cool aus, aber ich war es nicht."

Meister 1996 dank Kurzeinsatz für den BVB

Battiston und der "Anpfiff" - das waren seine wunden Punkte. Der Sportler aber blieb noch lange interessant. Er fand nach seinem Rauswurf in Köln sogleich einen Bundesligajob in Schalke, wo er 1988 aber erstmals in seiner Karriere abstieg. An ihm lag es nicht. Er ging in die Türkei und erweiterte bei Fenerbahce Istanbul seine Titelsammlung um eine Meisterschaft, 1989. Nicht seine letzte, aber dazu kommen wir noch. In Istanbul ging er als umjubelter Held, weil er immer auch Mensch war: Das Geld für seine beiden Abschiedsspiele spendete er an ein gerade entstehendes SOS-Kinderdorf, das damit die Küchen bezahlte. Schumacher, der sich regelmäßig für die Mexico-Hilfe der DFB-Stiftung Egidius Braun engagiert: "Ich finde, wer so viel Glück im Leben gehabt hat, muss auch was zurückgeben."

Wieder zuhause im Westen, ereilte ihn ein Notruf aus dem Süden der Republik. 1991 gerieten die Bayern in die Krise, und als sich Torwart Raimund Aumann verletzte, erhörte er den Hilferuf seines Idols Sepp Maier, damals Torwarttrainer in München. Zunächst nur für die Bank vorgesehen, kam er unter Erich Ribbeck noch zu acht Einsätzen und wurde auch von den Bayern-Fans gefeiert. Nun war die Karriere endgültig beendet. Danach fand er eine Anstellung als Torwarttrainer bei Borussia Dortmund und verdankte seiner Beliebtheit bei Fans und Mitspielern, dass er am letzten Spieltag 1995/1996 mit 42 durch einen Kurzeinsatz gegen den SC Freiburg noch mal Meister wurde - in der Bundesligageschichte hat es keinen älteren Meisterspieler gegeben.

Trainer bei Fortuna Köln: In der Halbzeit entlassen

Schlagzeilen machte er drei Jahre später auf seiner einzigen Trainerstation im Profifußball. Er hätte gut darauf verzichten können, denn im Dezember 1999 geschah Ungeheuerliches. Schumacher: "Damals war ich Trainer bei Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. Präsident Jean Löring hat mich in der Halbzeit des Spiels gegen Waldhof Mannheim entlassen. Das habe ich ihm längst verziehen, er hatte damals zu viel von seinem Lieblingsgetränk intus - und das war keine Cola." Löring, längst verstorben, begründete die Affekthandlung mit dem legendären Satz: "Ich als Verein musste handeln."

Schumacher kann heute darüber lachen wie über so manches, wenn er nur lange genug von seiner Terrasse auf den Rhein blickt. "Das ist meine Art der Meditation. Ich werfe meine Sorgen in den Fluss und freue mich über jeden Tag." Nicht nur, wenn es was zu feiern gibt.

Schumacher in Zahlen

Titel und Auszeichnungen:

Europameister 1980

Vizeweltmeister 1982 und 1986

Deutscher Meister 1978, 1996

Türkischer Meister 1989

DFB-Pokalsieger 1977, 1978, 1983

Fußballer des Jahres 1984, 1986

Bundesverdienstkreuz 1978

Karrieredaten:

76 A-Länderspiele (1979 bis 1987)

464 Bundesligaspiele

73 Europapokalspiele

Vereine:

1962 bis 1972 SW Düren

1972 bis 1987 1. FC Köln

1987 bis 1988 Schalke 04

1988 bis 1991 Fenerbahce Istanbul

1991 bis 1992 Bayern München

1996 Borussia Dortmund (eigentlich Torwart-Trainer, ein Einsatz zum Saisonfinale)

[um]

Ein Kölner, der am Aschermittwoch Geburtstag hat, kommt wohl aus dem Feiern gar nicht mehr raus. Oder? Toni Schumacher, der heute 65 wird, will das nicht so ganz bejahen, man habe halt gerade "eine anstrengende Zeit beim 1. FC Köln." Es knistert im Vorstand, und dem gehört er als Vizepräsident seit sieben Jahren an.

Gefeiert wird natürlich trotzdem, das Programm überlässt er seiner Frau: "Vielleicht gehen wir Fisch essen. Passt ja zu Aschermittwoch." Der Wirt wird sich freuen über den prominenten Gast, den alle Toni nennen, obwohl er eigentlich Harald heißt. Aber niemand käme auf die Idee, Toni Schumacher so zu nennen. Er selbst ja auch nicht. Eine SMS beendet er meist freundlich mit den Worten "Gruß, Toni Schumacher".

Toni, das kommt von Anton, seinem zweiten Vornamen - und davon, dass schon ein Kölner Bundesligatorwart vor ihm Toni Schuhmacher hieß, mit h. Was nichts daran ändert, dass "der Tünn" einmalig ist. Heute also tritt der große Nationaltorwart der Achtziger, der Europameister wurde und in zwei WM-Endspielen stand - 1982 verlor Deutschland 1:3 gegen Italien, 1986 gegen Argentinien 2:2 -, ins Rentenalter ein. Wobei er noch warten will mit dem Rentenantrag. "Ich habe gelesen, je länger man wartet, desto mehr gibt es", sagte er jetzt dem Kicker. 65 sei für ihn "nur eine Zahl, nicht mehr, nicht weniger. Es kommt darauf an, wie man lebt."

Der Wecker klingelt immer um 5.04 Uhr

Er ist gesund, das ist die wichtigste Nachricht. "Natürlich tun die Knochen manchmal weh, das bleibt nach 22 Jahren als Profi nicht aus", betonte er schon zum 60. Geburtstag. Aber manch anderem Weggefährten ist es schlimmer ergangen. Der Fußball bestimmt noch immer das Leben des Vaters dreier Kinder, und im Zentrum steht - wie eigentlich auch immer - der 1. FC Köln. Im Moment macht es ihm gerade wieder etwas weniger Spaß. Zwar sind die Geißböcke Tabellenführer, aber nur in der 2. Bundesliga. Da gehört der erste Bundesligameister natürlich nicht hin, finden vor allem, aber nicht nur die Kölner.

Sein Wecker klingelt jeden Morgen um 5.04 Uhr, eine krumme Zeit, für die er keine rechte Erklärung weiß. Ausschlafen ist jedenfalls immer noch nicht. "Für den 1. FC Köln bin ich heute als Vizepräsident mehr unterwegs als noch als Spieler", sagte der "Tünn" mal. Auch am Sonntag hieß es früh aufstehen, als er den Weg nach Ingolstadt nicht scheute, wo um 13.30 Uhr angepfiffen wurde. Gespielt hat er dort nie, als Torhüter erlebte er die große Zeit des 1. FC Köln in der Bundesliga.

Double mit Köln 1978, Europameister 1980

Schumacher: "Es begann damit, dass ich als kleiner Junge aus Düren Stammspieler beim 1. FC Köln geworden bin. Das hat auch meine Mutter gefreut, die mich da praktisch hingeschickt hat mit den Worten 'Geh zum FC, das ist ein feiner Klub.' Natürlich war das Double 1978 der Höhepunkt meiner Kölner Zeit, danach mein Debüt in der Nationalelf 1979 in Island und der Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien mit einer ganz jungen Mannschaft."

Sein großes Vorbild war Sepp Maier, dessen "wilde Entschlossenheit" er stets bewunderte. Den in der Vorwoche 75 Jahre alt gewordenen Münchner trieb sein Ehrgeiz zu stolzen Rekorden. 13 Jahre am Stück zu spielen und die meisten Länderspiele eines deutschen Torwarts (95) sind die bedeutendsten. Vielleicht wäre Maier den einen Titel längst los, hätte Schumacher 1987 nicht sein branchenkritisches Buch "Anpfiff" geschrieben. Schumacher sagte mal: "Ich glaube schon, dass ich ohne das Buch, das 1987 meine Länderspielkarriere beendet hat, 1990 Weltmeister geworden wäre. Gegen England hätte ich sicher auch einen Elfmeter gehalten, dafür war ich ja eher bekannt als der Bodo Illgner. Ich habe in dem Buch nur die Wahrheit geschrieben und kann bis heute nicht verstehen, dass man für die Wahrheit bestraft wird. Dass der Franz Beckenbauer später gesagt hat, mein Rauswurf sei ein Fehler gewesen, war immerhin eine Bestätigung für mich. Vorbei - man kann im Leben nicht zwei Wege gleichzeitig gehen."

So blieb es bei 76 Länderspielen, davon zwei in WM-Endspielen. Dass er sie verloren hat, wurmt ihn bis heute. "Ich wäre natürlich unheimlich gerne mal Weltmeister geworden", sagt er. "1982 konnte ich nichts machen an den Toren gegen Italien, aber in Mexiko hätte ich an einem guten Tag alle drei gehalten. Leider hatte ich keinen guten Tag, ich war übermotiviert."

Schumacher über den Fall Battiston: "Pure Unsicherheit"

Was an diesem Tag sein Pech war, war ansonsten sein Glück. Schumacher war ein Vollprofi, der sich keine Eskapaden zuschulden kommen ließ. Ausflüge aus dem Teamquartier, die in seiner Zeit noch Programm waren, waren seine Sache nie. Für ihn war das nächste Spiel immer das wichtigste, und wenn er verlor, verdrosch er seinen Sandsack, der im Hobbykeller hing. Er war auch einer der ersten, der vor Spielen meditierte und sich einredete, unüberwindbar zu sein. Ein Torwart, vor dem man als Gegenspieler Angst bekommen konnte.

In Erinnerung vieler blieb in diesem Zusammenhang das WM-Halbfinale 1982 gegen Frankreich - und der Fall Battiston. Schumacher war bei einer Rettungstat mit dem Franzosen zusammengeprallt, nur er stand hinterher noch. Battiston wurde mit der Trage vom Platz gebracht. Man warf ihm Rücksichtslosigkeit vor, selbst seine Mutter fand, es habe schlimm ausgesehen.

Schumacher reflektiert das Geschehen von Sevilla so: "Das gehört auch zu meinem Leben, da habe ich nie einen Hehl draus gemacht. Das Wichtigste war, dass ich mich entschuldigt habe und er das auch angenommen hat. Aber als ich ihm die Hand gegeben habe, es war kurz nach der WM 1982, habe ich ihm auch gesagt: 'Ich komme wieder so raus, wenn der Ball noch mal so gespielt werden würde.' Das Problem war doch nicht so sehr der Zusammenprall, sondern mein Verhalten danach. Ich stand am Torpfosten und kümmerte mich nicht um ihn. Das war die pure Unsicherheit. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das sah cool aus, aber ich war es nicht."

Meister 1996 dank Kurzeinsatz für den BVB

Battiston und der "Anpfiff" - das waren seine wunden Punkte. Der Sportler aber blieb noch lange interessant. Er fand nach seinem Rauswurf in Köln sogleich einen Bundesligajob in Schalke, wo er 1988 aber erstmals in seiner Karriere abstieg. An ihm lag es nicht. Er ging in die Türkei und erweiterte bei Fenerbahce Istanbul seine Titelsammlung um eine Meisterschaft, 1989. Nicht seine letzte, aber dazu kommen wir noch. In Istanbul ging er als umjubelter Held, weil er immer auch Mensch war: Das Geld für seine beiden Abschiedsspiele spendete er an ein gerade entstehendes SOS-Kinderdorf, das damit die Küchen bezahlte. Schumacher, der sich regelmäßig für die Mexico-Hilfe der DFB-Stiftung Egidius Braun engagiert: "Ich finde, wer so viel Glück im Leben gehabt hat, muss auch was zurückgeben."

Wieder zuhause im Westen, ereilte ihn ein Notruf aus dem Süden der Republik. 1991 gerieten die Bayern in die Krise, und als sich Torwart Raimund Aumann verletzte, erhörte er den Hilferuf seines Idols Sepp Maier, damals Torwarttrainer in München. Zunächst nur für die Bank vorgesehen, kam er unter Erich Ribbeck noch zu acht Einsätzen und wurde auch von den Bayern-Fans gefeiert. Nun war die Karriere endgültig beendet. Danach fand er eine Anstellung als Torwarttrainer bei Borussia Dortmund und verdankte seiner Beliebtheit bei Fans und Mitspielern, dass er am letzten Spieltag 1995/1996 mit 42 durch einen Kurzeinsatz gegen den SC Freiburg noch mal Meister wurde - in der Bundesligageschichte hat es keinen älteren Meisterspieler gegeben.

Trainer bei Fortuna Köln: In der Halbzeit entlassen

Schlagzeilen machte er drei Jahre später auf seiner einzigen Trainerstation im Profifußball. Er hätte gut darauf verzichten können, denn im Dezember 1999 geschah Ungeheuerliches. Schumacher: "Damals war ich Trainer bei Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. Präsident Jean Löring hat mich in der Halbzeit des Spiels gegen Waldhof Mannheim entlassen. Das habe ich ihm längst verziehen, er hatte damals zu viel von seinem Lieblingsgetränk intus - und das war keine Cola." Löring, längst verstorben, begründete die Affekthandlung mit dem legendären Satz: "Ich als Verein musste handeln."

Schumacher kann heute darüber lachen wie über so manches, wenn er nur lange genug von seiner Terrasse auf den Rhein blickt. "Das ist meine Art der Meditation. Ich werfe meine Sorgen in den Fluss und freue mich über jeden Tag." Nicht nur, wenn es was zu feiern gibt.

Schumacher in Zahlen

Titel und Auszeichnungen:

Europameister 1980

Vizeweltmeister 1982 und 1986

Deutscher Meister 1978, 1996

Türkischer Meister 1989

DFB-Pokalsieger 1977, 1978, 1983

Fußballer des Jahres 1984, 1986

Bundesverdienstkreuz 1978

Karrieredaten:

76 A-Länderspiele (1979 bis 1987)

464 Bundesligaspiele

73 Europapokalspiele

Vereine:

1962 bis 1972 SW Düren

1972 bis 1987 1. FC Köln

1987 bis 1988 Schalke 04

1988 bis 1991 Fenerbahce Istanbul

1991 bis 1992 Bayern München

1996 Borussia Dortmund (eigentlich Torwart-Trainer, ein Einsatz zum Saisonfinale)

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