Der letzte Regionalligist: Nürnberg träumt vom Viertelfinale

Die Vorfreude ist riesig. Die Frauen des 1. FC Nürnberg stehen erstmals im Achtelfinale des DFB-Pokals. Der Regionalligist erwartet heute (ab 11 Uhr) den Zweitligisten Arminia Bielefeld und träumt von der Sensation. "Wir wollen ins Viertelfinale", sagt Trainer Osman Cankaya. "Natürlich ist Bielefeld auf den ersten Blick in der Favoritenrolle. Sie haben eine erfahrene Mannschaft und spielen eine Klasse höher. Dennoch gehe ich von einem Duell auf Augenhöhe aus. Wir sind heiß und wollen jetzt den nächsten Schritt machen. Alles ist möglich."

Für die Nürnbergerinnen ist die Partie schon jetzt das größte Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte. Die vergangenen Jahre waren oft eine rasante Achterbahnfahrt durch die verschiedenen Spielklassen im Amateurbereich. Erst seit 2008 geht es langsam aber nachhaltig wieder aufwärts. Es gab zwar zwischendurch noch mal einen Abstieg, aber dieser ist rückblickend eher als Betriebsunfall zu werten. Aus der fünftklassigen Landesliga hat sich das Team seitdem in die dritthöchste Spielklasse gearbeitet. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll hier jedoch noch nicht die Endstation sein. "Wir haben die vergangene Saison auf dem dritten Platz beendet", sagt Cankaya. "Wir wollen uns weiter verbessern. Die 2. Bundesliga ist unser Ziel. Am liebsten wollen wir das schon in dieser Saison schaffen. Aber um das zu erreichen, brauchen wir auch etwas Glück."

"Wir fiebern diesem Aufeinandertreffen entgegen"

Im Moment sieht es nicht so rosig aus. Die Nürnbergerinnen belegen aktuell Rang fünf. Spitzenreiter SC Freiburg II ist bereits zehn Zähler entfernt. "Wir haben uns im Herbst eine wirklich schlechte Phase mit drei Niederlagen hintereinander geleistet. Und das ausgerechnet gegen direkte Konkurrenten. Das ist doppelt ärgerlich und wirft uns zurück", sagt Cankaya. "Dieses Defizit müssen wir nun Woche für Woche abarbeiten. Bis Weihnachten wollen wir den Rückstand nach und nach etwas verkürzen. Danach greifen wir richtig an. Von den sportlichen und infrastrukturellen Möglichkeiten her müssen wir uns vor einem ambitionierten Zweitligisten nicht verstecken."

Genau das wollen sie schon mal gegen den Tabellenelften der 2. Bundesliga beweisen. "Wir fiebern diesem Aufeinandertreffen entgegen", sagt Luisa Richert. Die 26-Jährige ist seit 2008 Mitglied beim 1. FC Nürnberg. Keine Spielerin ist länger als sie beim "Club". Auch Richert ist davon überzeugt, dass an einem guten Tag der Schritt ins Viertelfinale möglich ist: "Wir haben Respekt vor Bielefeld. Aber wir wissen auch, was wir können. Wir müssen uns nicht verstecken. Wir sind bereit, um im DFB-Pokal den Schritt unter die besten acht Teams in Deutschland zu machen."

Egal, mit wem man spricht, der Tenor ist eindeutig: Die Nürnbergerinnen wollen dem Konzert der ganz Großen ihre Stimme geben. "Bisher haben wir noch nie die erste Runde überstanden, jetzt sind wir schon im Achtelfinale", sagt Richert. "Wir hatten etwas Glück mit der Auslosung, das gehört dazu." Zum Auftakt gab es ein 4:0 beim Rheinlandligisten SV Holzbach, in der zweiten Runde haben sie den Regionalligisten TuS Wörrstadt mit 2:0 nach Verlängerung besiegt. Sie haben die günstige Fügung des Schicksals genutzt und werden jetzt in einem Atemzug mit dem VfL Wolfsburg, Bayern München, Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt genannt.

"Wir setzen ganz bewusst sehr stark auf junge Spielerinnen"

Es sind verschiedene Welten, deren Wege sich nun im Wettbewerb kreuzen. Auf der einen Seite Nationalspielerinnen, Champions-League-Siegerinnen, die Besten Europas. Auf der anderen Seite die Nürnbergerinnen, für die der Fußball in erster Linie ein ambitioniertes Hobby ist.  Alle Spielerinnen des Regionalligisten aus Bayern gehen arbeiten, studieren oder sind noch in der Schule, keine kann ausschließlich vom Fußball leben. Richert zum Beispiel ist in einer Anwaltskanzlei in Fürth beschäftigt und muss sich nach Feierabend oft ziemlich beeilen, um abends rechtzeitig auf dem Trainingsplatz zu stehen.

"Club"-Trainer Osman Cankaya ist unter diesen Bedingungen zurecht stolz auf die Entwicklung des Teams unter seiner Leitung. Seit Sommer 2017 steht der 30-Jährige in der Verantwortung und hat die Mannschaft auf gutem Niveau stabilisiert und die Talentförderung vorangetrieben. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Team ein Durchschnittsalter von nicht einmal 20 Jahren hat. "Wir setzen ganz bewusst sehr stark auf junge Spielerinnen, deren Potenzial wir nach und nach entwickeln", sagt Cankaya. "Wir sehen Nürnberg als perfekten Standort für unsere zahlreichen Talente, weil sie sich hier auch beruflich nach ihren Vorstellungen entwickeln können. Die Universität Erlangen/Nürnberg zum Beispiel ist für viele ein wichtiges Entscheidungskriterium, zu uns zu kommen."

Durch die Erfolge im DFB-Pokal steht der Frauenfußball beim 1. FC Nürnberg plötzlich stärker im Fokus als in den vergangenen Wochen und Monaten. Der "Club" ist der klassentiefste verbliebene Verein im Wettbewerb. Die Nürnberger hätten nichts dagegen, wenn diese Geschichte noch eine Fortsetzung im Viertelfinale finden würde.

[sw]

Die Vorfreude ist riesig. Die Frauen des 1. FC Nürnberg stehen erstmals im Achtelfinale des DFB-Pokals. Der Regionalligist erwartet heute (ab 11 Uhr) den Zweitligisten Arminia Bielefeld und träumt von der Sensation. "Wir wollen ins Viertelfinale", sagt Trainer Osman Cankaya. "Natürlich ist Bielefeld auf den ersten Blick in der Favoritenrolle. Sie haben eine erfahrene Mannschaft und spielen eine Klasse höher. Dennoch gehe ich von einem Duell auf Augenhöhe aus. Wir sind heiß und wollen jetzt den nächsten Schritt machen. Alles ist möglich."

Für die Nürnbergerinnen ist die Partie schon jetzt das größte Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte. Die vergangenen Jahre waren oft eine rasante Achterbahnfahrt durch die verschiedenen Spielklassen im Amateurbereich. Erst seit 2008 geht es langsam aber nachhaltig wieder aufwärts. Es gab zwar zwischendurch noch mal einen Abstieg, aber dieser ist rückblickend eher als Betriebsunfall zu werten. Aus der fünftklassigen Landesliga hat sich das Team seitdem in die dritthöchste Spielklasse gearbeitet. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll hier jedoch noch nicht die Endstation sein. "Wir haben die vergangene Saison auf dem dritten Platz beendet", sagt Cankaya. "Wir wollen uns weiter verbessern. Die 2. Bundesliga ist unser Ziel. Am liebsten wollen wir das schon in dieser Saison schaffen. Aber um das zu erreichen, brauchen wir auch etwas Glück."

"Wir fiebern diesem Aufeinandertreffen entgegen"

Im Moment sieht es nicht so rosig aus. Die Nürnbergerinnen belegen aktuell Rang fünf. Spitzenreiter SC Freiburg II ist bereits zehn Zähler entfernt. "Wir haben uns im Herbst eine wirklich schlechte Phase mit drei Niederlagen hintereinander geleistet. Und das ausgerechnet gegen direkte Konkurrenten. Das ist doppelt ärgerlich und wirft uns zurück", sagt Cankaya. "Dieses Defizit müssen wir nun Woche für Woche abarbeiten. Bis Weihnachten wollen wir den Rückstand nach und nach etwas verkürzen. Danach greifen wir richtig an. Von den sportlichen und infrastrukturellen Möglichkeiten her müssen wir uns vor einem ambitionierten Zweitligisten nicht verstecken."

Genau das wollen sie schon mal gegen den Tabellenelften der 2. Bundesliga beweisen. "Wir fiebern diesem Aufeinandertreffen entgegen", sagt Luisa Richert. Die 26-Jährige ist seit 2008 Mitglied beim 1. FC Nürnberg. Keine Spielerin ist länger als sie beim "Club". Auch Richert ist davon überzeugt, dass an einem guten Tag der Schritt ins Viertelfinale möglich ist: "Wir haben Respekt vor Bielefeld. Aber wir wissen auch, was wir können. Wir müssen uns nicht verstecken. Wir sind bereit, um im DFB-Pokal den Schritt unter die besten acht Teams in Deutschland zu machen."

Egal, mit wem man spricht, der Tenor ist eindeutig: Die Nürnbergerinnen wollen dem Konzert der ganz Großen ihre Stimme geben. "Bisher haben wir noch nie die erste Runde überstanden, jetzt sind wir schon im Achtelfinale", sagt Richert. "Wir hatten etwas Glück mit der Auslosung, das gehört dazu." Zum Auftakt gab es ein 4:0 beim Rheinlandligisten SV Holzbach, in der zweiten Runde haben sie den Regionalligisten TuS Wörrstadt mit 2:0 nach Verlängerung besiegt. Sie haben die günstige Fügung des Schicksals genutzt und werden jetzt in einem Atemzug mit dem VfL Wolfsburg, Bayern München, Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt genannt.

"Wir setzen ganz bewusst sehr stark auf junge Spielerinnen"

Es sind verschiedene Welten, deren Wege sich nun im Wettbewerb kreuzen. Auf der einen Seite Nationalspielerinnen, Champions-League-Siegerinnen, die Besten Europas. Auf der anderen Seite die Nürnbergerinnen, für die der Fußball in erster Linie ein ambitioniertes Hobby ist.  Alle Spielerinnen des Regionalligisten aus Bayern gehen arbeiten, studieren oder sind noch in der Schule, keine kann ausschließlich vom Fußball leben. Richert zum Beispiel ist in einer Anwaltskanzlei in Fürth beschäftigt und muss sich nach Feierabend oft ziemlich beeilen, um abends rechtzeitig auf dem Trainingsplatz zu stehen.

"Club"-Trainer Osman Cankaya ist unter diesen Bedingungen zurecht stolz auf die Entwicklung des Teams unter seiner Leitung. Seit Sommer 2017 steht der 30-Jährige in der Verantwortung und hat die Mannschaft auf gutem Niveau stabilisiert und die Talentförderung vorangetrieben. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Team ein Durchschnittsalter von nicht einmal 20 Jahren hat. "Wir setzen ganz bewusst sehr stark auf junge Spielerinnen, deren Potenzial wir nach und nach entwickeln", sagt Cankaya. "Wir sehen Nürnberg als perfekten Standort für unsere zahlreichen Talente, weil sie sich hier auch beruflich nach ihren Vorstellungen entwickeln können. Die Universität Erlangen/Nürnberg zum Beispiel ist für viele ein wichtiges Entscheidungskriterium, zu uns zu kommen."

Durch die Erfolge im DFB-Pokal steht der Frauenfußball beim 1. FC Nürnberg plötzlich stärker im Fokus als in den vergangenen Wochen und Monaten. Der "Club" ist der klassentiefste verbliebene Verein im Wettbewerb. Die Nürnberger hätten nichts dagegen, wenn diese Geschichte noch eine Fortsetzung im Viertelfinale finden würde.

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