Der Jahresrückblick von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder

Der Confed-Cup bescherte uns mit seinen attraktiven Spielen einen heißen Sommer, die WM-Endrunden-Auslosung am 9. Dezember war genauso wenig an Spannung zu überbieten und die Vorfreude auf die WM 2006 in Deutschland ist größer denn je. Fußball-Herz – was willst Du mehr? Ereignisreiche und unvergessliche Monate liegen hinter uns und vor uns. Die Vielfalt der Facetten im DFB-Alltag lässt kaum Zeit zum Innehalten, ein Höhepunkt jagt den anderen.

Indessen ist das Ende eines Jahres der Zeitpunkt, allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Verbänden und Vereinen für ihr großes Engagement im Jahr 2005 ein herzliches Dankeschön zu sagen. Unsere 6,3 Millionen Mitglieder in 26.000 Klubs haben in den vergangenen Monaten einen wertvollen Beitrag dazu geleistet, dass in unserer Gesellschaft wichtige Aufgaben erfüllt werden und der Fußball dabei eine bedeutende Rolle spielt. Ob bei der Integration ausländischer Mitbürger oder beim Engagement gegen Gewalt – der Leistungs- und Breitensport ermöglicht über die Sportplätze hinaus immer wieder aufs Neue ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Kulturen und verschiedener Generationen. Das gilt für den DFB natürlich in besonderer Weise an der Basis bei den Amateuren, in der Nachwuchsarbeit und bei seinen vielfältigen sozialen Aktivitäten.

Ungeachtet dessen steht unsere Nationalmannschaft ständig im Fokus des öffentlichen Interesses. So war es auch in diesem Jahr. Das Wohl und Wehe der DFB-Auswahl wurde von Millionen Fans und in den Medien mit Leidenschaft verfolgt. Im positiven und negativen Sinne kochten die Emotionen hoch und führten teilweise zu kontroversen Diskussionen. Bei realistischer Betrachtung kann heute festgestellt werden: Die Jahresbilanz der deutschen Nationalmannschaft fällt absolut zufriedenstellend aus. Sieben Siege, fünf Unentschieden und drei Niederlagen stehen unter dem Strich. Im Blick auf die WM 2006 von besonderem Interesse ist, dass seit dem Amtsantritt von Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor nunmehr 17 Monaten nur ein einziges Heimspiel verloren wurde, und zwar nach einer attraktiven Vorstellung und hartem Widerstand im Halbfinale des Confederations Cup gegen den amtierenden Weltmeister Brasilien. Nach einem weiteren spannenden und hoch interessanten Duell in der Partie um Platz 3 bedeutete der mit viel Lob bedachte Erfolg gegen Mexiko schließlich einen versöhnlichen Ausklang des sportlich und organisatorisch allseits als WM-Generalprobe titulierten Turniers.

Sicherlich weniger erfreulich waren die Leistungen im Herbst, als zweimal hintereinander auswärts in der Slowakei und der Türkei nach enttäuschenden Darbietungen verloren wurde. Sofort setzte in einem Teil der Medien übertriebene Kritik ein. Das Trainerteam um Jürgen Klinsmann zeichnete sich trotz aller Turbulenzen in dieser Situation dadurch aus, dass es den Blick für die Realitäten nicht verlor und gelassen reagierte. Das 0:0 im letzten Länderspiel des Jahres am 15. November in Paris gegen Frankreich war eine gute Antwort auf alle Kritik.

Eine weiterer Höhepunkt war natürlich die WM-Auslosung am 9. Dezember in Leipzig. Nach der eindrucksvollen Fernseh-Show, zu der wir Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel als Gäste begrüßen konnten, ist die Vorfreude auf das Stelldichein der 32 Teams zusätzlich gewachsen. Costa Rica, Polen und Ecuador sind zunächst reizvolle Gegner, die nicht unterschätzt werden dürfen. Gleichzeitig bietet für unsere Mannschaft dieser Einstieg in das WM-Turnier die Möglichkeit, dass sich die Begeisterung unserer Anhänger von Spiel zu Spiel steigert und somit in der K.o.-Runde gegen namhaftere Gegner im gesamten Land im wahrsten Sinne des Wortes eine fantastische Stimmung herrscht, von der die DFB-Auswahl in den entscheidenden Duellen auf dem Weg ins WM-Finale zusätzlich profitieren kann.

Ich bin optimistisch, dass wir eine gute WM spielen werden. Wer die akribische Arbeit von Jürgen Klinsmann, Joachim Löw, Andreas Köpke und Manager Oliver Bierhoff aus der Nähe beobachten kann, weiß sehr genau, wie intensiv und gewissenhaft sie das „Projekt 2006“ vorangetrieben haben. Es war eine richtige Entscheidung, den Nationalmannschafts-Kader weiter zu verjüngen und gleichzeitig eine offensivere Spielweise zu propagieren.

Ich wünsche ihnen für die „heiße Phase“ der WM-Vorbereitung das notwendige Gespür und Quäntchen Glück bei der Entscheidung in den brisanten Personalfragen und bin absolut sicher, dass alle Spieler im kommenden Sommer auf die Minute topfit sein werden.

Doch nicht nur das „Projekt 2006“ von Bundestrainer Jürgen Klinsmann und seinem Team haben in diesem Jahr für Aufsehen und Gesprächsstoff gesorgt. Ebenfalls im Blickpunkt standen die U 21 und unsere Nationalspielerinnen. Ein herausragendes Erfolgserlebnis ist beispielsweise, dass sich erstmals in der fünfjährigen Geschichte des UEFA-Pokals der Frauen zwei deutsche Mannschaften für das Finale qualifiziert haben. Obwohl beide Halbfinal-Hinspiele verloren wurden, sicherten sich Pokalverteidiger Turbine Potsdam und der amtierende Deutsche Meister 1. FFC Frankfurt dank überzeugender Siege im zweiten Aufeinandertreffen noch souverän den Einzug in die Endspiele am 20. und 28. Mai 2006.

Außerdem stellte unsere Frauen-Nationalmannschaft mehrfach ihre internationale Klasse unter Beweis. Der Höhepunkt in diesem Jahr war zweifelsohne im Sommer der souveräne Gewinn des EM-Titels in England, danach konnte sich die DFB-Auswahl über einen gelungenen Start in der WM-Qualifikation freuen. Vor insgesamt 40 000 Zuschauern gab es drei klare Erfolge in den drei Begegnungen in Siegen, Bayreuth und Ulm: 5:1 gegen Russland, 4:0 gegen Schottland und 4:0 gegen die Schweiz. Damit rangieren die deutschen Frauen in ihrer Qualifikationsgruppe für die WM-Endrunde 2007 in China an der Tabellenspitze, und die neue Trainerin Silvia Neid erwischte mit dem Titelverteidiger einen Auftakt nach Maß. Umso mehr, als sie zugleich einen unausweichlichen Verjüngungsprozess eingeleitet hat. Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die vorbildliche Arbeit von Tina Theune-Meyer, die im Sommer nach dem insgesamt sechsten deutschen EM-Triumph als Trainerin des amtierenden Welt- und Europameisters abtrat, um künftig als DFB-Angestellte die strategisch-wissenschaftliche Begleitung des Frauenfußballs zu forcieren.

In Anlehnung an das bekannte Zitat von FIFA-Präsident Joseph Blatter beendete die seit Saisonbeginn für unser U 19-Team verantwortliche Trainerin Maren Meinert kürzlich vor dem DFB-Vorstand einen imposanten Vortrag über die Entwicklung und Perspektiven des Frauenfußballs in Deutschland mit dem Slogan: „Die Zukunft des Fußballs wird weiblicher!“ Maren Meinert, ebenso wie Silvia Neid erfolgreiche Nationalspielerin und nun Fußball-Lehrerin in DFB-Diensten, strebt große Ziele an. Dazu passt die von unserem Geschäftsführenden Präsidenten Theo Zwanziger im Sommer beim Frauen- und Mädchenfußball-Kongress in Köln ausgegebene Zielsetzung, dass sich im Laufe der nächsten fünf Jahre die Zahl der weiblichen Fußball-Mannschaften in Deutschland verdoppeln soll. Der Einstand als Trainerin für Maren Meinert bescherte ihr mit der U 19 bei der EM in Ungarn nach respektablen Darbietungen den Einzug ins Halbfinale, wo die DFB-Auswahl aber überraschend am späteren Europameister Russland scheiterte. Trotz der verständlichen Enttäuschung unmittelbar nach der Niederlage gelang immerhin souverän die Qualifikation für die U 20-WM im Herbst 2006, bei der das DFB-Team als Titelverteidiger an den Start geht.

Viel Lob kassierte in jüngster Vergangenheit außerdem unser männlicher Nachwuchs. Sicher am spektakulärsten sind die Erfolge der von Dieter Eilts betreuten U 21-Auswahl, die sich in imponierender Manier für die EM-Endrunde qualifizierte. Seit dem Amtsantritt ihres Trainers ist sie in nunmehr 14 Länderspielen ungeschlagen. In der EM-Zwischenrunde schaltete sie mit einem 2:0 und 1:0 die starken Tschechen aus. Nicht nur die Ergebnisse, sondern auch das spielerische Potenzial lassen für das Stelldichein der besten acht europäischen Teams im Mai/Juni 2006 berechtigte Hoffnungen aufkommen, als einer der aussichtsreichen Titelanwärter in das Turnier zu gehen.

Die zufriedenstellende Jahresbilanz runden unsere U 19- und U 17-Auswahlmannschaften ab. Denn beide Teams des aktuellen Jahrgangs absolvierten im Herbst die erste EM-Runde mit Bravour und stehen nun im Frühjahr 2006 vor einer weiteren internationalen Bewährungsprobe. Die von Horst Hrubesch trainierte U 19 ließ sich beim Mini-Turnier in Westfalen von renommierten Gegnern nicht schrecken, ungeschlagen zog sie gegen Weißrussland, Griechenland und die Niederlande als Gruppensieger in die nächste Runde. Nicht nur ohne Niederlage, sondern zudem ohne Gegentor setzte sich die von Bernd Stöber betreute U 17 gegen Faröer, San Marino und Gastgeber Portugal durch.

Die von Ulli Stielike trainierte U 19 der Saison 2004/2005 hatte ebenfalls allen Grund zum Feiern. Obwohl durch zahlreiche Verletzungen stark ersatzgeschwächt und ohne Möglichkeit, fitte Spieler nachzunominieren, scheiterte sie im Sommer bei der EM in Nordirland erst im Halbfinale nach aufopferungsvollem Kampf am späteren Europameister Frankreich. Viel Pech hatte der alte Jahrgang der U 17, denn bis wenige Minuten vor Schluss der letzten Vorrunden-Begegnung war die von Jörg Daniel betreute DFB-Auswahl für die EM-Endrunde qualifiziert. Das 2:3 in der Nachspielzeit gegen die Niederlande bedeutete dann das Aus und stattdessen konnte das Oranje-Team später die Vize-Europameisterschaft bejubeln.

Seinen Auftrag erfüllt hat – trotz seines teilweise schlechten Rufs in der Öffentlichkeit – unser Team 2006. Vier Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen sind die Bilanz seit dem ersten Auftritt im September 2002. Der 5:2-Sieg unter Trainer Erich Rutemöller im November 2005 in Österreich war mit Sicherheit der letzte Auftritt dieser Perspektiv-Mannschaft. Angesichts der aktuellen Diskussionen über den Fortbestand dieser Mannschaft als A 2 und damit unter neuem Namen mache ich kein Geheimnis aus meiner Meinung, dass ich das für äußerst sinnvoll halte, unter anderem damit die der U 21 entwachsenen und im A-Team noch nicht gelandeten Akteure im DFB-Trikot internationale Erfahrung sammeln können.

Die sportlichen Perspektiven über die WM 2006 hinaus sind also absolut verheißungsvoll. Darin schließe ich ausdrücklich das Talentförderprogramm ein, das allmählich seine Früchte trägt. Dank der inzwischen durch ein wissenschaftliches Begleitprogramm effektiv unterstützten Arbeit an 387 Stützpunkten konnten bereits etliche Talente, die in diesem Projekt gezielt ausgebildet wurden, den Weg in die Leistungszentren der Bundesliga antreten oder sich über Berufungen in eine DFB-Auswahlmannschaft freuen. Um ein Zeichen zu setzen, dass der DFB in der Nachwuchsförderung den eingeschlagenen Kurs konsequent fortsetzen wird, wurde beispielsweise in diesem Jahr zusätzlich ein Mädchenfußball-Programm initiiert und darüber hinaus in der letzten DFB-Präsidiums-Sitzung Ende November in Stuttgart der Tendenzbeschluss gefasst, eine eigene Schulfußball-Abteilung zu installieren.

Neue strukturelle und personelle Überlegungen für die Direktion Team-Management sind in diesem Zusammenhang unausweichlich. Zumal Jugendkoordinator Michael Skibbe im Herbst seine DFB-Tätigkeit nach fünf Jahren beendete und ein Angebot von Rudi Völler als neuer Trainer des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen annahm. Sein letzter internationaler Einsatz als Nachwuchs-Trainer war im Sommer die U 20-WM in den Niederlanden, bei der sein Team im Viertelfinale gegen Brasilien ausschied. Mein Dank an Michael Skibbe für sein Engagement in der Nachwuchsförderung kommt wirklich von Herzen, für seine Zukunft wünsche ich ihm alles Gute.

Zum Jahres-Rückblick 2005 gehört leider auch der Hinweis auf den Wett- und Manipulationsskandal. Alles begann am Samstag, dem 22. Januar, kurz nach 17.00 Uhr, als der DFB per Pressemitteilung über die ersten Verdachtsmomente informierte. Was danach folgte, ist bekannt. Der ehemalige Schiedsrichter Robert Hoyzer und seine gemeinsam mit kroatischen Wettbetrügern geplanten Manipulationen standen im Mittelpunkt der Berichterstattung in den Medien. Dank der zügigen, kompromisslosen und harmonischen Zusammenarbeit aller DFB-Gremien und deren vertrauensvoller Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Berlin konnte jedoch größerer Schaden vom deutschen Fußball abgewendet werden. Ein wichtiger Meilenstein war der außerordentliche Bundestag am 28. April in Mainz, bei dem der Skandal sportpolitisch aufgearbeitet wurde.

Von großer Bedeutung ist außerdem, dass bei den umfangreichen Ermittlungen der staatlichen Behörden wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs und dem am 17. November erstinstanzlich gesprochenen Urteil des Landgerichts Berlin keinerlei Erkenntnisse gewonnen wurden, die nicht bereits bei den Vernehmungen des DFB-Kontrollausschusses sowie den Verhandlungen vor dem DFB-Sport- und Bundesgericht eine Rolle spielten. Zum wiederholten Male muss ich unserem Geschäftsführenden Präsidenten Theo Zwanziger ein Kompliment machen. Dank der von ihm federführend koordinierten Aufklärungsarbeit im DFB können wir derzeit davon ausgehen, dass keine weiteren Enthüllungen mehr zu erwarten sind. Dies ist unter anderem angesichts der riesigen Vorfreude im ganzen Land auf die WM 2006 eine positive Botschaft, so erschütternd und traurig dieser Kriminalfall im Sport für uns alle war.

Der Blick gilt nun immer stärker dem Stelldichein der besten 32 Nationalmannschaften aus allen Kontinenten in Deutschland. Wir freuen uns auf ereignisreiche Tage unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ und attraktiven Fußball. Wir sind überzeugt davon, dass das von Franz Beckenbauer und Horst R. Schmidt angeführte WM-Organisationskomitee allen diffizilen Anforderungen in und außerhalb der zwölf WM-Stadien gerecht werden wird. Wir fiebern der Fülle reizvoller Veranstaltungen in den Metropolen, aber genauso den kleineren Aktivitäten in vielen Städten und Ortschaften förmlich entgegen, damit die WM 2006 für alle Gäste und Gastgeber wirklich ein gelungenes und großes Fest wird. Und wir hoffen natürlich, dass sich unsere Nationalmannschaft in die Herzen der Fans spielt und wir vielleicht dann wirklich nach dem Finale am 9. Juli in Berlin den Gewinn des WM-Titels bejubeln können.

In diesem Sinne sage ich auch im Namen von Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt und des gesamten DFB-Präsidiums nochmals Dankeschön für alles Engagement der deutschen Fußball-Familie im zu Ende gehenden Jahr und wünsche Ihnen zugleich viel Elan bei der Bewältigung der vor uns liegenden Aufgaben im WM-Jahr 2006. Ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie Glück, Gesundheit und Erfolg im neuen Jahr!

Ihr

Gerhard Mayer-Vorfelder


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Der Confed-Cup bescherte uns mit seinen attraktiven Spielen einen heißen Sommer, die WM-Endrunden-Auslosung am 9. Dezember war genauso wenig an Spannung zu überbieten und die Vorfreude auf die WM 2006 in Deutschland ist größer denn je. Fußball-Herz – was willst Du mehr? Ereignisreiche und unvergessliche Monate
liegen hinter uns und vor uns. Die Vielfalt der Facetten im DFB-Alltag lässt kaum Zeit zum Innehalten, ein Höhepunkt jagt den anderen.



Indessen ist das Ende eines Jahres der Zeitpunkt, allen ehren- und hauptamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Verbänden und Vereinen für ihr großes
Engagement im Jahr 2005 ein herzliches Dankeschön zu sagen. Unsere 6,3 Millionen
Mitglieder in 26.000 Klubs haben in den vergangenen Monaten einen wertvollen
Beitrag dazu geleistet, dass in unserer Gesellschaft wichtige Aufgaben erfüllt werden
und der Fußball dabei eine bedeutende Rolle spielt. Ob bei der Integration ausländischer Mitbürger oder beim Engagement gegen Gewalt – der Leistungs- und Breitensport ermöglicht über die Sportplätze hinaus immer wieder aufs Neue ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Kulturen und verschiedener Generationen. Das gilt für den DFB natürlich in besonderer Weise an der Basis bei den Amateuren, in
der Nachwuchsarbeit und bei seinen vielfältigen sozialen Aktivitäten.



Ungeachtet dessen steht unsere Nationalmannschaft ständig im Fokus des öffentlichen
Interesses. So war es auch in diesem Jahr. Das Wohl und Wehe der DFB-Auswahl
wurde von Millionen Fans und in den Medien mit Leidenschaft verfolgt. Im positiven
und negativen Sinne kochten die Emotionen hoch und führten teilweise zu kontroversen
Diskussionen. Bei realistischer Betrachtung kann heute festgestellt werden: Die Jahresbilanz der deutschen Nationalmannschaft fällt absolut zufriedenstellend aus. Sieben Siege, fünf Unentschieden und drei Niederlagen stehen unter dem Strich. Im Blick auf die WM 2006 von besonderem Interesse ist, dass seit dem Amtsantritt von Bundestrainer Jürgen Klinsmann vor nunmehr 17 Monaten nur ein einziges Heimspiel verloren wurde, und zwar nach einer attraktiven Vorstellung und hartem Widerstand im Halbfinale des Confederations Cup gegen den amtierenden Weltmeister Brasilien. Nach einem weiteren spannenden und hoch interessanten Duell in der Partie um Platz 3 bedeutete der mit viel Lob bedachte Erfolg gegen Mexiko schließlich einen versöhnlichen Ausklang des sportlich und organisatorisch allseits als WM-Generalprobe titulierten Turniers.



Sicherlich weniger erfreulich waren die Leistungen im Herbst, als zweimal hintereinander auswärts in der Slowakei und der Türkei nach enttäuschenden Darbietungen verloren wurde. Sofort setzte in einem Teil der Medien übertriebene Kritik ein. Das Trainerteam um Jürgen Klinsmann zeichnete sich trotz aller Turbulenzen in dieser Situation dadurch aus, dass es den Blick für die Realitäten nicht verlor und gelassen reagierte. Das 0:0 im letzten Länderspiel des Jahres am 15. November in Paris gegen Frankreich war eine gute Antwort auf alle Kritik.



Eine weiterer Höhepunkt war natürlich die WM-Auslosung am 9. Dezember in Leipzig.
Nach der eindrucksvollen Fernseh-Show, zu der wir Bundespräsident Prof. Dr. Horst
Köhler und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel als Gäste begrüßen konnten, ist
die Vorfreude auf das Stelldichein der 32 Teams zusätzlich gewachsen. Costa
Rica, Polen und Ecuador sind zunächst reizvolle Gegner, die nicht unterschätzt
werden dürfen. Gleichzeitig bietet für unsere Mannschaft dieser Einstieg in das WM-Turnier die Möglichkeit, dass sich die Begeisterung unserer Anhänger von Spiel zu Spiel steigert und somit in der K.o.-Runde gegen namhaftere Gegner im gesamten Land im wahrsten Sinne des Wortes eine fantastische Stimmung herrscht, von der die DFB-Auswahl in den entscheidenden Duellen auf dem Weg ins WM-Finale zusätzlich profitieren kann.



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Ich bin optimistisch, dass wir eine gute WM spielen werden. Wer die akribische Arbeit von Jürgen Klinsmann, Joachim Löw, Andreas Köpke und Manager Oliver Bierhoff aus der Nähe beobachten kann, weiß sehr genau, wie intensiv und gewissenhaft sie das „Projekt 2006“ vorangetrieben haben. Es war eine richtige Entscheidung, den Nationalmannschafts-Kader weiter zu verjüngen und gleichzeitig eine offensivere Spielweise zu propagieren.



Ich wünsche ihnen für die „heiße Phase“ der WM-Vorbereitung das notwendige Gespür und Quäntchen Glück bei der Entscheidung in den brisanten Personalfragen und bin absolut sicher, dass alle Spieler im kommenden Sommer auf die Minute topfit sein werden.



Doch nicht nur das „Projekt 2006“ von Bundestrainer Jürgen Klinsmann und seinem Team haben in diesem Jahr für Aufsehen und Gesprächsstoff gesorgt. Ebenfalls im Blickpunkt standen die U 21 und unsere Nationalspielerinnen. Ein herausragendes Erfolgserlebnis ist beispielsweise, dass sich erstmals in der fünfjährigen Geschichte des UEFA-Pokals der Frauen zwei deutsche Mannschaften für das Finale qualifiziert haben. Obwohl beide Halbfinal-Hinspiele verloren wurden, sicherten sich Pokalverteidiger Turbine Potsdam und der amtierende Deutsche Meister 1. FFC Frankfurt dank überzeugender Siege im zweiten Aufeinandertreffen noch souverän den Einzug in die Endspiele am 20. und 28. Mai 2006.



Außerdem stellte unsere Frauen-Nationalmannschaft mehrfach ihre internationale Klasse unter Beweis. Der Höhepunkt in diesem Jahr war zweifelsohne im Sommer der souveräne Gewinn des EM-Titels in England, danach konnte sich die DFB-Auswahl über einen gelungenen Start in der WM-Qualifikation freuen. Vor insgesamt 40 000 Zuschauern gab es drei klare Erfolge in den drei Begegnungen in Siegen, Bayreuth und Ulm: 5:1 gegen Russland, 4:0 gegen Schottland und 4:0 gegen die Schweiz. Damit rangieren die deutschen Frauen in ihrer Qualifikationsgruppe für die WM-Endrunde 2007 in China an der Tabellenspitze, und die neue Trainerin Silvia Neid erwischte mit dem Titelverteidiger einen Auftakt nach Maß. Umso mehr, als sie zugleich einen unausweichlichen Verjüngungsprozess eingeleitet hat. Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die vorbildliche Arbeit von Tina Theune-Meyer, die im Sommer nach dem insgesamt sechsten deutschen EM-Triumph als Trainerin des amtierenden Welt- und Europameisters abtrat, um künftig als DFB-Angestellte die strategisch-wissenschaftliche Begleitung des Frauenfußballs zu forcieren.



In Anlehnung an das bekannte Zitat von FIFA-Präsident Joseph Blatter beendete die seit Saisonbeginn für unser U 19-Team verantwortliche Trainerin Maren Meinert kürzlich vor dem DFB-Vorstand einen imposanten Vortrag über die Entwicklung und Perspektiven des Frauenfußballs in Deutschland mit dem Slogan: „Die Zukunft des Fußballs wird weiblicher!“ Maren Meinert, ebenso wie Silvia Neid erfolgreiche Nationalspielerin und nun Fußball-Lehrerin in DFB-Diensten, strebt große Ziele an. Dazu passt die von unserem Geschäftsführenden Präsidenten Theo Zwanziger im Sommer beim Frauen- und Mädchenfußball-Kongress in Köln ausgegebene Zielsetzung, dass sich im Laufe der nächsten fünf Jahre die Zahl der weiblichen Fußball-Mannschaften in Deutschland verdoppeln soll. Der Einstand als Trainerin für Maren
Meinert bescherte ihr mit der U 19 bei der EM in Ungarn nach respektablen Darbietungen den Einzug ins Halbfinale, wo die DFB-Auswahl aber überraschend am späteren Europameister Russland scheiterte. Trotz der verständlichen Enttäuschung unmittelbar nach der Niederlage gelang immerhin souverän die Qualifikation für die U 20-WM im Herbst 2006, bei der das DFB-Team als Titelverteidiger an den Start geht.



Viel Lob kassierte in jüngster Vergangenheit außerdem unser männlicher Nachwuchs. Sicher am spektakulärsten sind die Erfolge der von Dieter Eilts betreuten U 21-Auswahl, die sich in imponierender Manier für die EM-Endrunde qualifizierte. Seit dem Amtsantritt ihres Trainers ist sie in nunmehr 14 Länderspielen ungeschlagen. In der EM-Zwischenrunde schaltete sie mit
einem 2:0 und 1:0 die starken Tschechen aus. Nicht nur die Ergebnisse, sondern auch
das spielerische Potenzial lassen für das Stelldichein der besten acht europäischen Teams im Mai/Juni 2006 berechtigte Hoffnungen aufkommen, als einer der aussichtsreichen Titelanwärter in das Turnier zu gehen.



Die zufriedenstellende Jahresbilanz runden unsere U 19- und U 17-Auswahlmannschaften ab. Denn beide Teams des aktuellen Jahrgangs absolvierten im Herbst die erste EM-Runde mit Bravour und stehen nun im Frühjahr 2006 vor einer weiteren internationalen Bewährungsprobe. Die von Horst Hrubesch trainierte U 19 ließ sich beim Mini-Turnier in Westfalen von renommierten Gegnern nicht schrecken, ungeschlagen zog sie gegen Weißrussland, Griechenland und die Niederlande als Gruppensieger in die nächste Runde. Nicht nur ohne Niederlage, sondern zudem ohne Gegentor setzte sich die von Bernd Stöber betreute U 17 gegen Faröer, San Marino und Gastgeber Portugal durch.



Die von Ulli Stielike trainierte U 19 der Saison 2004/2005 hatte ebenfalls allen Grund zum Feiern. Obwohl durch zahlreiche Verletzungen stark ersatzgeschwächt und ohne Möglichkeit, fitte Spieler nachzunominieren, scheiterte sie im Sommer bei der EM in Nordirland erst im Halbfinale nach aufopferungsvollem Kampf am späteren Europameister Frankreich. Viel Pech hatte der alte Jahrgang der U 17, denn bis wenige Minuten vor Schluss der letzten Vorrunden-Begegnung war die von Jörg Daniel betreute DFB-Auswahl für die EM-Endrunde qualifiziert. Das 2:3 in der Nachspielzeit gegen die Niederlande bedeutete dann das Aus und stattdessen konnte das Oranje-Team später die Vize-Europameisterschaft bejubeln.



Seinen Auftrag erfüllt hat – trotz seines teilweise schlechten Rufs in der Öffentlichkeit – unser Team 2006. Vier Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen sind die Bilanz seit dem ersten Auftritt im September 2002. Der 5:2-Sieg unter Trainer Erich Rutemöller im November 2005 in Österreich war mit Sicherheit der letzte Auftritt dieser Perspektiv-Mannschaft. Angesichts der aktuellen Diskussionen über den Fortbestand dieser Mannschaft als A 2 und damit unter neuem Namen mache ich kein Geheimnis aus meiner Meinung, dass ich das für äußerst sinnvoll halte, unter anderem damit die der U 21 entwachsenen und im A-Team noch nicht gelandeten Akteure im DFB-Trikot internationale Erfahrung sammeln können.



Die sportlichen Perspektiven über die WM 2006 hinaus sind also absolut verheißungsvoll. Darin schließe ich ausdrücklich das Talentförderprogramm ein, das allmählich seine Früchte trägt. Dank der inzwischen durch ein wissenschaftliches Begleitprogramm effektiv unterstützten Arbeit an 387 Stützpunkten konnten bereits etliche Talente, die in diesem Projekt gezielt ausgebildet wurden, den Weg in die Leistungszentren der Bundesliga antreten oder sich über Berufungen in eine DFB-Auswahlmannschaft freuen. Um ein Zeichen zu setzen, dass der DFB in der Nachwuchsförderung den eingeschlagenen Kurs konsequent fortsetzen wird, wurde beispielsweise in diesem Jahr zusätzlich ein Mädchenfußball-Programm initiiert und darüber hinaus in der letzten DFB-Präsidiums-Sitzung Ende November in Stuttgart der Tendenzbeschluss gefasst, eine eigene Schulfußball-Abteilung zu installieren.



Neue strukturelle und personelle Überlegungen für die Direktion Team-Management sind in diesem Zusammenhang unausweichlich. Zumal Jugendkoordinator Michael Skibbe im Herbst seine DFB-Tätigkeit nach fünf Jahren beendete und ein Angebot von Rudi Völler als neuer Trainer des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen annahm. Sein letzter internationaler Einsatz als Nachwuchs-Trainer war im Sommer die U 20-WM in den Niederlanden, bei der sein Team im Viertelfinale gegen Brasilien ausschied. Mein Dank an Michael Skibbe für sein Engagement in der Nachwuchsförderung kommt wirklich von Herzen, für seine Zukunft wünsche ich ihm alles Gute.



Zum Jahres-Rückblick 2005 gehört leider auch der Hinweis auf den Wett- und Manipulationsskandal. Alles begann am Samstag, dem 22. Januar, kurz nach 17.00 Uhr, als der DFB per Pressemitteilung über die ersten Verdachtsmomente informierte. Was danach folgte, ist bekannt. Der ehemalige Schiedsrichter Robert Hoyzer und seine gemeinsam mit kroatischen Wettbetrügern geplanten Manipulationen standen im Mittelpunkt der Berichterstattung in den Medien. Dank der zügigen, kompromisslosen und harmonischen Zusammenarbeit aller DFB-Gremien und deren vertrauensvoller Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Berlin konnte jedoch größerer Schaden vom deutschen Fußball abgewendet werden. Ein wichtiger Meilenstein war der außerordentliche Bundestag am 28. April in Mainz, bei dem der Skandal sportpolitisch aufgearbeitet wurde.



Von großer Bedeutung ist außerdem, dass bei den umfangreichen Ermittlungen der staatlichen Behörden wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs und dem am 17. November erstinstanzlich gesprochenen Urteil des Landgerichts Berlin keinerlei Erkenntnisse gewonnen wurden, die nicht bereits bei den Vernehmungen des DFB-Kontrollausschusses sowie den Verhandlungen vor dem DFB-Sport- und Bundesgericht eine Rolle spielten. Zum wiederholten Male muss ich unserem Geschäftsführenden Präsidenten Theo Zwanziger ein Kompliment machen. Dank der von ihm federführend koordinierten Aufklärungsarbeit im DFB können wir derzeit davon ausgehen, dass keine weiteren Enthüllungen mehr zu erwarten sind. Dies ist unter anderem angesichts der riesigen Vorfreude im ganzen Land auf die WM 2006 eine positive
Botschaft, so erschütternd und traurig dieser Kriminalfall im Sport für uns alle war.



Der Blick gilt nun immer stärker dem Stelldichein der besten 32 Nationalmannschaften aus allen Kontinenten in Deutschland. Wir freuen uns auf ereignisreiche Tage unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ und attraktiven Fußball. Wir sind überzeugt davon, dass das von Franz Beckenbauer und Horst R. Schmidt angeführte WM-Organisationskomitee allen diffizilen Anforderungen in und außerhalb der zwölf WM-Stadien gerecht werden wird. Wir fiebern der Fülle reizvoller Veranstaltungen in den Metropolen, aber genauso den kleineren Aktivitäten in vielen Städten und Ortschaften förmlich entgegen, damit die WM 2006 für alle Gäste und Gastgeber wirklich ein gelungenes und großes Fest wird. Und wir hoffen natürlich, dass sich unsere Nationalmannschaft in die Herzen der Fans spielt und wir vielleicht dann wirklich
nach dem Finale am 9. Juli in Berlin den Gewinn des WM-Titels bejubeln können.



In diesem Sinne sage ich auch im Namen von Theo Zwanziger, Horst R. Schmidt und des gesamten DFB-Präsidiums nochmals Dankeschön für alles Engagement der deutschen Fußball-Familie im zu Ende gehenden Jahr und wünsche Ihnen zugleich viel Elan bei der Bewältigung der vor uns liegenden Aufgaben im WM-Jahr 2006. Ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie Glück, Gesundheit und Erfolg im neuen Jahr!



Ihr


Gerhard Mayer-Vorfelder