Premierensieger Nürnberg: Vier Titel und so manche Enttäuschung

Zum 75. Mal geht es in dieser Saison um den DFB-Pokal, den als erster der 1. FC Nürnberg gewann - 1935 war das. Der heutige Zweitligist war lange Zeit nicht nur Rekordmeister, sondern auch Rekordpokalsieger, bis ihn in beiden Wertungen der FC Bayern ablösten. In dieser Saison nimmt der Club zum 65. Mal an einer Endrunde teil, viermal gewann er den Pokal, zweimal stand er im Finale. DFB.de mit einem Rückblick auf die Höhe- und Tiefpunkte seiner Pokalgeschichte.

1935: Das erste Finale, der erste Sieg

8. Dezember 1935: 1. FC Nürnberg - FC Schalke 04 2:0 

Als das Spiel angepfiffen wurde, standen noch Tausende im Schneesturm vor dem Stadion. Sie wussten, dass es keine Karten mehr gab und dass sie vom ersten DFB-Pokalfinale rein gar nichts sehen würden. Aber sie blieben doch, um wenigstens zu erahnen, was sich da auf dem Feld ereignen würde und um im günstigsten Falle gleich an Ort und Stelle mitfeiern zu können. Es war ja schließlich eine historische Stunde für Deutschlands Fußball: Am 8. Dezember 1935 wurde im Düsseldorfer Rheinstadion im Duell der damals besten deutschen Mannschaften zwischen dem 1. FC Nürnberg und Meister Schalke 04 zum ersten Mal überhaupt der DFB-Pokal vergeben. Der damals übrigens noch anders aussah und anders hieß.

Man spielte offiziell um die DFB-Vereinspokalmeisterschaft und das Objekt der Begierde ähnelte einer antiken Blumenvase. Der neue Wettbewerb wurde im Volksmund bis zur letzten Ausspielung in der NS-Zeit jedoch "Tschammer-Pokal" genannt - nach seinem Erfinder, dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. Wenn Schalke 04 und der 1. FC Nürnberg in jenen Jahren aufeinandertrafen, hätte es auch um die Goldene Ananas gehen können - das Stadion wäre auf alle Fälle voll gewesen. So wie an jenem kalten Dezembersonntag in Düsseldorf. Die Fußball Woche schrieb: "So kam das denkbar volkstümlichste Finale zustande."

Es wurde kurzfristig noch um eine Woche verschoben. Eigentlich hätte die Premiere am 1. Dezember stattfinden sollen, doch dann hatten sich Terminschwierigkeiten ergeben. So wurde der erste Pokalsieger auf Schnee gekürt. Das Finale 1935 stand im Zeichen der Revanche. Im legendären Finale um die Deutsche Meisterschaft 1934 hatte Schalke dem Club den Sieg noch in den drei letzten Minuten entrissen, Fritz Szepan und Ernst Kuzorra mehrten ihren Ruhm mit Toren in der 88. und 89. Minute.

Im Sommer 1935 hatte Schalke seinen Meistertitel verteidigt und so stellte sich die Favoritenfrage nicht: Königsblau war mit 29:6 Toren durch den Wettbewerb marschiert und verzeichnete gemeinsam mit dem Club (8:0 gegen Ulm) auch das Rekordergebnis (8:0 gegen SV Kassel) des ersten Pokalwettbewerbs.

Als die Nürnberger am Morgen des Finales in ihrem Quartier die Sonntagszeitungen lasen, sprangen ihnen also ausnahmslos negative Prognosen entgegen. Die Expertenschar setzte auf Schalke, das in Düsseldorf zudem ein Heimspiel zu haben schien. Das Häuflein Nürnberger Anhänger kam sich etwas verloren vor im Rheinstadion, das die Interessenten nicht alle fassen konnte. Die 56.000 Zuschauer sahen ein schwaches Spiel, auch wegen des heftigen Schneesturms, der sich erst nach einer halben Stunde legte.

Nürnbergs Gußner hatte schon in der dritten Minute den Führungstreffer auf dem Fuß, er verzog jedoch aus drei Metern. Die Schalker dagegen spielten im Schneeregen schwach, nichts zu sehen vom berühmten Schalker Kreisel, dem flüssigen Kombinationswirbel. Nürnbergs Abel Uebelein wurde zum entscheidenden Mann, er klaute Ernst Kuzorra viele Bälle. Zur Pause stand es 0:0, was für den Favoriten beinahe schmeichelhaft war. Kaum pfiff der Berliner Schiedsrichter Alfred Birlem wieder an nahm die Überraschung ihren Lauf.

Schon in der 46. Minute glückte Nürnberg das 1:0, über den Torschützen wurde noch lange gestritten. Max Eiberger berührte einen Schuss von Georg Friedel, der nach dem Spiel auflöste: "Der Muckl hat ihn reingemacht, ich hab nur mitgeholfen." So führt der Club Max Eiberger in seiner Chronik als Torschütze, in anderen Quellen wie dem Kicker aber ist Georg Friedel der erste DFB-Pokalfinaltorschütze. Es war eben die Zeit, als der Fußball noch ein paar Geheimnisse hatte.

Friedel ging ohnehin nicht leer aus an diesem Tag, denn als Schalke-Keeper Mellange in der 85. Minute einen Gußner-Schuss aus 30 Metern prallen ließ, schlug er wieder zu. Zitat aus der Club-Chronik (Der Club – 100 Jahre Fußball): "Friedel, der Schalke-Schreck, ist zur Stelle. Aus vier Metern knallt er das Leder ins Netz. 2:0; der Club ist der erste Deutsche Pokalsieger."

Dann war Schluss und Ernst Kuzorra gratulierte den Siegern als Erster, ehe schon Minister von Tschammer aufs Feld eilte und dem Club den Pokal übergab. Club-Trainer Richard Michalke suchte noch vor dem Bankett die nächste Post auf und telegraphierte seinem fünf Monate zuvor abgelösten Vorgänger Alfred Schaffer: "Lieber Alfred, das war dein Sieg!".

Die Nacht wurde lang auf dem Bankett der Sieger und als der Morgen graute und die ersten Sonderzüge gen Nürnberg starten wollten, ereignete sich eine rührende Szene. Wir lesen in der Club-Chronik über die siegreiche Mannschaft: "Sie brechen mitten in der Siegesfeier im Hotel auf und fahren zum Bahnhof. Dort singen sie zusammen mit ihren Anhängern zwanzig Minuten lang Lieder wie 'Schalke ade, scheiden tut weh' oder 'Von deinem Kreiselspiel/sahen wir gar nicht viel/drum sind jetzt Sieger wir/nicht Schalke null-vier.' Es wird gesungen und getanzt, die Stimmung ist ausgelassen."

Dass der Club-Sieg verdient war, bezweifelte niemand. Der Kicker analysierte: "Das erste Endspiel um den deutschen Vereinspokal wurde zu einem denkwürdigen Ereignis. Die beiden besten deutschen Mannschaften haben sich einen grandiosen, fesselnden Kampf geliefert. Die an diesem Tag bessere Mannschaft hat den verdienten Sieg errungen."

Die ersten Nürnberger Pokalsieger: Köhl - Billmann, Munkert - Uebelein I, Carolin, Oehm - Gußner, Eiberger, Friedel, Schmitt, Spieß



Zum 75. Mal geht es in dieser Saison um den DFB-Pokal, den als erster der 1. FC Nürnberg gewann - 1935 war das. Der heutige Zweitligist war lange Zeit nicht nur Rekordmeister, sondern auch Rekordpokalsieger, bis ihn in beiden Wertungen der FC Bayern ablösten. In dieser Saison nimmt der Club zum 65. Mal an einer Endrunde teil, viermal gewann er den Pokal, zweimal stand er im Finale. DFB.de mit einem Rückblick auf die Höhe- und Tiefpunkte seiner Pokalgeschichte.

1935: Das erste Finale, der erste Sieg

8. Dezember 1935: 1. FC Nürnberg - FC Schalke 04 2:0 

Als das Spiel angepfiffen wurde, standen noch Tausende im Schneesturm vor dem Stadion. Sie wussten, dass es keine Karten mehr gab und dass sie vom ersten DFB-Pokalfinale rein gar nichts sehen würden. Aber sie blieben doch, um wenigstens zu erahnen, was sich da auf dem Feld ereignen würde und um im günstigsten Falle gleich an Ort und Stelle mitfeiern zu können. Es war ja schließlich eine historische Stunde für Deutschlands Fußball: Am 8. Dezember 1935 wurde im Düsseldorfer Rheinstadion im Duell der damals besten deutschen Mannschaften zwischen dem 1. FC Nürnberg und Meister Schalke 04 zum ersten Mal überhaupt der DFB-Pokal vergeben. Der damals übrigens noch anders aussah und anders hieß.

Man spielte offiziell um die DFB-Vereinspokalmeisterschaft und das Objekt der Begierde ähnelte einer antiken Blumenvase. Der neue Wettbewerb wurde im Volksmund bis zur letzten Ausspielung in der NS-Zeit jedoch "Tschammer-Pokal" genannt - nach seinem Erfinder, dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. Wenn Schalke 04 und der 1. FC Nürnberg in jenen Jahren aufeinandertrafen, hätte es auch um die Goldene Ananas gehen können - das Stadion wäre auf alle Fälle voll gewesen. So wie an jenem kalten Dezembersonntag in Düsseldorf. Die Fußball Woche schrieb: "So kam das denkbar volkstümlichste Finale zustande."

Es wurde kurzfristig noch um eine Woche verschoben. Eigentlich hätte die Premiere am 1. Dezember stattfinden sollen, doch dann hatten sich Terminschwierigkeiten ergeben. So wurde der erste Pokalsieger auf Schnee gekürt. Das Finale 1935 stand im Zeichen der Revanche. Im legendären Finale um die Deutsche Meisterschaft 1934 hatte Schalke dem Club den Sieg noch in den drei letzten Minuten entrissen, Fritz Szepan und Ernst Kuzorra mehrten ihren Ruhm mit Toren in der 88. und 89. Minute.

Im Sommer 1935 hatte Schalke seinen Meistertitel verteidigt und so stellte sich die Favoritenfrage nicht: Königsblau war mit 29:6 Toren durch den Wettbewerb marschiert und verzeichnete gemeinsam mit dem Club (8:0 gegen Ulm) auch das Rekordergebnis (8:0 gegen SV Kassel) des ersten Pokalwettbewerbs.

Als die Nürnberger am Morgen des Finales in ihrem Quartier die Sonntagszeitungen lasen, sprangen ihnen also ausnahmslos negative Prognosen entgegen. Die Expertenschar setzte auf Schalke, das in Düsseldorf zudem ein Heimspiel zu haben schien. Das Häuflein Nürnberger Anhänger kam sich etwas verloren vor im Rheinstadion, das die Interessenten nicht alle fassen konnte. Die 56.000 Zuschauer sahen ein schwaches Spiel, auch wegen des heftigen Schneesturms, der sich erst nach einer halben Stunde legte.

Nürnbergs Gußner hatte schon in der dritten Minute den Führungstreffer auf dem Fuß, er verzog jedoch aus drei Metern. Die Schalker dagegen spielten im Schneeregen schwach, nichts zu sehen vom berühmten Schalker Kreisel, dem flüssigen Kombinationswirbel. Nürnbergs Abel Uebelein wurde zum entscheidenden Mann, er klaute Ernst Kuzorra viele Bälle. Zur Pause stand es 0:0, was für den Favoriten beinahe schmeichelhaft war. Kaum pfiff der Berliner Schiedsrichter Alfred Birlem wieder an nahm die Überraschung ihren Lauf.

Schon in der 46. Minute glückte Nürnberg das 1:0, über den Torschützen wurde noch lange gestritten. Max Eiberger berührte einen Schuss von Georg Friedel, der nach dem Spiel auflöste: "Der Muckl hat ihn reingemacht, ich hab nur mitgeholfen." So führt der Club Max Eiberger in seiner Chronik als Torschütze, in anderen Quellen wie dem Kicker aber ist Georg Friedel der erste DFB-Pokalfinaltorschütze. Es war eben die Zeit, als der Fußball noch ein paar Geheimnisse hatte.

Friedel ging ohnehin nicht leer aus an diesem Tag, denn als Schalke-Keeper Mellange in der 85. Minute einen Gußner-Schuss aus 30 Metern prallen ließ, schlug er wieder zu. Zitat aus der Club-Chronik (Der Club – 100 Jahre Fußball): "Friedel, der Schalke-Schreck, ist zur Stelle. Aus vier Metern knallt er das Leder ins Netz. 2:0; der Club ist der erste Deutsche Pokalsieger."

Dann war Schluss und Ernst Kuzorra gratulierte den Siegern als Erster, ehe schon Minister von Tschammer aufs Feld eilte und dem Club den Pokal übergab. Club-Trainer Richard Michalke suchte noch vor dem Bankett die nächste Post auf und telegraphierte seinem fünf Monate zuvor abgelösten Vorgänger Alfred Schaffer: "Lieber Alfred, das war dein Sieg!".

Die Nacht wurde lang auf dem Bankett der Sieger und als der Morgen graute und die ersten Sonderzüge gen Nürnberg starten wollten, ereignete sich eine rührende Szene. Wir lesen in der Club-Chronik über die siegreiche Mannschaft: "Sie brechen mitten in der Siegesfeier im Hotel auf und fahren zum Bahnhof. Dort singen sie zusammen mit ihren Anhängern zwanzig Minuten lang Lieder wie 'Schalke ade, scheiden tut weh' oder 'Von deinem Kreiselspiel/sahen wir gar nicht viel/drum sind jetzt Sieger wir/nicht Schalke null-vier.' Es wird gesungen und getanzt, die Stimmung ist ausgelassen."

Dass der Club-Sieg verdient war, bezweifelte niemand. Der Kicker analysierte: "Das erste Endspiel um den deutschen Vereinspokal wurde zu einem denkwürdigen Ereignis. Die beiden besten deutschen Mannschaften haben sich einen grandiosen, fesselnden Kampf geliefert. Die an diesem Tag bessere Mannschaft hat den verdienten Sieg errungen."

Die ersten Nürnberger Pokalsieger: Köhl - Billmann, Munkert - Uebelein I, Carolin, Oehm - Gußner, Eiberger, Friedel, Schmitt, Spieß

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1940: Der zweite Triumph

28. April 1940: 1. FC Nürnberg - Waldhof Mannheim 2:0 

Das Pokalfinale 1939 war ebenso wie der gesamte Ligafußball den Besonderheiten der kriegerischen Zeit ausgesetzt und fand fünf Monate später als geplant statt. So gab es im Jahr 1940 erstmals zwei Endspiele und in beiden stand der Club. Gewonnen hat er nur das erste - gegen Waldhof Mannheim (2:0), das nach drei Unentschieden gegen Wacker Wien per Los nach Berlin gelangte. Und sechs Club-Spieler von 1935 waren noch dabei!

Diesmal waren sie der Favorit, 60.000 Zuschauer füllten das Berliner Olympiastadion zu drei Vierteln. Verteidiger Abel Uebelein kam direkt von der Front, traf erst in der Nacht zum Finale ein. Waldhof-Torwart Drays dagegen erhielt keinen Fronturlaub. Sein Stellvertreter Fischer hielt seinen Kasten eine Halbzeit sauber, dann war es wie 1935: Wiederanpfiff, Schuss, Tor. Diesmal durch Eiberger im Nachschuss (46.), dem der Stürmer auch das entscheidende 2:0 (85.) folgen ließ.

Dreimal traf der Club noch die Latte, wieder war der Sieg hoch verdient, auch wenn die Leistungen nicht begeisterten. Der Kicker entschuldigte: "Wir leben jetzt im Krieg und unter den Spielern befanden sich viele Soldaten, die ihren Lebenskreis nicht auf ein Spiel einstellen können, sondern zu diesem Spiel aus ihrem gewohnten Lebenskreis gerissen werden." Auf eine große Feier wurde "in Anbetracht der Zeitumstände" (Club-Chronik) verzichtet, aber am Bahnhof warteten wie nach jedem Triumph wieder Tausende, die Sieger zu empfangen.

Die Sieger: Köhl - Billmann, Uebelein I - Luber, Sold, Carolin - Gußner, Eiberger, Uebelein II, Pfänder, Kund.

Das Finale um den Pokal von 1940 verlor der Titelverteidiger sieben Monate später am 1. Dezember 1:2 gegen den Dresdner SC, doch war Nürnberg damit der erste und einzige Verein, der in einem Kalenderjahr zwei Pokalfinals bestritt.

1962: Nürnberg wieder Rekordpokalsieger

29. August 1962: 1. FC Nürnberg - Fortuna Düsseldorf 2:1 n.V.

Die letzte Saison vor Gründung der Bundesliga begann mit dem Pokalfinale, das der Club und Fortuna Düsseldorf nach jeweils nur drei Siegen erreichten. Denn an der Endrunde nahmen damals nur 16 Klubs teil, allerdings musste man sich vorab qualifizieren - was dem Club zwischen 1956 und 1961 misslungen war. So war nach dem Dresdner SC nun auch der Karlsruher SC mit zwei Siegen mit den Franken gleich gezogen. Doch an diesem Tag in Hannover kam der Pokal zum dritten Mal nach Nürnberg, womit er wieder alleiniger Rekordpokalsieger war.

In dem Stadion, in dem sie 1961 Meister geworden waren, war ihnen da Glück wieder hold. Zwar hatte Weltmeister Max Morlock seine Karriere beendet (was er sich noch mal überlegte), und zwei weitere Stammspieler fehlten, aber der Club hatte anno 1962 eine unerschrockene, freche Mannschaft. "Jetzt ziehen die Lausbuben schon wieder ins Finale ein", schrieb die Vereinszeitung.

Dort gerieten sie gegen die vom kommenden Bundestrainer Jupp Derwall trainierten Fortunen nach der Pause erst in Rückstand (58.), aber Haseneder überraschte dann den Düsseldorfer Torwart, der sich den Ball selbst ins Tor klatschte (71.). In der Verlängerung waren drei Minuten gespielt, als Fortuna-Stopper Manfred Krafft ein Stockfehler im Strafraum unterlief. Tasso Wild fegte dazwischen und traf im Fallen zum 2:1. Dabei blieb es. "Unser Sieg war ein bisschen glücklich", gestand Trainer Herbert Widmayer.

Die Sieger: Wabra - Derbfuß, Hilpert - Flachenecker, Wenauer, Reisch - Dachlauer, Haseneder, Strehl, Albrecht, Wild.

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1982: K.o. durch Hoeneß' Turban-Kopfball

1. Mai 1982: Bayern München - 1. FC Nürnberg 4:2 

Bis 1971 war Nürnberg Rekordpokalsieger, dann triumphierten die Bayern zum vierten Mal. So kam es elf Jahre später zum Finale der erfolgreichsten deutschen Pokalmannschaften - dem Turban-Finale vom 1. Mai 1982. Meister FC Bayern ging in Frankfurt als Favorit ins Spiel am Tag der Arbeit. 1966 und 1969 hatte er den Finaleinzug des Clubs verhindert, diesmal brachte sie das Los nicht zusammen. Sie trafen erst aufeinander, als keiner sonst mehr übrig war. Der Club hatte im Halbfinale den kommenden Meister HSV ausgeschaltet (2:0), Bayern nahm sich zur Unzeit eine Krise. Es prickelte. 61.000 Zuschauer füllten das Waldstadion und sahen eines der besten Pokalendspiele aller Zeiten.

Die von Udo Klug trainierten Franken hatten daran einen großen Anteil, denn sie wagten die offene Feldschlacht und hatten zunächst das Glück des Tüchtigen. Der Österreicher Reinhold Hintermaier wagte in der 31. Minute aus 35 Metern einen Schuss mit seinem linken Fuß und überwand den verblüfften Bayern-Keeper Manfred Müller zum 1:0. Kurz vor der Pause enteilte der wieselflinke Werner Dreßel der gesamten Abwehr und erhöhte auf 2:0.

Die Sensation lag noch ein Weilchen in der Luft, aber nach dem Anschlusstreffer von Karl-Heinz Rummenigge (53.) per Kopf kam die Wende. Binnen 27 Minuten schossen die Bayern weitere drei Tore und gewannen auch ihr sechstes Pokalfinale. In Erinnerung blieb es vor allem wegen des blutgetränkten Turbans, mit dem Dieter Hoeneß nach einem Zusammenprall mit Alois Reinhardt ab der 13. Minute spielte - und sogar zum 4:2 traf. In Nürnberg warteten 5000 Menschen am nächsten Tag auf dem Hauptmarkt und Klug staunte: "Ich bin überwältigt über den Empfang für eine Mannschaft, die verloren hat."

Niederlagen gab es danach noch viele im Pokal, bis 1993 kam man nicht über das Achtelfinale heraus. Und das 1:2 im Viertelfinale von Berlin war kein Ruhmesblatt, verlor man doch gegen die "Hertha-Bubis". Die Regionalliga-Reserve der Hertha schaffte es damals sogar bis ins Viertelfinale. Der für ungewöhnliche Rekorde (Absteiger als Meister 1969, null Auswärtspunkte 1983/1984) bekannte Club schrieb im August 2001 eine weitere unrühmliche Pokalgeschichte.

2001: Die Blamage von Ulm

26. August 2001: SSV Ulm 1846 - 1. FC Nürnberg 2:1 

Als frisch gebackener Bundesligist mussten die von Weltmeister Klaus Augenthaler betreuten Nürnberger in der ersten Pokalrunde zum tief gesunkenen SSV Ulm. Der war nach der Insolvenz 2001 von der 2. Bundesliga in die fünftklassige Oberliga durchgereicht worden, mit Dragan Trkulja gab es nur einen Überlebenden der Bundesligasaison 1999/2000. Nie zuvor hatte ein Fünftligist einen Bundesligisten geschlagen - dann passierte es.

"Von Klassenunterschied nichts zu sehen - in keiner Phase der Partie", schrieb der Kicker. 5000 Zuschauer im Donaustadion bejubelten das 1:0 durch Skowranek (25.) und das 2:1 durch Trkulja per Elfmeter (60.), den Ausgleich schoss Stoilov (40.). Augenthalers zerknirschtes Statement kam Club-Fans bekannt vor: "Wir werden jetzt zu Recht als Deppen der Nation dargestellt!" Das bekannte Sprichwort, zuletzt nach dem Last-Minute-Abstieg 1999 zu hören, war wieder im Umlauf: "Der Club is a Depp!"

2003 tat man etwas fürs Image, ertrotzte bei Meister Bayern - nunmehr wieder als Zweitligist - ein 1:1 und verlor erst im Elfmeterschießen (6:7). 2004 der nächste peinliche Rückschlag: Eine 2:3-Heimniederlage gegen den LR Ahlen bedeutete schon in Runde zwei das Aus. Man hatte 2:0 geführt, spielte eine Klasse höher als Ahlen.

Im Dezember 2005 schied man bei Eintracht Frankfurt im Elfmeterschießen aus, nur einer von drei Versuchen landete im Netz. Nichts deutete auf den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte hin.

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2007: Der vierte Pokalsieg

26. Mai 2007: 1. FC Nürnberg - VfB Stuttgart 3:2 n.V. 

Unter Trainer Hans Meyer erlebte der Fahrstuhlklub eine kurze Renaissance, landete auf Platz sechs in der Bundesliga und erreichte zum siebten Mal das Pokalfinale. In Berlin wartete der neue Meister VfB Stuttgart. Der ging durch den Ex-Nürnberger Cacau programmgemäß in Führung (20.), danach lief nichts mehr nach Programm. Zunächst glich Marek Mintal aus (27.) und Cacau flog nach einer Tätlichkeit gegen Andreas Wolf vom Platz (31.). Auch Fanidol Mintal musste früh verletzt vom Platz (35.), konnte aber ersetzt werden.

Als Marco Engelhardt die Club-Tradition schneller Finaltore nach Wiederanpfiff fortsetzte (47., Kopfball), lagen alle Trümpfe bei den Rot-Schwarzen. Doch Torwart Raphael Schäfer, dessen Wechsel zum VfB zur nächsten Saison bereits feststand, verursachte einen Foulelfmeter und Pavel Pardos Ausgleich (80.) schenkte den begeisterten Zuschauern eine Verlängerung. Nicht wenige Experten setzen dieses Finale an die erste Stelle, seit der Pokal in Berlin ausgespielt wird.

Dass er nach Nürnberg ging, war dem Dänen Jan Kristiansen zu verdanken, der in der 109. Minute aus 25 Metern ein wahres Prachttor erzielte. Nun kam der dezimierte Gegner nicht mehr zurück und ganz Nürnberg versank in einem Feierrausch. Freute man sich 1982 noch über einen Empfang durch 5000 Getreue, so waren es diesmal rund 200.000 Fans, die ihre Idole hochleben ließen. Und wieder hatte der Triumph eine besondere Note: Nie verstrich mehr Zeit zwischen zwei Pokalsiegen eines Vereins - 45 Jahre. So etwas bringt eben nur ein Traditionsklub zustande.

Die Sieger: Schäfer - Reinhardt, Wolf, Nikl (73. Spiranovic) Pinola (115. Banovic) - Galasek, Engelhardt, Kristiansen, Saenko - Mintal (35. Polak), Schroth.

Danach bestiegen die Nürnberger wieder die Gefühlsachterbahn, in Finalnähe kamen sie nicht mehr. Besonders schmerzte die Heimpleite im Spiel, das nie verloren werden darf - gegen Greuther Fürth (0:1) im Achtelfinale 2011/2012 trotz halbstündiger Überzahl.

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