"Das Gesamtprodukt Bundesliga ist attraktiv"

Sie sind führende Kopfe im deutschen Frauenfußball und maßgeblich an der Entwicklung der Allianz Frauen-Bundesliga beteiligt: Rolf Kutzmutz, Präsident des 1. FFC Turbine Potsdam, und Fritz Keller, Präsident und Vorstandsvorsitzender des SC Freiburg. Im DFB.de-Interview gehen die beiden Macher auf die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung der Allianz Frauen-Bundesliga ein, beleuchten Perspektiven und diskutieren das Spannungsverhältnis zwischen Lizenz- und Frauenfußballvereinen.

DFB.de: Herr Kutzmutz, Herr Keller, die Rückrunde der Allianz Frauen-Bundesliga hat bereits wieder richtig Fahrt aufgenommen und geht nach der aktuellen Länderspielphase bald in die entscheidende Phase. Teilen Sie den Eindruck, dass es im Moment so spannend ist wie wahrscheinlich noch nie zuvor?

Rolf Kutzmutz: Ja. Um das zu erkennen, reicht bereits ein Blick auf die Tabelle. An der Spitze sieht es im Moment nach einem Dreikampf um den Titel aus (zwischen Turbine Potsdam, dem VfL Wolfsburg und FC Bayern; Anm. d. Red.). Und auch im Tabellenkeller scheint es auf ein dramatisches Saisonfinale hinauszulaufen. Ich bin wirklich begeistert, welche Entwicklung der Frauenfußball in den vergangenen Jahren genommen hat - und zwar in jeder Hinsicht. Man muss ja nur mal überlegen, wie die Situation noch vor fünf oder zehn Jahren war. Das kann man gar nicht mit heute vergleichen. Damals haben mit uns und dem 1. FFC Frankfurt eigentlich immer nur zwei Klubs um den Titel mitgespielt. Es gab zwar noch die Phase, als der FCR Duisburg eine gute Rolle gespielt hat, aber das ist mit der heutigen Ausgangslage überhaupt nicht mehr zu vergleichen. Für einen reinen Frauenfußballverein ist es mittlerweile zwar deutlich schwerer geworden, dauerhaft ganz oben dabei zu sein - aber das macht die ganze Angelegenheit ja auch spannender und herausfordernder.

Fritz Keller: Unser Trainer Jens Scheuer hat es diese Saison schon mehrfach angesprochen. In der Liga kann mittlerweile wohl vermutlich jeder jeden schlagen. Das mag im ersten Moment wie eine Plattitüde klingen, ein genauerer Blick alleine auf unsere Ergebnisse bestätigt das Ganze aber. Auf der einen Seite sind wir die einzigen, die es in dieser Saison geschafft haben, gegen Turbine Potsdam zu gewinnen. Auf der anderen Seite mussten wir vor kurzem beim 3:3 in Duisburg nach eigener 3:1-Führung Punkte abgeben. Für mich spricht das dafür, dass das Niveau des Frauenfußballs in Deutschland insgesamt deutlich gestiegen ist. Davon profitieren am Ende alle, die Zuschauer, die Vereine und auch die Nationalmannschaft. Der Olympiasieg der DFB-Frauen hat es ja gerade erst wieder bestätigt.

Kutzmutz: Früher haben wir von einer Überraschung gesprochen, wenn wir beispielsweise gegen Freiburg oder Essen nicht gewonnen hatten. Heute erleben wir diese Ergebnisse an jedem Wochenende. Für mich sind das keine Überraschungen mehr. Wir können nur punkten, wenn wir regelmäßig an unsere Leistungsgrenze gehen. Man sieht das auch bei Bayern München, dem souveränen Meister der beiden vergangenen Jahre. In der Hinrunde haben die sechs oder sieben Begegnungen nur mit 1:0 gewonnen. Das zeigt doch, wie groß die Leistungsdichte mittlerweile geworden. Die ganz klaren Ergebnisse, die es früher häufiger gab, sind inzwischen die absolute Ausnahme. Und das ist auch gut so. Diese Ausgeglichenheit ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Liga.

DFB.de: Ist das Auftrumpfen der Lizenzklubs also keine Bedrohung für einen reinen Frauenfußballverein wie Turbine Potsdam?

Kutzmutz: Nein, überhaupt nicht. Wir sehen es sportlich und stellen uns dieser Herausforderung. Mittlerweile haben wir sieben Lizenzvereine in der Allianz Frauen-Bundesliga. Das ist inzwischen die Mehrzahl. Und natürlich brauchen wir nicht darüber zu sprechen, dass Klubs wie der VfL Wolfsburg, Bayern München und auch der SC Freiburg in vielen Bereichen Vorteile haben und besser aufgestellt sind. Aber wir haben ein ganz wichtiges Argument, das wir in Gesprächen mit den Spielerinnen, aber auch mit den Sponsoren anbringen können: Wir sind kein Anhängsel einer Männermannschaft. Wir sind seit Jahren führend im deutschen Frauenfußball. Wir haben das mit unseren eigenen Mitteln geschafft. Und darauf sind wir stolz. Ich bin davon überzeugt, dass Turbine Potsdam eine Marke ist. Wer in Deutschland über den Frauenfußball denkt, der wird zuerst an Turbine Potsdam oder den 1. FFC Frankfurt denken und nicht an Wolfsburg, München oder Freiburg. Ich meine das keinesfalls despektierlich. Aber das ist einfach ein Fakt, der für uns ganz wichtig ist.



Sie sind führende Kopfe im deutschen Frauenfußball und maßgeblich an der Entwicklung der Allianz Frauen-Bundesliga beteiligt: Rolf Kutzmutz, Präsident des 1. FFC Turbine Potsdam, und Fritz Keller, Präsident und Vorstandsvorsitzender des SC Freiburg. Im DFB.de-Interview gehen die beiden Macher auf die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung der Allianz Frauen-Bundesliga ein, beleuchten Perspektiven und diskutieren das Spannungsverhältnis zwischen Lizenz- und Frauenfußballvereinen.

DFB.de: Herr Kutzmutz, Herr Keller, die Rückrunde der Allianz Frauen-Bundesliga hat bereits wieder richtig Fahrt aufgenommen und geht nach der aktuellen Länderspielphase bald in die entscheidende Phase. Teilen Sie den Eindruck, dass es im Moment so spannend ist wie wahrscheinlich noch nie zuvor?

Rolf Kutzmutz: Ja. Um das zu erkennen, reicht bereits ein Blick auf die Tabelle. An der Spitze sieht es im Moment nach einem Dreikampf um den Titel aus (zwischen Turbine Potsdam, dem VfL Wolfsburg und FC Bayern; Anm. d. Red.). Und auch im Tabellenkeller scheint es auf ein dramatisches Saisonfinale hinauszulaufen. Ich bin wirklich begeistert, welche Entwicklung der Frauenfußball in den vergangenen Jahren genommen hat - und zwar in jeder Hinsicht. Man muss ja nur mal überlegen, wie die Situation noch vor fünf oder zehn Jahren war. Das kann man gar nicht mit heute vergleichen. Damals haben mit uns und dem 1. FFC Frankfurt eigentlich immer nur zwei Klubs um den Titel mitgespielt. Es gab zwar noch die Phase, als der FCR Duisburg eine gute Rolle gespielt hat, aber das ist mit der heutigen Ausgangslage überhaupt nicht mehr zu vergleichen. Für einen reinen Frauenfußballverein ist es mittlerweile zwar deutlich schwerer geworden, dauerhaft ganz oben dabei zu sein - aber das macht die ganze Angelegenheit ja auch spannender und herausfordernder.

Fritz Keller: Unser Trainer Jens Scheuer hat es diese Saison schon mehrfach angesprochen. In der Liga kann mittlerweile wohl vermutlich jeder jeden schlagen. Das mag im ersten Moment wie eine Plattitüde klingen, ein genauerer Blick alleine auf unsere Ergebnisse bestätigt das Ganze aber. Auf der einen Seite sind wir die einzigen, die es in dieser Saison geschafft haben, gegen Turbine Potsdam zu gewinnen. Auf der anderen Seite mussten wir vor kurzem beim 3:3 in Duisburg nach eigener 3:1-Führung Punkte abgeben. Für mich spricht das dafür, dass das Niveau des Frauenfußballs in Deutschland insgesamt deutlich gestiegen ist. Davon profitieren am Ende alle, die Zuschauer, die Vereine und auch die Nationalmannschaft. Der Olympiasieg der DFB-Frauen hat es ja gerade erst wieder bestätigt.

Kutzmutz: Früher haben wir von einer Überraschung gesprochen, wenn wir beispielsweise gegen Freiburg oder Essen nicht gewonnen hatten. Heute erleben wir diese Ergebnisse an jedem Wochenende. Für mich sind das keine Überraschungen mehr. Wir können nur punkten, wenn wir regelmäßig an unsere Leistungsgrenze gehen. Man sieht das auch bei Bayern München, dem souveränen Meister der beiden vergangenen Jahre. In der Hinrunde haben die sechs oder sieben Begegnungen nur mit 1:0 gewonnen. Das zeigt doch, wie groß die Leistungsdichte mittlerweile geworden. Die ganz klaren Ergebnisse, die es früher häufiger gab, sind inzwischen die absolute Ausnahme. Und das ist auch gut so. Diese Ausgeglichenheit ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Liga.

DFB.de: Ist das Auftrumpfen der Lizenzklubs also keine Bedrohung für einen reinen Frauenfußballverein wie Turbine Potsdam?

Kutzmutz: Nein, überhaupt nicht. Wir sehen es sportlich und stellen uns dieser Herausforderung. Mittlerweile haben wir sieben Lizenzvereine in der Allianz Frauen-Bundesliga. Das ist inzwischen die Mehrzahl. Und natürlich brauchen wir nicht darüber zu sprechen, dass Klubs wie der VfL Wolfsburg, Bayern München und auch der SC Freiburg in vielen Bereichen Vorteile haben und besser aufgestellt sind. Aber wir haben ein ganz wichtiges Argument, das wir in Gesprächen mit den Spielerinnen, aber auch mit den Sponsoren anbringen können: Wir sind kein Anhängsel einer Männermannschaft. Wir sind seit Jahren führend im deutschen Frauenfußball. Wir haben das mit unseren eigenen Mitteln geschafft. Und darauf sind wir stolz. Ich bin davon überzeugt, dass Turbine Potsdam eine Marke ist. Wer in Deutschland über den Frauenfußball denkt, der wird zuerst an Turbine Potsdam oder den 1. FFC Frankfurt denken und nicht an Wolfsburg, München oder Freiburg. Ich meine das keinesfalls despektierlich. Aber das ist einfach ein Fakt, der für uns ganz wichtig ist.

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DFB.de: Können Sie Ihrem Kollegen zustimmen, Herr Keller? Und welche Rolle spielt der Frauenfußball beim SC Freiburg?

Keller: Turbine Potsdam ist eine Marke, da hat Herr Kutzmutz eindeutig Recht. Wenn man an Frauenfußball denkt, denkt man an Vereine wie Turbine. Aber unsere Frauen sind sicher kein Anhängsel der Männermannschaft. Der Frauen- und Mädchenfußball ist innerhalb des Sport-Clubs eine eigene Abteilung mit einem hohen Stellenwert. Dass uns dieser Bereich wichtig ist, haben wir gerade erst zu Beginn des Jahres gezeigt, in dem wir Abteilungsleiterin Birgit Bauer zur Vollzeitmanagerin gemacht haben. Wir zollen damit der tollen sportlichen Entwicklung des Teams Tribut und wollen aktiv ein Zeichen setzen. Sportliche Entwicklung ist nur möglich, wenn die infrastrukturellen Bedingungen stimmen.

DFB.de: Warum ist es für den SC Freiburg wichtig, mit einer Mannschaft in der Frauen-Bundesliga vertreten zu sein?

Keller: Uns geht es beim SC Freiburg um den Fußball im Allgemeinen und nicht um den "Jahrmarkt der Eitelkeiten". Nachwuchs- und Frauenfußball sind in der Gesamtphilosophie des Vereins fest verankert. Die SC-Frauen spielen seit 2001 fast ununterbrochen in der Bundesliga. Das zeigt auch, mit welcher Ernsthaftigkeit wir uns dem Frauenfußball widmen. Auch in wirtschaftlich sowie sportlich schwierigen Jahren haben wir den Frauenfußball nicht fallengelassen.

DFB.de: Mittlerweile treten sieben Lizenzklubs in der Frauen-Bundesliga an. Wird diese Entwicklung so weitergehen?

Kutzmutz: Ich denke, dass wir uns bei diesem Prozentsatz einpendeln werden. Eventuell wird es noch leichte Verschiebungen in die eine oder andere Richtung geben. Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass in der Allianz Frauen-Bundesliga irgendwann nur noch Frauenmannschaften von Lizenzklubs spielen werden.

Keller: Man könnte sagen, dass reine Frauenfußballvereine wie Frankfurt oder Potsdam ein Stück weit das Salz in der Suppe sind und den besonderen Reiz ausmachen. Außerdem gibt es auch Beispiele für Lizenzvereine, die wie der HSV ihre Frauenmannschaften aus der Bundesliga abgemeldet haben.

DFB.de: Mit welchen Mitteln wollen Sie ihre Stellung verteidigen, Herr Kutzmutz?

Kutzmutz: Ich habe es ja eben schon angedeutet: Auf finanzieller Basis können wir mit den Klubs, die einer Mannschaft in der Bundesliga haben, langfristig nicht mithalten. Auch wenn es um die Professionalisierung geht, werden wir Abstriche machen müssen. Ich kann Ihnen gerne ein Beispiel nennen: Mein Wolfsburger Kollege Thomas Röttgermann hat neulich in einem Interview gefordert, dass die Stadien der Klubs der Allianz Frauen-Bundesliga alle über eine Rasenheizung verfügen müssten. Das ist für uns nicht darstellbar, weil das Stadion nicht einmal uns gehört. Das sind Dinge, da sind uns die Lizenzklubs einige Schritte voraus. Unser großes Ziel ist es, dass wir sportlich ein Konkurrent auf Augenhöhe sind und bleiben.

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DFB.de: Noch mal konkret: Wie soll das gelingen, wenn die Lizenzklubs finanziell ganz andere Möglichkeiten haben?

Kutzmutz: Wir werden noch mehr auf unseren Nachwuchs setzen. Dazu werden wir natürlich immer wieder versuchen, Nationalspielerinnen aus Ländern zu verpflichten, die andere Klubs vielleicht nicht so auf dem Zettel haben. Aber unser Fundament muss eine gute Jugendarbeit sein. Bei uns kommt es auch schon mal vor, dass eine B-Juniorin plötzlich sonntags in der Allianz Frauen-Bundesliga auf dem Platz steht. Wir haben wirklich eine hervorragende B-Jugend, die immer um die Deutsche Meisterschaft mitspielt. Aber die Spielerinnen merken dann doch sehr schnell, dass die Anforderungen in der Bundesliga in jeder Hinsicht anders sind. Das ist ein wichtiger Lerneffekt und ein entscheidender Baustein in der Karriereplanung. Nur so können wir Spielerinnen entwickeln, die irgendwann Leistungsträgerinnen in unserer ersten Mannschaft sind und möglicherweise zur DFB-Auswahl zählen.

DFB.de: Über den sportlichen Aspekt haben wir nun ausgiebig gesprochen. Wie fällt Ihre Bewertung aus wirtschaftlicher Sicht aus?

Kutzmutz: Ich sehe auch hier eine tolle Entwicklung. Wir sind in diesem Bereich ebenfalls auf einem guten Weg. Ein Spiel der Allianz Frauen-Bundesliga ist pro Woche auf Sport1 und DFB-TV zu sehen. Diese Präsenz ist für uns ganz wichtig. Anfang des Jahres wurden die TV-Rechte neu vergeben. Damit wurde gesichert, dass die Allianz Frauen-Bundesliga auch weiterhin im frei empfangbaren Fernsehen eine Rolle spielen wird. Das sind tolle Nachrichten.

Keller: Da stimme ich zu. Der TV-Vertrag ist ein wichtiger Baustein. Auch dass 2014 mit der Allianz ein langjähriger Namensgeber für die Liga gefunden wurde, war und ist ein starkes Signal. Das Gesamtprodukt ist für Sponsoren attraktiv.

Kutzmutz: Ich möchte noch eine Sache zu den Liveübertragungen sagen. Mich stört an dieser Entwicklung nämlich eine Sache: Wir sollten uns nicht kleiner machen, als wir sind. Ich meine damit konkret, dass es möglichst schon so sein sollte, dass die Begegnungen der Allianz Frauen-Bundesliga im Optimalfall sonntags um 14 Uhr beginnen sollten. Zuletzt habe ich etwas die Tendenz bemerkt, dass die Topspiele immer dann angesetzt wurden, wenn der übertragende TV-Sender gerade eine Lücke im Programm hatte. Das finde ich etwas unglücklich. Sicher können wir da in Ausnahmefällen mal flexibel reagieren, aber ich fände es unglücklich, wenn das nun die Regel werden sollte.

DFB.de: Können Sie zum wirtschaftlichen Aspekt auch Zahlen nennen, Herr Kutzmutz?

Kutzmutz: Ich spreche jetzt mal von den reinen Frauenfußballvereinen, weil die Voraussetzungen bei den Lizenzklubs etwas anders sind. Die Frauenvereine konnten den Werbeertrag seit der Saison 2009/2010 um fast 100 Prozent steigern. Und da sind wir noch lange nicht am Ende angekommen. Das gibt uns die Möglichkeit, die Mannschaft qualitativ zu verstärken, den Nachwuchs zu fördern und gleichzeitig die Infrastruktur zu verbessern.

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DFB.de: Welche wirtschaftliche Rolle spielt der Frauenfußball beim SC Freiburg, Herr Keller?

Keller: Wirtschaftlicher Antrieb ist nicht die Motivation, Frauenfußball in Freiburg zu betreiben. Nichtsdestotrotz stellen wir uns in diesem Bereich immer professioneller auf - auch in Sachen Sponsoring tut sich dort immer mehr. Die sechsstelligen Einschaltquoten zuletzt bei Sport1 machen dort weiter Mut.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, dass der SC Freiburg mittelfristig eine Rolle wie Wolfsburg oder München einnimmt und um den Titel in der Bundesliga mitspielt?

Keller: Wenn die Entwicklung der Mannschaft so weitergeht und sie zusammenbleibt - wieso nicht? Aber es wird nie ein Muss sein. Unser Antrieb ist es, in der Hauptsache Talente aus Freiburg und der Region auszubilden und zu fördern. Da ist es schwierig, mit den finanzkräftigeren Klubs mitzuhalten.

DFB.de: Würde es für den SC Freiburg aus Imagegründen nicht Sinn machen, ein absolutes Topteam zu stellen?

Keller: Wir gehen den Freiburger Weg. Wir wollen Spielerinnen ausbilden und besser machen, nicht fertige "Stars" kaufen. Das ist ein Weg, den die Spielerinnen sehen und gerne mitgehen. Ein gutes Beispiel ist Lina Magull, die vom Topteam VfL Wolfsburg bewusst zu uns gewechselt ist. Oder Laura Benkarth, die sich für den Weg mit dem Sport-Club entschieden und andere Angebote ausgeschlagen hat.

DFB.de: Obwohl sich Ihre Mannschaft im oberen Drittel der Allianz Frauen-Bundesliga etabliert hat, kommen zu den Heimspielen des SC Freiburg durchschnittlich nur knapp 800 Zuschauer. Wieso ist das so?

Keller: Der Gesamtschnitt liegt bei 936 Zuschauern. Bayern München als Meister hat knapp 850 Zuschauer. Unter den ersten Vier der Zuschauertabelle stehen drei reine Frauenfußballvereine. Bei uns ist es natürlich so, dass die Profis vieles abgreifen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wir arbeiten aber daran, mehr Zuschauer zu generieren. Sollten die Frauen - nach dem Umzug der Männer ins neue Stadion - das Schwarzwald-Stadion als Spielstätte erhalten, würde dies die Attraktivität natürlich ebenfalls erhöhen.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Entwicklung bei den Zuschauerzahlen, Herr Kutzmutz?

Kutzmutz: Da stagnieren wir gerade leider etwas. Aber immerhin kommen zu unseren Heimspielen durchschnittlich knapp 1700 Menschen. Damit sind für führend in der Allianz Frauen-Bundesliga. Aber wir wollen auch hier die nächsten Schritte machen. Vor allem erwarten die Zuschauer ein Rahmenprogramm, das wir teilweise nicht bieten können. Es geht längst nicht mehr nur um die 90 Minuten. Auch danach und davor muss etwas geboten werden. Da können wir sicher noch etwas machen.

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DFB.de: Sind die Zuschauerzahlen im Frauenfußball womöglich ein grundsätzliches Problem?

Keller: Die Frage ist doch, in welchen Dimensionen wir uns bewegen und womit wir uns vergleichen wollen. Mit dem Männerfußball sicher nicht. Betrachten wir andere Frauen-Sportarten wie Handball, liegen wir doch gar nicht so schlecht.

Kutzmutz: Auch an dieser Stelle möchte ich noch mal betonen, dass die Lizenzvereine für Klubs wie Turbine Potsdam ein Gewinn sind. Wenn Bayern München, Borussia Mönchengladbach oder auch der SC Freiburg kommen, dann bringen diese Klubs zwar nicht viele Besucher mit, aber der große Name lockt unsere Fans ins Stadion.

DFB.de: Wenn wir zum Abschluss des Gesprächs noch einen Ausblick wagen: Wo sehen Sie die Allianz Frauen-Bundesliga und den Frauenfußball in Deutschland in fünf oder zehn Jahren?

Kutzmutz: Ich traue mich nur, über die nächsten fünf Jahre zu sprechen. Das Geschäft ist so schnelllebig, jede weitere Prognose wäre meiner Meinung nach unseriös. Ich bin davon überzeugt, dass wir unseren Status als beste Frauenliga der Welt festigen und ausbauen werden. Alles spricht dafür, dass das so kommen wird. Natürlich haben wir auch Nationen wie England oder Frankreich im Blick. Aber in der Breite wird da noch lange nicht auf einem Niveau gearbeitet, wie es in Deutschland der Fall ist. Aber es gibt keinen Grund, sich zufrieden zurückzulehnen.

Keller: Die Entwicklung ist positiv. Man muss sich nur mal anschauen, wie viele junge Spielerinnen in dieser Saison in den einzelnen Vereinen bereits eine gute Rolle spielen. Und zwar nicht als Füllmasse, sondern als Spielerinnen mit dem Potenzial, Teil der Stammelf zu sein. Die Anzahl an jungen Spielerinnen, die das erforderliche Niveau mitbringen, ist groß, was auch der guten Nachwuchsarbeit der Vereine zu verdanken ist. In der Nationalmannschaft findet gerade nach dem tollen Erfolg mit dem Olympiasieg ein Verjüngungsprozess statt. Mir ist um die Zukunft nicht bange.

DFB.de: Vier Spielerinnen aus Freiburg sind inzwischen regelmäßig bei der A-Nationalmannschaft dabei. Sind Sie stolz darauf, dort einen so starken Block zu stellen?

Keller: Sehr stolz! Das zeigt, welch hervorragende Arbeit bei uns in der gesamten Frauen- und Mädchenabteilung geleistet wird. Angefangen bei unserem Perspektivteam, über die U 15, U 17 und U 21, die um den Aufstieg in die 2. Bundesliga kämpft, bis hin zur tollen Entwicklung unserer Bundesligamannschaft. Besonders stolz macht es mich in diesem Zusammenhang, dass alle aktuellen Nationalspielerinnen bei uns zu solchen wurden. Das ist der Freiburger Weg. Wir können und wollen keine Stars kaufen, sondern sie selbst ausbilden.

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