Costly: "Ich will ständig mein Limit testen"

Ohne Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum und als zwischenzeitlicher Basketballer hat Marcel Costly vom SV Waldhof Mannheim den Sprung in den Profifußball geschafft. Mit dem Drittligisten tritt der 25 Jahre alte Außenbahnspieler heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) bei seinem Ex-Klub 1. FC Magdeburg an. Im DFB.de-Interview spricht Marcel Costly mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seinen ungewöhnlichen Weg.

DFB.de: Mit dem 2:2 gegen die U 23 des FC Bayern München hat der SV Waldhof eine Negativserie von drei Niederlagen nacheinander gestoppt. Allerdings gab Ihre Mannschaft zweimal einen Vorsprung aus der Hand. Wie fällt Ihr Fazit aus, Herr Costly?

Marcel Costly: Es war ein gutes Spiel von uns. Vor allem in der ersten Halbzeit hatten wir uns zahlreiche Chancen herausgespielt. Leider haben wir es versäumt, mit einer deutlicheren Führung als 2:1 in die Pause zu gehen. Kurz nach Wiederbeginn habe ich die große Möglichkeit zum 3:1, schieße aber über das Tor. Fast im Gegenzug erzielt der FC Bayern den Ausgleich. In der Schlussphase wollten dann beide Mannschaften mit viel Tempo für die Entscheidung sorgen. Insgesamt geht der Punkt in Ordnung.

DFB.de: Nach zunächst sieben Partien ohne Niederlage zum Start ins Jahr 2021 lief es für den SV Waldhof zuletzt nicht mehr ganz rund. Haben Sie eine Erklärung für das Auf und Ab?

Costly: Der Januar war mit gleich drei Englischen Wochen sehr intensiv. Das hat uns als Mannschaft noch mehr zusammengeschweißt. Jeder hat sich für den anderen eingesetzt und ihn unterstützt. An diese Grenzen kamen wir im Februar nicht ganz heran. Das hat sich bei der Ausgeglichenheit der Liga dann auch in den Ergebnissen gezeigt. Nach dem 2:2 gegen Bayern München II können wir jetzt aber wieder gestärkt nach vorne schauen. Nach drei Partien ohne Treffer konnten wir uns wieder für den Aufwand belohnen.

DFB.de: Seit Ihrem Wechsel nach Mannheim standen Sie - mit Ausnahme einer Gelbsperre - in allen 25 Ligaspielen in der Startelf. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Costly: Die zurückliegende Saison beim 1. FC Magdeburg war für mich persönlich sehr wechselhaft. Ich hatte es nicht geschafft, Konstanz in meine Leistungen zu bekommen. Daher war der Wechsel zum SV Waldhof für mich ein Neuanfang. Das ist bisher voll aufgegangen. Vier Tore und sechs Vorlagen sind eine recht gute Ausbeute, zumal ich nicht nur im rechten Mittelfeld, sondern auch schon als Rechtsverteidiger gespielt habe.

DFB.de: Obwohl Sie in der Jugend kein Leistungszentrum durchlaufen haben, stehen in Ihrer Vita mittlerweile 28 Einsätze in der 2. Bundesliga und 119 Partien in der 3. Liga zu Buche. Hätten Sie das für möglich gehalten?

Costly: Der Traum war schon da. Ich will ständig mein Limit testen. Der Weg dahin, wo ich jetzt bin, war lang und nur mit viel Fleiß zu bewältigen. Vor allem in den Bereichen Technik und taktisches Verständnis habe ich Extraschichten eingelegt, um die Jahre aufzuholen, in denen ich nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurde. Auch Rückschläge gehörten dazu. So wurde ich beispielsweise nach meiner Berufung in die Niedersachsenauswahl vom Trainer für zu klein und schmächtig befunden. Auf der Rückfahrt musste ich von meinem Opa getröstet werden.

DFB.de: Hat sich dadurch bei Ihnen nicht alles auf den Fußball fokussiert?

Costly: Im Alter von 14 bis 17 Jahren habe ich in meiner niedersächsischen Heimat auch Basketball bei den BG 89 Hurricanes in Rotenburg gespielt. Abseits des Platzes hatte ich bereits eine Ausbildung zum Physiotherapeuten begonnen. Bei einem Oberliga-Spiel mit dem Rotenburger SV gegen die U 21 des VfL Osnabrück bin ich dann als 17-Jähriger einem Spielerberater aufgefallen. Eigentlich war er da, um sich einen anderen Spieler anzuschauen. Der Berater kam nach der Partie mit meinem Vater ins Gespräch. Über diesen Kontakt kam es dann zu einem Probetraining bei der zweiten Mannschaft von Mainz 05. Dabei habe ich einen guten Eindruck auf den späteren Cheftrainer Martin Schmidt gemacht und bin so in der 3. Liga gelandet.

DFB.de: Waren Sie in Mainz auch nah an den Profis dran?

Costly: Ich war hin und wieder bei der ersten Mannschaft im Training dabei. Auch bei Testspielen kam ich teilweise zum Einsatz. Da die U 23-Trainer Martin Schmidt und Sandro Schwarz jeweils zu den Bundesliga-Profis aufgerückt sind, war der Austausch mit der zweiten Mannschaft immer gut. Nach insgesamt dreieinhalb Jahren in Mainz hatten wir offene und ehrliche Gespräche. Da mir damals der dauerhafte Sprung zu den Profis noch nicht zugetraut wurde, bin ich dann zum 1. FC Magdeburg gewechselt.

DFB.de: Mit dem FCM, dem nächsten Gegner des SV Waldhof, gelang unter anderem der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wie blicken Sie auf die Zeit zurück?

Costly: Der 1. FC Magdeburg ist ein großer Verein mit wirklich leidenschaftlicher Unterstützung der Fans. Das war für mich nach meinen Stationen in der Oberliga und bei der zweiten Mannschaft von Mainz 05 eine neue Erfahrung. Ohne diese Wucht, die unsere damalige Mannschaft und die Anhänger*innen gemeinsam entwickelt haben, wären wir vermutlich nicht aufgestiegen. In der 2. Bundesliga haben wir dann zu spüren bekommen, dass Fehler noch schneller bestraft werden. Es waren in Magdeburg aufregende und emotionale zweieinhalb Jahre.

DFB.de: Haben Sie auch jetzt noch ein besonderes Auge auf Ihren Ex-Verein?

Costly: Mit Leon Bell Bell und Sirlord Conteh habe ich noch immer Kontakt. Dass sich der Verein aktuell in einer sehr schwierigen Situation und auf einem Abstiegsplatz befindet, ist schade. Die 3. Liga ist allerdings so ausgeglichen, dass da noch nichts entschieden ist. Ich drücke dem FCM die Daumen, dass er sich aus dieser Situation befreit. Das muss allerdings bis nach dem Spiel gegen uns warten.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Mannschaft ein?

Costly: Mit Christian Titz steht seit kurzem ein neuer Trainer an der Seitenlinie, dadurch ist der FCM ein wenig schwieriger einzuschätzen. Im Spiel beim SV Wehen Wiesbaden haben sie mutigen Fußball mit viel Ballbesitz gespielt und in der Schlussphase ein unglückliches Gegentor zum 0:1-Endstand kassiert. Das 4:2 im Nachholspiel bei Viktoria Köln hat den Aufwärtstrend bestätigt. Wir werden unsere zuletzt gut funktionierenden Defensivabläufe erneut unter Beweis stellen müssen, um etwas mitzunehmen. Wenn wir dabei in der Offensive unsere Chancen konsequent ausspielen, bin ich guter Dinge.

[mspw]

Ohne Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum und als zwischenzeitlicher Basketballer hat Marcel Costly vom SV Waldhof Mannheim den Sprung in den Profifußball geschafft. Mit dem Drittligisten tritt der 25 Jahre alte Außenbahnspieler heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) bei seinem Ex-Klub 1. FC Magdeburg an. Im DFB.de-Interview spricht Marcel Costly mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seinen ungewöhnlichen Weg.

DFB.de: Mit dem 2:2 gegen die U 23 des FC Bayern München hat der SV Waldhof eine Negativserie von drei Niederlagen nacheinander gestoppt. Allerdings gab Ihre Mannschaft zweimal einen Vorsprung aus der Hand. Wie fällt Ihr Fazit aus, Herr Costly?

Marcel Costly: Es war ein gutes Spiel von uns. Vor allem in der ersten Halbzeit hatten wir uns zahlreiche Chancen herausgespielt. Leider haben wir es versäumt, mit einer deutlicheren Führung als 2:1 in die Pause zu gehen. Kurz nach Wiederbeginn habe ich die große Möglichkeit zum 3:1, schieße aber über das Tor. Fast im Gegenzug erzielt der FC Bayern den Ausgleich. In der Schlussphase wollten dann beide Mannschaften mit viel Tempo für die Entscheidung sorgen. Insgesamt geht der Punkt in Ordnung.

DFB.de: Nach zunächst sieben Partien ohne Niederlage zum Start ins Jahr 2021 lief es für den SV Waldhof zuletzt nicht mehr ganz rund. Haben Sie eine Erklärung für das Auf und Ab?

Costly: Der Januar war mit gleich drei Englischen Wochen sehr intensiv. Das hat uns als Mannschaft noch mehr zusammengeschweißt. Jeder hat sich für den anderen eingesetzt und ihn unterstützt. An diese Grenzen kamen wir im Februar nicht ganz heran. Das hat sich bei der Ausgeglichenheit der Liga dann auch in den Ergebnissen gezeigt. Nach dem 2:2 gegen Bayern München II können wir jetzt aber wieder gestärkt nach vorne schauen. Nach drei Partien ohne Treffer konnten wir uns wieder für den Aufwand belohnen.

DFB.de: Seit Ihrem Wechsel nach Mannheim standen Sie - mit Ausnahme einer Gelbsperre - in allen 25 Ligaspielen in der Startelf. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Costly: Die zurückliegende Saison beim 1. FC Magdeburg war für mich persönlich sehr wechselhaft. Ich hatte es nicht geschafft, Konstanz in meine Leistungen zu bekommen. Daher war der Wechsel zum SV Waldhof für mich ein Neuanfang. Das ist bisher voll aufgegangen. Vier Tore und sechs Vorlagen sind eine recht gute Ausbeute, zumal ich nicht nur im rechten Mittelfeld, sondern auch schon als Rechtsverteidiger gespielt habe.

DFB.de: Obwohl Sie in der Jugend kein Leistungszentrum durchlaufen haben, stehen in Ihrer Vita mittlerweile 28 Einsätze in der 2. Bundesliga und 119 Partien in der 3. Liga zu Buche. Hätten Sie das für möglich gehalten?

Costly: Der Traum war schon da. Ich will ständig mein Limit testen. Der Weg dahin, wo ich jetzt bin, war lang und nur mit viel Fleiß zu bewältigen. Vor allem in den Bereichen Technik und taktisches Verständnis habe ich Extraschichten eingelegt, um die Jahre aufzuholen, in denen ich nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurde. Auch Rückschläge gehörten dazu. So wurde ich beispielsweise nach meiner Berufung in die Niedersachsenauswahl vom Trainer für zu klein und schmächtig befunden. Auf der Rückfahrt musste ich von meinem Opa getröstet werden.

DFB.de: Hat sich dadurch bei Ihnen nicht alles auf den Fußball fokussiert?

Costly: Im Alter von 14 bis 17 Jahren habe ich in meiner niedersächsischen Heimat auch Basketball bei den BG 89 Hurricanes in Rotenburg gespielt. Abseits des Platzes hatte ich bereits eine Ausbildung zum Physiotherapeuten begonnen. Bei einem Oberliga-Spiel mit dem Rotenburger SV gegen die U 21 des VfL Osnabrück bin ich dann als 17-Jähriger einem Spielerberater aufgefallen. Eigentlich war er da, um sich einen anderen Spieler anzuschauen. Der Berater kam nach der Partie mit meinem Vater ins Gespräch. Über diesen Kontakt kam es dann zu einem Probetraining bei der zweiten Mannschaft von Mainz 05. Dabei habe ich einen guten Eindruck auf den späteren Cheftrainer Martin Schmidt gemacht und bin so in der 3. Liga gelandet.

DFB.de: Waren Sie in Mainz auch nah an den Profis dran?

Costly: Ich war hin und wieder bei der ersten Mannschaft im Training dabei. Auch bei Testspielen kam ich teilweise zum Einsatz. Da die U 23-Trainer Martin Schmidt und Sandro Schwarz jeweils zu den Bundesliga-Profis aufgerückt sind, war der Austausch mit der zweiten Mannschaft immer gut. Nach insgesamt dreieinhalb Jahren in Mainz hatten wir offene und ehrliche Gespräche. Da mir damals der dauerhafte Sprung zu den Profis noch nicht zugetraut wurde, bin ich dann zum 1. FC Magdeburg gewechselt.

DFB.de: Mit dem FCM, dem nächsten Gegner des SV Waldhof, gelang unter anderem der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wie blicken Sie auf die Zeit zurück?

Costly: Der 1. FC Magdeburg ist ein großer Verein mit wirklich leidenschaftlicher Unterstützung der Fans. Das war für mich nach meinen Stationen in der Oberliga und bei der zweiten Mannschaft von Mainz 05 eine neue Erfahrung. Ohne diese Wucht, die unsere damalige Mannschaft und die Anhänger*innen gemeinsam entwickelt haben, wären wir vermutlich nicht aufgestiegen. In der 2. Bundesliga haben wir dann zu spüren bekommen, dass Fehler noch schneller bestraft werden. Es waren in Magdeburg aufregende und emotionale zweieinhalb Jahre.

DFB.de: Haben Sie auch jetzt noch ein besonderes Auge auf Ihren Ex-Verein?

Costly: Mit Leon Bell Bell und Sirlord Conteh habe ich noch immer Kontakt. Dass sich der Verein aktuell in einer sehr schwierigen Situation und auf einem Abstiegsplatz befindet, ist schade. Die 3. Liga ist allerdings so ausgeglichen, dass da noch nichts entschieden ist. Ich drücke dem FCM die Daumen, dass er sich aus dieser Situation befreit. Das muss allerdings bis nach dem Spiel gegen uns warten.

DFB.de: Wie schätzen Sie die aktuelle Mannschaft ein?

Costly: Mit Christian Titz steht seit kurzem ein neuer Trainer an der Seitenlinie, dadurch ist der FCM ein wenig schwieriger einzuschätzen. Im Spiel beim SV Wehen Wiesbaden haben sie mutigen Fußball mit viel Ballbesitz gespielt und in der Schlussphase ein unglückliches Gegentor zum 0:1-Endstand kassiert. Das 4:2 im Nachholspiel bei Viktoria Köln hat den Aufwärtstrend bestätigt. Wir werden unsere zuletzt gut funktionierenden Defensivabläufe erneut unter Beweis stellen müssen, um etwas mitzunehmen. Wenn wir dabei in der Offensive unsere Chancen konsequent ausspielen, bin ich guter Dinge.

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