Continolo: "Wollen Topadresse im Frauenfußball sein"

Francesco Continolo, neuer Cheftrainer von Eintracht Frankfurt II in der 2. Frauen-Bundesliga, tritt nach dem Abgang von Ex-Nationalspielerin Kim Kulig in große Fußstapfen. Dabei hat der 46-Jährige den Zugang zum Trainerjob eher zufällig gefunden. Im DFB.de-Interview spricht Continolo mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Vorbereitung und seine Tätigkeit als pädagogischer Ausbilder.

DFB.de: Nach drei Testspielerfolgen hatten Sie Ihrer Mannschaft zuletzt eine Woche freigegeben. Wie zufrieden sind Sie - gut zwei Wochen vor dem Saisonstart am 15. August - mit dem Stand der Vorbereitung, Herr Continolo?

Francesco Continolo: Unsere neuen Spielerinnen haben sich super eingelebt und gleich an den Rhythmus gewöhnt. Wir hatten bereits eine Einstiegsphase vor der Vorbereitung. Die Spielerinnen haben ihre Hausaufgaben erledigt, die konditionellen Grundlagen sind entsprechend schon vorhanden. Wichtig ist uns, dass sich alle wohlfühlen. Deshalb lag der Fokus während der Vorbereitung vor allem auf dem Teambuilding und dem fußballerischen Bereich.

DFB.de: Ab Freitag steht ein Kurztrainingslager in Bad Driburg an. Welche Inhalte werden dort besonders in den Mittelpunkt rücken?

Continolo: Wir wollen als Team noch besser zusammenwachsen. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der taktischen Aufgabenverteilung im Defensivbereich. In den drei Tagen werden wir auch an Standardsituationen arbeiten.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich die Mannschaft bis zum Saisonstart am Sonntag, 15. August, gegen den FC Ingolstadt 04 noch steigern?

Continolo: Wir haben in den Vorbereitungsspielen bereits gute Ansätze gezeigt, spielen mutig und kreativ nach vorne. Im Spiel gegen den Ball müssen wir definitiv zulegen, im taktischen Bereich die Passwege schneller schließen.

DFB.de: In der zurückliegenden Spielzeit waren Sie Co-Trainer von Kim Kulig, die jetzt für den VfL Wolfsburg tätig ist. Was haben Sie von der ehemaligen Nationalspielerin während dieser Zeit mitgenommen?

Continolo: Ich bin dankbar und glücklich, dass ich diese Erfahrung machen durfte. In Sachen Professionalität habe ich viel von Kim Kulig gelernt und schnell gemerkt, dass bei ihr alles auf den Punkt getaktet ist. Das betrifft beispielsweise die Trainingssteuerung, das Abschlussspiel sowie die unmittelbare Spielvorbereitung bis zum Anpfiff. Alles ist perfekt vorbereitet und organisiert.

DFB.de: Was werden Sie anders machen?

Continolo: Ich möchte mit dem Team im Spiel kreative Impulse setzen, weitere Spielideen einbringen, aus einer gewissen Grundordnung die Flexibilität möglichst noch einmal steigern - mit und ohne Ball.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung haben Sie Ihren Posten angetreten?

Continolo: Ich will die Spielerinnen auf ihrem Weg begleiten und in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln. Sozialkompetenz und Empathie sind mir wichtig. Mit einem pädagogischen Ansatz wollen wir möglichst auch den Charakter der Spielerinnen formen, die nach meiner Erfahrung automatisch besser werden, wenn sie in einem guten Umfeld arbeiten. Das vergrößert dann auch automatisch ihre Chancen, an den Erstligakader der Eintracht heranzurücken. Wir wollen eine Charaktermannschaft formen und auch weiterhin eine Topadresse im deutschen Frauenfußball für junge Spielerinnen sein.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft ganz besonders aus?

Continolo: Frechheit, Mut und Kreativität sind bereits vorhanden. Mein persönlicher Wunsch ist es, dass sich die Spielerinnen kontinuierlich verbessern. Auf dem Platz muss sichtbar sein, dass alle füreinander einstehen und dass jede bereit ist, den Fehler der anderen auszubügeln.

DFB.de: Ihre Trainerlaufbahn begann eher zufällig. Wie kam es dazu?

Continolo: In der Jugend habe ich bis zur U 19 für den VfR Pforzheim in der damaligen höchsten deutschen Liga gespielt, war einmal sogar von der italienischen Nationalmannschaft zu Sichtungsspielen für im Ausland lebende Talente berufen. Mit 19 Jahren bin ich nach Spanien gezogen, habe mein Glück in der Touristikbranche gesucht. Nach einigen Jahren kehrte ich nach Deutschland zurück und spielte in der Kreisklasse für den FC Primavera Hofheim. Nachdem dort der Trainer gegangen ist, hat man mir die Aufgabe anvertraut. So nahm es seinen Lauf mit den Trainerscheinen. Bist du einmal drin, kommst du gar nicht mehr heraus. (lacht) Erst vor wenigen Tagen habe ich in Kaiserau meine A-Lizenz erworben - unter anderem zusammen mit Ex-Nationalspieler Heiko Westermann und Oliver Kirch.

DFB.de: Wie kam der Wechsel zu den Frauen zustande?

Continolo: Als B-Lizenz-Inhaber hatte ich erstmals für den Hessischen Fußball-Verband im Frauenbereich gearbeitet und einige Auswahlteams betreut. Ganz ehrlich: Das war damals meine lehrreichste Zeit.

DFB.de: Warum?

Continolo: Man muss Dinge noch genauer erklären und dabei sehr feinfühlig mit den Spielerinnen umgehen. Als Regional-Verbandstrainer war ich für die U 11, U 12 und U 14 zuständig. 2015 begann ich dann im Nachwuchs des damaligen 1. FFC Frankfurt bei der U 16, ein Jahr später trainierte ich die U17. Zur Saison 2018/2019 bin ich dann erstmals als Co-Trainer zum Zweitliga-Team um Kim Kulig gestoßen.

DFB.de: Was reizt Sie an der Aufgabe, mit talentierten Fußballerinnen zu arbeiten?

Continolo: Wer im Frauenfußball besteht, kann auf jeden Fall auch Männer trainieren. Umgekehrt ist das oft wesentlich schwieriger. Die Spielerinnen sind wissbegierig, saugen die Trainingsinhalte auf wie ein Schwamm, hinterfragen auch viele Dinge. Da musst du als Trainer Antworten liefern. Die Inhalte werden von den Frauen sofort umgesetzt, was im Männerfußball nicht immer der Fall ist.

DFB.de: Zusätzlich zum Trainerjob arbeiten Sie an einer Berufsschule als pädagogischer Ausbilder sowie als DFB-Stützpunkttrainer für die U 12 bis U 15. Wie bekommen Sie das alles unter einem Hut?

Continolo: In einem Zentrum für Weiterbildung kümmere ich mich in Frankfurt um junge Männer, die ihren Abschluss nachholen wollen. Das bereitet mir große Freude. Auch die Arbeit als Stützpunkttrainer ist mir sehr ans Herz gewachsen. Allerdings muss ich aus Zeitgründen schon darüber nachdenken, ob sich das mit dem Amt des Cheftrainers in der 2. Frauen-Bundesliga noch dauerhaft vereinbaren lässt. Um ehrlich zu sein: Alles in der bisherigen Form unter einen Hut zu bekommen, ist fast unmöglich.

[mspw]

Francesco Continolo, neuer Cheftrainer von Eintracht Frankfurt II in der 2. Frauen-Bundesliga, tritt nach dem Abgang von Ex-Nationalspielerin Kim Kulig in große Fußstapfen. Dabei hat der 46-Jährige den Zugang zum Trainerjob eher zufällig gefunden. Im DFB.de-Interview spricht Continolo mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Vorbereitung und seine Tätigkeit als pädagogischer Ausbilder.

DFB.de: Nach drei Testspielerfolgen hatten Sie Ihrer Mannschaft zuletzt eine Woche freigegeben. Wie zufrieden sind Sie - gut zwei Wochen vor dem Saisonstart am 15. August - mit dem Stand der Vorbereitung, Herr Continolo?

Francesco Continolo: Unsere neuen Spielerinnen haben sich super eingelebt und gleich an den Rhythmus gewöhnt. Wir hatten bereits eine Einstiegsphase vor der Vorbereitung. Die Spielerinnen haben ihre Hausaufgaben erledigt, die konditionellen Grundlagen sind entsprechend schon vorhanden. Wichtig ist uns, dass sich alle wohlfühlen. Deshalb lag der Fokus während der Vorbereitung vor allem auf dem Teambuilding und dem fußballerischen Bereich.

DFB.de: Ab Freitag steht ein Kurztrainingslager in Bad Driburg an. Welche Inhalte werden dort besonders in den Mittelpunkt rücken?

Continolo: Wir wollen als Team noch besser zusammenwachsen. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der taktischen Aufgabenverteilung im Defensivbereich. In den drei Tagen werden wir auch an Standardsituationen arbeiten.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich die Mannschaft bis zum Saisonstart am Sonntag, 15. August, gegen den FC Ingolstadt 04 noch steigern?

Continolo: Wir haben in den Vorbereitungsspielen bereits gute Ansätze gezeigt, spielen mutig und kreativ nach vorne. Im Spiel gegen den Ball müssen wir definitiv zulegen, im taktischen Bereich die Passwege schneller schließen.

DFB.de: In der zurückliegenden Spielzeit waren Sie Co-Trainer von Kim Kulig, die jetzt für den VfL Wolfsburg tätig ist. Was haben Sie von der ehemaligen Nationalspielerin während dieser Zeit mitgenommen?

Continolo: Ich bin dankbar und glücklich, dass ich diese Erfahrung machen durfte. In Sachen Professionalität habe ich viel von Kim Kulig gelernt und schnell gemerkt, dass bei ihr alles auf den Punkt getaktet ist. Das betrifft beispielsweise die Trainingssteuerung, das Abschlussspiel sowie die unmittelbare Spielvorbereitung bis zum Anpfiff. Alles ist perfekt vorbereitet und organisiert.

DFB.de: Was werden Sie anders machen?

Continolo: Ich möchte mit dem Team im Spiel kreative Impulse setzen, weitere Spielideen einbringen, aus einer gewissen Grundordnung die Flexibilität möglichst noch einmal steigern - mit und ohne Ball.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung haben Sie Ihren Posten angetreten?

Continolo: Ich will die Spielerinnen auf ihrem Weg begleiten und in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln. Sozialkompetenz und Empathie sind mir wichtig. Mit einem pädagogischen Ansatz wollen wir möglichst auch den Charakter der Spielerinnen formen, die nach meiner Erfahrung automatisch besser werden, wenn sie in einem guten Umfeld arbeiten. Das vergrößert dann auch automatisch ihre Chancen, an den Erstligakader der Eintracht heranzurücken. Wir wollen eine Charaktermannschaft formen und auch weiterhin eine Topadresse im deutschen Frauenfußball für junge Spielerinnen sein.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft ganz besonders aus?

Continolo: Frechheit, Mut und Kreativität sind bereits vorhanden. Mein persönlicher Wunsch ist es, dass sich die Spielerinnen kontinuierlich verbessern. Auf dem Platz muss sichtbar sein, dass alle füreinander einstehen und dass jede bereit ist, den Fehler der anderen auszubügeln.

DFB.de: Ihre Trainerlaufbahn begann eher zufällig. Wie kam es dazu?

Continolo: In der Jugend habe ich bis zur U 19 für den VfR Pforzheim in der damaligen höchsten deutschen Liga gespielt, war einmal sogar von der italienischen Nationalmannschaft zu Sichtungsspielen für im Ausland lebende Talente berufen. Mit 19 Jahren bin ich nach Spanien gezogen, habe mein Glück in der Touristikbranche gesucht. Nach einigen Jahren kehrte ich nach Deutschland zurück und spielte in der Kreisklasse für den FC Primavera Hofheim. Nachdem dort der Trainer gegangen ist, hat man mir die Aufgabe anvertraut. So nahm es seinen Lauf mit den Trainerscheinen. Bist du einmal drin, kommst du gar nicht mehr heraus. (lacht) Erst vor wenigen Tagen habe ich in Kaiserau meine A-Lizenz erworben - unter anderem zusammen mit Ex-Nationalspieler Heiko Westermann und Oliver Kirch.

DFB.de: Wie kam der Wechsel zu den Frauen zustande?

Continolo: Als B-Lizenz-Inhaber hatte ich erstmals für den Hessischen Fußball-Verband im Frauenbereich gearbeitet und einige Auswahlteams betreut. Ganz ehrlich: Das war damals meine lehrreichste Zeit.

DFB.de: Warum?

Continolo: Man muss Dinge noch genauer erklären und dabei sehr feinfühlig mit den Spielerinnen umgehen. Als Regional-Verbandstrainer war ich für die U 11, U 12 und U 14 zuständig. 2015 begann ich dann im Nachwuchs des damaligen 1. FFC Frankfurt bei der U 16, ein Jahr später trainierte ich die U17. Zur Saison 2018/2019 bin ich dann erstmals als Co-Trainer zum Zweitliga-Team um Kim Kulig gestoßen.

DFB.de: Was reizt Sie an der Aufgabe, mit talentierten Fußballerinnen zu arbeiten?

Continolo: Wer im Frauenfußball besteht, kann auf jeden Fall auch Männer trainieren. Umgekehrt ist das oft wesentlich schwieriger. Die Spielerinnen sind wissbegierig, saugen die Trainingsinhalte auf wie ein Schwamm, hinterfragen auch viele Dinge. Da musst du als Trainer Antworten liefern. Die Inhalte werden von den Frauen sofort umgesetzt, was im Männerfußball nicht immer der Fall ist.

DFB.de: Zusätzlich zum Trainerjob arbeiten Sie an einer Berufsschule als pädagogischer Ausbilder sowie als DFB-Stützpunkttrainer für die U 12 bis U 15. Wie bekommen Sie das alles unter einem Hut?

Continolo: In einem Zentrum für Weiterbildung kümmere ich mich in Frankfurt um junge Männer, die ihren Abschluss nachholen wollen. Das bereitet mir große Freude. Auch die Arbeit als Stützpunkttrainer ist mir sehr ans Herz gewachsen. Allerdings muss ich aus Zeitgründen schon darüber nachdenken, ob sich das mit dem Amt des Cheftrainers in der 2. Frauen-Bundesliga noch dauerhaft vereinbaren lässt. Um ehrlich zu sein: Alles in der bisherigen Form unter einen Hut zu bekommen, ist fast unmöglich.

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