Club der Nationalspieler: Vertrauen zu Löws WM-Team

Philipp Lahm, Kapitän des Weltmeisters 2014 und Botschafter der DFB-Bewerbung für die EURO 2024, war dabei. Ebenso Uwe Bein, Weltmeister 1990. Toni Schumacher und Karlheinz Förster, Europameister 1980 und Vize-Weltmeister 1982 und 1986 waren angereist. Zugegen war eine beachtliche Anzahl ehemaliger Leverkusener Nationalspieler um die einstigen Bayer-Platzhirsche Jens Nowotny, Carsten Ramelow, Simon Rolfes und Wolfgang Rolff. Für sie und etliche andere gab es nur ein Thema beim Treffen des Clubs der Nationalspieler (CdN) in Leverkusen: Welche Aussagekraft hat generell die Generalprobe vor einem großen Turnier und speziell der letzte Leistungstest am vergangenen Freitag gegen Saudi-Arabien? Ein Bericht von DFB-Mitarbeiter Wolfgang Tobien.

Fein, aber klein – so stellt sich die Länderspielgeschichte der Bay-Arena dar. Klein, nicht was das Fassungsvermögen des schicken Stadions an der Bismarckstraße betrifft. Klein, eher im Zusammenhang mit der Anzahl und mit dem internationalen Stellenwert der bisherigen Gegner der deutschen Nationalmannschaft in Leverkusen. Erst zum achten Mal trat die DFB-Auswahl am vergangenen Freitag in der Bay-Arena an. Und mit Saudi-Arabien zählte abermals der Gegner, auch wenn er die Qualifikation für die WM-Endrunde in Russland geschafft hat, nicht zur absoluten Spitzenklasse des Weltfußballs. Mit dem 2:1 untermauerte das Team von Jogi Löw die positive deutsche Bilanz in Leverkusen mit nunmehr sieben Siegen und einem Unentschieden.

Weniger diese Bilanz als vielmehr die Rückschlüsse aus dieser Standortbestimmung, mit der sich der amtierende Weltmeister zur erhofften Titelverteidigung in Russland von seinen Fans verabschiedete, sorgten für reichlich Gesprächsstoff im Kreis der CdN-Mitglieder. Und ganz besonders daneben die Rückbesinnung auf zwei andere Abschiedsvorstellungen in Leverkusen vor der Abreise zu WM-Endrunden.

Klose trifft viermal im Test gegen Österreich

Der Dauerbrenner in der Nationalmannschaft, was deren Vorstellungen in Leverkusen betrifft, war und ist Miro Klose. Der Torjäger war dort schon dabei, als Albanien im März 2001 in der WM-Qualifikation 2:1 besiegt wurde – dank Kloses spätem Tor in der 87. Minute. Er war erneut dabei, als er im WM-Test im September 2009 beim 2:0 im WM-Test gegen Südafrika, WM-Gastgeber ein Jahr später, für Gomez eingewechselt wurde. Vor allem aber war Miro Klose dabei, als das Nationalteam bei der WM-Generalprobe am 19. Mai 2002 gegen Österreich und vier Jahre danach gegen Japan - ebenfalls bei der Generalprobe am 30. Mai 2006 - seine WM-Tauglichkeit für das jeweils unmittelbar folgende Turnier unter Beweis stellen sollte.

Beide Male stellte sich dabei die Frage nach der Aussagekraft dieser letzten Härtetests am Ende der WM-Vorbereitung. Die Frage nach der Zielsetzung einer solchen Generalprobe. "Mit der angemessenen Vorsicht unverletzt im Rhythmus bleiben und die folgenden letzten drei freien Tage vor der Abreise für aktive Erholung nutzen“, so Jens Nowotny. "Oder mit voller Kraft eine überzeugende Leistung anstreben, um als Mannschaft und als Einzelspieler mit zusätzlichem Selbstvertrauen in das folgende Turnier zu gehen", so die Meinung von Miro Klose, die er als Nationalspieler stets für sich beansprucht hatte. Den beiden so unterschiedlichen Generalproben 2002 und 2006 mit ihren unterschiedlichen Marschrouten folgte jeweils ein überzeugender Turniererfolg.

Gegen Japan, das 2:0 in der Bay-Arena führte, ehe Klose und Schweinsteiger die Niederlage noch verhindern konnten, verlief der letzte Eindruck in der Vorbereitung alles andere als verheißungsvoll. Was das Team von Nationaltrainer Jürgen Klinsmann jedoch nicht hinderte, wenige Wochen später mit begeisterndem Offensivfußball den Grundstein für ein furioses Sommermärchen in Deutschland zu legen.

Vor allem aber war Miro Klose die Schlüsselfigur beim bisher schwungvollsten Auftritt in Leverkusen. Mit vier Treffern, darunter ein lupenreiner Hattrick zum 3:0 in der ersten Halbzeit, war der Mittelstürmer der Matschwinner zum 6:2-Kantersieg über Österreich. Und damit der Wegbereiter zu einer denkwürdigen WM-Endrunde in Japan und Südkorea, die die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler als eindrucksvoller Vize-Weltmeister abschloss.

Deisler zieht sich Knieverletzung zu

16 Jahre später erinnerte sich Klose jetzt in Leverkusen: "Vier Tore in einem Länderspiel, das ist mir in der Tat nur einmal gelungen. Mir blieb allerdings auch gar nichts anderes übrig, als mit voller Pulle bei diesem letzten Test auf Torjagd zu gehen. Ich war zu jenem Zeitpunkt mit 23 Jahren noch ein relativ unbekannter Stürmer vom 1. FC Kaiserslautern, der sich viel erarbeiten musste, um sich durchzusetzen im Vergleich mit etablierten Leistungsträgern größerer Vereine. In dieser Rolle denkt man nicht an mögliche Verletzungen, sondern nur daran, mit einem guten persönlichen Gefühl zur WM zu fahren.“ Wie hilfreich dieses Gefühl in ihm ausgeprägt war, verdeutlichte Miro Klose gleich beim Start in die WM-Endrunde in Japan: mit drei Toren beim 8:0 über Saudi-Arabien.



Philipp Lahm, Kapitän des Weltmeisters 2014 und Botschafter der DFB-Bewerbung für die EURO 2024, war dabei. Ebenso Uwe Bein, Weltmeister 1990. Toni Schumacher und Karlheinz Förster, Europameister 1980 und Vize-Weltmeister 1982 und 1986 waren angereist. Zugegen war eine beachtliche Anzahl ehemaliger Leverkusener Nationalspieler um die einstigen Bayer-Platzhirsche Jens Nowotny, Carsten Ramelow, Simon Rolfes und Wolfgang Rolff. Für sie und etliche andere gab es nur ein Thema beim Treffen des Clubs der Nationalspieler (CdN) in Leverkusen: Welche Aussagekraft hat generell die Generalprobe vor einem großen Turnier und speziell der letzte Leistungstest am vergangenen Freitag gegen Saudi-Arabien? Ein Bericht von DFB-Mitarbeiter Wolfgang Tobien.

Fein, aber klein – so stellt sich die Länderspielgeschichte der Bay-Arena dar. Klein, nicht was das Fassungsvermögen des schicken Stadions an der Bismarckstraße betrifft. Klein, eher im Zusammenhang mit der Anzahl und mit dem internationalen Stellenwert der bisherigen Gegner der deutschen Nationalmannschaft in Leverkusen. Erst zum achten Mal trat die DFB-Auswahl am vergangenen Freitag in der Bay-Arena an. Und mit Saudi-Arabien zählte abermals der Gegner, auch wenn er die Qualifikation für die WM-Endrunde in Russland geschafft hat, nicht zur absoluten Spitzenklasse des Weltfußballs. Mit dem 2:1 untermauerte das Team von Jogi Löw die positive deutsche Bilanz in Leverkusen mit nunmehr sieben Siegen und einem Unentschieden.

Weniger diese Bilanz als vielmehr die Rückschlüsse aus dieser Standortbestimmung, mit der sich der amtierende Weltmeister zur erhofften Titelverteidigung in Russland von seinen Fans verabschiedete, sorgten für reichlich Gesprächsstoff im Kreis der CdN-Mitglieder. Und ganz besonders daneben die Rückbesinnung auf zwei andere Abschiedsvorstellungen in Leverkusen vor der Abreise zu WM-Endrunden.

Klose trifft viermal im Test gegen Österreich

Der Dauerbrenner in der Nationalmannschaft, was deren Vorstellungen in Leverkusen betrifft, war und ist Miro Klose. Der Torjäger war dort schon dabei, als Albanien im März 2001 in der WM-Qualifikation 2:1 besiegt wurde – dank Kloses spätem Tor in der 87. Minute. Er war erneut dabei, als er im WM-Test im September 2009 beim 2:0 im WM-Test gegen Südafrika, WM-Gastgeber ein Jahr später, für Gomez eingewechselt wurde. Vor allem aber war Miro Klose dabei, als das Nationalteam bei der WM-Generalprobe am 19. Mai 2002 gegen Österreich und vier Jahre danach gegen Japan - ebenfalls bei der Generalprobe am 30. Mai 2006 - seine WM-Tauglichkeit für das jeweils unmittelbar folgende Turnier unter Beweis stellen sollte.

Beide Male stellte sich dabei die Frage nach der Aussagekraft dieser letzten Härtetests am Ende der WM-Vorbereitung. Die Frage nach der Zielsetzung einer solchen Generalprobe. "Mit der angemessenen Vorsicht unverletzt im Rhythmus bleiben und die folgenden letzten drei freien Tage vor der Abreise für aktive Erholung nutzen“, so Jens Nowotny. "Oder mit voller Kraft eine überzeugende Leistung anstreben, um als Mannschaft und als Einzelspieler mit zusätzlichem Selbstvertrauen in das folgende Turnier zu gehen", so die Meinung von Miro Klose, die er als Nationalspieler stets für sich beansprucht hatte. Den beiden so unterschiedlichen Generalproben 2002 und 2006 mit ihren unterschiedlichen Marschrouten folgte jeweils ein überzeugender Turniererfolg.

Gegen Japan, das 2:0 in der Bay-Arena führte, ehe Klose und Schweinsteiger die Niederlage noch verhindern konnten, verlief der letzte Eindruck in der Vorbereitung alles andere als verheißungsvoll. Was das Team von Nationaltrainer Jürgen Klinsmann jedoch nicht hinderte, wenige Wochen später mit begeisterndem Offensivfußball den Grundstein für ein furioses Sommermärchen in Deutschland zu legen.

Vor allem aber war Miro Klose die Schlüsselfigur beim bisher schwungvollsten Auftritt in Leverkusen. Mit vier Treffern, darunter ein lupenreiner Hattrick zum 3:0 in der ersten Halbzeit, war der Mittelstürmer der Matschwinner zum 6:2-Kantersieg über Österreich. Und damit der Wegbereiter zu einer denkwürdigen WM-Endrunde in Japan und Südkorea, die die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler als eindrucksvoller Vize-Weltmeister abschloss.

Deisler zieht sich Knieverletzung zu

16 Jahre später erinnerte sich Klose jetzt in Leverkusen: "Vier Tore in einem Länderspiel, das ist mir in der Tat nur einmal gelungen. Mir blieb allerdings auch gar nichts anderes übrig, als mit voller Pulle bei diesem letzten Test auf Torjagd zu gehen. Ich war zu jenem Zeitpunkt mit 23 Jahren noch ein relativ unbekannter Stürmer vom 1. FC Kaiserslautern, der sich viel erarbeiten musste, um sich durchzusetzen im Vergleich mit etablierten Leistungsträgern größerer Vereine. In dieser Rolle denkt man nicht an mögliche Verletzungen, sondern nur daran, mit einem guten persönlichen Gefühl zur WM zu fahren.“ Wie hilfreich dieses Gefühl in ihm ausgeprägt war, verdeutlichte Miro Klose gleich beim Start in die WM-Endrunde in Japan: mit drei Toren beim 8:0 über Saudi-Arabien.

Gleichwohl erfuhr auch Nowotnys grundsätzlicher Hinweis auf drohende Verletzungsgefahr bei der damaligen Generalprobe in Leverkusen gegen Österreich eine traurige Bestätigung: „Nicht nur in jüngerer Vergangenheit im Fall von Marco Reus hat es verletzungsbedingte Ausfälle quasi in letzter Minute vor einem Turnier zu Genüge gegeben. So hat es 2002 Sebastian Deisler ganz brutal erwischt.“ Die höchst tragische Komponente bei dieser so vielversprechenden WM-Generalprobe geschah bereits Mitte der ersten Halbzeit. In der 22 . Minute zog sich der damalige Berliner, der schon ein Jahr zuvor gegen Albanien in Leverkusen nicht nur wegen seines Treffers zum 1:0 höchst positiv in Erscheinung getreten war, eine so schwere Knieverletzung zu, dass sein großer WM-Traum platzte.

Schlimmer noch: Eines der größten Talente des deutschen Fußballs wurde danach immer wieder von schweren Verletzungen vor allem am Knie geplagt, weswegen er auch die Teilnahme an der EM 2004 und der WM 2006 verpasste. 2002 von Hertha BSC zum FC Bayern München gewechselt, mit dem er je dreimal Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger wurde, erklärte er am 17. Januar 2007, belastet von schweren psychischen Problemen, im Alter von nur 27 Jahren seinen Rücktritt vom Profifußball. Das letzte seiner 36 Länderspiele hat der hochbegabte Offensivspieler am 1. März 2006 beim 1:4 im WM-Test gegen Italien in Florenz bestritten. Miro Klose hat "die Szene auf der linken Seite des Spielfelds" in Leverkusen an jenem 18. Mai 2002 in Leverkusen "noch relativ genau vor Augen. Für den Sebastian war das ganz, ganz bitter. Und für die Nationalmannschaft bedeutete es einen großen Verlust, wenn so ein hoch talentierter Spieler plötzlich wegbricht. Und eine so total verheißungsvolle Karriere ins Stocken gerät und schließlich so traurig zu Ende geht".

16 Jahre sind vergangen seit der Gala von Klose und der Tragik um Deisler bei jener Generalprobe gegen Österreich. Als jetzt am Freitagabend die WM-Generalprobe gegen Saudi-Arabien anstand, war Miro Klose, der Dauerbrenner bei den Länderspielen in Leverkusen, erneut dabei. Auf der Bank in offizieller Mission beim DFB-Trainerstab. Als Angriffscoach stimmt der Vollblutstürmer, der nach 137 Länderspielen mit 71 Treffern die Rangliste der erfolgreichsten deutschen Nationalspieler anführt, in Zusammenarbeit mit dem Trainerstab um Jogi Löw die Lauf- und Passwege und andere Parameter beim Spiel nach vorne in der deutschen Offensive ab, damit die Vorbereitung auf die anvisierte WM-Titelverteidigung mit der nötigen Effizienz einhergeht.

Lahm: "Wenn wir ins Finale kommen, werden wir es auch gewinnen"

Im Sturm und im Offensivspiel generell sehen die in Leverkusen versammelten ehemaligen Nationalspieler die stärkste Waffe für ein erfolgreiches Turnier in Russland. Der einstige Offensivkünstler Uwe Bein sagt: "Die Saudis hatten zwar ein paar Chancen zu viel bei diesem Test. Doch um unsere wirklich hochkarätige und schlagkräftige Offensive müssen wir uns in Russland keine Sorgen machen. Die Jungs um Werner, Reus, Gomez und Co. sind immer in der Lage, die nötigen Tore zum Sieg zu erzielen."

Wohin diese Qualität Löws Team in den nächsten Wochen führen wird, verdeutlicht Simon Rolfes: "Das Halbfinale sollten wir auf jeden Fall erreichen. Danach ist alles möglich, auch die Titelverteidigung." Für seinen langjährigen Bayer-Kumpel Jens Nowotny ist die Generalprobe gegen Saudi-Arabien "zunächst ohne große Aussage. Zur eigentlichen Standortbestimmung wird das erste Gruppenspiel gegen Mexiko. Auf jeden Fall erwartet uns in Russland ein sehr schweres Turnier, weil die anderen Mitfavoriten noch stärker geworden sind als 2014 mit Spielern, die vor vier Jahren noch niemand auf dem Schirm hatte.“ Von seinem Optimismus lässt sich der langjährige Abwehrchef aber nicht abbringen: "Ich tippe auf ein Endspiel Deutschland gegen Frankreich. Das wäre das absolut attraktive Superfinale schlechthin."

Und Philipp Lahm, der Kapitän des Teams, das 2014 in Brasilien den vierten Stern erobern konnte? Der umtriebige DFB-Botschafter für die Ausrichtung der EURO 2024 in Deutschland umarmte nach dem Abpfiff in Leverkusen Manuel Neuer im Kabinangang und beglückwünschte ihn zur Rückkehr auf dessen Stammplatz im Tor der Nationalmannschaft nach langer Verletzungspause. "Seiner Klasse und Erfahrung können wir vertrauen", ist der einst weltbeste Außenverteidiger überzeugt.

Überzeugt ist Lahm aber auch von der möglichen Titelverteidigung: "Wir waren in Brasilien 2014 die erste europäische Mannschaft, die in Südamerika den Weltpokal gewonnen hat. Dann können wir nun auch die erste Mannschaft sein, die ihn verteidigt. Wenn wir es ins Finale in Moskau schaffen, dann werden wir es auch gewinnen."