Club der Nationalspieler: "Es gibt Parallelen zu 1994"

Rund 50 Mitglieder des Clubs der Nationalspieler waren zum Treffen in die Allianz Arena gekommen. Den Beginn einer neuen Ära der deutschen Nationalmannschaft wollten sie in München miterleben. Sie wurden nicht enttäuscht. Beim Start der neuen UEFA Nations League sahen sie gegen Weltmeister Frankreich ein 0:0, das Hoffnung macht. Und einen couragierten und engagierten Auftritt, mit dem der entthronte Weltmeister die erste Etappe auf dem langen Weg der Wiedergutmachung bewältigt hat. "Ein erster Schritt in die richtige Richtung", brachte Karlheinz Förster, Europameister von 1980, den Gesamteindruck der CdN-Mitglieder zum Ausdruck. So mancher fühlte sich in Sachen WM-Krisenbewältigung an eigene Erfahrungen erinnert.

Rehabilitation, Bringschuld, Aufbruchstimmung, Wiedergutmachung – das waren die Schlagworte in den Medien vor dem Neustart der deutschen Nationalmannschaft nach der Enttäuschung bei der WM in Russland. Wiedergutmachung, Bringschuld und Aufbruchstimmung – um diese Schlagworte kreisten am Donnerstagabend vor dem Anpfiff gegen die Franzosen auch die meisten Gespräche beim Treffen des Clubs der Nationalspieler (CdN) in der Münchner Allianz-Arena. Bei dem einen oder anderen lösten sie zudem einen hohen Wiedererkennungswert aus. Zum Beispiel bei Thomas Helmer oder vor allem bei Berti Vogts.

Gerade sie fühlten sich an die "vergleichbare Situation", so Helmer, 24 Jahre zuvor beim Wiederbeginn nach dem Aus im Viertelfinale bei der WM-Endrunde in den USA (1:2 gegen Bulgarien) erinnert. Wie diesmal über Jogi Löw und seine so früh gescheiterten Titelverteidiger war auch damals über Berti Vogts und die Hauptdarsteller des missglückten Vorhabens Titelverteidigung ein Sturm der Kritik und Verachtung, der Anfeindungen und Schmähungen hinweggefegt. Und auch damals wurden fehlende Leidenschaft auf dem Spielfeld, missglückte Taktik, mangelnder Erfolgshunger der Weltmeister von 1990, innerbetriebliche Störungen wie Grüppchenbildung und Überversorgung verwöhnter Stars und immer größer gewordene Entfernung von den Fans der Ursachenforschung zu Grunde gelegt.

"Es klappt nur gemeinsam"

"Die wichtigste Erkenntnis aus unserem damaligen Scheitern war, dass wir zwar überragende Spieler besaßen, dass wir aber keine Mannschaft waren. Sondern eine Truppe, die aus drei zerstrittenen Gruppen bestand. In der Analyse haben wir eingesehen, dass es nur gemeinsam klappt, und dies so intensiv verinnerlicht, dass wir mit einer neuen personellen, mentalen und taktischen Ausrichtung fortan in der Lage waren, zu neuen großen Zielen aufzubrechen", erinnert sich Thomas Helmer.

In den Spielerkadern nach der WM 1994 wie 2018 sind unübersehbare Entsprechungen erkennbar sind. "Wie jetzt mit Mario Gomez und Mesut Özil traten damals mit Guido Buchwald, Rudi Völler und Bodo Illgner zuvor wichtige Spieler aus dem Nationalteam zurück", erklärt Berti Vogts, der damals, so wie jetzt Jogi Löw, trotz heftiger öffentlicher Kritik seine Arbeit als Bundestrainer fortsetzte. Angesichts der aktuellen Neuausrichtung verweist Vogts jetzt darauf, dass er, ähnlich wie jetzt Löw mit Nico Schulz, Thilo Kehrer und Kai Havertz, in der Folgezeit Neulingen wie vor allem Oliver Bierhoff, Ralf Weber und Jens Todt Hoffnung auf erste Chancen im Nationalteam eröffnete. Und wie jetzt Tah, Ginter, Goretzka, Brandt, Sané oder Petersen mit ihrer Rückkehr und Frische für neuen Wind sorgen sollen, erhielten von ihm damals vor allem Köpke als neue Nummer eins, Babbel, Bobic, Ziege, Kirsten oder Basler eine neue Chance, sich in der DFB-Auswahl zu bewähren.



Rund 50 Mitglieder des Clubs der Nationalspieler waren zum Treffen in die Allianz Arena gekommen. Den Beginn einer neuen Ära der deutschen Nationalmannschaft wollten sie in München miterleben. Sie wurden nicht enttäuscht. Beim Start der neuen UEFA Nations League sahen sie gegen Weltmeister Frankreich ein 0:0, das Hoffnung macht. Und einen couragierten und engagierten Auftritt, mit dem der entthronte Weltmeister die erste Etappe auf dem langen Weg der Wiedergutmachung bewältigt hat. "Ein erster Schritt in die richtige Richtung", brachte Karlheinz Förster, Europameister von 1980, den Gesamteindruck der CdN-Mitglieder zum Ausdruck. So mancher fühlte sich in Sachen WM-Krisenbewältigung an eigene Erfahrungen erinnert.

Rehabilitation, Bringschuld, Aufbruchstimmung, Wiedergutmachung – das waren die Schlagworte in den Medien vor dem Neustart der deutschen Nationalmannschaft nach der Enttäuschung bei der WM in Russland. Wiedergutmachung, Bringschuld und Aufbruchstimmung – um diese Schlagworte kreisten am Donnerstagabend vor dem Anpfiff gegen die Franzosen auch die meisten Gespräche beim Treffen des Clubs der Nationalspieler (CdN) in der Münchner Allianz-Arena. Bei dem einen oder anderen lösten sie zudem einen hohen Wiedererkennungswert aus. Zum Beispiel bei Thomas Helmer oder vor allem bei Berti Vogts.

Gerade sie fühlten sich an die "vergleichbare Situation", so Helmer, 24 Jahre zuvor beim Wiederbeginn nach dem Aus im Viertelfinale bei der WM-Endrunde in den USA (1:2 gegen Bulgarien) erinnert. Wie diesmal über Jogi Löw und seine so früh gescheiterten Titelverteidiger war auch damals über Berti Vogts und die Hauptdarsteller des missglückten Vorhabens Titelverteidigung ein Sturm der Kritik und Verachtung, der Anfeindungen und Schmähungen hinweggefegt. Und auch damals wurden fehlende Leidenschaft auf dem Spielfeld, missglückte Taktik, mangelnder Erfolgshunger der Weltmeister von 1990, innerbetriebliche Störungen wie Grüppchenbildung und Überversorgung verwöhnter Stars und immer größer gewordene Entfernung von den Fans der Ursachenforschung zu Grunde gelegt.

"Es klappt nur gemeinsam"

"Die wichtigste Erkenntnis aus unserem damaligen Scheitern war, dass wir zwar überragende Spieler besaßen, dass wir aber keine Mannschaft waren. Sondern eine Truppe, die aus drei zerstrittenen Gruppen bestand. In der Analyse haben wir eingesehen, dass es nur gemeinsam klappt, und dies so intensiv verinnerlicht, dass wir mit einer neuen personellen, mentalen und taktischen Ausrichtung fortan in der Lage waren, zu neuen großen Zielen aufzubrechen", erinnert sich Thomas Helmer.

In den Spielerkadern nach der WM 1994 wie 2018 sind unübersehbare Entsprechungen erkennbar sind. "Wie jetzt mit Mario Gomez und Mesut Özil traten damals mit Guido Buchwald, Rudi Völler und Bodo Illgner zuvor wichtige Spieler aus dem Nationalteam zurück", erklärt Berti Vogts, der damals, so wie jetzt Jogi Löw, trotz heftiger öffentlicher Kritik seine Arbeit als Bundestrainer fortsetzte. Angesichts der aktuellen Neuausrichtung verweist Vogts jetzt darauf, dass er, ähnlich wie jetzt Löw mit Nico Schulz, Thilo Kehrer und Kai Havertz, in der Folgezeit Neulingen wie vor allem Oliver Bierhoff, Ralf Weber und Jens Todt Hoffnung auf erste Chancen im Nationalteam eröffnete. Und wie jetzt Tah, Ginter, Goretzka, Brandt, Sané oder Petersen mit ihrer Rückkehr und Frische für neuen Wind sorgen sollen, erhielten von ihm damals vor allem Köpke als neue Nummer eins, Babbel, Bobic, Ziege, Kirsten oder Basler eine neue Chance, sich in der DFB-Auswahl zu bewähren.

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Parallelen und Unterschiede zwischen 1994 und 2018

Ansonsten wollte auch Vogts, so wie jetzt Löw mit Neuer, Hummels, Boateng, Kroos, Draxler und Thomas Müller, die alle schon beim Titelgewinn 2014 im Einsatz gewesen waren, sowie Süle, Rüdiger, Kimmich, Timo Werner, Reus und Gündogan beim damaligen Reset auf Zentralfiguren des voraus- und schiefgegangenen WM-Turniers nicht verzichten: Matthäus, Kohler, Häßler, Möller. Berthold, Reuter, Riedle oder Klinsmann.

Dies waren personelle Entscheidungen, die in ihrer Gesamtheit im Herbst 1994 eine nicht für möglich gehaltenen Erfolgsgeschichte der Nationalmannschaft ausgelöst haben. Mit dem 1:0 in Russland beim ersten Spiel nach dem Viertelfinal-Aus in den USA als Initialzündung kam es zu einer Erfolgsstrecke von 22 Spielen mit nur zwei Niederlagen, die schließlich mit dem EM-Triumph von Wembley am 30. Juni 1996 gekrönt wurde. Die Bringschuld war erbracht, die Aufbruchstimmung erzeugt, die Wiedergutmachung gelungen.

Wie erklärt Vogts jetzt beim Neubeginn des Löw-Teams gegen Frankreich die erfolgreiche Neuausrichtung unter ihm im Herbst 1994? "Ausschlaggebend war, dass ich mich nicht mehr an Namen, sondern ausschließlich an Leistung orientiert habe und zu erkennen, wer bereit war, alles zu geben und sich für das Nationalteam zu quälen." 

"Abwarten mit vorsichtigem Optimismus"

Die große Frage: Sind die miteinander vergleichbaren und einander ähnelnden Maßnahmen nunmehr ein Erfolgsrezept für eine neue Blüte des viermaligen Weltmeisters? "Abwarten mit vorsichtigem Optimismus", heißt die Empfehlung von Thomas Helmer. Vor allem weil die Ausgangssituation beim Neunbeginn höchst unterschiedlich sei. "Wir starteten damals mit einem Freundschaftsspiel bei einem guten, aber durchaus schlagbaren Gegner. Diesmal hatte es unsere Mannschaft in einem Pflichtspiel der neuen Nations League mit dem amtierenden Weltmeister, der Nummer eins des Weltfußballs, zu tun, der mit stärkster Formation in München auflief. Sie lieferte aber beim 0:0, das alles andere als schmucklos ist, eine hoffnungsvolle Leistung ab."

Hoffnung, die der Europameister von 1996 so präzisiert: "Das Wichtigste ist die totale Hingabe auf dem Spielfeld. Bei jedem einzelnen Spieler muss man den Stolz spüren, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Wenn also aus den Defiziten beim WM-Scheitern in Russland die richtigen Lehren gezogen werden und diese beispielweise in punkto Antritts- und Handlungsschnelligkeit umgesetzt werden, kann es auf dem Weg zur EURO 2020 eine ähnliche Entwicklung geben wie damals zwischen 1994 und 1996."

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