Christian Streich: "Zurück zur U 19? Ich schließe nichts aus"

Seit mehr als zehn Jahren gibt es die A-Junioren-Bundesliga. Schnell hat sie sich als Sprungbrett etabliert - für heutige Nationalspieler wie Sami Khedira ebenso wie für Fußball-Lehrer, die mittlerweile Bundesligaprofis trainieren. Zum Jubiläum beleuchtet DFB.de die wichtigste Junioren-Spielklasse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Heute: SC Freiburgs Cheftrainer Christian Streich, zuvor 13 Jahre lang mit großem Erfolg für die U 19 der Breisgauer verantwortlich.

Nationalspieler Dennis Aogo, Ömer Toprak oder zuletzt Matthias Ginter: Sie sind nur einige Beispiele für national und international gefragte Profis, die in den vergangenen Jahren die herausragende Nachwuchsausbildung des SC Freiburg durchlaufen haben. Untrennbar verbunden ist die Talentschmiede der Breisgauer mit dem heutigen Cheftrainer Christian Streich.

Der 48-Jährige war beachtliche 13 Jahre für die U 19 des Sport-Clubs verantwortlich, fungierte außerdem als Sportlicher Leiter der renommierten Fußballschule und erlebte dabei auch die Einführung der dreigleisigen A-Junioren-Bundesliga in der Saison 2003/2004. Heute profitiert Streich als Trainer des Freiburger Profikaders nicht zuletzt von seiner eigenen Ausbildungsarbeit und gibt Talenten den letzten Schliff.

Im DFB.de-Gespräch der Woche spricht Christian Streich über die Veränderungen im U 19-Bereich, seine bemerkenswerte Titelsammlung mit einer Deutschen Meisterschaft und drei DFB-Pokalsiegen, die aktuelle Situation in der Bundesliga sowie den SC Freiburg als "Ausbildungsverein".

DFB.de: Sie waren insgesamt 13 Jahre lang U 19-Trainer des SC Freiburg. Können Sie sich noch an Ihre Anfänge erinnern?

Christian Streich: Ganz ehrlich: Ich erinnere mich an atmosphärische Dinge aus dieser ersten Saison, auch an einzelne Spieler. Aber wenn Sie mich jetzt nach Ergebnissen fragen würden, müsste ich passen.

DFB.de: Hätten Sie damals geglaubt, dass Sie irgendwann einmal als Cheftrainer eines Bundesligisten arbeiten würden?

Streich: Glücklicherweise zähle ich zu den Menschen, die auch jetzt keinen Masterplan verfolgen, wo sie im Jahr 2027 sein werden. Deshalb habe ich mir das auch damals nicht ausgemalt und bin ganz gut damit gefahren.



Seit mehr als zehn Jahren gibt es die A-Junioren-Bundesliga. Schnell hat sie sich als Sprungbrett etabliert - für heutige Nationalspieler wie Sami Khedira ebenso wie für Fußball-Lehrer, die mittlerweile Bundesligaprofis trainieren. Zum Jubiläum beleuchtet DFB.de die wichtigste Junioren-Spielklasse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Heute: SC Freiburgs Cheftrainer Christian Streich, zuvor 13 Jahre lang mit großem Erfolg für die U 19 der Breisgauer verantwortlich.

Nationalspieler Dennis Aogo, Ömer Toprak oder zuletzt Matthias Ginter: Sie sind nur einige Beispiele für national und international gefragte Profis, die in den vergangenen Jahren die herausragende Nachwuchsausbildung des SC Freiburg durchlaufen haben. Untrennbar verbunden ist die Talentschmiede der Breisgauer mit dem heutigen Cheftrainer Christian Streich.

Der 48-Jährige war beachtliche 13 Jahre für die U 19 des Sport-Clubs verantwortlich, fungierte außerdem als Sportlicher Leiter der renommierten Fußballschule und erlebte dabei auch die Einführung der dreigleisigen A-Junioren-Bundesliga in der Saison 2003/2004. Heute profitiert Streich als Trainer des Freiburger Profikaders nicht zuletzt von seiner eigenen Ausbildungsarbeit und gibt Talenten den letzten Schliff.

Im DFB.de-Gespräch der Woche spricht Christian Streich über die Veränderungen im U 19-Bereich, seine bemerkenswerte Titelsammlung mit einer Deutschen Meisterschaft und drei DFB-Pokalsiegen, die aktuelle Situation in der Bundesliga sowie den SC Freiburg als "Ausbildungsverein".

DFB.de: Sie waren insgesamt 13 Jahre lang U 19-Trainer des SC Freiburg. Können Sie sich noch an Ihre Anfänge erinnern?

Christian Streich: Ganz ehrlich: Ich erinnere mich an atmosphärische Dinge aus dieser ersten Saison, auch an einzelne Spieler. Aber wenn Sie mich jetzt nach Ergebnissen fragen würden, müsste ich passen.

DFB.de: Hätten Sie damals geglaubt, dass Sie irgendwann einmal als Cheftrainer eines Bundesligisten arbeiten würden?

Streich: Glücklicherweise zähle ich zu den Menschen, die auch jetzt keinen Masterplan verfolgen, wo sie im Jahr 2027 sein werden. Deshalb habe ich mir das auch damals nicht ausgemalt und bin ganz gut damit gefahren.

DFB.de: Im Sommer 2003, also schon einige Jahre nach Ihrem Amtsantritt, wurde die A-Junioren-Bundesliga eingeführt. Was hat sich ab diesem Moment am meisten verändert?

Streich: Man hat sofort gespürt - wenn auch mit weniger öffentlichem Interesse als heute - dass hier eine Aufwertung geschieht, auch wenn die A-Junioren-Bundesliga damals noch nicht so homogen mit den Junioren-Teams großer Bundesliga-Namen besetzt war. Aber die Einführung der neuen Spielklasse war auf jeden Fall eine Aufwertung der Nachwuchsarbeit. Wir haben das selbst erfahren dürfen, als wir 2008 in Wolfsburg Deutscher Meister wurden.

DFB.de: Welche Bedeutung hatte die Einführung der A-Junioren-Bundesliga für die positive Entwicklung des deutschen Fußballs und die Erfolge der Nationalmannschaft?

Streich: Ob es nun die Einführung der Liga oder die generelle Verbesserung der Arbeit in den Nachwuchsleistungszentren war, sei dahin gestellt. Aber dass hier ein wichtiger Fortschritt für den deutschen Fußball erzielt wurde, ist überhaupt keine Frage.

DFB.de: Die Struktur der A-Junioren-Bundesliga wurde seit Ihrer Erführung vor etwas über zehn Jahren nicht verändert. Würden Sie etwas modifizieren oder hat sich die Liga in ihrer aktuellen Form bewährt?

Streich: Es gäbe vielleicht noch einige Details, aber das Grundprinzip dieser Liga halte auch ich für ein Erfolgsmodell. Die Nähe zur Männer-Bundesliga ist gegeben.

DFB.de: Wie stolz sind Sie auf Ihre vier Titel mit der Freiburger U 19 (dreimal DFB-Junioren-Vereinspokal, einmal Deutscher Meister). Welcher Erfolg bedeutet Ihnen am meisten?

Streich: Ich möchte da keinen Unterschied machen. Selbstverständlich ist die Deutsche Meisterschaft neben den drei Pokalsiegen etwas Einmaliges, aber auch die Endspiele in Berlin hatten für alle Beteiligten - Trainer, Spieler, Eltern und andere Vertreter des Vereins - etwas Unvergessliches und waren eine Belohnung für viele Mühen.

DFB.de: Wie wichtig ist sportlicher Erfolg für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit?

Streich: Selbstverständlich ist es in der A-Junioren-Bundesliga genauso schwer wie in der Profi-Bundesliga, wenn der Erfolg über mehrere Wochen ausbleibt. Aber hier wie dort habe ich auch immer darauf hingewiesen, dass es mir nicht auf ein gewonnenes Spiel ankommt, sondern welchen Fußball ein Team spielt. Dass wir mit unserer Mannschaft den Zuschauern eine Freude bereiten wollen, habe ich als Trainer der U 19 genauso gesagt wie heute.

DFB.de: Welche Bedeutung kommt der Infrastruktur zu? Die Freiburger Fußballschule wurde beispielsweise vom DFB mit Bestnoten versehen!

Streich: Zur Infrastruktur zähle ich neben der Anlage mit den Funktionsräumen auch das gesamte Personal - sportlich wie pädagogisch. Die Bedeutung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Wir versuchen, in diesem Bereich bestmögliche Bedingungen für die Spieler zu schaffen, damit sie sich als Sportler und Persönlichkeiten entwickeln können.

DFB.de: Vermissen Sie manchmal die Arbeit als A-Junioren-Trainer?

Streich: Manchmal denke ich daran zurück, wie es war, in Ruhe arbeiten zu können und sich fast ausschließlich auf Fußball zu konzentrieren. Aber ich möchte nicht tauschen oder irgendetwas gegeneinander aufwiegen.

DFB.de: In welche Richtung hat sich die Talentförderung in den vergangenen Jahren verändert?

Streich: Die Nachwuchsarbeit ist sicher professioneller geworden, weil auch die Ausbildung der Trainer qualitativ verbessert wurde. Zu den Veränderungen gehört auch dazu, dass mit dem Blick auf Talente in der Bundesliga und der A-Nationalmannschaft schon recht früh im Jugendbereich nach den nächsten großen Namen gesucht wird. Auch darauf müssen sich die jungen Spieler heute einstellen.

DFB.de: Welche Charaktereigenschaften benötigt ein Nachwuchsspieler, um es ganz nach oben zu schaffen?

Streich: Talent macht hier nur den kleineren Teil des Ganzen aus. Es geht vielmehr auch um charakterliche Fähigkeiten in der Gemeinschaft auf und neben dem Platz. Und es geht vor allem darum, wie sehr jeder Einzelne bereit ist, an sich zu arbeiten. Dass ein Spieler frühzeitig erkennt, in welchen Bereichen er sich verbessern kann. Es kommen ja die wenigsten als geborener Superstar in ein deutsches Nachwuchszentrum.

DFB.de: Wie sehr hilft Ihnen Ihre pädagogische Ausbildung beim Beruf Fußballtrainer?

Streich: Sie ist hilfreich. Aber am hilfreichsten ist sicher, ein Gespür für Menschen zu haben. Wie sehr genau das Gegenstand des Studiums war, weiß ich nicht. Aber ich weiß genau, dass die Arbeit mit jungen Spielern auch für mich als Trainer oft sehr lehrreich war. Da gab es unschätzbare Erfahrungen, die mir heute auch im Umgang mit Profis sehr helfen.

DFB.de: Was denken Sie, wenn Sie einen Dennis Aogo, einen Ömer Toprak oder auch einen Matthias Ginter spielen sehen? Sind Sie auf die Entwicklung eines Spielers besonders stolz?

Streich: Stolz können diese Jungs auf sich sein, definitiv. Vor allem deshalb, weil sie es gegen alle Schwierigkeiten geschafft haben. Das erfüllt mich mit Freude, aber ich klopfe mir selbst dafür nicht auf die stolzgeschwellte Brust.

DFB.de: Welche Bedeutung hat die Freiburger Nachwuchsarbeit für die eigene Bundesliga-Mannschaft?

Streich: Es ist unübersehbar, dass sie elementarer Bestandteil unserer Philosophie ist. Trotzdem gehört bei uns immer auch dazu, dass Spieler von außerhalb hinzukommen und wir uns gegenseitig inspirieren.

DFB.de: In der Bundesliga kämpfen Sie mit Ihrer Mannschaft in dieser Saison wieder um den Klassenverbleib. Welche Folgen hätte ein möglicher Abstieg der Profis für die Arbeit in der Fußballschule?

Streich: Der SC Freiburg investiert als Verein sehr viel in die Nachwuchsarbeit und das ändert sich auch nicht, wenn es zwischendurch wieder einmal in die 2. Liga heruntergeht. Dass wir ein gutes Sprungbrett sind, haben wir in der Vergangenheit gezeigt. Daran wird auch ein Abstieg zunächst nichts ändern.

DFB.de: Der SC Freiburg sieht sich als "Ausbildungsverein". Worin unterscheidet sich die Freiburger Fußballschule von der Nachwuchsarbeit bei anderen Bundesligisten?

Streich: Ich mag das nicht bewerten, dass wir etwas besser machen als andere oder uns in der Qualität der Ausbildung abheben. Was bei uns unübersehbar ist: Es gibt diese Durchlässigkeit von den Junioren bis in die erste Mannschaft, die vor allem davon lebt, dass wir ein kleiner Verein sind und kurze Kommunikationswege pflegen.

DFB.de: Wie informieren Sie sich über den aktuellen Stand bei den Nachwuchsmannschaften?

Streich: Ich schaue mir die Spiele in unserer Fußballschule an und spreche mit den Trainern. Das ist kein großes Hexenwerk, hier auf dem Laufenden zu bleiben.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, irgendwann noch einmal in den Nachwuchsbereich zurückzukehren?

Streich: Es wäre nichts, was ich ausschließen möchte. Ich fand die Aufgaben dort immer reizvoll.