Chemnitzer Bonga: "Wir sind keine typische Drittligamannschaft"

Tarsis Bonga ist Fußballprofi beim Chemnitzer FC, sein jüngerer Bruder Isaac Bonga Basketballer in der nordamerikanischen Profiliga NBA. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Offensivspieler Tarsis Bonga übers Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt am Samstag (ab 14 Uhr, live bei Magenta Sport), Basketball und Superstar LeBron James.

DFB.de: Herr Bonga, warum musste der Chemnitzer FC bis zum 9. Spieltag auf den ersten Saisonsieg warten?

Tarsis Bonga: Im Fußball entscheiden oft Kleinigkeiten. Daher ist es schwer zu sagen, wo genau die Gründe lagen. Ein Aspekt ist sicherlich, dass wir viele Spieler haben, die aus der Regionalliga hochgekommen sind. Dadurch brauchten wir etwas Zeit, um uns als Mannschaft zu finden.

DFB.de: Vor der Länderspielpause gelang ausgerechnet gegen Zweitligaabsteiger MSV Duisburg der zweite Saisonsieg. Was macht den CFC plötzlich so stark?

Bonga: Speziell gegen den MSV Duisburg war entscheidend, dass wir keine Angst hatten. Wir waren mutig genug, um von hintenrauszuspielen - auch wenn der Gegner uns angelaufen hat. Wir kennen unsere Stärken. Wir sind keine typische Drittligamannschaft, die den Ball einfach hintenrausschießen, hinterherlaufen und dann die Zweikämpfe gewinnen möchte. Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen möchte und auch die Spieler dafür hat. Wir können vor allem unsere starken Außenspieler mit tiefen Bällen gut in Szene setzen und dadurch Torchancen kreieren.

DFB.de: Nun steht das Auswärtsspiel in Ingolstadt an. Macht der Sieg gegen den MSV insofern Mut, als dass Ihre Mannschaft offenbar auch Topvereine der 3. Liga besiegen kann?

Bonga: Dass wir gegen gute Mannschaften bestehen können, macht uns sicherlich Mut. Allerdings beinhaltet das Spiel gegen Ingolstadt wieder eine völlig andere Konstellation, da wir auswärts spielen und der Gegner ein anderer ist.

DFB.de: Was hat der neue Trainer Patrick Glöckner der Mannschaft in der bislang kurzen Zeit vermittelt?

Bonga: Er hat vor allem Ruhe reingebracht. Die Turbulenzen in den Wochen zuvor waren für uns Spieler nicht einfach. Umso hilfreicher ist es, wenn ein Trainer unbelastet an die Sache herangeht und Ruhe ausstrahlt.

DFB.de: Sie haben bereits für die U 19 von Bayer Leverkusen und die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf gespielt. Warum hatte es damals noch nicht mit dem Profifußball geklappt?

Bonga: Viel hat damals nicht gefehlt. Es hängt sehr davon ab, wie einen die Trainer sehen. Gefällt deine Spielweise dem Trainer, ist das der Jackpot. Das war bei mir leider nicht der Fall. Für mich war es daher wichtig, in die 3. Liga zu gehen. Ich spiele nun mein zweites Jahr in dieser Spielklasse, konnte an meinen Schwächen arbeiten und bin dadurch als Fußballspieler vollkommener geworden.

DFB.de: Sie sind Fußballprofi geworden, Ihr jüngerer Bruder Isaac Bonga ist Basketballprofi in der NBA. Er spielte vergangene Saison für die Los Angeles Lakers und ist nun für die Washington Wizards aktiv. Wie kam es dazu, dass Sie in zwei verschiedenen Sportarten gelandet sind?

Bonga: Mein Bruder und ich haben früher sowohl Fußball als auch Basketball gespielt. Aber genauso, wie mir schnell klar war, dass ich hauptsächlich Fußball spielen möchte, stand bei ihm der Basketball im Mittelpunkt. Es war auch schnell zu erkennen, dass wir in dem jeweiligen Sport mehr Talent haben. Wobei er mit elf oder zwölf Jahren auch ein guter Fußballspieler war.

DFB.de: Wie haben Sie seinen Weg in die NBA miterlebt?

Bonga: Er hat zunächst bei den Skyliners Frankfurt in der Basketball-Bundesliga gespielt und sich dann 2018 zum Draft angemeldet, wo die NBA-Teams die besten jungen Spieler auswählen. Ich habe mir den Draft mit meinen besten Freunden zu Hause im Fernsehen angesehen. Weil diese Veranstaltung sehr lange ging und bei uns in Deutschland Nacht war, schlief ich irgendwann kurz ein, wurde dann aber wieder wach, kurz bevor mein Bruder ausgewählt wurde. Wir sind dann alle aufgesprungen, haben vor Freude geschrien und ihn sofort angerufen.

DFB.de: Inwiefern unterscheidet sich Ihr Leben als Fußballer von dem Ihres Bruders als NBA-Profi?

Bonga: Es gibt einige Unterschiede. Das geht bereits mit dem Spielplan los: Einerseits hat ein NBA-Profi, der mit seinem Team nicht die Playoffs erreicht, eine sehr lange Offseason von mehreren Monaten. In dieser Zeit ist dann jeder Spieler selbst gefordert, an seinen Schwächen zu arbeiten. Andererseits haben die NBA-Spieler während der Saison einen so engen Spielplan, dass man praktisch überhaupt keine Freizeit mehr hat - deutlich weniger noch als im Fußball. Man hat alle zwei oder drei Tage ein Spiel, sehr lange Auswärtsfahrten und sitzt teilweise nur im Flugzeug. Manchmal gibt es zwei Auswärtsspiele an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Die Belastung ist dadurch noch mal eine ganz andere als im Fußball.

DFB.de: Ein weiterer Unterschied ist, dass Sie als Fußballprofi Einfluss auf mögliche Vereinswechsel haben. Diese Möglichkeit hat ein NBA-Profi zumeist nicht.

Bonga: Stimmt, das ist ein weiterer großer Unterschied. Wir Fußballspieler können sagen, ob wir zu einem bestimmten Verein gehen möchten oder nicht. Basketballspieler in der NBA hingegen können während der Vertragslaufzeit zu jedem anderen Team getradet werden - ob sie das nun möchten oder nicht. Da gibt es kein Erbarmen, der Spieler muss dann dorthin ziehen. Oft werden die Spieler nicht mal von ihrem Verein darüber informiert. Die erfahren plötzlich von ihrem Berater oder sogar aus den Medien, dass sie ab sofort für ein anderes Team spielen sollen. Auch bei meinem Bruder ging im Sommer der Wechsel von den Los Angeles Lakers zu den Washington Wizards sehr schnell vonstatten.

DFB.de: Ihr Bruder hat in Los Angeles mit LeBron James, einem der populärsten Sportler unserer Zeit, zusammengespielt.

Bonga: Ja, das stimmt. Mein Bruder hat sehr positiv von ihm erzählt. LeBron James soll ein total lockerer, witziger und entspannter Typ sein. Und auch einer, der vor allem mit den jungen Spielern gerne Witze macht und richtig cool drauf ist.

DFB.de: Während im Fußball der Spielbetrieb längst begonnen hat, startet die NBA-Saison erst am kommenden Dienstag. Wie verfolgen Ihr Bruder und Sie die Karriere des jeweils anderen?

Bonga: Wir verfolgen das beide sehr intensiv. Mein Bruder kam in der Offseason nach Deutschland und hat zum Beispiel unser Spiel bei Viktoria Köln im Stadion verfolgt. Leider habe ich es bislang nicht geschafft, ein NBA-Spiel von ihm vor Ort zu sehen. Ich habe ihn zwar während der Sommerpause in den USA besucht, allerdings war dort keine Saison. Vielleicht bekomme ich es in der Winterpause mal hin, ein Spiel von ihm zu besuchen. Aber auch so verfolge ich die Spiele natürlich intensiv. Aufgrund des Zeitunterschieds kann ich die Spiele nicht immer im Fernsehen schauen. Aber wenn ich morgens aufwache, schaue ich sofort nach, wie das Spiel für ihn gelaufen ist. Oft telefonieren wir dann auch noch miteinander. Wir spornen uns gegenseitig an.

[oj]

Tarsis Bonga ist Fußballprofi beim Chemnitzer FC, sein jüngerer Bruder Isaac Bonga Basketballer in der nordamerikanischen Profiliga NBA. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Offensivspieler Tarsis Bonga übers Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt am Samstag (ab 14 Uhr, live bei Magenta Sport), Basketball und Superstar LeBron James.

DFB.de: Herr Bonga, warum musste der Chemnitzer FC bis zum 9. Spieltag auf den ersten Saisonsieg warten?

Tarsis Bonga: Im Fußball entscheiden oft Kleinigkeiten. Daher ist es schwer zu sagen, wo genau die Gründe lagen. Ein Aspekt ist sicherlich, dass wir viele Spieler haben, die aus der Regionalliga hochgekommen sind. Dadurch brauchten wir etwas Zeit, um uns als Mannschaft zu finden.

DFB.de: Vor der Länderspielpause gelang ausgerechnet gegen Zweitligaabsteiger MSV Duisburg der zweite Saisonsieg. Was macht den CFC plötzlich so stark?

Bonga: Speziell gegen den MSV Duisburg war entscheidend, dass wir keine Angst hatten. Wir waren mutig genug, um von hintenrauszuspielen - auch wenn der Gegner uns angelaufen hat. Wir kennen unsere Stärken. Wir sind keine typische Drittligamannschaft, die den Ball einfach hintenrausschießen, hinterherlaufen und dann die Zweikämpfe gewinnen möchte. Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen möchte und auch die Spieler dafür hat. Wir können vor allem unsere starken Außenspieler mit tiefen Bällen gut in Szene setzen und dadurch Torchancen kreieren.

DFB.de: Nun steht das Auswärtsspiel in Ingolstadt an. Macht der Sieg gegen den MSV insofern Mut, als dass Ihre Mannschaft offenbar auch Topvereine der 3. Liga besiegen kann?

Bonga: Dass wir gegen gute Mannschaften bestehen können, macht uns sicherlich Mut. Allerdings beinhaltet das Spiel gegen Ingolstadt wieder eine völlig andere Konstellation, da wir auswärts spielen und der Gegner ein anderer ist.

DFB.de: Was hat der neue Trainer Patrick Glöckner der Mannschaft in der bislang kurzen Zeit vermittelt?

Bonga: Er hat vor allem Ruhe reingebracht. Die Turbulenzen in den Wochen zuvor waren für uns Spieler nicht einfach. Umso hilfreicher ist es, wenn ein Trainer unbelastet an die Sache herangeht und Ruhe ausstrahlt.

DFB.de: Sie haben bereits für die U 19 von Bayer Leverkusen und die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf gespielt. Warum hatte es damals noch nicht mit dem Profifußball geklappt?

Bonga: Viel hat damals nicht gefehlt. Es hängt sehr davon ab, wie einen die Trainer sehen. Gefällt deine Spielweise dem Trainer, ist das der Jackpot. Das war bei mir leider nicht der Fall. Für mich war es daher wichtig, in die 3. Liga zu gehen. Ich spiele nun mein zweites Jahr in dieser Spielklasse, konnte an meinen Schwächen arbeiten und bin dadurch als Fußballspieler vollkommener geworden.

DFB.de: Sie sind Fußballprofi geworden, Ihr jüngerer Bruder Isaac Bonga ist Basketballprofi in der NBA. Er spielte vergangene Saison für die Los Angeles Lakers und ist nun für die Washington Wizards aktiv. Wie kam es dazu, dass Sie in zwei verschiedenen Sportarten gelandet sind?

Bonga: Mein Bruder und ich haben früher sowohl Fußball als auch Basketball gespielt. Aber genauso, wie mir schnell klar war, dass ich hauptsächlich Fußball spielen möchte, stand bei ihm der Basketball im Mittelpunkt. Es war auch schnell zu erkennen, dass wir in dem jeweiligen Sport mehr Talent haben. Wobei er mit elf oder zwölf Jahren auch ein guter Fußballspieler war.

DFB.de: Wie haben Sie seinen Weg in die NBA miterlebt?

Bonga: Er hat zunächst bei den Skyliners Frankfurt in der Basketball-Bundesliga gespielt und sich dann 2018 zum Draft angemeldet, wo die NBA-Teams die besten jungen Spieler auswählen. Ich habe mir den Draft mit meinen besten Freunden zu Hause im Fernsehen angesehen. Weil diese Veranstaltung sehr lange ging und bei uns in Deutschland Nacht war, schlief ich irgendwann kurz ein, wurde dann aber wieder wach, kurz bevor mein Bruder ausgewählt wurde. Wir sind dann alle aufgesprungen, haben vor Freude geschrien und ihn sofort angerufen.

DFB.de: Inwiefern unterscheidet sich Ihr Leben als Fußballer von dem Ihres Bruders als NBA-Profi?

Bonga: Es gibt einige Unterschiede. Das geht bereits mit dem Spielplan los: Einerseits hat ein NBA-Profi, der mit seinem Team nicht die Playoffs erreicht, eine sehr lange Offseason von mehreren Monaten. In dieser Zeit ist dann jeder Spieler selbst gefordert, an seinen Schwächen zu arbeiten. Andererseits haben die NBA-Spieler während der Saison einen so engen Spielplan, dass man praktisch überhaupt keine Freizeit mehr hat - deutlich weniger noch als im Fußball. Man hat alle zwei oder drei Tage ein Spiel, sehr lange Auswärtsfahrten und sitzt teilweise nur im Flugzeug. Manchmal gibt es zwei Auswärtsspiele an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Die Belastung ist dadurch noch mal eine ganz andere als im Fußball.

DFB.de: Ein weiterer Unterschied ist, dass Sie als Fußballprofi Einfluss auf mögliche Vereinswechsel haben. Diese Möglichkeit hat ein NBA-Profi zumeist nicht.

Bonga: Stimmt, das ist ein weiterer großer Unterschied. Wir Fußballspieler können sagen, ob wir zu einem bestimmten Verein gehen möchten oder nicht. Basketballspieler in der NBA hingegen können während der Vertragslaufzeit zu jedem anderen Team getradet werden - ob sie das nun möchten oder nicht. Da gibt es kein Erbarmen, der Spieler muss dann dorthin ziehen. Oft werden die Spieler nicht mal von ihrem Verein darüber informiert. Die erfahren plötzlich von ihrem Berater oder sogar aus den Medien, dass sie ab sofort für ein anderes Team spielen sollen. Auch bei meinem Bruder ging im Sommer der Wechsel von den Los Angeles Lakers zu den Washington Wizards sehr schnell vonstatten.

DFB.de: Ihr Bruder hat in Los Angeles mit LeBron James, einem der populärsten Sportler unserer Zeit, zusammengespielt.

Bonga: Ja, das stimmt. Mein Bruder hat sehr positiv von ihm erzählt. LeBron James soll ein total lockerer, witziger und entspannter Typ sein. Und auch einer, der vor allem mit den jungen Spielern gerne Witze macht und richtig cool drauf ist.

DFB.de: Während im Fußball der Spielbetrieb längst begonnen hat, startet die NBA-Saison erst am kommenden Dienstag. Wie verfolgen Ihr Bruder und Sie die Karriere des jeweils anderen?

Bonga: Wir verfolgen das beide sehr intensiv. Mein Bruder kam in der Offseason nach Deutschland und hat zum Beispiel unser Spiel bei Viktoria Köln im Stadion verfolgt. Leider habe ich es bislang nicht geschafft, ein NBA-Spiel von ihm vor Ort zu sehen. Ich habe ihn zwar während der Sommerpause in den USA besucht, allerdings war dort keine Saison. Vielleicht bekomme ich es in der Winterpause mal hin, ein Spiel von ihm zu besuchen. Aber auch so verfolge ich die Spiele natürlich intensiv. Aufgrund des Zeitunterschieds kann ich die Spiele nicht immer im Fernsehen schauen. Aber wenn ich morgens aufwache, schaue ich sofort nach, wie das Spiel für ihn gelaufen ist. Oft telefonieren wir dann auch noch miteinander. Wir spornen uns gegenseitig an.

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