Chatzialexiou: "Werden nicht müde, für unsere Werte einzustehen"

14 Jahre nach dem letzten Titelgewinn haben sich die deutschen U 17-Junioren bei der EM in Ungarn mit beeindruckenden Leistungen zum Europameister gekrönt. Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften, lässt die Turniertage und die Begleiterscheinungen im DFB.de-Interview Revue passieren.

DFB.de: Sie waren selbst mehrere Tage bei der U 17-Nationalmannschaft in Ungarn vor Ort, unter anderem beim Finale. Was zeichnet dieses Team aus?

Joti Chatzialexiou: In den Tagen vor Ort habe ich ein echtes Team erlebt. Es war geprägt von sehr unterschiedlichen Charakteren, unterschiedlichen Qualitäten, die jeder Spieler eingebracht hat, und einer tollen Kameradschaft. Der Zusammenhalt in diesem Team war besonders. Diese Mentalität haben sie gepaart mit einer enormen spielerischen Klasse und einer unheimlichen Lust, in der Defensive zu arbeiten. Dazu entwickelte sich ein starker Glaube an sich als Team. In meiner langen Zeit im Bereich der U-Nationalmannschaften kann ich sagen, dass aus solchem Holz Topteams geschnitzt sind. Das haben die Jungs eindrucksvoll bewiesen.

DFB.de: Trainer Christian Wück hat in einem DFB.de-Interview auf die Tugenden verwiesen, die dieses Team verinnerlicht hat. Welche sind das für Sie persönlich? Sehen Sie das genauso?

Chatzialexiou: Wücki und ich haben uns viel über dieses Thema unterhalten, und wir sind einer Meinung. Dieses Team lebt genau die Tugenden, auf die wir Wert legen. Die Jungs haben einen unheimlichen Teamgeist an den Tag gelegt, wussten mit Disziplin, Bereitschaft und Widerstandsfähigkeit zu überzeugen und haben sich mit ihrem Team, der Aufgabe und der deutschen Nationalmannschaft identifiziert. Eine Szene steht dafür beispielhaft: als Finn Jeltsch im Finale kurz vor Spielende quer über das halbe Feld sprintete und mit einer Monstergrätsche den Rückstand verhinderte. Einander zu helfen, auch nach 80 intensiven Minuten noch jeden nötigen Weg zu gehen, der zum Erfolg der Mannschaft beiträgt, um das gemeinsame Ziel zu erreichen - das hat diese Mannschaft ausgezeichnet.

DFB.de: Was trauen Sie dem Team bei der im Herbst anstehenden WM zu?

Chatzialexiou: Dieser Mannschaft traue ich vieles zu. Wir haben aber auch in diesem Turnier erlebt, wie eng die Weltspitze zusammengerückt ist und dass Details oder einzelne Situationen ein Spiel auf diesem Niveau entscheiden können. Eine frühe Rote Karte, ein Lattenschuss kurz vor Schluss, der wenige Zentimeter tiefer schon der Siegtreffer sein kann, oder aber auch das Quäntchen Glück im Elfmeterschießen. Sicher weiß ich aber, dass sich unsere Jungs diese WM-Teilnahme verdient haben und wertvolle Erfahrungen für ihre Entwicklung bei diesem Turnier sammeln werden. Und mit ihrem Herz, ihrer Leidenschaft und unbestrittenen Qualität werden sie bestimmt einige Spiele machen können. (schmunzelt)

DFB.de: Das DFB-Team musste nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben Widerstände überwinden. Welche waren das?

Chatzialexiou: Neben dem Platz - oder vielmehr im Internet - gab es leider auch unschöne Begleitumstände. Unter einzelnen Postings auf unseren Social-Media-Kanälen kam es zu einer starken Häufung rassistischer Kommentare. Diese haben auch unsere Jungs gesehen, das hat sie sehr beschäftigt. Gemeinsam haben sie aber entschieden, diesen Ablenkungen im Turnierverlauf keinen Raum zu geben und sind so als Team noch enger zusammengerückt. Als eine Mannschaft, die sich mit Deutschland und dem Adler auf der Brust vollkommen identifiziert, die gemeinsame Werte lebt sowie für Vielfalt, Toleranz, Gemeinschaft und Integration einsteht. Unsere Jungs sind in ihrem jungen Alter bereits großartige Vorbilder. Darauf bin ich sehr stolz, werde immer für sie da sein und ihnen den Rücken stärken.

DFB.de: Wie versucht der DFB, dieses Thema in Zukunft noch mehr zu beeinflussen?

Chatzialexiou: Wir werden nicht müde, für unsere Werte einzustehen. Rassismus, Diskriminierung, Hass und Hetze werden wir auf allen Ebenen weiterhin entschieden entgegentreten. Wir stehen mit unseren Mannschaften für Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Wer das nicht versteht, hat in unserer gesamten Fußballfamilie keinen Platz.

DFB.de: Für Sie war die U 17-EM nur der Auftakt eines terminreichen Sommers. Was steht bei Ihnen als nächstes an?

Chatzialexiou: Der Sommer steht ganz im Zeichen unserer Turniere. In den nächsten Tagen werde ich zunächst die Spiele unserer A-Nationalmannschaft der Männer begleiten. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Herzogenaurach (Trainingslager der A-Nationalmannschaft der Frauen; Anm. d. Red.) reise ich dann zur UEFA U 21-EURO und werde über den kompletten Turnierzeitraum eng an unserem Team sein. Nach wenigen Tagen in der Heimat, in denen ich mich intensiv mit dem "Projekt Zukunft" beschäftigen werde, mache ich mich auf den Weg nach Australien, um unsere DFB-Frauen bei der FIFA WM 2023 zu unterstützen. Es wird eine intensive und sehr spannende Zeit werden. Hoffentlich auch maximal erfolgreich. (lächelt)

[ps]

14 Jahre nach dem letzten Titelgewinn haben sich die deutschen U 17-Junioren bei der EM in Ungarn mit beeindruckenden Leistungen zum Europameister gekrönt. Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften, lässt die Turniertage und die Begleiterscheinungen im DFB.de-Interview Revue passieren.

DFB.de: Sie waren selbst mehrere Tage bei der U 17-Nationalmannschaft in Ungarn vor Ort, unter anderem beim Finale. Was zeichnet dieses Team aus?

Joti Chatzialexiou: In den Tagen vor Ort habe ich ein echtes Team erlebt. Es war geprägt von sehr unterschiedlichen Charakteren, unterschiedlichen Qualitäten, die jeder Spieler eingebracht hat, und einer tollen Kameradschaft. Der Zusammenhalt in diesem Team war besonders. Diese Mentalität haben sie gepaart mit einer enormen spielerischen Klasse und einer unheimlichen Lust, in der Defensive zu arbeiten. Dazu entwickelte sich ein starker Glaube an sich als Team. In meiner langen Zeit im Bereich der U-Nationalmannschaften kann ich sagen, dass aus solchem Holz Topteams geschnitzt sind. Das haben die Jungs eindrucksvoll bewiesen.

DFB.de: Trainer Christian Wück hat in einem DFB.de-Interview auf die Tugenden verwiesen, die dieses Team verinnerlicht hat. Welche sind das für Sie persönlich? Sehen Sie das genauso?

Chatzialexiou: Wücki und ich haben uns viel über dieses Thema unterhalten, und wir sind einer Meinung. Dieses Team lebt genau die Tugenden, auf die wir Wert legen. Die Jungs haben einen unheimlichen Teamgeist an den Tag gelegt, wussten mit Disziplin, Bereitschaft und Widerstandsfähigkeit zu überzeugen und haben sich mit ihrem Team, der Aufgabe und der deutschen Nationalmannschaft identifiziert. Eine Szene steht dafür beispielhaft: als Finn Jeltsch im Finale kurz vor Spielende quer über das halbe Feld sprintete und mit einer Monstergrätsche den Rückstand verhinderte. Einander zu helfen, auch nach 80 intensiven Minuten noch jeden nötigen Weg zu gehen, der zum Erfolg der Mannschaft beiträgt, um das gemeinsame Ziel zu erreichen - das hat diese Mannschaft ausgezeichnet.

DFB.de: Was trauen Sie dem Team bei der im Herbst anstehenden WM zu?

Chatzialexiou: Dieser Mannschaft traue ich vieles zu. Wir haben aber auch in diesem Turnier erlebt, wie eng die Weltspitze zusammengerückt ist und dass Details oder einzelne Situationen ein Spiel auf diesem Niveau entscheiden können. Eine frühe Rote Karte, ein Lattenschuss kurz vor Schluss, der wenige Zentimeter tiefer schon der Siegtreffer sein kann, oder aber auch das Quäntchen Glück im Elfmeterschießen. Sicher weiß ich aber, dass sich unsere Jungs diese WM-Teilnahme verdient haben und wertvolle Erfahrungen für ihre Entwicklung bei diesem Turnier sammeln werden. Und mit ihrem Herz, ihrer Leidenschaft und unbestrittenen Qualität werden sie bestimmt einige Spiele machen können. (schmunzelt)

DFB.de: Das DFB-Team musste nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben Widerstände überwinden. Welche waren das?

Chatzialexiou: Neben dem Platz - oder vielmehr im Internet - gab es leider auch unschöne Begleitumstände. Unter einzelnen Postings auf unseren Social-Media-Kanälen kam es zu einer starken Häufung rassistischer Kommentare. Diese haben auch unsere Jungs gesehen, das hat sie sehr beschäftigt. Gemeinsam haben sie aber entschieden, diesen Ablenkungen im Turnierverlauf keinen Raum zu geben und sind so als Team noch enger zusammengerückt. Als eine Mannschaft, die sich mit Deutschland und dem Adler auf der Brust vollkommen identifiziert, die gemeinsame Werte lebt sowie für Vielfalt, Toleranz, Gemeinschaft und Integration einsteht. Unsere Jungs sind in ihrem jungen Alter bereits großartige Vorbilder. Darauf bin ich sehr stolz, werde immer für sie da sein und ihnen den Rücken stärken.

DFB.de: Wie versucht der DFB, dieses Thema in Zukunft noch mehr zu beeinflussen?

Chatzialexiou: Wir werden nicht müde, für unsere Werte einzustehen. Rassismus, Diskriminierung, Hass und Hetze werden wir auf allen Ebenen weiterhin entschieden entgegentreten. Wir stehen mit unseren Mannschaften für Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Wer das nicht versteht, hat in unserer gesamten Fußballfamilie keinen Platz.

DFB.de: Für Sie war die U 17-EM nur der Auftakt eines terminreichen Sommers. Was steht bei Ihnen als nächstes an?

Chatzialexiou: Der Sommer steht ganz im Zeichen unserer Turniere. In den nächsten Tagen werde ich zunächst die Spiele unserer A-Nationalmannschaft der Männer begleiten. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Herzogenaurach (Trainingslager der A-Nationalmannschaft der Frauen; Anm. d. Red.) reise ich dann zur UEFA U 21-EURO und werde über den kompletten Turnierzeitraum eng an unserem Team sein. Nach wenigen Tagen in der Heimat, in denen ich mich intensiv mit dem "Projekt Zukunft" beschäftigen werde, mache ich mich auf den Weg nach Australien, um unsere DFB-Frauen bei der FIFA WM 2023 zu unterstützen. Es wird eine intensive und sehr spannende Zeit werden. Hoffentlich auch maximal erfolgreich. (lächelt)

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