Charly Hübner: "Historisch gesehen ist die DFB-Auswahl wieder dran"

Charly Hübner hat von Mesut Özils jüngstem Wechsel wohl mit am stärksten profitiert. Denn der Schauspieler ist Fan des deutschen Mittelfeldspielers. Schon seit dessen Zeit bei seinem Lieblingsklub Werder Bremen. Nun ist der 40-Jährige dankbar darüber, dass sich Real Madrid mit dem Verkauf des Technikers selbst schwächte, was nur gut für den FC Barcelona ist, seinem zweiten Lieblingsklub. Und sein dritter Lieblingsklub, der FC Arsenal, der sicherte sich die Dienste des Spielgestalters. Alles perfekt.

Genauso wie sein Schauspiel. Charly Hübner ist bekannt durch seine Rolle als Kommissar Bukow im Rostocker Polizeiruf. In jüngster Vergangenenheit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er 2013 die Goldenen Kamera als bester deutscher Schauspieler für seinen Part in Unter Nachbarn.

Die Arbeit verbindet Charly Hübner häufig mit seinem Hobby. Am Set wird gerne über Fußball gesprochen. Zunehmend mit Tiefgang. Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer erzählt er von Burgsmüller, Bergkamp, Ronaldinho, von Christiane Paul, Wotan Wilke Möhring, Anneke Kim Sarnau und vom FC Magdeburg, Mecklenburg und Fortuna Pankow.

fanclub.dfb.de: Herr Hübner, kann es sein, dass Sie sich über den jüngsten Transfer von Mesut Özil so richtig gefreut haben?

Charly Hübner: Total! Ich dachte: Jawoll, der Junge kommt nach Hause.

fanclub.dfb.de: Erklären Sie warum?

Charly Hübner: Ich war schon glücklich, als wir ihn in Bremen hatten. Es hatte mich gefreut, dass ihm bei Real Madrid das gleiche Schicksal wie Nuri Sahin erspart geblieben ist. Aber es war beim Clasico immer so ein schmerzender Moment, wenn Özil gegen Barca spielte. Als Carlo Ancelotti sich nicht für ihn entscheiden konnte, hatte ich gejubelt, weil Arsene Wenger schon so lange seine Hand auf dem Topf hatte, dass er nach Arsenal ging. Für den Klub ist er ein echtes Geschenk.

fanclub.dfb.de:Zusammengefasst heißt das, Sie haben drei Lieblingsvereine – Werder Bremen, FC Barcelona und FC Arsenal. Da jede Liebe eine eigene Geschichte hat, müssen Sie uns nun drei erzählen.



Charly Hübner hat von Mesut Özils jüngstem Wechsel wohl mit am stärksten profitiert. Denn der Schauspieler ist Fan des deutschen Mittelfeldspielers. Schon seit dessen Zeit bei seinem Lieblingsklub Werder Bremen. Nun ist der 40-Jährige dankbar darüber, dass sich Real Madrid mit dem Verkauf des Technikers selbst schwächte, was nur gut für den FC Barcelona ist, seinem zweiten Lieblingsklub. Und sein dritter Lieblingsklub, der FC Arsenal, der sicherte sich die Dienste des Spielgestalters. Alles perfekt.

Genauso wie sein Schauspiel. Charly Hübner ist bekannt durch seine Rolle als Kommissar Bukow im Rostocker Polizeiruf. In jüngster Vergangenenheit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er 2013 die Goldenen Kamera als bester deutscher Schauspieler für seinen Part in Unter Nachbarn.

Die Arbeit verbindet Charly Hübner häufig mit seinem Hobby. Am Set wird gerne über Fußball gesprochen. Zunehmend mit Tiefgang. Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer erzählt er von Burgsmüller, Bergkamp, Ronaldinho, von Christiane Paul, Wotan Wilke Möhring, Anneke Kim Sarnau und vom FC Magdeburg, Mecklenburg und Fortuna Pankow.

fanclub.dfb.de: Herr Hübner, kann es sein, dass Sie sich über den jüngsten Transfer von Mesut Özil so richtig gefreut haben?

Charly Hübner: Total! Ich dachte: Jawoll, der Junge kommt nach Hause.

fanclub.dfb.de: Erklären Sie warum?

Charly Hübner: Ich war schon glücklich, als wir ihn in Bremen hatten. Es hatte mich gefreut, dass ihm bei Real Madrid das gleiche Schicksal wie Nuri Sahin erspart geblieben ist. Aber es war beim Clasico immer so ein schmerzender Moment, wenn Özil gegen Barca spielte. Als Carlo Ancelotti sich nicht für ihn entscheiden konnte, hatte ich gejubelt, weil Arsene Wenger schon so lange seine Hand auf dem Topf hatte, dass er nach Arsenal ging. Für den Klub ist er ein echtes Geschenk.

fanclub.dfb.de:Zusammengefasst heißt das, Sie haben drei Lieblingsvereine – Werder Bremen, FC Barcelona und FC Arsenal. Da jede Liebe eine eigene Geschichte hat, müssen Sie uns nun drei erzählen.

Charly Hübner: Zu Ostzeiten war ich auf Joachim Streich und den FC Magdeburg fixiert. Ich habe den Fußball aber eher marginal wahrgenommen, weil er nicht so präsent war wie heute. Magdeburg war dann nach dem Mauerfall von meiner Wahrnehmungsfläche verschwunden. Aber ich merkte, dass ich mich weiter für Fußball interessierte. Auf einmal wurde die Bundesliga interessant. Ich guckte mir Bayern an, Stuttgart war damals Meister. Es hat aber nie so richtig gezündet zwischen mir und einem Verein. Und dann gab es im Fernsehen ein Spiel von Bremen. Und da war dieser Burgsmüller in der Mitte. Und als der sich den Ball holte, rannten auf einmal die zehn anderen mit nach vorne. Das gefiel mir. Das Spiel konnte Werder auch gewinnen. Dann holten die Bremer den Europapokal der Pokalsieger 1993. Ich merkte, das ich dran blieb. Ich wollte immer wissen, wie es mit Bremen weitergeht. Irgendwann realisierte ich, ich bin jetzt Fan.

fanclub.dfb.de: Wie kam es zu Arsenal?

Charly Hübner: Dennis Bergkamp hat bei der WM 1998 dieses sensationelle Tor gegen Argentinien erzielt. Er nahm einen langen Ball an, ließ den Gegenspieler stehen und schlenzte den Ball mit dem Außenrist ins Tor. Da habe ich mich gefragt: Wo spielt dieser Mann eigentlich? So lernte ich Arsenal kennen. Diese Wunder-Mannschaft mit Thierry Henry und Robert Pires. Und diesen unglaublich offensiven Fußball, den sie damals zelebriert haben. Und da bin ich einfach dran geblieben.

fanclub.dfb.de: Und was hat es mit Barca auf sich?

Charly Hübner: Da war Ronaldinho die Einstiegsdroge. Es gab dieses Spiel Bremen gegen Barca – ich glaube, es war 2006. Freistoß für Barca. Es war sonnenklar, dass man bei Freistößen für Barca höllisch aufpassen musste. Da haben sie eine Acht-Mann-Mauer gestellt. An sich alles richtig gemacht. Ronaldinho musste gesehen haben, dass da nichts zu holen ist, mit diesen langen Kerlen in der Mauer. Er läuft an und in der Mauer springen alle richtig gut hoch. Das erlebt man ja auch selten. Und Ronaldinho schiebt den Ball ganz sanft unten durch ins lange Eck. Und dann habe ich damit angefangen, mich mit dem Verein zu befassen.

fanclub.dfb.de: Stehen die drei Klubs gleichberechtigt nebeneinander oder gibt es eine Hierarchie?

Charly Hübner: Weil sie in unterschiedlichen Ligen spielen, gibt es da keine Konkurrenz. Wenn Barca und Arsenal gegen einander spielten, war es schwer für mich. Aber es waren dennoch Feste. Weil es stets offensiv zur Sache ging. Und am Ende habe ich für den einen geweint und mit dem anderen Klub gejubelt.

fanclub.dfb.de: Bringen Sie drei Lieblingsvereine gelegentlich in Erklärungsnot? Gegenüber Hardlinern unter den Fans, die sagen, drei Lieblingsklubs ist wie Vielweiberei, das ist nicht erlaubt.

Charly Hübner: Ja, aber dann kann ich sagen: Ich komme aus Mecklenburg (lacht). Als Mecklenburger kann man immer sagen: Wir hatten ja nichts. Da, wo ich groß geworden bin, gab es Handball und Kanu. Zu meiner Jugendzeit gab es dort noch nicht mal einen Fußball-Verein.

fanclub.dfb.de: Sie sind sehr Heimat verbunden? Ist Ihr Mitwirken im Polizeiruf eine Reminiszenz dahingehend?

Charly Hübner: Nicht wirklich. Das hat sich so ergeben. Wenn Hamburg gefragt hätte, hätte ich mir das auch überlegt, dort als Kommissar durch die Stadt zu wuseln. Dass es Mecklenburg wurde, ist von daher schön, da man selbst diesen Menschenschlag besser nachempfinden kann. Sich auf eine Figur zuzubewegen, die von da herkommt, ist auch interessant in der Auseinandersetzung mit sich selbst. Weil Mecklenburger so in sich ruhen (lacht).

fanclub.dfb.de: Als Kommissar Bukow spielen sie einen, der in der Stadt verwurzelt ist, der an Informationen kommt, weil er die Kontakte hat. Wie viel Hübner steckt in Bukow?

Charly Hübner: Wenig. Vom Alter sind wir gleich. Und vom Aussehen. Aber so einen Typen wollte ich persönlich nicht in der Kneipe treffen. Der ist situativ viel zu schlau und zu verschlagen. Wenn man echte Kriminaler trifft, ist man erstaunt, wie gut die das beherrschen, eine Situation zu tendieren, indem sie zum Beispiel schlechte Laune zeigen. Ich wollte mal einen interviewen, als Recherche für die Rolle. Ich wollte Fragen stellen, und nach zehn Minuten merkte ich, dass der mich gerade komplett leer gefragt hatte.

fanclub.dfb.de: Spielen Sie Bukow gerne?

Charly Hübner: Ja, total. Der hilft einem sogar. Zum Bespiel wenn man Leuten gegenübersteht, die einem Furcht einjagen. Dann sage ich, jetzt bin ich Bukow. Denn der hat keine Angst. Der geht in alles rein und kann auch irgendwie alles wuppen. Man lebt ja nicht so dramatisch wie er. Aber gelegentlich hilft einem seine Wachheit. Das ist lustig, denn das hatte ich vorher so auch nicht.

fanclub.dfb.de: Kommen von der Spiellaune in dieser Rolle auch die Preise - Bayerischer Filmpreis, Nominierung für den Grimme Preis?

Charly Hübner: Für mich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Die Auszeichnungen sind eine tolle Anerkennung. Aber darauf spekuliere ich nicht. Schauspielerei ist ja kein Sport, sondern eine Kunstform.

fanclub.dfb.de: Sie haben die Goldene Kamera als Bester Schauspieler für Ihre Rolle in dem Film Unter Nachbarn erhalten. Ist dieser Titel vergleichbar mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft für einen Fußballer?

Charly Hübner: Nein, eher mit der Auszeichnung zum Fußballer des Jahres. Eine Deutsche Meisterschaft gibt es nicht. Zum Glück. Denn dann müsste man um die Wette spielen.

fanclub.dfb.de: Wird am Set oft über Fußball gesprochen?

Charly Hübner: Ja, in der Regel schon. Es gibt viele Bayern-Fans. Auch im Theater. Im Ruhrgebiet zum Beispiel. BVB, Schalke und der 1. FC Köln sind in der Gunst ganz weit vorne. Meine Frau hatte eine Premiere an dem Abend, als Bayern und Dortmund im Champions League-Finale spielten – die Kollegen hatten ordentlich geflucht. Nach dem Schlussapplaus sind sie sofort runter von der Bühne, um den Rest des Spiels noch zu sehen.

fanclub.dfb.de: Wer kennt sich unter den Kollegen aus?

Charly Hübner: Peter Lohmeyer ist super im Bilde. Dann gibt es noch die Dortmund-Boys um Dietmar Bär, Joachim Krol, Wotan Wilke Möhring und Frederik Lau. Wir Bremer haben wenig Kontakt miteinander. Matthias Brandt, Heino Ferch und Sönke Wortmann wissen alle von einander. Pierre Besson habe ich als den stärksten Bremen-Fan in Erinnerung. Der Regisseur Lars Jessen ist ein leidenschaftlicher Bayern-Fan. Dem sage ich immer: Ey, Du bist doch aus Kiel, spinnst Du? (lacht) Man trifft auch so Leute wie Bjarne Mädel, der ist HSV-Fan und seit Ewigkeiten unglücklich. Aber es sind alle top-informiert. Die Medien sorgen für einen ständigen Informationsfluss. Es macht viel mehr Spaß über Fußball zu reden, weil es mittlerweile ein viel größeres Taktik-Bewusstsein gibt. Früher wurde viel mehr Plus oder Minus geredet. So nach dem Motto: Mieses Spiel. Mit Peter Jordan ist immer hervorragend darüber zu sprechen, wie viel Fußball-Taktiken mit Schauspielerei zu tun haben. Er meint zum Beispiel, dass es bei Shakespeare Rollen gibt, die klare Stürmer-Figuren seien.

fanclub.dfb.de: Wie viel Ahnung hat Christiane Paul vom Fußball?

Charly Hübner: Ich glaube, als Ur-Berlinerin nimmt sie in der Ferne wahr, was mit Hertha los ist. Aber ich muss gestehen, dass ich kein Fußball-Gespräch mit ihr geführt habe.

fanclub.dfb.de: Ist sie eine bessere Schauspielerin als Fußball-Expertin?

Charly Hübner: Das kann man so sagen, ohne ihr damit wehzutun. Ich habe gerne mit ihr den Film Eltern gedreht. Am 14. November kommt er in die Kinos, am 11. November ist Premiere in Berlin.

fanclub.dfb.de: Ist Fußball Thema bei Eltern?

Charly Hübner: Leider nein, auch wenn das Leben wie ein Fußball-Spiel ist (lacht).

fanclub.dfb.de: Wäre aber doch naheliegend: Zumindest die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man sich als Eltern mit Fußball beschäftigen muss.

Charly Hübner: Mein Neffe ist elf Jahre alt. Der spielt bei Fortuna Pankow. Der hat Reus und Götze zu seinen Vorbildern ernannt. Das ist schon toll. Der steht dann vor dem Spiegel und macht sich die Haar wie einer von den beiden.

fanclub.dfb.de: So lange er sich noch nicht die Tattoos wie Reus stechen lässt.

Charly Hübner: Naja, da arbeitet er dran (lacht).

fanclub.dfb.de: Mit wem drehen Sie denn im kommenden Sommer?

Charly Hübner: Wir drehen bis kurz vor der WM einen Polizeiruf. Mit Anneke Kim Sarnau. Die ist eher St. Pauli-Fan. Die nimmt den Fußball zumindest sehr wahr. Und wenn es Bremen schlecht geht, schreibt sie SMSen, so nach dem Motto: Oh, my god, fuck off. Was ist nur mit Werder los?

fanclub.dfb.de: Halten Sie sich den Sommer für die WM frei?

Charly Hübner: Es gibt immer die Überlegung, ob man da nicht mal hinfährt. Ich habe das immer auf dem Zettel und muss gucken, ob es der Kalender erlaubt. Das ist allerdings etwas schwierig. In der Zeit liegen auch die Schulferien. Und es gibt berufliche Zwänge, die das Fantum ein wenig schneiden.

fanclub.dfb.de: Was tippen Sie: Was wird die Nationalmannschaft in Brasilien erreichen?

Charly Hübner: Sie hat das Zeug dazu, den Titel zu gewinnen. Ich bin auch der Meinung, historisch gesehen sind sie wieder dran. In der Arithmetik der Jahrzehnte würde es passen. 1954, 1974, 1990, 2014. 60 Jahre nach dem ersten Titel wäre ja auch ein schönes Jubiläum.