CFC-Torjäger Hosiner: "11. Februar ist mein zweiter Geburtstag"

Neun Tore in 13 Spielen: Das sind die Werte von Philipp Hosiner, der seit September das Trikot des Chemnitzer FC in der 3. Liga trägt. Der 30-jährige Österreicher stand in der Bundesliga schon für den 1. FC Köln auf dem Feld und ließ sich auch von einem Nierentumor nicht aufhalten. Im DFB.de-Interview spricht Philipp Hosiner mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über sein Leben nach der Krebsdiagnose.

DFB.de: Die Wintervorbereitung neigt sich dem Ende entgegen. Kribbelt es schon, Herr Hosiner?

Philipp Hosiner: Definitiv, ich freue mich auf den Start. Wir haben das Trainingslager in Belek genutzt, um intensiv zu arbeiten und unsere Spielweise weiter zu verfeinern. Da auch der SV Waldhof Mannheim in der Türkei war und wir bereits in der Liga zweimal gegeneinander gespielt haben, hatte sich ein Testspiel angeboten. Beim 2:1 haben wir ein gutes Spiel gezeigt. Ich denke, wir sind gut vorbereitet. Es kann endlich losgehen.

DFB.de: Vor dem Start in die zweite Saisonhälfte beträgt der Rückstand auf die Nichtabstiegszone nur einen Punkt. Wie schätzen Sie die Ausgangslage ein?

Hosiner: Die ist nicht schlecht. Vor allem, wenn man sich unseren missglückten Saisonstart mit nur drei Punkten nach acht Spieltagen vor Augen führt. Da hätten wir sofort unterschrieben, wenn wir zur Winterpause nur einen Punkt hinter einem Nichtabstiegsplatz stehen. Wir sind in Lauerstellung und wollen in der Restrunde voll angreifen. Mit uns ist zu rechnen. Seitdem Patrick Glöckner Trainer beim CFC ist, zeigt die Tendenz klar nach oben. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir den Schnitt von 1,64 Punkten aus den bisherigen 14 Partien unter ihm bestätigen können, werden wir am Saisonende nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dafür dürfen wir aber keinen Prozentpunkt nachlassen.

DFB.de: Mit neun Treffern in 13 Partien gehören Sie zu den Leistungsträgern des CFC. Warum läuft es für Sie so gut?

Hosiner: Ich bin in Chemnitz schnell angekommen, die Mannschaft hat mich gut aufgenommen. Es war für mich zwar schon überraschend, dass kurz nach meiner Ankunft erst Trainer David Bergner zurückgetreten war und kurze Zeit später auch Sportdirektor Thomas Sobotzik den Verein verlassen hatte. Aber auch unter den neuen Verantwortlichen spüre ich das Vertrauen. Die Lage rund um den Verein hat sich beruhigt, der Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans ist spürbar. Ich versuche einfach, der Mannschaft weiterzuhelfen. Wenn dabei Tore für mich herausspringen, nehme ich das gerne mit.

DFB.de: Albert Bunjaku und Kwasi Okyere Wriedt waren mit zwölf Saisontreffern bislang am erfolgreichsten. Schauen Sie manchmal auf die Torjägerliste?

Hosiner: Man bekommt zwangsläufig - zum Beispiel über Social Media - mit, wie die Situation ist. Auf der Torschützenliste liegt aber kein besonderer Fokus. Der Klassenverbleib mit dem CFC steht über allem. Alles andere ist ein Bonus.

DFB.de: Für Sie ging es Anfang September vom österreichischen Erstligisten Sturm Graz nach Chemnitz. Was hatte den Ausschlag gegeben?

Hosiner: In der Rückrunde der vergangenen Saison hatte ich in Graz nicht mehr viele Chancen bekommen. Daher wollte ich einen Neuanfang und mit dem Wechsel zurück nach Deutschland wieder etwas komplett Neues machen. Mit dem Chemnitzer Co-Trainer Sreto Ristic, der aktuell in Serbien die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert, hatte ich beim SV Sandhausen schon zusammengespielt. Dazu kommt die Nähe von Chemnitz zu Berlin. Meine Frau lebt noch seit meiner Station beim 1. FC Union in der Bundeshauptstadt. Es hat einfach gepasst.

DFB.de: In der Spielzeit 2009/2010 waren Sie schon einmal in der 3. Liga am Ball, damals im Trikot des SV Sandhausen. Wie sehr hat sich die Spielklasse seitdem verändert?

Hosiner: Die Liga hat deutlich an Attraktivität gewonnen. Es sind viele Traditionsvereine vertreten, die Stadien voll. Der Zuschauerschnitt ist deutlich höher als in einigen Nachbarländern. Es macht extrem Spaß, ein Teil davon zu sein.

DFB.de: In der Saison 2012/2013 waren Sie in Österreich für den FC Admira Wacker Mödling und Austria Wien in 36 Spielen 32-mal erfolgreich. War das die beste Saison Ihrer Karriere?

Hosiner: Das kann man vermutlich schon sagen. Sowohl bei Wacker als auch in Wien habe ich die Rückendeckung der Verantwortlichen gespürt. Vertrauen ist für einen Stürmer sehr wichtig. Mir wurden auch mal ein paar schwächere Spiele zugestanden. Das habe ich dann mit einer insgesamt guten Torausbeute zurückgezahlt. Beim Chemnitzer FC empfinde ich das als sehr ähnlich.

DFB.de: Der 30. Januar rückt näher. Das ist ein besonderes Datum für Sie, oder?

Hosiner: Absolut. Vor fünf Jahren war ich an diesem Tag zum Medizincheck beim 1. FC Köln. In 99,9 Prozent der Fälle fällt der positiv und unspektakulär aus. Bei mir wurde allerdings ein bösartiger Nierentumor festgestellt. Mit so etwas rechnet man natürlich überhaupt nicht. Die Diagnose hat mich nicht nur sportlich, sondern vor allem mental zurückgeworfen. Ich hatte aber enormes Glück. Der Tumor war vom restlichen Körper abgekapselt, konnte also nicht noch mehr Schaden anrichten. Am 11. Februar wurde der zwei Kilogramm schwere Tumor entfernt. Die Krankheit ist besiegt. Seitdem ist der 11. Februar wie ein zweiter Geburtstag für mich.

DFB.de: Ihnen wurde die linke Niere entfernt. Beeinträchtigt Sie das?

Hosiner: Der Tumor war insgesamt fünf Jahre lang in meinem Körper. Da meine linke Niere in dieser Zeit ihre Funktion aufgegeben hatte, übernahm meine rechte Niere die Aufgaben und ist größer geworden. Meine Werte sind völlig normal und ich bin daher genauso belastungsfähig wie vorher.

DFB.de: Hat Sie die Krebsdiagnose verändert?

Hosiner: Ich habe nun einen anderen Blick auf das Leben und genieße jede Sekunde. Auch achte ich noch mehr auf meinen Körper. Meine noch vorhandene Niere hüte ich wie meinen Augapfel. Ich habe schließlich kein Back-Up mehr. Ich bin meiner Familie und meinen Freunden enorm dankbar für die Unterstützung. Auch Peter Stöger, damals Trainer des 1. FC Köln, hatte sich während meiner Reha nach mir erkundigt. Und ein halbes Jahr später hat es sogar ja noch mit dem Wechsel nach Köln funktioniert.

DFB.de: Stichwort Köln: Schon gleich mit dem ersten Spiel nach der Winterpause gegen Mitkonkurrent FC Viktoria Köln, Patrick Glöckners früheren Verein, ist der Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz möglich. Motiviert das zusätzlich?

Hosiner: Das ist ein schöner Nebeneffekt. Wir wären dann nicht von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen abhängig. Danach stehen aber noch weitere 17 Ligaspiele an. Eine Entscheidung im Rennen um den Klassenverbleib wird also noch nicht fallen. Allerdings können wir einen weiteren Schritt in die richtige Richtung machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Hosiner: Die Viktoria ist nach dem Aufstieg gut gestartet, hatte dann aber zuletzt eine Phase von zwölf Spielen ohne Sieg. Daher dürfte für die Kölner die Winterpause nicht ungelegen gekommen sein. Wir konnten die Vorbereitung aber auch gut nutzen. In der 3. Liga kommt es ohnehin schon sehr auf die Tugenden wie Laufbereitschaft und Zweikampfführung an, im Rennen um den Klassenverbleib dann noch mehr. Wir wollen von der ersten Minute an zeigen, dass es unser Ziel ist, über dem Strich zu stehen.

[mspw]

Neun Tore in 13 Spielen: Das sind die Werte von Philipp Hosiner, der seit September das Trikot des Chemnitzer FC in der 3. Liga trägt. Der 30-jährige Österreicher stand in der Bundesliga schon für den 1. FC Köln auf dem Feld und ließ sich auch von einem Nierentumor nicht aufhalten. Im DFB.de-Interview spricht Philipp Hosiner mit Mitarbeiter Dominik Dittmar auch über sein Leben nach der Krebsdiagnose.

DFB.de: Die Wintervorbereitung neigt sich dem Ende entgegen. Kribbelt es schon, Herr Hosiner?

Philipp Hosiner: Definitiv, ich freue mich auf den Start. Wir haben das Trainingslager in Belek genutzt, um intensiv zu arbeiten und unsere Spielweise weiter zu verfeinern. Da auch der SV Waldhof Mannheim in der Türkei war und wir bereits in der Liga zweimal gegeneinander gespielt haben, hatte sich ein Testspiel angeboten. Beim 2:1 haben wir ein gutes Spiel gezeigt. Ich denke, wir sind gut vorbereitet. Es kann endlich losgehen.

DFB.de: Vor dem Start in die zweite Saisonhälfte beträgt der Rückstand auf die Nichtabstiegszone nur einen Punkt. Wie schätzen Sie die Ausgangslage ein?

Hosiner: Die ist nicht schlecht. Vor allem, wenn man sich unseren missglückten Saisonstart mit nur drei Punkten nach acht Spieltagen vor Augen führt. Da hätten wir sofort unterschrieben, wenn wir zur Winterpause nur einen Punkt hinter einem Nichtabstiegsplatz stehen. Wir sind in Lauerstellung und wollen in der Restrunde voll angreifen. Mit uns ist zu rechnen. Seitdem Patrick Glöckner Trainer beim CFC ist, zeigt die Tendenz klar nach oben. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir den Schnitt von 1,64 Punkten aus den bisherigen 14 Partien unter ihm bestätigen können, werden wir am Saisonende nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dafür dürfen wir aber keinen Prozentpunkt nachlassen.

DFB.de: Mit neun Treffern in 13 Partien gehören Sie zu den Leistungsträgern des CFC. Warum läuft es für Sie so gut?

Hosiner: Ich bin in Chemnitz schnell angekommen, die Mannschaft hat mich gut aufgenommen. Es war für mich zwar schon überraschend, dass kurz nach meiner Ankunft erst Trainer David Bergner zurückgetreten war und kurze Zeit später auch Sportdirektor Thomas Sobotzik den Verein verlassen hatte. Aber auch unter den neuen Verantwortlichen spüre ich das Vertrauen. Die Lage rund um den Verein hat sich beruhigt, der Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans ist spürbar. Ich versuche einfach, der Mannschaft weiterzuhelfen. Wenn dabei Tore für mich herausspringen, nehme ich das gerne mit.

DFB.de: Albert Bunjaku und Kwasi Okyere Wriedt waren mit zwölf Saisontreffern bislang am erfolgreichsten. Schauen Sie manchmal auf die Torjägerliste?

Hosiner: Man bekommt zwangsläufig - zum Beispiel über Social Media - mit, wie die Situation ist. Auf der Torschützenliste liegt aber kein besonderer Fokus. Der Klassenverbleib mit dem CFC steht über allem. Alles andere ist ein Bonus.

DFB.de: Für Sie ging es Anfang September vom österreichischen Erstligisten Sturm Graz nach Chemnitz. Was hatte den Ausschlag gegeben?

Hosiner: In der Rückrunde der vergangenen Saison hatte ich in Graz nicht mehr viele Chancen bekommen. Daher wollte ich einen Neuanfang und mit dem Wechsel zurück nach Deutschland wieder etwas komplett Neues machen. Mit dem Chemnitzer Co-Trainer Sreto Ristic, der aktuell in Serbien die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert, hatte ich beim SV Sandhausen schon zusammengespielt. Dazu kommt die Nähe von Chemnitz zu Berlin. Meine Frau lebt noch seit meiner Station beim 1. FC Union in der Bundeshauptstadt. Es hat einfach gepasst.

DFB.de: In der Spielzeit 2009/2010 waren Sie schon einmal in der 3. Liga am Ball, damals im Trikot des SV Sandhausen. Wie sehr hat sich die Spielklasse seitdem verändert?

Hosiner: Die Liga hat deutlich an Attraktivität gewonnen. Es sind viele Traditionsvereine vertreten, die Stadien voll. Der Zuschauerschnitt ist deutlich höher als in einigen Nachbarländern. Es macht extrem Spaß, ein Teil davon zu sein.

DFB.de: In der Saison 2012/2013 waren Sie in Österreich für den FC Admira Wacker Mödling und Austria Wien in 36 Spielen 32-mal erfolgreich. War das die beste Saison Ihrer Karriere?

Hosiner: Das kann man vermutlich schon sagen. Sowohl bei Wacker als auch in Wien habe ich die Rückendeckung der Verantwortlichen gespürt. Vertrauen ist für einen Stürmer sehr wichtig. Mir wurden auch mal ein paar schwächere Spiele zugestanden. Das habe ich dann mit einer insgesamt guten Torausbeute zurückgezahlt. Beim Chemnitzer FC empfinde ich das als sehr ähnlich.

DFB.de: Der 30. Januar rückt näher. Das ist ein besonderes Datum für Sie, oder?

Hosiner: Absolut. Vor fünf Jahren war ich an diesem Tag zum Medizincheck beim 1. FC Köln. In 99,9 Prozent der Fälle fällt der positiv und unspektakulär aus. Bei mir wurde allerdings ein bösartiger Nierentumor festgestellt. Mit so etwas rechnet man natürlich überhaupt nicht. Die Diagnose hat mich nicht nur sportlich, sondern vor allem mental zurückgeworfen. Ich hatte aber enormes Glück. Der Tumor war vom restlichen Körper abgekapselt, konnte also nicht noch mehr Schaden anrichten. Am 11. Februar wurde der zwei Kilogramm schwere Tumor entfernt. Die Krankheit ist besiegt. Seitdem ist der 11. Februar wie ein zweiter Geburtstag für mich.

DFB.de: Ihnen wurde die linke Niere entfernt. Beeinträchtigt Sie das?

Hosiner: Der Tumor war insgesamt fünf Jahre lang in meinem Körper. Da meine linke Niere in dieser Zeit ihre Funktion aufgegeben hatte, übernahm meine rechte Niere die Aufgaben und ist größer geworden. Meine Werte sind völlig normal und ich bin daher genauso belastungsfähig wie vorher.

DFB.de: Hat Sie die Krebsdiagnose verändert?

Hosiner: Ich habe nun einen anderen Blick auf das Leben und genieße jede Sekunde. Auch achte ich noch mehr auf meinen Körper. Meine noch vorhandene Niere hüte ich wie meinen Augapfel. Ich habe schließlich kein Back-Up mehr. Ich bin meiner Familie und meinen Freunden enorm dankbar für die Unterstützung. Auch Peter Stöger, damals Trainer des 1. FC Köln, hatte sich während meiner Reha nach mir erkundigt. Und ein halbes Jahr später hat es sogar ja noch mit dem Wechsel nach Köln funktioniert.

DFB.de: Stichwort Köln: Schon gleich mit dem ersten Spiel nach der Winterpause gegen Mitkonkurrent FC Viktoria Köln, Patrick Glöckners früheren Verein, ist der Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz möglich. Motiviert das zusätzlich?

Hosiner: Das ist ein schöner Nebeneffekt. Wir wären dann nicht von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen abhängig. Danach stehen aber noch weitere 17 Ligaspiele an. Eine Entscheidung im Rennen um den Klassenverbleib wird also noch nicht fallen. Allerdings können wir einen weiteren Schritt in die richtige Richtung machen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Hosiner: Die Viktoria ist nach dem Aufstieg gut gestartet, hatte dann aber zuletzt eine Phase von zwölf Spielen ohne Sieg. Daher dürfte für die Kölner die Winterpause nicht ungelegen gekommen sein. Wir konnten die Vorbereitung aber auch gut nutzen. In der 3. Liga kommt es ohnehin schon sehr auf die Tugenden wie Laufbereitschaft und Zweikampfführung an, im Rennen um den Klassenverbleib dann noch mehr. Wir wollen von der ersten Minute an zeigen, dass es unser Ziel ist, über dem Strich zu stehen.

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