BVB-Trainer Gorges: "Talentförderung von der Pike auf gelernt"

Schon als Kind im hohen Norden war Karsten Gorges BVB-Fan - unter anderem, weil der Vater des früheren Dortmunders Profis Bodo Schmidt damals in Niebüll sein Sportlehrer und erster Trainer war. Jetzt trainiert Gorges selbst die U 17 seines Lieblingsklubs Borussia Dortmund in der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht der 37-Jährige mit Mitarbeiter Ralf Debat über seinen neuen Job.

DFB.de: Mit drei Siegen und 15:1 Toren ist Ihre Mannschaft optimal in die Saison gestartet. Hatten Sie das so erwartet, Herr Gorges?

Karsten Gorges: Klar ist, dass wir als Borussia Dortmund immer einen hohen Anspruch an uns selbst und an die Leistungen der Jungs haben. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass es von Beginn an gut läuft. Wir haben ein neues Trainerteam und auch den einen oder anderen externen Spieler dazubekommen. Ein Vorteil ist sicherlich, dass ich viele Spieler schon aus der U 16 kannte.

DFB.de: Was zeichnet das Team bislang aus?

Gorges: Die Ergebnisse passen, vor allem das Umschaltspiel funktioniert schon sehr gut. In vielen Bereichen haben wir aber auch noch eine Menge Luft nach oben, beispielsweise beim Spiel mit dem Ball. Auch müssen wir lernen, in der einen oder anderen Situation mehr Geduld zu haben und auch mal den Rhythmus zu wechseln.

DFB.de: Auffällig ist, das U 16-Nationalstürmer Paris Brunner nicht weniger als elf der insgesamt 15 Treffer erzielt hat. In den beiden zurückliegenden Partien waren es sogar alle acht Tore. Wächst da das nächste Toptalent des BVB heran?

Gorges: Keine Frage, elf Tore in drei Partien zu erzielen, ist eine außergewöhnliche Leistung. Wir haben aber nicht nur einen, sondern viele gute Spieler, von denen dann auch Paris wieder profitiert.

DFB.de: Welche besonderen Qualitäten bringt er mit?

Gorges: Er kann sich sehr gut durchzusetzen und ist dann vor dem gegnerischen Tor eiskalt. Aber auch Paris muss wissen, dass er noch Reserven hat und sich weiter verbessern muss. Aktuell hat er gegenüber dem einen oder anderen Gegenspieler auch noch körperliche Vorteile. Das wird nicht immer so bleiben. Mir gefällt aber seine Einstellung, denn er weiß genau, was er an der Mannschaft hat. So hatte er kürzlich Cole Campbell die Ausführung eines Elfmeters überlassen. Das zeigt, dass er nicht egoistisch denkt.

DFB.de: Trauen Sie ihm den Sprung in den Profifußball zu?

Gorges: Da bin ich mit einer Prognose zum jetzigen Zeitpunkt lieber vorsichtig. Er bringt - genau wie viele andere Spieler bei uns - gute Voraussetzungen mit, muss aber weiter konzentriert an sich arbeiten, um als nächsten Schritt den Sprung in die U 19 zu schaffen.

DFB.de: Befürchten Sie, dass Ihre Mannschaft im weiteren Saisonverlauf zu sehr von Brunners Toren abhängig sein könnte?

Gorges: Auch wenn es bei der bisherigen Torausbeute den Anschein haben mag, glaube ich das nicht. Wir haben noch eine Reihe weiterer torgefährlicher Spieler, die das schon bald auch in den Partien zeigen werden. Am Ende ist es aber auch egal, wer die Tore erzielt.

DFB.de: In der abgelaufenen Saison verpasste die U 17 der Borussia erstmals seit vielen Jahren die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Ist es das erklärte Ziel, diesmal wieder um den Titel mitzuspielen?

Gorges: Auch wenn die Entwicklung der einzelnen Spieler für uns am Wichtigsten ist: In jedem Wettbewerb, in dem wir starten, wollen wir auch möglichst das Maximale erreichen. Als Trainer ist es dabei mein erster Ansatz, dass wir eine echte Einheit formen und dass wir attraktiven Fußball spielen. Wenn uns beides gelingt, dann steigt auch automatisch die Wahrscheinlichkeit, Spiele zu gewinnen.

DFB.de: Auch Titelverteidiger FC Schalke 04 ist mit neun Punkten gestartet und hat noch kein Gegentor kassiert. Gehört der "Erzrivale" erneut zu den Hauptkonkurrenten?

Gorges: Davon gehe ich aus, denn auch Schalke 04 stellt nahezu in jedem Jahr ein schlagkräftiges Team. 

DFB.de: Heute geht es am 4. Spieltag gegen den 1. FC Köln. Wird die Partie der erste richtige Prüfstein in dieser Saison?

Gorges: Für mich war auch der VfL Bochum schon ein sehr guter Gegner, der uns viel abverlangt hat. Der Mannschaft traue ich in dieser Saison noch einiges zu. Natürlich gehört aber auch der 1. FC Köln in unserer Liga immer zu den ambitionierten Teams.

DFB.de: Sie arbeiten seit 2017 für den BVB, waren bislang für jüngere Jahrgänge verantwortlich. Jetzt traten Sie bei der U 17 die Nachfolge von Sebastian Geppert an, der Cheftrainer Edin Terzic bei den Profis als Assistent unterstützt. Sehen Sie Ihren neuen Job auch als große Chance an?

Gorges: Ich bin dem Verein auf jeden Fall sehr dankbar dafür, dass ich diese Möglichkeit bekomme. Das war auch schon bei meinem Amtsantritt der Fall, als mir auf Anhieb die U 15 anvertraut wurde. Das war alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Mir gefällt es im Juniorenbereich grundsätzlich sehr gut, die verschiedenen Aufgaben in den vergangenen Jahren haben mich auch persönlich wachsen lassen. Jetzt für eine Saison die U 17 trainieren zu dürfen und dann im Rahmen einer Rotation zur U 16 zurückzukehren, um dort den nächsten Jahrgang wieder auf die U 17 vorzubereiten, ist eine sehr spannende Aufgabe. Zweifellos steht die B-Junioren-Bundesliga mehr im Fokus, als es beispielsweise bei der U 15 oder U 16 der Fall ist.

DFB.de: Müssen Sie Ihre Arbeitsweise ein wenig umstellen?

Gorges: Was die Arbeit auf dem Platz und die Talentförderung angeht, eigentlich nicht. Ich habe jetzt aber mehr Mitarbeiter in meinem Team und entsprechend auch mehr Meinungen, die es zusammenzuführen gilt. Positiv dabei ist, dass die Arbeit besser aufgeteilt werden und ich mich dadurch noch mehr auf meine sportlichen Aufgaben konzentrieren kann.

DFB.de: Worauf kommt es Ihnen bei der Arbeit als Trainer besonders an?

Gorges: Meine wesentliche Aufgabe sehe ich darin, jeden einzelnen Spieler besser zu machen. Dazu möchte ich mit meinem Team für attraktiven Fußball stehen. Mein Credo ist, dass immer die besten Spieler auf den Platz gehören. Das heißt, ich halte nicht stur an einer bestimmten Grundordnung fest, sondern schaue, welches System am besten zu den Spielern passt. Wenn wir das gefunden haben, dann ziehen wir unsere Sache aber auch durch. Ich bin kein Freund davon, innerhalb von Spielen dauernd das System zu wechseln.

DFB.de: Sind die Wege zum Trainerteam der Profis besonders kurz, weil auch Edin Terzic und Sebastian Geppert schon im Nachwuchsbereich tätig waren?

Gorges: Auf jeden Fall. Sich schon etwas länger zu kennen und bereits eng zusammengearbeitet zu haben, kann definitiv nicht schaden. Mit Edin und Sebastian verbindet mich auch noch die gemeinsame Zeit an der Universität und bei der Studentenauswahl, mit der wir in Rom und Kiew sogar an zwei Europameisterschaften teilgenommen hatten. Es ist eine schöne Sache, dass wir uns jetzt auf dem Trainingsgelände in Brackel häufig über den Weg laufen. Auch für unsere jungen Spieler ist das auf Dauer sicherlich kein Nachteil.

DFB.de: Als aktiver Fußballer blieb Ihnen eine Profikarriere verwehrt. Sind Sie umso motivierter, es als Trainer nach oben zu schaffen?

Gorges: Es ist jetzt nicht mein Anspruch, in fünf oder zehn Jahren in der Bundesliga zu arbeiten, wenn Sie das meinen. Ich habe die Talentförderung von der Pike auf gelernt und fühle mich in diesem Bereich sehr wohl. Ich möchte meine Aufgabe maximal gut erfüllen. Alles Weitere wird sich ergeben.

DFB.de: Ist denn die höchstmögliche Ausbildung das Ziel?

Gorges: Auf jeden Fall würde ich sehr gerne in den nächsten Jahren die Pro Lizenz in Angriff nehmen. In dieser Saison hätte es nicht so gut gepasst, da ich gerade den neuen Trainerjob übernommen habe und privat demnächst zum ersten Mal Vater werde. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.

DFB.de: Sie haben schon in einigen Nachwuchsleistungszentren gearbeitet, etwa beim Hamburger SV, bei der TSG Hoffenheim, beim SV Sandhausen und beim VfL Bochum. Was unterscheidet den BVB von ihren vorherigen Klubs?

Gorges: Inhaltlich ist die Arbeit ähnlich, aber sonst ist alles größer - auf und neben dem Platz. Die Qualität der einzelnen Spieler ist höher, die Leistungsdichte innerhalb der Mannschaften größer, fast alle Rahmenbedingungen besser. Vor allem die extrem hohe Trainingsqualität hilft den Spieler bei ihrer Entwicklung entscheidend weiter.

DFB.de: Dafür ist aber auch der Sprung in den Profikader bei kaum einem Verein so groß wie beim BVB?

Gorges: Das stimmt. Aber es ist auch bei kleineren Vereinen nicht zwingend leicht. Unser Ziel ist und bleibt es, Toptalente an unsere eigene Bundesligamannschaft heranzuführen, eventuell auch über den Zwischenschritt bei unserer U 23. Sollte es später der eine oder andere Spieler bei einem anderen Bundesligisten oder auch "nur" in die 2. Bundesliga schaffen, ist das ebenfalls eine Bestätigung für unsere Arbeit.

DFB.de: Als gebürtiger Flensburger: Was gefällt Ihnen besonders am Ruhrgebiet?

Gorges: Ich bin jetzt seit mehr als zehn Jahren hier zu Hause und fühle mich sehr wohl. Nirgendwo gibt es so viele Fußballklubs auf so engem Raum. Die Region ist städtisch geprägt, aber dennoch auch sehr grün. Das gefällt mir sehr.

[MSPW]

Schon als Kind im hohen Norden war Karsten Gorges BVB-Fan - unter anderem, weil der Vater des früheren Dortmunders Profis Bodo Schmidt damals in Niebüll sein Sportlehrer und erster Trainer war. Jetzt trainiert Gorges selbst die U 17 seines Lieblingsklubs Borussia Dortmund in der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht der 37-Jährige mit Mitarbeiter Ralf Debat über seinen neuen Job.

DFB.de: Mit drei Siegen und 15:1 Toren ist Ihre Mannschaft optimal in die Saison gestartet. Hatten Sie das so erwartet, Herr Gorges?

Karsten Gorges: Klar ist, dass wir als Borussia Dortmund immer einen hohen Anspruch an uns selbst und an die Leistungen der Jungs haben. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass es von Beginn an gut läuft. Wir haben ein neues Trainerteam und auch den einen oder anderen externen Spieler dazubekommen. Ein Vorteil ist sicherlich, dass ich viele Spieler schon aus der U 16 kannte.

DFB.de: Was zeichnet das Team bislang aus?

Gorges: Die Ergebnisse passen, vor allem das Umschaltspiel funktioniert schon sehr gut. In vielen Bereichen haben wir aber auch noch eine Menge Luft nach oben, beispielsweise beim Spiel mit dem Ball. Auch müssen wir lernen, in der einen oder anderen Situation mehr Geduld zu haben und auch mal den Rhythmus zu wechseln.

DFB.de: Auffällig ist, das U 16-Nationalstürmer Paris Brunner nicht weniger als elf der insgesamt 15 Treffer erzielt hat. In den beiden zurückliegenden Partien waren es sogar alle acht Tore. Wächst da das nächste Toptalent des BVB heran?

Gorges: Keine Frage, elf Tore in drei Partien zu erzielen, ist eine außergewöhnliche Leistung. Wir haben aber nicht nur einen, sondern viele gute Spieler, von denen dann auch Paris wieder profitiert.

DFB.de: Welche besonderen Qualitäten bringt er mit?

Gorges: Er kann sich sehr gut durchzusetzen und ist dann vor dem gegnerischen Tor eiskalt. Aber auch Paris muss wissen, dass er noch Reserven hat und sich weiter verbessern muss. Aktuell hat er gegenüber dem einen oder anderen Gegenspieler auch noch körperliche Vorteile. Das wird nicht immer so bleiben. Mir gefällt aber seine Einstellung, denn er weiß genau, was er an der Mannschaft hat. So hatte er kürzlich Cole Campbell die Ausführung eines Elfmeters überlassen. Das zeigt, dass er nicht egoistisch denkt.

DFB.de: Trauen Sie ihm den Sprung in den Profifußball zu?

Gorges: Da bin ich mit einer Prognose zum jetzigen Zeitpunkt lieber vorsichtig. Er bringt - genau wie viele andere Spieler bei uns - gute Voraussetzungen mit, muss aber weiter konzentriert an sich arbeiten, um als nächsten Schritt den Sprung in die U 19 zu schaffen.

DFB.de: Befürchten Sie, dass Ihre Mannschaft im weiteren Saisonverlauf zu sehr von Brunners Toren abhängig sein könnte?

Gorges: Auch wenn es bei der bisherigen Torausbeute den Anschein haben mag, glaube ich das nicht. Wir haben noch eine Reihe weiterer torgefährlicher Spieler, die das schon bald auch in den Partien zeigen werden. Am Ende ist es aber auch egal, wer die Tore erzielt.

DFB.de: In der abgelaufenen Saison verpasste die U 17 der Borussia erstmals seit vielen Jahren die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Ist es das erklärte Ziel, diesmal wieder um den Titel mitzuspielen?

Gorges: Auch wenn die Entwicklung der einzelnen Spieler für uns am Wichtigsten ist: In jedem Wettbewerb, in dem wir starten, wollen wir auch möglichst das Maximale erreichen. Als Trainer ist es dabei mein erster Ansatz, dass wir eine echte Einheit formen und dass wir attraktiven Fußball spielen. Wenn uns beides gelingt, dann steigt auch automatisch die Wahrscheinlichkeit, Spiele zu gewinnen.

DFB.de: Auch Titelverteidiger FC Schalke 04 ist mit neun Punkten gestartet und hat noch kein Gegentor kassiert. Gehört der "Erzrivale" erneut zu den Hauptkonkurrenten?

Gorges: Davon gehe ich aus, denn auch Schalke 04 stellt nahezu in jedem Jahr ein schlagkräftiges Team. 

DFB.de: Heute geht es am 4. Spieltag gegen den 1. FC Köln. Wird die Partie der erste richtige Prüfstein in dieser Saison?

Gorges: Für mich war auch der VfL Bochum schon ein sehr guter Gegner, der uns viel abverlangt hat. Der Mannschaft traue ich in dieser Saison noch einiges zu. Natürlich gehört aber auch der 1. FC Köln in unserer Liga immer zu den ambitionierten Teams.

DFB.de: Sie arbeiten seit 2017 für den BVB, waren bislang für jüngere Jahrgänge verantwortlich. Jetzt traten Sie bei der U 17 die Nachfolge von Sebastian Geppert an, der Cheftrainer Edin Terzic bei den Profis als Assistent unterstützt. Sehen Sie Ihren neuen Job auch als große Chance an?

Gorges: Ich bin dem Verein auf jeden Fall sehr dankbar dafür, dass ich diese Möglichkeit bekomme. Das war auch schon bei meinem Amtsantritt der Fall, als mir auf Anhieb die U 15 anvertraut wurde. Das war alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Mir gefällt es im Juniorenbereich grundsätzlich sehr gut, die verschiedenen Aufgaben in den vergangenen Jahren haben mich auch persönlich wachsen lassen. Jetzt für eine Saison die U 17 trainieren zu dürfen und dann im Rahmen einer Rotation zur U 16 zurückzukehren, um dort den nächsten Jahrgang wieder auf die U 17 vorzubereiten, ist eine sehr spannende Aufgabe. Zweifellos steht die B-Junioren-Bundesliga mehr im Fokus, als es beispielsweise bei der U 15 oder U 16 der Fall ist.

DFB.de: Müssen Sie Ihre Arbeitsweise ein wenig umstellen?

Gorges: Was die Arbeit auf dem Platz und die Talentförderung angeht, eigentlich nicht. Ich habe jetzt aber mehr Mitarbeiter in meinem Team und entsprechend auch mehr Meinungen, die es zusammenzuführen gilt. Positiv dabei ist, dass die Arbeit besser aufgeteilt werden und ich mich dadurch noch mehr auf meine sportlichen Aufgaben konzentrieren kann.

DFB.de: Worauf kommt es Ihnen bei der Arbeit als Trainer besonders an?

Gorges: Meine wesentliche Aufgabe sehe ich darin, jeden einzelnen Spieler besser zu machen. Dazu möchte ich mit meinem Team für attraktiven Fußball stehen. Mein Credo ist, dass immer die besten Spieler auf den Platz gehören. Das heißt, ich halte nicht stur an einer bestimmten Grundordnung fest, sondern schaue, welches System am besten zu den Spielern passt. Wenn wir das gefunden haben, dann ziehen wir unsere Sache aber auch durch. Ich bin kein Freund davon, innerhalb von Spielen dauernd das System zu wechseln.

DFB.de: Sind die Wege zum Trainerteam der Profis besonders kurz, weil auch Edin Terzic und Sebastian Geppert schon im Nachwuchsbereich tätig waren?

Gorges: Auf jeden Fall. Sich schon etwas länger zu kennen und bereits eng zusammengearbeitet zu haben, kann definitiv nicht schaden. Mit Edin und Sebastian verbindet mich auch noch die gemeinsame Zeit an der Universität und bei der Studentenauswahl, mit der wir in Rom und Kiew sogar an zwei Europameisterschaften teilgenommen hatten. Es ist eine schöne Sache, dass wir uns jetzt auf dem Trainingsgelände in Brackel häufig über den Weg laufen. Auch für unsere jungen Spieler ist das auf Dauer sicherlich kein Nachteil.

DFB.de: Als aktiver Fußballer blieb Ihnen eine Profikarriere verwehrt. Sind Sie umso motivierter, es als Trainer nach oben zu schaffen?

Gorges: Es ist jetzt nicht mein Anspruch, in fünf oder zehn Jahren in der Bundesliga zu arbeiten, wenn Sie das meinen. Ich habe die Talentförderung von der Pike auf gelernt und fühle mich in diesem Bereich sehr wohl. Ich möchte meine Aufgabe maximal gut erfüllen. Alles Weitere wird sich ergeben.

DFB.de: Ist denn die höchstmögliche Ausbildung das Ziel?

Gorges: Auf jeden Fall würde ich sehr gerne in den nächsten Jahren die Pro Lizenz in Angriff nehmen. In dieser Saison hätte es nicht so gut gepasst, da ich gerade den neuen Trainerjob übernommen habe und privat demnächst zum ersten Mal Vater werde. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.

DFB.de: Sie haben schon in einigen Nachwuchsleistungszentren gearbeitet, etwa beim Hamburger SV, bei der TSG Hoffenheim, beim SV Sandhausen und beim VfL Bochum. Was unterscheidet den BVB von ihren vorherigen Klubs?

Gorges: Inhaltlich ist die Arbeit ähnlich, aber sonst ist alles größer - auf und neben dem Platz. Die Qualität der einzelnen Spieler ist höher, die Leistungsdichte innerhalb der Mannschaften größer, fast alle Rahmenbedingungen besser. Vor allem die extrem hohe Trainingsqualität hilft den Spieler bei ihrer Entwicklung entscheidend weiter.

DFB.de: Dafür ist aber auch der Sprung in den Profikader bei kaum einem Verein so groß wie beim BVB?

Gorges: Das stimmt. Aber es ist auch bei kleineren Vereinen nicht zwingend leicht. Unser Ziel ist und bleibt es, Toptalente an unsere eigene Bundesligamannschaft heranzuführen, eventuell auch über den Zwischenschritt bei unserer U 23. Sollte es später der eine oder andere Spieler bei einem anderen Bundesligisten oder auch "nur" in die 2. Bundesliga schaffen, ist das ebenfalls eine Bestätigung für unsere Arbeit.

DFB.de: Als gebürtiger Flensburger: Was gefällt Ihnen besonders am Ruhrgebiet?

Gorges: Ich bin jetzt seit mehr als zehn Jahren hier zu Hause und fühle mich sehr wohl. Nirgendwo gibt es so viele Fußballklubs auf so engem Raum. Die Region ist städtisch geprägt, aber dennoch auch sehr grün. Das gefällt mir sehr.

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