Bundestrainer Jürgen Klinsmann: "Zufrieden erst, wenn wir Weltmeister sind"

Bundestrainer Jürgen Klinsmann ist noch nicht am Ziel seiner Träume angelangt. Im aktuellen Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) verdeutlichte Klinsmann noch einmal, dass am Ende des Turniers der Gewinn der Weltmeisterschaft stehen soll. Am Dienstag wartet im WM-Halbfinale in Dortmund Italien auf die deutsche Mannschaft (21 Uhr/live im ZDF und bei Premiere).

Frage: Die deutsche Mannschaft steht unter den besten vier Mannschaften der Welt. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Turnierverlauf?

Jürgen Klinsmann: Für das, was wir vorhaben, gibt es derzeit das Wort zufrieden nicht. So eine WM treibt einen von Spiel zu Spiel mit einem permanenten Hunger. Man darf nach einem erfolgreichen Spiel aber nie zurückblicken, sondern direkt die nächstgrößere Aufgabe angehen. Zufriedenheit gibt es erst, wenn wir am nächsten Sonntag Weltmeister sind. Dafür werde ich meine ganze Energie einbringen.

Frage: Die Möglichkeit, dass die deutsche Mannschaft ins Spiel um Platz drei einzieht, besteht aber auch. Denkt man als Trainer daran?

Klinsmann: Nein. Wenn man in ein Turnier startet, darf man sich nur am Maximum orientieren und keine Worst-Case-Situation im Kopf haben. Mit einer solchen Denkweise gewinnt man keinen Blumentopf.

Frage: Glauben Sie, dass Ihre Spieler diese Philosophie verinnerlicht haben und für die nächsten Aufgaben bereit sind?

Klinsmann: Wir sind absolut überzeugt davon, dass die Spieler bereit sind, über ihre Grenzen zu gehen. Denn sie haben in den vergangenen Wochen gelernt, mit dieser Zielsetzung umzugehen. Am Anfang haben uns einige ausgelacht, als wir nach dem Vorrundenaus bei der EM das Ziel WM-Titel ausgegeben haben. Nun herrscht aber zum Glück eine ganz andere Denkweise, die wir durch harte Arbeit über fast zwei Jahre erreicht haben.

Frage: In vielen Kommentaren ist derzeit zu lesen, dass sich auch andere Gesellschaftsbereiche an ihrer Arbeit orientieren sollten, die zeige, das Erfolg planbar ist. Was halten Sie von diesen Komplimenten?

Klinsmann: Gar nichts. Ich ziehe keine Parallelen zu Politik, Wirtschaft oder anderen gesellschaflichen Gruppen. Denn das sind Arbeitsbereiche, von denen ich viel zu wenig Ahnung habe. Ich will nur meinen Job sehr gut machen und erwarte von mir selbst, dass ich alles tue, was in meinen Möglichkeiten steht, der Mannschaft zu helfen.

Frage: Mit Ihrer Philosophie go for it haben Sie aber anscheinend ganz Deutschland imponiert...

Klinsmann: "Die Denkweise go for it ist die einzige Chance. Vor allem im Spitzensport muss man total von sich überzeugt sein, wenn man etwas Großes erreichen will.

Frage: "Ist dafür auch ein so großer Aufwand nötig, wie Sie ihn im Vorfeld der WM betrieben haben und jetzt beim Turnier betreiben?

Klinsmann: Ja. Wir stehen als Trainer in der Verpflichtung, die optimalen Grundlagen und Möglichkeiten zu schaffen, wieder in die Weltspitze zu kommen - und das in allen Bereichen. Natürlich steckt man im Detail nicht drin. Aber wenn man optimale Voraussetzungen geschaffen hat, nimmt man den Spielern auch das Alibi weg, irgendetwas hätte innerhalb der Vorbereitung nicht gestimmt. Sie haben keine Ausreden mehr.

Frage: Was werden Sie denn in der Woche nach dem WM-Finale machen?

Klinsmann: Ich bin zunächst mal in Berlin, wo auch meine Familie ist. Und dann kümmern wir uns um den Urlaub. Ob wir dann in den Schwarzwald fahren oder woanders hin, steht noch nicht fest.

Frage: Sie haben lange in Italien gespielt. Ist das Halbfinale gegen die Azzurri deshalb ein besonderes Spiel für Sie?

Klinsmann: Der Wechsel nach Italien war damals der wichtigste Schritt in meiner Karriere. Ich bin aus dem Nest ausgeflogen und habe viel gelernt, vor allem in Sachen Toleranz. Dieser Lebensstil, diese Mentalität ist auch heute noch ein Teil von mir. Ich habe zwar einen persönlichen Bezug zu diesem Land und bin sehr dankbar. Aber das Halbfinale ist eine rein sportliche Konstellation, die wir mit alle Macht für uns entscheiden wollen. Da interessiert es mich nicht, gegen wen wir spielen.

Frage: Welche Rolle spielt bei diesem Spiel der Spielort Dortmund?

Klinsmann: Es ist gut zu wissen, dass wir in unserem Lieblingsstadion spielen. Die Atmosphäre kann man nicht toppen, das ist ein Vulkan, der brodelt - und der hoffentlich zum Ausbruch kommt. [sid]


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Bundestrainer Jürgen Klinsmann ist noch nicht am Ziel seiner Träume angelangt. Im aktuellen Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) verdeutlichte Klinsmann noch einmal, dass am Ende des Turniers der Gewinn der Weltmeisterschaft stehen soll. Am Dienstag wartet im WM-Halbfinale in Dortmund Italien auf die deutsche Mannschaft (21 Uhr/live im ZDF und bei Premiere).



Frage: Die deutsche Mannschaft steht unter den besten vier Mannschaften der Welt. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen
Turnierverlauf?



Jürgen Klinsmann: Für das, was wir vorhaben, gibt es derzeit das Wort zufrieden nicht. So eine WM treibt einen von Spiel zu Spiel mit einem permanenten Hunger. Man darf nach einem erfolgreichen Spiel aber nie zurückblicken, sondern direkt die nächstgrößere Aufgabe angehen. Zufriedenheit gibt es erst, wenn wir am nächsten Sonntag Weltmeister sind. Dafür werde ich meine ganze Energie einbringen.



Frage: Die Möglichkeit, dass die deutsche Mannschaft ins Spiel um Platz drei einzieht, besteht aber auch. Denkt man als Trainer daran?



Klinsmann: Nein. Wenn man in ein Turnier startet, darf man sich nur am Maximum orientieren und keine Worst-Case-Situation im Kopf haben. Mit einer solchen Denkweise gewinnt man keinen Blumentopf.



Frage: Glauben Sie, dass Ihre Spieler diese Philosophie
verinnerlicht haben und für die nächsten Aufgaben bereit sind?



Klinsmann: Wir sind absolut überzeugt davon, dass die Spieler bereit sind, über ihre Grenzen zu gehen. Denn sie haben in den vergangenen Wochen gelernt, mit dieser Zielsetzung umzugehen. Am Anfang haben uns einige ausgelacht, als wir nach dem Vorrundenaus bei der EM das Ziel WM-Titel ausgegeben haben. Nun herrscht aber zum Glück eine ganz andere Denkweise, die wir durch harte Arbeit über fast zwei Jahre erreicht haben.



Frage: In vielen Kommentaren ist derzeit zu lesen, dass sich auch andere Gesellschaftsbereiche an ihrer Arbeit orientieren sollten, die zeige, das Erfolg planbar ist. Was halten Sie von diesen Komplimenten?



Klinsmann: Gar nichts. Ich ziehe keine Parallelen zu Politik, Wirtschaft oder anderen gesellschaflichen Gruppen. Denn das sind Arbeitsbereiche, von denen ich viel zu wenig Ahnung habe. Ich will nur meinen Job sehr gut machen und erwarte von mir selbst, dass ich alles tue, was in meinen Möglichkeiten steht, der Mannschaft zu helfen.



Frage: Mit Ihrer Philosophie go for it haben Sie aber
anscheinend ganz Deutschland imponiert...



Klinsmann: "Die Denkweise go for it ist die einzige Chance. Vor allem im Spitzensport muss man total von sich überzeugt sein, wenn man etwas Großes erreichen will.



Frage: "Ist dafür auch ein so großer Aufwand nötig, wie Sie ihn im Vorfeld der WM betrieben haben und jetzt beim Turnier betreiben?



Klinsmann: Ja. Wir stehen als Trainer in der Verpflichtung, die optimalen Grundlagen und Möglichkeiten zu schaffen, wieder in die Weltspitze zu kommen - und das in allen Bereichen. Natürlich steckt man im Detail nicht drin. Aber wenn man optimale Voraussetzungen geschaffen hat, nimmt man den Spielern auch das Alibi weg, irgendetwas hätte innerhalb der Vorbereitung nicht gestimmt. Sie haben keine Ausreden mehr.



Frage: Was werden Sie denn in der Woche nach dem WM-Finale machen?



Klinsmann: Ich bin zunächst mal in Berlin, wo auch meine
Familie ist. Und dann kümmern wir uns um den Urlaub. Ob wir dann in den Schwarzwald fahren oder woanders hin, steht noch nicht fest.



Frage: Sie haben lange in Italien gespielt. Ist das Halbfinale gegen die Azzurri deshalb ein besonderes Spiel für Sie?



Klinsmann: Der Wechsel nach Italien war damals der wichtigste Schritt in meiner Karriere. Ich bin aus dem Nest ausgeflogen und habe viel gelernt, vor allem in Sachen Toleranz. Dieser Lebensstil, diese Mentalität ist auch heute noch ein Teil von mir. Ich habe zwar einen persönlichen Bezug zu diesem Land und bin sehr dankbar. Aber das Halbfinale ist eine rein sportliche Konstellation, die wir mit alle Macht für uns entscheiden wollen. Da interessiert es mich nicht, gegen wen wir spielen.



Frage: Welche Rolle spielt bei diesem Spiel der Spielort
Dortmund?



Klinsmann: Es ist gut zu wissen, dass wir in unserem
Lieblingsstadion spielen. Die Atmosphäre kann man nicht toppen, das ist ein Vulkan, der brodelt - und der hoffentlich zum Ausbruch kommt.