Brüseke: "Sind keine Kirmestruppe, die in einer Pommesliga spielt"

Große Überraschung im DFB-Pokal: Viertligist SC Verl steht nach dem Erfolg gegen Holstein Kiel im Achtelfinale. Matchwinner im Elfmeterschießen war Robin Brüseke. Im DFB.de-Interview direkt nach Spielende verrät der 26 Jahre alte SC-Torhüter, welcher Moment alles verändert hat.

DFB.de: Herr Brüseke, was ist Ihnen vor dem Elfmeterschießen durch den Kopf gegangen?

Robin Brüseke: Ich meine, dass ich noch nie in meinem Leben ein Elfmeterschießen gewonnen hatte. Daran musste ich denken. Im zweiten Augenblick habe ich mir dann vorgenommen, dass heute der Tag gekommen ist, an dem ich das ändern werde.

DFB.de: Und so ist es ja dann auch geschehen.

Brüseke: Aber nach den ersten drei Schüssen, bei denen ich keine Chance hatte, obwohl ich teilweise in der richtigen Ecke war, bin ich ins Zweifeln gekommen. Und dann hat auch noch Patrick Choroba bei uns verschossen. In dem Moment dachte ich, dass jetzt alles gegen uns läuft.

DFB.de: Doch dann haben Sie gegen Kiels Emmanuel Iyoha gehalten.

Brüseke: Das war überlebenswichtig, damit wir im Spiel bleiben. Ich war das der Mannschaft einfach schuldig, die bis dahin dem Zweitligisten einen unfassbaren Kampf geliefert hatte. Ich hatte mich natürlich im Vorfeld etwas auf die Kieler Schützen vorbereitet. Aber in der Hektik des Elfmeterschießens verliert man recht schnell den Überblick.

DFB.de: Trotzdem haben Sie später auch noch den Schuss von Phil Neumann pariert.

Brüseke: Irgendwann habe ich nur noch intuitiv gehandelt. Als ich den Schuss entschärft hatte, da wusste ich, dass wir durch sind.

DFB.de: Ihr Mitspieler Jan Schöppner musste aber noch verwandeln...

Brüseke: Ich hatte keinen Zweifel daran, dass ihm das gelingen wird. Ich habe einfach nur ein Stoßgebet zum Himmel geschickt. Zum Glück sind meine Bitten dort erhört worden. Ich wollte zu meinen Mitspielern rennen und mit ihnen gemeinsam jubeln. Aber da war schon das totale Chaos ausgebrochen. Solche Emotionen kann für einen Verein wie den SC Verl nur der DFB-Pokal auslösen. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Wir sind im siebten Fußballhimmel.

DFB.de: Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie jetzt im DFB-Pokal überwintern? Zusammen mit Bayern München und Borussia Dortmund, zum Beispiel.

Brüseke: Das hört sich für mich noch völlig unwirklich an. Ich kann es noch gar nicht glauben und einordnen. Das wird sicher noch ein paar Tage dauern. Unser Sieg gegen Augsburg in der ersten Runde war schon extrem geil. Dieser Sieg jetzt gegen Kiel toppt aber noch mal alles.

DFB.de: Am Sonntag ist die Auslosung. Wen wünschen Sie sich nun im Achtelfinale?

Brüseke: Das ist mir völlig egal. Hauptsache ein Heimspiel, alles andere spielt für mich keine Rolle. Jetzt sind sowieso nur noch echte Knaller im Wettbewerb. Egal, gegen wen wir spielen, wir werden Außenseiter sein. Wir haben gezeigt, dass wir uns in dieser Rolle sehr wohl fühlen.

DFB.de: Sie sind ein gefährlicher Außenseiter.

Brüseke: Ja, auf jeden Fall. Wir sind keine Kirmestruppe, die in einer Pommesliga spielt und sich zweimal in der Woche zum Kicken trifft. Wir betreiben die Sache schon ziemlich professionell und trainieren täglich. Wir haben einen ganz konkreten Plan. Solche Erlebnisse wie heute sind natürlich die absolute Krönung. Diesen Abend wird niemals jemand von uns vergessen, der heute auf dem Platz stand. Es war von der ersten Minute bis zum letzten Schuss im Elfmeterschießen ein Weltklasseerlebnis.

DFB.de: War es aus Ihrer Sicht auch ein verdienter Sieg?

Brüseke: Auf jeden Fall, ich würde sagen, dass wir verdient weitergekommen sind. Ich hatte das Gefühl, dass wir die bessere Mannschaft mit den klareren Gelegenheiten waren. Natürlich waren auch die Kieler gefährlich. Sie hatten zum Beispiel einen Lattenschuss in der Verlängerung. Aber auch wir hätten das Duell früher entscheiden können. Ich habe definitiv keinen Zwei-Klassen-Unterschied gesehen. Wir waren mindestens gleichwertig.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie erlebt?

Brüseke: Es war extrem intensiv und emotional. Unsere Fans haben uns unfassbar gepusht. Ich fand es unglaublich, wie sich meine Mitspieler in jeden Ball geschmissen haben. Das war einfach nicht normal. Wir haben extrem viel investiert für diesen Erfolg. Umso schöner ist es, dass wir uns für den Aufwand belohnt haben.

DFB.de: Und jetzt?

Brüseke: Gehen wir etwas essen und trinken. Ich muss mich mal irgendwo hinsetzen. Ich kann kaum noch stehen. Das liegt nicht am Alkohol. Das liegt daran, dass ich einfach völlig erschöpft bin. Ich möchte mich gar nicht in die Körper meiner Mitspieler versetzen, die 120 Minuten den Platz hoch- und runtergerannt sind. Ich weiß nicht, wie die noch einen Schritt vor den anderen setzen können.

DFB.de: Also geht es nach dem Essen direkt ins Bett zur Regeneration?

Brüseke: Ganz sicher nicht. Nach so einem Ereignis kann man nicht schlafen gehen. Wir sind alle noch voller Adrenalin. Wir machen jetzt die Nacht zum Tag. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Heute ist für uns ein Feiertag, heute wird gefeiert.

DFB.de: Am Wochenende geht es in der Regionalliga West schon weiter. Ist Ihr Trainer Guerino Capretti mit dem Plan einverstanden?

Brüseke: Bis Samstag sind wir wieder voll fit, dann empfangen wir die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Wir werden da genauso engagiert und motiviert auftreten wie gegen Kiel. Wir haben eine Mission, wir sind heiß und wollen möglichst jedes Spiel gewinnen. Wir haben einen richtigen geilen Lauf, den wir fortsetzen wollen.

DFB.de: Endet dieser Lauf dann zwangsläufig mit dem Aufstieg in die 3. Liga?

Brüseke: Das werden wir sehen. Im Fußball kann es ganz schnell in beide Richtungen gehen. Wir sind jetzt Tabellenführer in der Regionalliga West und wollen diese Position verteidigen und am besten ausbauen. Wir haben jedoch starke Konkurrenten, die auch hoch wollen. Der Weg in die 3. Liga ist noch weit - aber das ist unser Ziel.

[sw]

Große Überraschung im DFB-Pokal: Viertligist SC Verl steht nach dem Erfolg gegen Holstein Kiel im Achtelfinale. Matchwinner im Elfmeterschießen war Robin Brüseke. Im DFB.de-Interview direkt nach Spielende verrät der 26 Jahre alte SC-Torhüter, welcher Moment alles verändert hat.

DFB.de: Herr Brüseke, was ist Ihnen vor dem Elfmeterschießen durch den Kopf gegangen?

Robin Brüseke: Ich meine, dass ich noch nie in meinem Leben ein Elfmeterschießen gewonnen hatte. Daran musste ich denken. Im zweiten Augenblick habe ich mir dann vorgenommen, dass heute der Tag gekommen ist, an dem ich das ändern werde.

DFB.de: Und so ist es ja dann auch geschehen.

Brüseke: Aber nach den ersten drei Schüssen, bei denen ich keine Chance hatte, obwohl ich teilweise in der richtigen Ecke war, bin ich ins Zweifeln gekommen. Und dann hat auch noch Patrick Choroba bei uns verschossen. In dem Moment dachte ich, dass jetzt alles gegen uns läuft.

DFB.de: Doch dann haben Sie gegen Kiels Emmanuel Iyoha gehalten.

Brüseke: Das war überlebenswichtig, damit wir im Spiel bleiben. Ich war das der Mannschaft einfach schuldig, die bis dahin dem Zweitligisten einen unfassbaren Kampf geliefert hatte. Ich hatte mich natürlich im Vorfeld etwas auf die Kieler Schützen vorbereitet. Aber in der Hektik des Elfmeterschießens verliert man recht schnell den Überblick.

DFB.de: Trotzdem haben Sie später auch noch den Schuss von Phil Neumann pariert.

Brüseke: Irgendwann habe ich nur noch intuitiv gehandelt. Als ich den Schuss entschärft hatte, da wusste ich, dass wir durch sind.

DFB.de: Ihr Mitspieler Jan Schöppner musste aber noch verwandeln...

Brüseke: Ich hatte keinen Zweifel daran, dass ihm das gelingen wird. Ich habe einfach nur ein Stoßgebet zum Himmel geschickt. Zum Glück sind meine Bitten dort erhört worden. Ich wollte zu meinen Mitspielern rennen und mit ihnen gemeinsam jubeln. Aber da war schon das totale Chaos ausgebrochen. Solche Emotionen kann für einen Verein wie den SC Verl nur der DFB-Pokal auslösen. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Wir sind im siebten Fußballhimmel.

DFB.de: Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie jetzt im DFB-Pokal überwintern? Zusammen mit Bayern München und Borussia Dortmund, zum Beispiel.

Brüseke: Das hört sich für mich noch völlig unwirklich an. Ich kann es noch gar nicht glauben und einordnen. Das wird sicher noch ein paar Tage dauern. Unser Sieg gegen Augsburg in der ersten Runde war schon extrem geil. Dieser Sieg jetzt gegen Kiel toppt aber noch mal alles.

DFB.de: Am Sonntag ist die Auslosung. Wen wünschen Sie sich nun im Achtelfinale?

Brüseke: Das ist mir völlig egal. Hauptsache ein Heimspiel, alles andere spielt für mich keine Rolle. Jetzt sind sowieso nur noch echte Knaller im Wettbewerb. Egal, gegen wen wir spielen, wir werden Außenseiter sein. Wir haben gezeigt, dass wir uns in dieser Rolle sehr wohl fühlen.

DFB.de: Sie sind ein gefährlicher Außenseiter.

Brüseke: Ja, auf jeden Fall. Wir sind keine Kirmestruppe, die in einer Pommesliga spielt und sich zweimal in der Woche zum Kicken trifft. Wir betreiben die Sache schon ziemlich professionell und trainieren täglich. Wir haben einen ganz konkreten Plan. Solche Erlebnisse wie heute sind natürlich die absolute Krönung. Diesen Abend wird niemals jemand von uns vergessen, der heute auf dem Platz stand. Es war von der ersten Minute bis zum letzten Schuss im Elfmeterschießen ein Weltklasseerlebnis.

DFB.de: War es aus Ihrer Sicht auch ein verdienter Sieg?

Brüseke: Auf jeden Fall, ich würde sagen, dass wir verdient weitergekommen sind. Ich hatte das Gefühl, dass wir die bessere Mannschaft mit den klareren Gelegenheiten waren. Natürlich waren auch die Kieler gefährlich. Sie hatten zum Beispiel einen Lattenschuss in der Verlängerung. Aber auch wir hätten das Duell früher entscheiden können. Ich habe definitiv keinen Zwei-Klassen-Unterschied gesehen. Wir waren mindestens gleichwertig.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie erlebt?

Brüseke: Es war extrem intensiv und emotional. Unsere Fans haben uns unfassbar gepusht. Ich fand es unglaublich, wie sich meine Mitspieler in jeden Ball geschmissen haben. Das war einfach nicht normal. Wir haben extrem viel investiert für diesen Erfolg. Umso schöner ist es, dass wir uns für den Aufwand belohnt haben.

DFB.de: Und jetzt?

Brüseke: Gehen wir etwas essen und trinken. Ich muss mich mal irgendwo hinsetzen. Ich kann kaum noch stehen. Das liegt nicht am Alkohol. Das liegt daran, dass ich einfach völlig erschöpft bin. Ich möchte mich gar nicht in die Körper meiner Mitspieler versetzen, die 120 Minuten den Platz hoch- und runtergerannt sind. Ich weiß nicht, wie die noch einen Schritt vor den anderen setzen können.

DFB.de: Also geht es nach dem Essen direkt ins Bett zur Regeneration?

Brüseke: Ganz sicher nicht. Nach so einem Ereignis kann man nicht schlafen gehen. Wir sind alle noch voller Adrenalin. Wir machen jetzt die Nacht zum Tag. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Heute ist für uns ein Feiertag, heute wird gefeiert.

DFB.de: Am Wochenende geht es in der Regionalliga West schon weiter. Ist Ihr Trainer Guerino Capretti mit dem Plan einverstanden?

Brüseke: Bis Samstag sind wir wieder voll fit, dann empfangen wir die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Wir werden da genauso engagiert und motiviert auftreten wie gegen Kiel. Wir haben eine Mission, wir sind heiß und wollen möglichst jedes Spiel gewinnen. Wir haben einen richtigen geilen Lauf, den wir fortsetzen wollen.

DFB.de: Endet dieser Lauf dann zwangsläufig mit dem Aufstieg in die 3. Liga?

Brüseke: Das werden wir sehen. Im Fußball kann es ganz schnell in beide Richtungen gehen. Wir sind jetzt Tabellenführer in der Regionalliga West und wollen diese Position verteidigen und am besten ausbauen. Wir haben jedoch starke Konkurrenten, die auch hoch wollen. Der Weg in die 3. Liga ist noch weit - aber das ist unser Ziel.

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